„Joachim Meisner“ – Versionsunterschied

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=== Position Meisners zu Kult und Kultur ===
=== Position Meisners zu Kult und Kultur ===


Im September 2007 erklärte Meisner bei einer Ansprache zur Eröffnung des Neubaus des [[Kolumba (Museum)|Erzbischöflichen Diözesanmuseums]], dass er die [[Kultur]] an die Gottesverehrung gebunden sehe: „Vergessen wir nicht, dass es einen unaufgebbaren Zusammenhang zwischen Kultur und Kult gibt. Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kultus im Ritualismus, und die Kultur entartet. Sie verliert ihre Mitte.“ Dieser Satz wurde wegen der begrifflichen Nähe zum nationalsozialistischen [[Idiom]] der „[[Entartete Kunst|Entarteten Kunst]]“, aber auch wegen der inhaltlichen Aussage<ref>[[Deutschlandfunk]] vom 17. September 2007: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/670589/ Interview mit PEN-Präsident Strasser]</ref> durch Parteien, Medien und das [[Zentralkomitee der deutschen Katholiken]] kritisiert. Das Erzbistum Köln wies die Kritik zurück. <ref>WDR-Kultur Online vom 23. September 2007: [http://www.wdr.de/themen/kultur/3/kolumba_kunstmuseum_koeln/070915.jhtml ''Nach Äußerung über „entartete“ Kultur Erzbistum Köln verteidigt seinen Kardinal'']</ref>
Im September 2007 erklärte Meisner bei einer Ansprache zur Eröffnung des Neubaus des [[Kolumba (Museum)|Erzbischöflichen Diözesanmuseums]], dass er die [[Kultur]] an die Gottesverehrung gebunden sehe: „Vergessen wir nicht, dass es einen unaufgebbaren Zusammenhang zwischen Kultur und Kult gibt. Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kultus im Ritualismus, und die Kultur entartet. Sie verliert ihre Mitte.“ Dieser Satz wurde wegen der begrifflichen Nähe zum nationalsozialistischen [[Idiom]] der „[[Entartete Kunst|Entarteten Kunst]]“, aber auch wegen der inhaltlichen Aussage<ref>[[Deutschlandfunk]] vom 17. September 2007: [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/670589/ Interview mit PEN-Präsident Strasser]</ref> durch Parteien, Medien und das [[Zentralkomitee der deutschen Katholiken]] kritisiert. Das Erzbistum Köln wies die Kritik zurück.<ref>WDR-Kultur Online vom 23. September 2007: [http://www.wdr.de/themen/kultur/3/kolumba_kunstmuseum_koeln/070915.jhtml ''Nach Äußerung über „entartete“ Kultur Erzbistum Köln verteidigt seinen Kardinal'']</ref> Der Tagesanzeiger<ref>Tagesanzeiger 8.10. 2007.</ref> sowie der Zentralrat der Juden<ref>„Kardinal Meisner geistiger Brandstifter“ http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Titelseite;art692,2380313.</ref> nannte ihn einen „notorischen geistigen Brandstifter“.


Kurz zuvor hatte Meisner Aufsehen erregt, als er das vom Hohen Metropolitan-, Kathedral- und Domkapitel zu Köln in Auftrag gegebene, von dem Künstler [[Gerhard Richter]] abstrakt gestaltete, am 25. August 2007 eingeweihte neue Südquerhausfenster des [[Kölner Dom]]s missbilligte. Dieses spiegele nicht deutlich den katholisch-christlichen Glauben wider. „Das Fenster passt nicht in den Dom. Es passt eher in eine Moschee oder ein Gebetshaus“, befand der Erzbischof.<ref>[http://www.faz.net/s/RubEBED639C476B407798B1CE808F1F6632/Doc~E20879672758F40A28973F28E6B66565C~ATpl~Ecommon~Scontent.html Andreas Rossmann: ''Richters Domfenster. Altbackene Vorurteile eines Kardinals''.] In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 31. August 2007, Nr. 202, S.33, und faz.net vom 31. August 2007.</ref>
Kurz zuvor hatte Meisner Aufsehen erregt, als er das vom Hohen Metropolitan-, Kathedral- und Domkapitel zu Köln in Auftrag gegebene, von dem Künstler [[Gerhard Richter]] abstrakt gestaltete, am 25. August 2007 eingeweihte neue Südquerhausfenster des [[Kölner Dom]]s missbilligte. Dieses spiegele nicht deutlich den katholisch-christlichen Glauben wider. „Das Fenster passt nicht in den Dom. Es passt eher in eine Moschee oder ein Gebetshaus“, befand der Erzbischof.<ref>[http://www.faz.net/s/RubEBED639C476B407798B1CE808F1F6632/Doc~E20879672758F40A28973F28E6B66565C~ATpl~Ecommon~Scontent.html Andreas Rossmann: ''Richters Domfenster. Altbackene Vorurteile eines Kardinals''.] In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 31. August 2007, Nr. 202, S.33, und faz.net vom 31. August 2007.</ref>

Version vom 5. November 2007, 10:15 Uhr

Joachim Kardinal Meisner

Joachim Kardinal Meisner (* 25. Dezember 1933 in Breslau, Niederschlesien) ist seit 1989 Erzbischof von Köln.

Herkunft und kirchliche Laufbahn in Ostdeutschland

Joachim Meisner wurde im Breslauer Stadtteil Lissa (poln. Leśnica) geboren. Er wuchs mit drei Brüdern in einem stark katholisch geprägten Umfeld auf. Die Volksfrömmigkeit in Teilen Schlesiens betrachtet er nach eigener Aussage auch heute als das Idealbild einer katholisch geprägten Gesellschaft. Nach der Vertreibung 1945 aus Schlesien und dem Tod seines Vaters im selben Jahr lebte Meisner im thüringischen Körner. Nach einer Lehre als Bankkaufmann trat Meisner 1951 ins Priesterseminar für Spätberufenene Norbertinum in Magdeburg ein und holte hier zunächst das Abitur nach. Von 1959 bis 1962 studierte er Philosophie und Theologie in Erfurt und wurde im Dezember 1962 dort zum Priester geweiht. Er war Kaplan in Heiligenstadt und Erfurt, danach Rektor des Erfurter Caritasverbandes. 1969 promovierte er zum Dr. theol. an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Am 17. März 1975 wurde er zum Titularbischof von Vina und Weihbischof in Erfurt-Meiningen ernannt und am 17. Mai desselben Jahres durch den Apostolischen Administrator von Erfurt Hugo Aufderbeck zum Bischof geweiht. Zum Bistum Erfurt gehört unter anderem das Eichsfeld, das eine katholische Enklave innerhalb der traditionell protestantisch und seit DDR-Zeiten zunehmend atheistisch geprägten ostdeutschen Glaubenslandschaft ist. Dort fand Meisner ein ähnlich intensives katholisches Gemeindeleben wie in seiner schlesischen Heimat vor.

Am 25. April 1980 ernannte ihn Papst Johannes Paul II., den er seit Jahren persönlich kannte, zum Bischof von Berlin. In dieses Amt wurde er am 17. Mai 1980 eingeführt. Das Bistum Berlin galt in der Zeit der Deutschen Teilung als eines der kirchenpolitisch schwierigsten europäischen Bistümer. Es kann daher als besonderer Vertrauensbeweis des Papstes gewertet werden, dass Meisner auf dieses Amt berufen wurde.

Von 1982 bis 1989 saß Meisner der Berliner Bischofskonferenz vor.

Am 2. Februar 1983 nahm ihn Johannes Paul II. als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santa Pudenziana in das Kardinalskollegium auf.

Berufung zum Erzbischof von Köln

Nach dem Tod Joseph Kardinal Höffners im Jahre 1987 war das Amt des Kölner Erzbischofs neu zu besetzen. Die rechtliche Lage bei der Ernennung des Nachfolgers war verworren, weil historisch bedingte Wahlprivilegien den damals noch recht neuen einheitlichen Regelungen des Kirchenrechts im CIC (1983) gegenüberstanden und zunächst davon ausgegangen wurde, dass die älteren Regelungen als Gewohnheitsrecht Bestand hatten. Traditionell besaß das Domkapitel seit dem Jahr 1200 das Recht zur Wahl des Erzbischofs. Gemäß dem Staatskirchenvertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Preußen aus dem Jahre 1929 hatte das Kapitel eine Zehnerliste der zu wählenden Kandidaten bei der Bischofskongregation in Rom einzureichen, um auf diese Weise die Mitsprache der römischen Kurie und des Papstes sicherzustellen. Gemäß den Bestimmungen des preußischen Konkordates ist das sechzehnköpfige Wahlgremium an den Dreiervorschlag (Terna) gebunden, den der Papst unter Würdigung der eingereichten Liste unterbreitet. Allerdings war eine Bindung des Papstes an die eingereichte Kandidatenliste im aktuellen lateinischen Kirchenrecht nicht mehr vorgesehen, während das Kölner Kapitel noch davon ausging, dass nur aus den zuvor von ihm benannten Kandidaten ausgewählt werden konnte. Auf dem Dreiervorschlag, der dem Domkapitel zur Bischofswahl zurückgesendet wurde, befand sich nun aber der Name Meisners, obwohl dieser nicht auf der vom Kapitel eingereichten Liste gestanden hatte. Dies musste von den Domkapitularen als Aufforderung Papst Johannes Pauls II. verstanden werden, Meisner zum neuen Erzbischof zu wählen. Das Domkapitel weigerte sich zunächst und bestand auf seinem angestammten Recht. Theologen aus ganz Deutschland und Politiker protestierten gegen das Vorgehen des Papstes und argumentierten, es entspreche nicht dem Konkordat (was nicht korrekt ist, da das Konkordat über das Zustandekommen des päpstlichen Dreiervorschlags nur aussagt, er müsse „unter Würdigung dieser Listen“ unterbreitet werden[1]) bzw. die Kölner Sonderregelung sei als teilkirchliches Gewohnheitsrecht vorrangig anzuwenden (was kirchenrechtlich umstritten ist, da Gewohnheitsrecht je nachdem, wie lange es besteht und ob es als außergesetzlich (praeter legem) oder dem Gesetz zuwiderlaufend (contra legem) zu charakterisieren ist, unterschiedlich behandelt wird). Daneben wurde in katholischen Zirkeln Kölns kritisiert, Meisner passe nicht in das traditionell liberale Klima des so genannten „rheinischen Katholizismus“ und habe eine der Kölner Ortskirche zu fremde Mentalität. Nachdem sich die Kurie in einem Reskript (verbindliche Rechtsauskunft) auf den Standpunkt gestellt hatte, der Papst könne den Bischofsstuhl gegebenenfalls auch gegen das Votum des Metropolitankapitels besetzen, akzeptierte das Kölner Domkapitel zuletzt aber mehrheitlich das Ansinnen des Papstes, Meisner zum Erzbischof zu wählen, musste dazu jedoch zunächst noch seine Wahlordnung ändern, um eine Wahl mit relativer Mehrheit zu ermöglichen. Mit sechs Ja-Stimmen bei zehn Enthaltungen wurde Meisner schließlich gewählt und am 20. Dezember 1988 vom Papst zum Erzbischof von Köln ernannt. Am 12. Februar 1989 wurde er in sein neues Amt eingeführt.

Meisners Wirken als Erzbischof von Köln

Kardinal Meisner ist derzeit Vorsitzender der Liturgiekommission der deutschen Bischofskonferenz und der Solidaritätsaktion Renovabis. Weiterhin ist er Mitglied mehrerer kurialer Kongregationen, darunter der Kongregation für den Klerus.

Theologische und politische Positionen Meisners und Kritik daran

Datei:Fronleichnamsprozession.jpg
Meisner (Bildmitte) zieht 1997 nach der Eucharistiefeier im Dom durch die Innenstadt, entlang mehrerer Stationen mit Altären.

Meisner kritisierte seit seiner Amtseinführung als Erzbischof besonders in oft drastischer Sprache den Zeitgeist. Dafür sowie für sein Kulturverständnis wurde er vielfach kritisiert, ebenso wie für seine Einforderung kirchlichen Gehorsams und die Maßregelung von Priestern in Fragen der Disziplin und Theologie.

Verhältnis zu anderen Religionen

Kardinal Meisner ist der Meinung, dass interreligiöse Gebete mit Juden oder den Gläubigen an den Koran nicht möglich sind. Christen glauben an einen trinitarischen Gott, mit Jesus Christus als dem Sohn des Allmächtigen Gottes. Das biblische und das koranische Verständnis von Gott ließen sich nicht harmonisieren. Deshalb könnten Christen und Muslime nicht gemeinsam Gottesdienst feiern. Man müsse alles vermeiden, was nach einer Religionsvermischung aussehe.[2] Dieser Meinung hat sich inzwischen auch die Bischöfin der Evangelischen Landeskirche Hannover, Margot Käßmann[3], und ein Vertreter der Muslime in Deutschland, der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kizilkaya[4] angeschlossen und Verständnis für Meisner geäußert. Auch prominente Vertreter der Juden in Deutschland haben sich zu dem Thema mit unterschiedlichen Auffassungen zu Wort gemeldet. Der ehemalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Andreas Nachama, selbst Rabbiner, hob hervor, christliches und jüdische Gottesverständnis trennten sich etwa an dem jüdischen Konzept „Er ist unser Gott, keiner sonst.“ Christen und Juden sollten Nachama zufolge getrennte Gottesdienste feiern, aber gemeinsam für eine bessere Welt handeln.[5] Demgegenüber sprach sich der Rabbiner Henry Brandt für gemeinsame Gottesdienste aus, die allerdings nicht „unter allen Umständen stattfinden sollen“[5].

Im Streit um den Bau einer Großmoschee in Köln hat Kardinal Meisner Verständnis für die Pläne der Muslime geäußert. Auch müsse man ganz schlicht und ehrlich sagen, dass aus traditioneller islamischer Sicht Versuche, der Scharia graduell immer mehr Raum in unseren Breiten zu verschaffen, legitim und verständlich seien. Er hält es jedoch für unmöglich, dass Muslime gemeinsame Veranstaltungen mit Christen in deren Kirchen abhalten, da die Kirche danach islamisiert wäre. Der Test für die Glaubwürdigkeit der DİTİB, welche die Großmoschee in Köln baut, sei die Reaktion in der Türkei: Ob dort nun kleinere Kirchenbauten genehmigt werden und ob Türken in der Türkei die Religionsfreiheit von Christen dort verteidigen.[6]

Kirchenverständnis und Opus Dei

Scharf kritisierte Meisner den ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin.[7]

Die Kritik gegenüber Meisner ist auch auf ein unterschiedliches Kirchenverständnis zwischen Meisner und seinen Kritikern zurückzuführen. Während seine Kritiker häufig Dialogbereitschaft und eine Reformation der katholischen Kirche verlangen, beharrt Meisner auf den Maßstäben der Heiligen Schrift, der katholischen Lehre und den überlieferten Traditionen der katholischen Kirche, und damit auch auf deren Amtsverständnis und ihrer unverbrüchlichen Verbundenheit mit dem Papst. Gleichwohl werden diese Ansprüche ebenso von seinen Kritikern herangezogen und für sich vereinnahmt, um die Haltung Meisners zu widerlegen. Dem Kardinal werden Sympathien für die konservativ-katholische Organisation Opus Dei nachgesagt.[8]

Position zu Ehe und eingetragener Partnerschaft

Meisner kritisierte mehrfach in drastischer Sprache die Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften gegenüber der tradierten Ehe, als einem grundrechtlich geschützten und im natürlichen Sittengesetz verankerten Guten, das nicht gefährdet werden dürfe.[9] Dafür wurde er vielfach kritisiert.

Position zur Familienpolitik und Abtreibung

Kardinal Meisner kritisierte im März 2007 wie zuvor sein Amtskollege Walter Mixa die Familienpolitik der Bundesregierung unter Familienministerin Ursula von der Leyen als „Scheckbuchpolitik“.[10] und forderte einen Mentalitätswandel. Er erwähnte hierbei die im Vergleich zu den westlichen Bundesländern niedrigere Geburtenrate in den östlichen Bundesländern Deutschlands, wo deutlich mehr Krippenplätze zur Verfügung stünden.

Zur Dreikönigspredigt am 6. Januar 2005 deutete Meisner eine Parallele zwischen der Abtreibung ungeborener Kinder und dem Holocaust am jüdischen Volk an:

„Es ist bezeichnend: Wo der Mensch sich nicht relativieren und eingrenzen lässt, dort verfehlt er sich immer am Leben: zuerst Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen lässt, dann unter anderem Hitler und Stalin, die Millionen Menschen vernichten ließen, und heute, in unserer Zeit, werden ungeborene Kinder millionenfach umgebracht. Abtreibung und Euthanasie heißen die Folgen dieses anmaßenden Aufbegehrens gegenüber Gott. Das sind nicht soziale Probleme, sondern theologische. Hier kommt das erste Gebot ins Spiel: „Du sollst keine fremden Götter neben mir haben“, d.h. du sollst dich nicht selbst zum Gott machen, der sich Verfügungsrecht über seinen eigenen Leib und über das Leben anderer anmaßt. „Das Licht leuchtet in die Finsternis“ (Joh 1,5), das ist kein harmloses Geschehen. Entweder nehme ich es auf, dann gehe ich erleuchteter durch die Welt oder ich verschließe mich ihm und werde noch dunkler als bisher.“

Während das Forum Deutscher Katholiken erklärte, der Kardinal verharmlose oder mindere in keiner Weise die Verbrechen der Nationalsozialisten an den Juden, sondern bringe vielmehr das millionenfache Unrecht der Ermordung von Menschen nachdrücklich ins Bewusstsein, erregte die Ansprache den Unmut der breiten Öffentlichkeit und brachte Meisner den Vorwurf der Verharmlosung des Holocaust ein. Er nahm seine Äußerung daraufhin teilweise öffentlich zurück.

Von der CDU fordert der Kardinal wegen deren Haltung zur Abtreibungsgesetzgebung, auf das „C“ in ihrem Parteikürzel zu verzichten, da sie keine christliche Partei mehr sei.

Position Meisners zu Kult und Kultur

Im September 2007 erklärte Meisner bei einer Ansprache zur Eröffnung des Neubaus des Erzbischöflichen Diözesanmuseums, dass er die Kultur an die Gottesverehrung gebunden sehe: „Vergessen wir nicht, dass es einen unaufgebbaren Zusammenhang zwischen Kultur und Kult gibt. Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kultus im Ritualismus, und die Kultur entartet. Sie verliert ihre Mitte.“ Dieser Satz wurde wegen der begrifflichen Nähe zum nationalsozialistischen Idiom der „Entarteten Kunst“, aber auch wegen der inhaltlichen Aussage[11] durch Parteien, Medien und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken kritisiert. Das Erzbistum Köln wies die Kritik zurück.[12] Der Tagesanzeiger[13] sowie der Zentralrat der Juden[14] nannte ihn einen „notorischen geistigen Brandstifter“.

Kurz zuvor hatte Meisner Aufsehen erregt, als er das vom Hohen Metropolitan-, Kathedral- und Domkapitel zu Köln in Auftrag gegebene, von dem Künstler Gerhard Richter abstrakt gestaltete, am 25. August 2007 eingeweihte neue Südquerhausfenster des Kölner Doms missbilligte. Dieses spiegele nicht deutlich den katholisch-christlichen Glauben wider. „Das Fenster passt nicht in den Dom. Es passt eher in eine Moschee oder ein Gebetshaus“, befand der Erzbischof.[15]

Ehrungen

Ehrendoktorwürden

Ehrenbürgerschaften

Orden

Veröffentlichungen

  • Er war mein Freund. Ein Zeugnis aus der Nähe. Pattloch-Verlag, 2007, ISBN 978-3-629-02156-4
  • Edith Stein – Teresia Benedicta a Cruce. Jüdische Christin und christliche Jüdin. Butzon U. Bercker, 2006, ISBN 3-7666-0877-0 (als Herausgeber)
  • Froh in der Gnade Gottes. Bachem, 2005, ISBN 3-7616-1946-4
  • Geborgen in Gott. Tag- und Nachtgebete. 6. Aufl., Adamas-Verlag, Köln 2005, ISBN 3-937626-02-6
  • Mit dem Herzen sehen. Chancen und Auftrag der Kirche zu Beginn des dritten Jahrtausends. MM-Verlag, Aachen 2000, ISBN 3-928272-12-8
  • Von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Butzon & Bercker, 1999, ISBN 3-7666-0202-0
  • Die heilige Messe. Pattloch-Verlag, Augsburg 1997, ISBN 3-629-00111-4 (zus. mit Hans-Günther Kaufmann)
  • Spuren Gottes auf unseren Wegen. Der Alltag als Begegnungsfeld des Menschen mit Gott. Morus-Verlag, Hildesheim/Berlin 1998, ISBN 3-87554-263-0
  • Wider die Entsinnlichung des Glaubens. Gedanken zur Re-Evangelisierung Europas. 2. Aufl., Styria, Graz 1991, ISBN 3-222-11965-1
  • Unsere Hoffnung stärke euch. Styria Pichler, Graz 1989, ISBN 3-7990-5550-9
  • Sein, wie Gott uns gemeint hat! Betrachtungen zu Maria. Bernward-Verlag, Berlin/Hildesheim 1988, ISBN 3-87065-452-X
  • Nachreformatorische katholische Frömmigkeitsformen in Erfurt (= Erfurter theologische Studien, Bd. 26), Leipzig 1971.
  • Das Auditorium Coelicum am Dom zu Erfurt. Ein Beitrag zur Universitätsgeschichte Erfurts (= Erfurter theologische Schriften, Bd. 6). St. Benno-Verlag, Leipzig 1962, ISBN B0000BLGJZ

Einzelnachweise

  1. Společnost pro církevní právo (Praha): Vertrag des Freistaates Preußen mit dem Heiligen Stuhle, 14. Juni 1929
  2. Kath.net vom 9. Dezember 2006: Unterstützung für Kardinal Meisner
  3. Radio Vatikan vom 24. Dezember 2006: Deutschland: Käßmann für klare christliche Werte
  4. Radio Vatikan vom 23. Dezember 2006: Deutschland: Islamrat unterstützt Kardinal Meisner
  5. a b Jüdische Allgemeine Nr.1/07, S. 11 (pdf)
  6. Deutschlandradio vom 20. Juni 2006: Ich habe ein ungutes Gefühl
  7. Gernot Facius in Die Welt vom 14. Juli 2003: Es kann doch nicht jeder glauben, was er will
  8. Kölner Stadt-Anzeiger vom 27. Oktober 2006: Noch nicht einmal menschlich
  9. Spiegel Online vom 9. August 2005: Ich bete jeden Abend für die Terroristen
  10. n-tv vom 25. März 2007: Meisner-Kritik an Familienpolitik
  11. Deutschlandfunk vom 17. September 2007: Interview mit PEN-Präsident Strasser
  12. WDR-Kultur Online vom 23. September 2007: Nach Äußerung über „entartete“ Kultur Erzbistum Köln verteidigt seinen Kardinal
  13. Tagesanzeiger 8.10. 2007.
  14. „Kardinal Meisner geistiger Brandstifter“ http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Titelseite;art692,2380313.
  15. Andreas Rossmann: Richters Domfenster. Altbackene Vorurteile eines Kardinals. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 31. August 2007, Nr. 202, S.33, und faz.net vom 31. August 2007.

Weblinks

Commons: Joachim Meisner – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


VorgängerAmtNachfolger
Joseph Kardinal HöffnerErzbischof von Köln
1989–…
---
Alfred Kardinal BengschBischof von Berlin
19801989
Georg Kardinal Sterzinsky