„Oscar Niemeyer“ – Versionsunterschied
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'''Oscar Ribeiro de Almeida Niemeyer Soares Filho''' (* [[15. Dezember]] [[1907]] in [[Rio de Janeiro]]) ist ein [[Brasilien|brasilianischer]] [[Architekt]]. Er gilt als Wegbereiter der [[Moderne (Architektur)|modernen]] brasilianischen Architektur. Niemeyer entwarf die brasilianische Hauptstadt [[Brasília]], die 1987 zum [[Weltkulturerbe]] erklärt wurde. |
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== Biografie == |
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⚫ | Oscar Niemeyer ist der Sohn deutschstämmiger Eltern. Er schloss 1934 sein Studium an der Nationalen Schule der Schönen Künste in Rio de Janeiro ab und arbeitete im Anschluss mit einem brasilianischen Architektenteam zusammen mit [[Le Corbusier]] am neuen Ministerium für Bildung und Gesundheit in Rio de Janeiro. 1945 schloss er sich der brasilianischen Kommunistischen Partei ([[Partido Comunista do Brasil]]) an. In den Jahren 1947 bis 1953 war er der Vertreter Le Corbusiers im Planungsgremium der [[Vereinte Nationen|UNO]] für das [[UN-Hauptquartier|Hauptquartier]] der Vereinten Nationen in [[New York City]]. Die Zusammenarbeit mit Le Corbusier sollte sein späteres Schaffen stark beeinflussen. |
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⚫ | 1966, zwei Jahre nach der Machtergreifung durch die Militärs im Jahre 1964, ging er wegen seiner Mitgliedschaft in der [[Partido Comunista do Brasil|Kommunistischen Partei]] nach Frankreich ins [[Exil]]. Ende der 1960er Jahre konnte er seine Arbeit in Brasilien fortsetzen. Er lehrte unter anderem an der [[Universität von Rio de Janeiro]], kehrte jedoch erst nach der Generalamnestie von 1979 nach Brasilien im Jahr 1982 ganz zurück. Während seiner Jahre im Exil erbaute er unter anderem die Zentrale der [[Parti communiste français]] in Paris, das Haus der Kultur in [[Le Havre]] und das Verlagshaus von [[Mondadori]] in Mailand. |
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⚫ | Oscar Niemeyer schloss 1934 sein Studium an der Nationalen Schule der Schönen Künste in Rio de Janeiro ab und arbeitete im Anschluss mit einem brasilianischen Architektenteam zusammen mit [[Le Corbusier]] am neuen Ministerium für Bildung und Gesundheit in Rio de Janeiro. 1945 schloss er sich der |
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⚫ | Niemeyer setzte früh fast ausschließlich auf [[Beton]] als Baumaterial. Er wurde berühmt durch seine futuristische und plastische Formensprache mit kurvenreichen, weichen Konturen, die stets ein ausgewogenes Verhältnis zwischen freiem Raum und Volumen einhält. Der [[Orthogonalität]] vieler seiner Kollegen schwor er fast vollständig ab. Seine kühnen und unkonventionellen Entwürfe begründeten sein Ansehen als einer der wichtigsten Vertreter und Erneuerer der [[Moderne (Architektur)|architektonischen Moderne]]. |
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⚫ | 1966, zwei Jahre nach der Machtergreifung durch die Militärs im Jahre 1964, ging er wegen seiner Mitgliedschaft in der [[Partido Comunista do Brasil|Kommunistischen Partei]] nach Frankreich ins [[Exil]]. Ende der 1960er Jahre konnte er seine Arbeit in Brasilien fortsetzen. Er lehrte unter anderem an der [[Universität von Rio de Janeiro]], kehrte jedoch erst |
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Am bekanntesten sind seine Entwürfe für den Bau der brasilianischen [[Planhauptstadt]] [[Brasília]] zwischen 1957 und 1964. Alle öffentlichen Gebäude in der auf dem Reißbrett geplanten Stadt stammen aus seiner Hand. 1987 wurde Brasília von der [[United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization|UNESCO]] zum [[Weltkulturerbe]] erklärt. |
Am bekanntesten sind seine Entwürfe für den Bau der brasilianischen [[Planhauptstadt]] [[Brasília]] zwischen 1957 und 1964. Alle öffentlichen Gebäude in der auf dem Reißbrett geplanten Stadt stammen aus seiner Hand. 1987 wurde Brasília von der [[United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization|UNESCO]] zum [[Weltkulturerbe]] erklärt. |
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Niemeyer heiratete 1938 Annita Baldo, die 2004 verstarb. Aus der Ehe stammt die Tochter Ana Maria. Am 16. November 2006, einen Monat vor seinem 99. Geburtstag, heiratete er seine 38 Jahre jüngere Sekretärin Vera Lucia. |
Niemeyer heiratete 1938 Annita Baldo, die 2004 verstarb. Aus der Ehe stammt die Tochter Ana Maria. Am 16. November 2006, einen Monat vor seinem 99. Geburtstag, heiratete er seine 38 Jahre jüngere Sekretärin Vera Lucia. |
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Oscar Niemeyer ist auch mit 100 Jahren noch als Architekt tätig und plante 2005 beispielsweise ein Freizeit- und Spaßbad in [[Potsdam]], das aber aus Kostengründen nicht gebaut wird. |
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[[Bild:Niteroi Museu de Arte Contemporanea 2005-03-15.jpg|thumb|200px|Museu de Arte Contemporânea, [[Niterói]]]] |
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Oscar Niemeyer zählt zu den schaffensreichsten Architekten des [[20. Jahrhundert]]s. Mehr als |
Oscar Niemeyer zählt zu den schaffensreichsten Architekten des [[20. Jahrhundert]]s. Mehr als 600 Projekte wurden von ihm verwirklicht. Sein Werk teilt Niemeyer selbst in fünf Perioden: Pampulha, Pampulha bis Brasília, Brasília, Bauten in Übersee (Paris, Mailand usw.) und Spätwerke. Etliche Bauten gelten als [[Architekturikone]]n der Moderne. |
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* Ministerium für Bildung und Gesundheit (heute Kulturpalast; mit Le Corbusier, Lucio Costa, Jorge Machado Moreira und Afonso Eduardo Reidy) – Rio de Janeiro – 1937 bis 1943 |
* Ministerium für Bildung und Gesundheit (heute Kulturpalast; mit Le Corbusier, Lucio Costa, Jorge Machado Moreira und Afonso Eduardo Reidy) – Rio de Janeiro – 1937 bis 1943 |
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* Freizeitbad in [[Potsdam]] – 2007 (wird endgültig nicht gebaut) |
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* Mitgliedschaft in der [[American Academy of Arts and Sciences]] (1949) |
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* Medalha da Ordem do Mérito do Trabalho (1959) |
* Medalha da Ordem do Mérito do Trabalho (1959) |
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* Cavaliero Comendador da Ordem de Sao Gregorio Magno, verliehen durch Papst [[Johannes Paul II.]] (1990) |
* Cavaliero Comendador da Ordem de Sao Gregorio Magno, verliehen durch Papst [[Johannes Paul II.]] (1990) |
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* Ehrendoktorwürde der [[Universidade de São Paulo]] (1995) |
* Ehrendoktorwürde der [[Universidade de São Paulo]] (1995) |
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* Goldmedaille des Royal Institute of British Architects RIBA (1996) |
* Goldmedaille des Royal Institute of British Architects (RIBA) (1996) |
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* [[Praemium Imperiale]] (2003) |
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{{Zitat|''Der rechte Winkel zieht mich nicht an, und auch nicht die gerade, harte inflexible Linie, die der Mensch geschaffen hat. Was mich anzieht, ist die freie und sinnliche Kurve, die ich in den Bergen meines Landes finde, im [[mäander]]nden Lauf seiner Flüsse, in den Wolken des Himmels, im Leib der geliebten Frau. Das ganze Universum ist aus Kurven gemacht. Das gekrümmte Universum [[Albert Einstein|Einstein]]s.''|Oscar Niemeyer, 1996 <ref name="Paroles">aus: Oscar Niemeyer: ''Paroles d'Architecte'', Mailand 1996, herausgegeben (und übersetzt) von: [[Robert Schediwy]]: ''Städtebilder'', LIT Verlag, Wien 2005, S. 50 ff.</ref>}} |
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{{Zitat|''Man muss gegen die [[Funktionalismus (Design)|funktionalistische Architektur]] ankämpfen, die sich des armierten Betons bedient, um rechtwinklige und öde Räume zu gestalten.''|Oscar Niemeyer <ref name="Paroles" />}} |
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{{Zitat|''Die Architektur besteht aus Traum, Phantasie, Kurven und leeren Räumen.''|Oscar Niemeyer <ref name="Paroles" />}} |
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;Über Niemeyer |
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{{Zitat|''Nie wieder wird die Zukunft so gut aussehen wie mit den Bauten des Brasilianers.''|[[Der Spiegel]], 2007 <ref>Carmen Stephan: [http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,522676,00.html „Die Leute brauchen Schönheit“], [[Der Spiegel]], 10. Dezember 2007</ref>}} |
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== Literatur == |
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* Oscar Niemeyer: ''Curves of Time. The Memoirs of Oscar Niemeyer''. Phaidon Press, 2000, ISBN 0-7148-4007-6 |
* Oscar Niemeyer: ''Curves of Time. The Memoirs of Oscar Niemeyer''. Phaidon Press, 2000, ISBN 0-7148-4007-6 |
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* Ingeborg Flagge, Paul Andreas: ''Oscar Niemeyer. Eine Legende der Moderne/A Legend Of Modernism''. Edition Deutsches Architekturmuseum/Birkhäuser Verlag, Basel 2003, ISBN 3-7643-6992-2 |
* Ingeborg Flagge, Paul Andreas: ''Oscar Niemeyer. Eine Legende der Moderne / A Legend Of Modernism''. Edition Deutsches Architekturmuseum/Birkhäuser Verlag, Basel 2003, ISBN 3-7643-6992-2 |
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* Alan Hess: ''Oscar Niemeyer. Häuser''. DVA, München 2006, ISBN 3-421-03580-6 |
* Alan Hess: ''Oscar Niemeyer. Häuser''. DVA, München 2006, ISBN 3-421-03580-6 |
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* Christian Hornig: ''Oscar Niemeyer. Bauten und Projekte''. Ernst und Sohn, Berlin 1981, ISBN 3-7879-0213-9 |
* Christian Hornig: ''Oscar Niemeyer. Bauten und Projekte''. Ernst und Sohn, Berlin 1981, ISBN 3-7879-0213-9 |
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* Jan Op Gen Oorth: ''Oscar Niemeyer – Architekt der Moderne''. In: ''Tópicos – Deutsch-Brasilianische Hefte.'' 43. Jg., Nr. 2, 2003, S. 42–45, {{ISSN|0949-541X}} ([http://www.topicos.net/fileadmin/pdf/2003/2/Niemeyer.pdf PDF; 0,23 MB]) |
* Jan Op Gen Oorth: ''Oscar Niemeyer – Architekt der Moderne''. In: ''Tópicos – Deutsch-Brasilianische Hefte.'' 43. Jg., Nr. 2, 2003, S. 42–45, {{ISSN|0949-541X}} ([http://www.topicos.net/fileadmin/pdf/2003/2/Niemeyer.pdf PDF; 0,23 MB]) |
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* Heike Werner: ''Rio de Janeiro für Architekten''. München 2003, ISBN 3-00-012540-X |
* Heike Werner: ''Rio de Janeiro für Architekten''. München 2003, ISBN 3-00-012540-X |
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== Weblinks == |
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* [http://www.pritzkerprize.com/bunnei.htm „Oscar Niemeyer Pritzker Architecture Prize Laureates“ (engl.)] |
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* [http://www.arcspace.com/architects/Niemeyer/niemeyer_features.html Arcspace.com: Feature zu Oscar Niemeyer (engl.)] |
* [http://www.arcspace.com/architects/Niemeyer/niemeyer_features.html Arcspace.com: Feature zu Oscar Niemeyer (engl.)] |
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* [http://www.brasilien.de/ReiseService/reiseangebote/df/sehenswuerdigkeit/brasilia.asp Informationen zu Bauten in Brasília] |
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* [http://www.macniteroi.com.br/ Museu de Arte Contemporânea de Niterói] |
* [http://www.macniteroi.com.br/ Museu de Arte Contemporânea de Niterói] |
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* [http://www.faz.net/s/RubEBED639C476B407798B1CE808F1F6632/Doc~E6E4C8DCB9341412C904E104E085494DC~ATpl~Ecommon~Sspezial.html „Die Moderne lebt!“] [[FAZ]], 15. Dezember 2007, mit Bilderstrecke |
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* [http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Die-Stadt-Oscar-Niemeyer;art7755,2439549 „Gegen jede Vernunft“], [[Tagesspiegel]], 16. Dezember 2007, Reportage |
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Version vom 16. Dezember 2007, 22:31 Uhr
Oscar Ribeiro de Almeida Niemeyer Soares Filho (* 15. Dezember 1907 in Rio de Janeiro) ist ein brasilianischer Architekt. Er gilt als Wegbereiter der modernen brasilianischen Architektur. Niemeyer entwarf die brasilianische Hauptstadt Brasília, die 1987 zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Biografie
Oscar Niemeyer ist der Sohn deutschstämmiger Eltern. Er schloss 1934 sein Studium an der Nationalen Schule der Schönen Künste in Rio de Janeiro ab und arbeitete im Anschluss mit einem brasilianischen Architektenteam zusammen mit Le Corbusier am neuen Ministerium für Bildung und Gesundheit in Rio de Janeiro. 1945 schloss er sich der brasilianischen Kommunistischen Partei (Partido Comunista do Brasil) an. In den Jahren 1947 bis 1953 war er der Vertreter Le Corbusiers im Planungsgremium der UNO für das Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York City. Die Zusammenarbeit mit Le Corbusier sollte sein späteres Schaffen stark beeinflussen.
1966, zwei Jahre nach der Machtergreifung durch die Militärs im Jahre 1964, ging er wegen seiner Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei nach Frankreich ins Exil. Ende der 1960er Jahre konnte er seine Arbeit in Brasilien fortsetzen. Er lehrte unter anderem an der Universität von Rio de Janeiro, kehrte jedoch erst nach der Generalamnestie von 1979 nach Brasilien im Jahr 1982 ganz zurück. Während seiner Jahre im Exil erbaute er unter anderem die Zentrale der Parti communiste français in Paris, das Haus der Kultur in Le Havre und das Verlagshaus von Mondadori in Mailand.
Niemeyer setzte früh fast ausschließlich auf Beton als Baumaterial. Er wurde berühmt durch seine futuristische und plastische Formensprache mit kurvenreichen, weichen Konturen, die stets ein ausgewogenes Verhältnis zwischen freiem Raum und Volumen einhält. Der Orthogonalität vieler seiner Kollegen schwor er fast vollständig ab. Seine kühnen und unkonventionellen Entwürfe begründeten sein Ansehen als einer der wichtigsten Vertreter und Erneuerer der architektonischen Moderne.
Am bekanntesten sind seine Entwürfe für den Bau der brasilianischen Planhauptstadt Brasília zwischen 1957 und 1964. Alle öffentlichen Gebäude in der auf dem Reißbrett geplanten Stadt stammen aus seiner Hand. 1987 wurde Brasília von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Niemeyer heiratete 1938 Annita Baldo, die 2004 verstarb. Aus der Ehe stammt die Tochter Ana Maria. Am 16. November 2006, einen Monat vor seinem 99. Geburtstag, heiratete er seine 38 Jahre jüngere Sekretärin Vera Lucia.
Oscar Niemeyer ist auch mit 100 Jahren noch als Architekt tätig und konzipierte mehr als 600 erbaute Gebäude.
Werke (Auswahl)
Realisierte Projekte
Oscar Niemeyer zählt zu den schaffensreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Mehr als 600 Projekte wurden von ihm verwirklicht. Sein Werk teilt Niemeyer selbst in fünf Perioden: Pampulha, Pampulha bis Brasília, Brasília, Bauten in Übersee (Paris, Mailand usw.) und Spätwerke. Etliche Bauten gelten als Architekturikonen der Moderne.
- Ministerium für Bildung und Gesundheit (heute Kulturpalast; mit Le Corbusier, Lucio Costa, Jorge Machado Moreira und Afonso Eduardo Reidy) – Rio de Janeiro – 1937 bis 1943
- Haus von Oswald de Andrade – São Paulo – 1938
- Brasilianischer Pavillon auf der Weltausstellung – New York City – 1939
- Casa do Baile, Tanzsaal und Restaurant – Pampulha bei Belo Horizonte, Brasilien – 1940
- Nationalstadion von Rio de Janeiro – 1941
- Kirche São Francisco – Pampulha, Brasilien – 1943
- Municipal-Theater – Belo Horizonte, Brasilien – 1946
- Großer Pavillon der Biennale de São Paulo im Ibirapuera Park – São Paulo – 1951
- Hauptgebäude der Vereinten Nationen (Mitarbeit) – New York City – 1952
- Edifício Copan (Copan-Gebäude; Wohnhaus für 5.000 Menschen in geschwungener, wellenförmiger Ästhetik) – São Paulo – 1953
- Casa das Canoas – Rio de Janeiro – sein früheres Wohnhaus in São Conrado ist heute öffentlich zugänglich – 1954
- Interbau-Wohnhochhaus – Berlin-Hansaviertel – 1957
- Öffentliche Gebäude von Brasília (u. a. Kathedrale von Brasilia, Nationalkongress, Alvorada-Palast, Itamarati-Palast, Planalto-Palast, Platz der drei Gewalten, Oberster Gerichtshof) – 1957 bis 1964
- Hauptsitz der Französischen Kommunistischen Partei (PCF), Bürogebäude und Kuppel der Versammlungshalle – Paris – 1967 bis 1972
- Verlagsgebäude Mondadori – Segrate bei Mailand, Italien – 1968
- Universität von Constantine – Constantine, Algerien – 1968
- Nationalhotel – Rio de Janeiro – 1968
- Kulturzentrum, ein Rundbau, genannt Niemeyerbau – Le Havre, Frankreich – 1972
- Bürogebäude Sede Fata – Pianezza bei Turin, Italien – 1977 bis 1979
- Sambódromo – Rio de Janeiro – 1984
- Tancredo Neves Pantheon der Freiheit und Demokratie – Brasília – 1985
- Memorial da América Latina – São Paulo – 1987
- Museu de Arte Contemporânea (Museum für zeitgenössische Kunst, das an die Form eines UFOs erinnert) – Niterói – 1991
- Museu Oscar Niemeyer – Curitiba, Paraná, Brasilien – 2002
- Casino, Casino Park Hotel, Kongresszentrum – Funchal
- Serpentine Gallery Pavillon 2003 – London – 2003
- Konzerthalle in São Paulo – 2004
- Auditório Ibirapuera – São Paulo – 2005
Nicht realisierte Projekte
- Freizeitbad in Potsdam – 2007 (wird endgültig nicht gebaut)
Auszeichnungen (Auszug)
- Mitgliedschaft in der American Academy of Arts and Sciences (1949)
- Medalha da Ordem do Mérito do Trabalho (1959)
- Internationaler Lenin-Friedenspreis (1963)
- Goldene Löwe der Biennale di Venezia (1963)
- Premio Benito Juarez anlässlich der Hundertjahrfeier der mexikanischen Revolution (1964)
- Médaille Joliot-Curie (1965)
- Ritter der Ehrenlegion (Chevalier de la Légion d'Honneur) (1970)
- Goldmedaille des American Institute of Architects AIA (1970)
- Lorenzo il Magnifico-Preis der Accademia Internazionale Medicea (1980)
- Ehrenmitglied der Akademie der Künste der UdSSR (1983)
- Pritzker-Preis für Architektur (1988), zusammen mit Gordon Bunshaft
- Prinz-von-Asturien-Preis (1989)
- Goldmedaille des Colegio de Arquitectos de Barcelona (1990)
- Cavaliero Comendador da Ordem de Sao Gregorio Magno, verliehen durch Papst Johannes Paul II. (1990)
- Ehrendoktorwürde der Universidade de São Paulo (1995)
- Goldmedaille des Royal Institute of British Architects (RIBA) (1996)
- Praemium Imperiale (2003)
- Commandeur de la Légion d'Honneur (2007)
Zitate
„Der rechte Winkel zieht mich nicht an, und auch nicht die gerade, harte inflexible Linie, die der Mensch geschaffen hat. Was mich anzieht, ist die freie und sinnliche Kurve, die ich in den Bergen meines Landes finde, im mäandernden Lauf seiner Flüsse, in den Wolken des Himmels, im Leib der geliebten Frau. Das ganze Universum ist aus Kurven gemacht. Das gekrümmte Universum Einsteins.“
„Man muss gegen die funktionalistische Architektur ankämpfen, die sich des armierten Betons bedient, um rechtwinklige und öde Räume zu gestalten.“
„Die Architektur besteht aus Traum, Phantasie, Kurven und leeren Räumen.“
- Über Niemeyer
„Nie wieder wird die Zukunft so gut aussehen wie mit den Bauten des Brasilianers.“
Literatur
- Oscar Niemeyer: Curves of Time. The Memoirs of Oscar Niemeyer. Phaidon Press, 2000, ISBN 0-7148-4007-6
- Ingeborg Flagge, Paul Andreas: Oscar Niemeyer. Eine Legende der Moderne / A Legend Of Modernism. Edition Deutsches Architekturmuseum/Birkhäuser Verlag, Basel 2003, ISBN 3-7643-6992-2
- Alan Hess: Oscar Niemeyer. Häuser. DVA, München 2006, ISBN 3-421-03580-6
- Christian Hornig: Oscar Niemeyer. Bauten und Projekte. Ernst und Sohn, Berlin 1981, ISBN 3-7879-0213-9
- David Kendrick Underwood: Oscar Niemeyer and the Architecture of Brazil, Rizzoli 1994, ISBN 0-8478-1687-7
- Jan Op Gen Oorth: Oscar Niemeyer – Architekt der Moderne. In: Tópicos – Deutsch-Brasilianische Hefte. 43. Jg., Nr. 2, 2003, S. 42–45, ISSN 0949-541X (PDF; 0,23 MB)
- Heike Werner: Rio de Janeiro für Architekten. München 2003, ISBN 3-00-012540-X
Quellen
- ↑ a b c aus: Oscar Niemeyer: Paroles d'Architecte, Mailand 1996, herausgegeben (und übersetzt) von: Robert Schediwy: Städtebilder, LIT Verlag, Wien 2005, S. 50 ff.
- ↑ Carmen Stephan: „Die Leute brauchen Schönheit“, Der Spiegel, 10. Dezember 2007
Weblinks
- Oscar Niemeyer. In: archINFORM.
- Website der Oscar-Niemeyer-Stiftung (port.)
- Museu Oscar Niemeyer (port.)
- „Oscar Niemeyer Pritzker Architecture Prize Laureates“ (engl.)
- Arcspace.com: Feature zu Oscar Niemeyer (engl.)
- Museu de Arte Contemporânea de Niterói
- Zum 100. Geburtstag
- „Die Leute brauchen Schönheit“, Der Spiegel, 10. Dezember 2007
- „Die Moderne lebt!“ FAZ, 15. Dezember 2007, mit Bilderstrecke
- „Gegen jede Vernunft“, Tagesspiegel, 16. Dezember 2007, Reportage
Personendaten | |
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NAME | Niemeyer, Oscar |
ALTERNATIVNAMEN | Niemeyer Soares, Oscar Ribeiro de Almeida |
KURZBESCHREIBUNG | brasilianischer Architekt |
GEBURTSDATUM | 15. Dezember 1907 |
GEBURTSORT | Rio de Janeiro |