Wisper

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Wisper
Wisper in der Ortslage von Lorch

Wisper in der Ortslage von Lorch

Daten
Gewässerkennzahl DE: 256
Lage Taunus, Hessen
Flusssystem Rhein
Abfluss über Rhein → Nordsee
Quelle in Heidenrod, 250 m östlich der Ortslage von Mappershain
50° 10′ 14″ N, 8° 0′ 11″ O
Quellhöhe 483 m ü. NN
Mündung in den Rhein in Höhe des Stadtkerns von LorchKoordinaten: 50° 2′ 34″ N, 7° 48′ 4″ O
50° 2′ 34″ N, 7° 48′ 4″ O
Mündungshöhe 72,7 m ü. NN
Höhenunterschied 410,3 m
Sohlgefälle 14 ‰
Länge 29,7 km
Einzugsgebiet 209,002 km²
Linke Nebenflüsse Fischbach, Gladbach, Ernstbach
Rechte Nebenflüsse Herzbach, Werkerbach, Tiefenbach
Kleinstädte Lorch
Gemeinden Mappershain, Wisper, Geroldstein

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Wispertal (2010)
Wispersee (2012)
Wispertal bei Lorch (2001)

Die Wisper ist ein 29,715 km langer, rechter Nebenfluss des Rheins im Wispertaunus in Hessen, Deutschland.

Bekannt ist der Wisperwind, eine besonders in den Morgenstunden aus dem Wispertal gegen das Rheintal gerichtete kalte Luftströmung.

Verlauf

Die Wisperquelle liegt im westlichen Taunus auf dem Gebiet von Heidenrod, etwa 250 m östlich der Ortslage von Mappershain und ebenso weit südlich der Abfahrt von der Bundesstraße 260 zu diesem Ort. Die Wisper fließt in südwestlicher Richtung durch ein stilles, an landschaftlichen Schönheiten reiches, waldiges Tal. Das Tal ist sehr wenig besiedelt. Die einzige beiderseits der Wisper gelegene Ortschaft ist Geroldstein.

Vom Zusammenfluss mit dem Fischbach an bis zum Rhein wird die Wisper von der Landesstraße 3033, der sogenannten Wisperstraße, begleitet. Von der Einmündung des Gladbachs an bis zur Brücke der Landesstraße 3272 nach Presberg (Luftlinie 10,5 km) windet sich das Wispertal sehr tief und eng eingeschnitten 16 km lang und reich an engen Kurven durch den Taunus. Von da an weitet sich das Tal nach Lorch und mündet nahe dem Stadtkern in den Rhein.

Geografische Lage

Der größte Teil des Talsystems der Wisper gehört zur naturräumlichen Untereinheit Wispertaunus, die zum westlichen Hintertaunus zählt. Der Wispertaunus hat den Landschaftstyp einer reinen Waldlandschaft, die tief zertalt ist und nur auf wenigen Bergrücken Raum für kleine dörfliche Siedlungen bietet, besonders über den nördlichen rechten Seitentälern. Hier liegen von West nach Ost: Ransel, Wollmerschied, Espenschied, Dickschied, Hilgenroth, Nauroth, Springen und Wisper. In ähnlicher Höhenlage ist über den südlichen linken Seitentälern nur Presberg gelegen. Die Zahl der Talsiedlungen ist wesentlich geringer. Im Nordwesten ist in dem tiefen und engen Einschnitt des Tiefenbach Sauerthal gelegen, weniger wegen geografischer Vorzüge als vielmehr wegen seiner historischen Grenzlage in einem Gebiet einstmals wertvoller Schiefergruben. Auch im Südosten gibt es noch drei Talsiedlungen: Niedergladbach, Obergladbach und Fischbach. Ansonsten liegen hier große zusammenhängende Waldgebiete wie der Hinterlandswald, die diesen Naturraum besonders schutzwürdig machen. Mehr als ein Drittel der Fläche des Wispertaunus ist als FFH-Gebiet ausgewiesen. [2]

Geschichte

Das Wispertal war die nördliche Grenzregion des Rheingaus. Zur Grenzsicherung wurden im Mittelalter beiderseits der Grenze mehrere Burgen errichtet. An erster Stelle ist hier die Burg Rheinberg der Rheingauer Rheingrafen zu nennen, ferner die heutige Burg Schwarzenberg bei Geroldstein, die Lauksburg bei der Laukenmühle, die Kammerburg und die Sauerburg.

Von 1919 bis zur Ruhrbesetzung 1923 gehörte ein schmaler Streifen im Norden des Wispertales von Lorch über Ransel, Wollmerschied, Welterod, Strüth, Zorn und Egenroth nach Laufenselden zum Freistaat Flaschenhals, einem winzigen Gebiet, das am rechten Rheinufer von der Alliierten Rheinlandbesetzung ausgenommen war und vom Rest der Weimarer Republik aus nur über unwegsames Gebiet zu erreichen war.

Geomorphologie

Beim Wispertal handelt es sich um ein ausgeprägtes, enges Sohlenkerbtal bis Kerbtal mit teils ausgeprägter Talasymmetrie. Einer der Gründe dafür sind bis zu 10 Meter mächtige, einseitige Lössschleppen an den Osthängen, die an den Westhängen fast vollständig fehlen. Die Aue der Wisper ist besonders im Unterlauf mit unterschiedlich mächtigen, mehr oder minder skeletthaltigen Auelehmdecken bedeckt. Sie sind nachgewiesenermaßen die Folge historischer Entwaldung im Einzugsgebiet und werden heute kaum noch weiter gebildet [3].

Flora und Fauna

Die Wisper ist ein gering-, teilweise sogar unbelastetes Gewässersystem mit den Güteklassen I und I-II. Die wenigen mittlerweile meist geklärten Abwassereinleitungen im Oberlauf einiger abflussarmer Nebenläufe erholen sich durch die gut funktionierende Selbstreinigungskraft der Wisper schnell.

Der Unterlauf der Wisper ist durchgängig für Wanderfische. Im Jahre 2003 haben sich erstmals wieder aus dem Meer zurückgekehrte Lachse in der Wisper fortgepflanzt. Weiterhin kommen noch Bach- und Meerforelle in der Wisper vor[4].

Die Flora ist geprägt durch große klimatische Unterschiede, geringe menschliche Einflussnahme und reichhaltige Standortfaktoren. Im Wispergebiet, das zum großen Teil als FFH-Gebiet ausgewiesen ist, wachsen viele seltene Pflanzenarten, wie zum Beispiel Orchideen.

Attraktionen

Gasthaus zur Kammerburg, unterhalb der gleichnamigen Burgruine (2008)

Neben der bei Motorradfahrern beliebten kurvenreichen Strecke, die mittlerweile aus Lärm- und Unfallvermeidungsgründen auf 60 km/h beschränkt ist, finden sich die folgenden Ruinen im Wispertal (von der Quelle bis zur Mündung):

"Sanfter Tourismus" im Wispertal

Cafe Alte Villa im Wispertal unterhalb der Burgruine Rheinberg (2013)

Ein Netz von Wanderwegen durchzieht das touristisch noch wenig bekannte Wispertal, der neueste heißt WispertalSteig; in der Nähe der Burgen gibt es einige Ausflugsgaststätten, die als lokale Spezialität die Wisperforelle anbieten; mehrere Forellenzuchtbetriebe gibt es insbesondere auf dem Abschnitt zwischen dem weiträumigen Firmengelände des Verpackungsherstellers Schlaadt und der Alten Villa, einem ehemaligen Jagdhaus, das seine heutige heterogene Gestalt teilweise im Jugendstil und teilweise in Fachwerk im 19. Jahrhundert erhielt. Auch ehemalige Mühlen an der Wisper sind zu Restaurationsbetrieben umfunktioniert.

Wispertalsperre

Das Konzept einer Wispertalsperre zur Wasserversorgung wurde in den 1950er und 1960er Jahren geplant, jedoch nie umgesetzt. Für die Planungen siehe die Weiltalsperre.

Einzelnachweise

  1. Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Steckbrief Oberflächenwasserkörper Wisper
  2. BfN: Landschaftssteckbrief 30404 Wispertaunus
  3. Stolz , C. & J. Grunert (2008): Floodplain sediments of some streams in the Taunus and Westerwald MTs., Western Germany, as evidence of historical land use. In: Zeitschrift für Geomorphologie, 52, pp. 349-373.
  4. Stand der Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses (Salmo salar L.) in der Wisper (Hessen) Bericht 2009 (PDF-Datei; 3,98 MB)

Weblinks