Wolfgang Welt

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Wolfgang Welt (* 31. Dezember 1952 in Bochum; † 19. Juni 2016 ebenda[1]) war ein deutscher Schriftsteller.[2]

Leben

In den achtziger Jahren war Welt als freier Musikjournalist für verschiedene Zeitschriften wie Sounds, Musikexpress oder Marabo sowie für die bei Rowohlt erschienene Anthologie Rock Session tätig. Bekannt wurde Welt durch seine mitunter polemischen Kritiken. Den Liedermacher Heinz-Rudolf Kunze bezeichnete er beispielsweise als „singenden Erhard Eppler“.[3]

Nach einer psychischen Erkrankung, über die er in seinen autobiographischen Texten erzählt, beendete er seine Journalistenlaufbahn. Seit 1983 arbeitete er als Nachtportier, davon seit 1991 ununterbrochen im Schauspielhaus Bochum.[4] Er starb am 19. Juni 2016 nach kurzer, schwerer Krankheit.[5]

Werk

Das Hauptwerk des Buddy-Holly-Verehrers, Literaten und Fußball-Fans Welt besteht aus einer autobiographischen Romanreihe mit den Romanen Peggy Sue, Der Tick und Der Tunnel am Ende des Lichts, Doris hilft und Fischsuppe. In ihnen beschreibt Wolfgang Welt seinen Weg durch die 1980er-Jahre mit Rückwendungen in die Abiturszeit um 1970 bis zum Jahr 2005 (Fischsuppe , Seite 82 (letzte Seite) : „Hartmann hörte auf. Für ihn kam Elmar Goerden.“

Eine erste Sammlung seiner Werke ist 2006 unter dem Titel Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe (Suhrkamp) erschienen. Jahrelang als Geheimtipp ein Außenseiter des Literaturbetriebs – von der im Konkret-Literatur-Verlag erschienenen Erstausgabe von Peggy Sue wurden nur wenige hundert Exemplare verkauft –, erreicht Wolfgang Welt seit der Resonanz auf die Suhrkamp-Ausgabe seines Schaffens (zum Beispiel Artikel in Spex, „Buch des Monats“ in konkret und Porträts in der taz) ein breiteres Publikum. Schon die Wiederveröffentlichung 1997 im inzwischen wieder eingestellten Kleinverlag Edition XPlora fand ein beachtliches Echo u.a. im Spiegel. Kritiker schätzen Welts dichte Beschreibung des Ruhrgebiets und dessen amüsant-süffige Berichte aus dem Nachtleben und den Popzeitschriften-Redaktionen der 1980er-Jahre. „Ich will einigen Leuten ein Denkmal setzen, die sonst nicht mal einen Grabstein kriegen würden.“ „Er wollte das Glück beschreiben, das einer empfinden kann, der vom Leben nichts weiter erwartet als dass es ihn in Ruhe trinken und schreiben lässt.“[6]

Dieses Zitat aus Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe – die Originalfassung der Erzählung wurde zuerst veröffentlicht in der 1982 von Diedrich Diederichsen im Kübler Verlag herausgegebenen Anthologie „Staccato. Musik und Leben“ – ist ein verborgenes Leitmotiv für dessen gesamtes literarisches Œuvre, in dem der Autor wie in „Herbert Grönemeyer lebt hier nicht mehr“, das zuerst 1993 in der taz erschien, immer wieder auf den Alltag in seiner Heimat zurückkommt.

Während kurz nach der Wiederveröffentlichung von Peggy Sue die sogenannte Pop-Literatur (Christian Kracht, Benjamin von Stuckrad-Barre) boomte, blieb Welt eine Randfigur, dessen Erzählungen aus den 1980er Jahren, u. a. veröffentlicht in den Sonderheften „Literatur Konkret“ bzw. „Sexualität Konkret“, jedoch von einer kleinen Fan-Gemeinde als stilbildend für das Genre anerkannt werden.

Zu seinen literarischen Förderern zählten der Regisseur Leander Haußmann, der Literaturkritiker Willi Winkler, der langjährige Suhrkamp-Lektor Hans-Ulrich Müller-Schwefe sowie Peter Handke, der sich im Frankfurter Traditionshaus für das Werk von Welt einsetzte. Mit Hermann Lenz pflegte er einen sich über 17 Jahre erstreckenden Briefwechsel.[7] Die Veranstalter des Kölner Literaturfestivals lit.cologne luden Welt 2007 unter dem Titel „Wolfgang Welt berichtet aus Wolfgangs Welt“ zu einer Werkschau ein, der WDR widmete Welt unter dem Titel „Ein Abend mit Peggy Sue“ ein ausführliches Rundfunk-Feature.

2002 erhielt Welt ein Hermann-Lenz-Stipendium.

Im Juni 2014 wurde auf Initiative des Schriftstellers Marc Degens die Unterschriftenliste „Dreißig für Wolfgang Welt“ veröffentlicht. Darin forderten 30 namhafte Schriftsteller, Journalisten und Literaturwissenschaftler, unter ihnen Peter Handke, Dietmar Dath und Willi Winkler, Wolfgang Welt mit dem Literaturpreis Ruhr auszuzeichnen.[8]

Werke

  • Peggy Sue, Roman, Vorwort von Leander Haußmann, Konkret Literatur Verlag, Hamburg 1986, ISBN 3-922144-62-4 (Weitere Ausgaben: 1997 in der Edition XPlora; Taschenbuchausgabe 1999 bei Heyne).
  • Der Tick, Roman, Wilhelm Heyne Verlag, München 1999, ISBN 3-453-18986-8.
  • Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe. Drei Romane, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-518-45776-4. Diese Sammlung enthält Peggy Sue, die titelgebende Erzählung, Der Tick, Der Tunnel am Ende des Lichts und einige kleinere Texte Wolfgang Welts.
  • Doris hilft, Roman, Nachwort von Willy Winkler. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009, ISBN 3-518-46051-X.
  • Martin Willems (Hrsg.): Ich schrieb mich verrückt: Texte von Wolfgang Welt 1979–2011. Mit einem Vorwort von Peter Handke, Klartext, Essen 2012, ISBN 978-3-8375-0747-8.
  • Fischsuppe, Engstler Verlag, Ostheim/Rhön 2014, ISBN 978-3-941126-57-2.

Sekundärliteratur

  • Steffen Stadthaus, Martin Willems (Hrsg.): „Über Alles oder Nichts.“ Annäherungen an das Werk von Wolfgang Welt. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-89528-996-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Pop-Literat: Wolfgang Welt ist tot. Spiegel Online, 20. Juni 2016.
  2. Wolfgang Welt. In: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 2014/2015: Band II: P–Z. Walter De Gruyter Incorporated, 2014, S. 1130, ISBN 978-3-11-033720-4.
  3. Frank Schäfer: Subterranean Bochum Blues. Rolling Stone, 3. Oktober 2001, abgerufen am 21. Juni 2016.
  4. Alexander Runte: Schriftsteller Wolfgang Welt: Der Typ von der Tür. Sueddeutsche.de, 17. Mai 2010, abgerufen am 21. Juni 2016.
  5. Das Schauspielhaus Bochum trauert um Wolfgang Welt. Mitteilung des Schauspielhauses Bochum auf Facebook, abgerufen am 21. Juni 2016.
  6. Hilmar Klute: Pott raus, Glück rein. Der Schriftsteller Wolfgang Welt ist tot. In: Süddeutsche Zeitung vom 21. Juni 2016, S. 12.
  7. Marc Degens: Der WoW-Effekt. Eine Einladung, Wolfgang Welt zu lesen: Was der am vergangenen Sonntag gestorbene Bochumer Schriftsteller geleistet hat, prägt heute die jungen Autoren. Was macht diesen Kultautor aus? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. Juni 2016, S. 18.
  8. Dreißig für Wolfgang Welt. satt.org, 15. Juni 2014, abgerufen am 21. Juni 2016.