Zelle R 17

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Film
Titel Zelle R 17
Originaltitel Brute Force
Produktionsland Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1947
Länge 98 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Jules Dassin
Drehbuch Richard Brooks
Produktion Mark Hellinger
Musik Miklós Rózsa
Kamera William H. Daniels
Schnitt Edward Curtiss
Besetzung

Zelle R 17 (Originaltitel: Brute Force) ist ein in Schwarzweiß gedrehtes US-amerikanisches Filmdrama von Jules Dassin aus dem Jahr 1947. Der Film entstand nach einer Erzählung von Robert Patterson und vereint Elemente des Film noir und des Gefängnisfilms.

In der Haftanstalt Westmore leiden die Insassen unter den Übergriffen des sadistischen Oberaufsehers Munsey. Die Häftlinge wiederum gehen mit ebensolcher Brutalität gegen Spitzel in den eigenen Reihen vor. Als die Situation unerträglich wird, plant eine Handvoll Männer den Ausbruch.

Handlung

An einem regnerischen Morgen schauen vier Zelleninsassen aus einem Fenster des Westmore-Gefängnisses und sehen, dass ihr Zellengenosse Joe Collins aus der Isolationshaft kommt. Joe ist wütend und spricht von Ausbruch. Während die Wärter, befehligt von dem sadistischen Oberaufseher Munsey, versuchen, die Disziplin aufrechtzuerhalten, warnt der Gefängnisarzt, die Haftanstalt sei ein Pulverfass, das explodieren würde, wenn man nicht vorsichtig sei.

Joes Anwalt erzählt ihm bei einem Besuch, Joes Frau Ruth würde sich erst einer notwendigen Operation unterziehen, wenn Joe dabei sei, obwohl sie in Lebensgefahr schwebt. In der Gefängniswerkstatt töten die Häftlinge ihren Mithäftling Wilson, der mit Munsey kollaboriert und Joes Isolationshaft verschuldet hat, indem sie ihn in eine Presse abdrängen. Joe hat durch eine Visite beim Gefängnisarzt ein Alibi.

Joe ersucht den Mithäftling Gallagher um Hilfe für einen Ausbruch, doch der hat Aussicht auf eine vorzeitige Entlassung, die er nicht aufs Spiel setzen will. Erst als ein Häftling durch Munsey in den Selbstmord getrieben wird und die Gefängnisleitung alle Privilegien widerruft ist Gallagher bereit, mit Joe einen Plan auszuhecken. Durch die Erstürmung eines Wachturms wollen sie die Kontrolle der Zugbrücke, der einzigen Zufahrt zum Gefängnis, an sich reißen. Doch das Vorhaben wird verraten, die Insassen beginnen eine Revolte, die brutal und blutig niedergeschlagen wird. Joe und Munsey kommen beim Kampf um den Wachturm ums Leben.

Hintergrund

Die einzigen weiblichen Charaktere des Films sind in kurzen Rückblenden zu sehen. Diese waren ursprünglich nicht vorgesehen, wurden jedoch von Produzent Mark Hellinger gegen den Willen des Regisseurs Jules Dassin durchgesetzt.[1]

Wegen der für damalige Verhältnisse expliziten Gewaltdarstellung kam es zu erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Produzent Hellinger und Joseph Breen, dem damaligen Vorsitzenden der amerikanischen Zensurbehörde. Schlussendlich mussten nur einige wenige Szenen abgeschwächt werden, aber die Fehde führte zum unwiderruflichen Bruch zwischen den vormals befreundeten Männern.[2]

Gleich drei Mitwirkende an dem Film wurden kurz darauf Opfer des Komitees für unamerikanische Umtriebe und erhielten Berufsverbot: Regisseur Dassin, Darsteller Art Smith (Gefängnisarzt) und Roman Bohnen, der einen der Wärter spielt.[3]

Der Film startete im Juni/Juli 1947 in den USA,[4] in Deutschland am 27. Oktober 1950.[5]

Kritiken

  • Das Lexikon des internationalen Films bezeichnete den Film als ein „hartes Melodram, nicht nur hinsichtlich der Darsteller ein Film großer Namen aus dem alten Erzählkino Hollywoods.“[5]
  • Christoph Huber auf Filmzentrale.com: „Dassins klarer, ernüchterter, packender Blick auf die Machtverhältnisse – „Kindness is weakness and weakness makes followers, not leaders“ – ist bei aller Härte nur eine ungenügende Vorwarnung für den Showdown. […] Einen gnadenloseren, brutaleren, verzweifelteren Schluss gibt es in der Geschichte des ganzen Hollywoodkinos nicht.“[6]
  • Michael Kienzl auf Critic.de: „Die Amerikaner haben zwar den Weltkrieg gewonnen, der kleine Krieg gegen die Unterdrückung – das macht Dassin von Anfang an klar – kann aber nur verloren werden. Wenn sich der resignierte, alkoholkranke Gefängnisarzt am Schluss dem Publikum zuwendet und den erschütternden Schlusssatz „Nobody ever really escapes“ spricht, sollte das den Zuschauern von damals nicht nur zeigen, dass sich Kriminalität nicht lohnt und ein Ausbruch schon gleich gar nicht, es bringt auch noch einmal die Aussage eines zutiefst nihilistischen Werks auf den Punkt: In einem zerstörerischen System kann man nur scheitern.“[7]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zelle R 17 auf Turner Classic Movies, abgerufen am 8. Juni 2012.
  2. Booklet der Criterion Collection DVD von Zelle R 17.
  3. Zelle R 17 in der Internet Movie Database.
  4. Am 30. Juni 1947 laut Internet Movie Database, am 16. Juli 1947 laut Turner Classic Movies.
  5. a b Zelle R 17 im Lexikon des internationalen Films.
  6. Rezension auf Filmzentrale.com, abgerufen am 8. Juni 2012.
  7. Filmkritik auf Critic.de, abgerufen am 19. Juni 2013.