„Gruppe 47“ – Versionsunterschied

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Als '''Gruppe 47''' werden die Teilnehmer an den deutschsprachigen [[Schriftsteller]]treffen bezeichnet, zu denen alljährlich [[Hans Werner Richter]] von 1947 bis 1967 einlud.
Gruppe 47 hat den arsch offen!!!!!!!

==Vorgeschichte - Der Ruf==

Den Anfang machten 1946 [[Alfred Andersch]] (als Herausgeber) und [[Hans Werner Richter]] (als Redakteur), als sie die [[Zeitschrift]] '''''[[Der Ruf]]''''' in München neu herausbrachten. Zuvor war sie bereits 1945 unter Zensur und Kontrolle der US-Army in New York als ''Blätter für deutsche Kriegsgefangene'' erschienen.
Ihr Ziel war die Aufklärung und Erziehung zur [[Demokratie]] der Menschen in Deutschland nach dem [[Zeit des Nationalsozialismus|Hitlerregime]]. Im April 1947 wurde die Zeitschrift von der [[USA|US-amerikanischen]] [[Militärregierung]] verboten, mutmaßlich auf Grund einer russischen Intervention, erschien dann weiter unter neuer Herausgeberschaft bis 1948 in München, bis 1949 auch in Mannheim.

==Entstehung==

Im Juli 1947 trafen sich u. a. ehemalige Autoren von ''Der Ruf'' und beschlossen u. a. eine neue literarische Zeitschrift mit dem Namen ''Der Skorpion'' zu gründen, aber vor allem, um sich regelmäßig zu treffen, sich Manuskripte vorzulesen und diese zu kritisieren. Hans Werner Richter lud daraufhin einen größeren Kreis, jedoch sorgsam ausgewählt, für September 1947 ein, die erste „Tagung“. Bei diesem Treffen gab Hans Georg Brenner der Runde den Namen ''Gruppe 47'', und Hans Werner Richter als Einladender zu dieser Schriftstellergemeinschaft ohne Vereinsstatus und ohne Generalsekretär galt hinfort als ihr „Begründer“.

==Organisation==

Leiter der Treffen war Hans Werner Richter. Anfangs entschied er, wer zu den Treffen eingeladen wurde, später berieten ihn Autoren des engen Freundeskreises der Gruppe 47. Sie fanden im (Halb-)Jahrestakt statt. Dort wurden u. a. unveröffentlichte [[Manuskript|Manuskripte]] anwesender Schriftsteller gelesen und kritisiert sowie die besten ausgezeichnet. Auch ausländische Schriftsteller, Kritiker und andere Gäste wurden regelmäßig eingeladen.

==Ziele==

Zuerst war ein erklärtes Ziel der ''Gruppe 47'' die Förderung von Autoren der noch jungen deutschen [[Nachkriegsliteratur]]. Ein weiteres Ziel war die Aufklärung und Erziehung zur Demokratie der Menschen in Deutschland nach dem Hitlerregime.
<!--''(Text in Arbeit)''-->

Die ''Gruppe 47'' wurde schnell, wohl auch dank ihrer prominenten Mitglieder, fester Bestandteil des bundesdeutschen Literaturbetriebs. Zum Zerfall kam es erst kurz vor der [[68er-Bewegung|Studentenrevolte]] 1968, als es zu politischen Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Gruppe kam.

== Auflösung ==

[[1966]] löste [[Robert Neumann]] in der Zeitschrift ''[[Konkret (Zeitschrift)|konkret]]'' 5/66 eine Diskussion über die '''Gruppe 47''' aus, die von [[Hans Erich Nossack]] in ''konkret'' 6/66 fortgesetzt wurde. Gruppe-47-Mitglied [[Joachim Kaiser]], der zusammen mit [[Fritz J. Raddatz]] gegen die Vorwürfe von Neumann und Nossack Stellung bezog, schrieb im August 1966 in der ''konkret'': ''„Ich finde, die Gruppe sollte sich langsam auflösen, weil sie durch viele unvernünftige Angriffe oder infolge unvernünftiger tadelnder oder lobender Berichte zu einem Politikum geworden ist...“''
[[Ulrike Meinhof]] schrieb im Oktober 1967 in der Zeitschrift ''konkret'': „''Über die ‚ideellen Ausgangspunkte‘ der Gruppe liest man Richter 1962: ‚a) Demokratische Elitenbildung auf dem Gebiet der Literatur und Publizistik; b) die praktisch angewandte Methode der Demokratie in einem Kreis von Individualisten immer wieder zu demonstrieren mit der Hoffnung der Fernwirkung und der vielleicht sehr viel späteren Breiten- und Massenwirkung; c) beide Ziele zu erreichen, ohne Programm, ohne Verein, ohne Organisation und ohne irgendeinem kollektiven Denken Vorschub zu leisten.“''

Im Oktober [[1967]] traf sich die Gruppe 47 im Gasthof "Pulvermühle" [http://www.waischenfeld.de/die_gruppe_47_94.html] bei [[Waischenfeld]], [[Fränkische Schweiz]]. Es sollte nicht die letzte Zusammenkunft sein, aber laut [[Hans Werner Richter]] war die Gruppe längst vom Auflösungskrebs befallen und degeneriert. Das geplante Treffen in Prag im darauffolgenden Jahr fand wegen des Einmarsches der Roten Armee nicht statt.

Ihre ''Auflösung'' wurde beim Abschiedstreffen [[1977]] in [[Bad Saulgau|Saulgau]] beschlossen.
Ein letztes Treffen der Gruppe fand [[1990]] auf [[Dobříš|Schloss Dobříš]] nahe [[Prag]] statt, wo langjährige "Mitglieder" auf Vertreter der jüngsten Generation deutschsprachiger Schriftsteller trafen.

== Wiederbelebung ==

[[Günter Grass]] kündigte Ende November 2005 an, eine neue Autorengruppe nach dem Vorbild der Gruppe 47 gründen zu wollen, was er kurz darauf am 5. Dezember 2005 auch tat. Die Gruppe trägt den Arbeitstitel ''[[Lübeck 05]]''. Am ersten Treffen im [[Günter-Grass-Haus]] haben [[Thomas Brussig]], [[Michael Kumpfmüller]], [[Katja Lange-Müller]], [[Benjamin Lebert]], [[Eva Menasse]], [[Matthias Politycki]], [[Tilman Spengler]] und [[Burkhard Spinnen]] teilgenommen. Bei der öffentlichen Lesung im Buddenbrookhaus in Lübeck distanzierte man sich allerdings von einer Wiederbelebung der Gruppe 47 im alten Stil.

==Literaturpreis==

Der [[Literaturpreis]] der Gruppe 47 wurde ab 1950 an noch unbekannte Autoren vergeben. Das Preisgeld für die ersten beiden Vergaben (jeweils 1000 DM) war eine Stiftung der amerikanischen Werbefirma Coward McCann Company, die von [[Franz Josef Schneider]] zu dieser Schenkung überredet worden war, später wurde der Preis (organisiert durch Richter) von verschiedenen Verlagen und Rundfunkanstalten gestiftet: Je 2000 DM für Aichinger und Bachmann, je 1000 DM für Morriën und Walser, 5000 DM für Grass, 7000 DM für Bobrowski, für Bichsel und Becker je 6000 DM, wobei zu diesem letzten Preis jeweils 2500 DM von Grass und Böll beigesteuert wurden.
Alle Preisträger im Überblick:

*1950: [[Günter Eich]], für Gedichte aus ''Abgelegene Gehöfte''
*1951: [[Heinrich Böll]], für die Satire ''[[Die schwarzen Schafe]]''
*1952: [[Ilse Aichinger]], für ''Spiegelgeschichte''
*1953: [[Ingeborg Bachmann]], für vier Gedichte aus ''Die gestundete Zeit''
*1954: [[Adriaan Morriën]], für die Satire ''Zu große Gastlichkeit verjagt die Gäste''
*1955: [[Martin Walser]], für die Erzählung ''Templones Ende''
*1958: [[Günter Grass]], für das erste Kapitel aus ''[[Die Blechtrommel]]''
*1962: [[Johannes Bobrowski]], für Gedichte aus ''Sarmatische Zeit''
*1965: [[Peter Bichsel]], für Lesung aus dem Roman ''Die Jahreszeiten''
*1967: [[Jürgen Becker (Schriftsteller)|Jürgen Becker]], für Lesung aus ''Ränder''

==„Mitglieder“ (Auswahl)==

Zu den Mitgliedern der Gruppe, oder besser, den Teilnehmern an den Treffen, gehörten unter anderen:

{| width="100%"
| valign="top" width="33%" |
* [[Ilse Aichinger]]
* [[Carl Amery]]
* [[Alfred Andersch]]
* [[Ingeborg Bachmann]]
* [[Wolfgang Bächler]]
* [[Konrad Bayer]]
* [[Jürgen Becker (Schriftsteller)|Jürgen Becker]]
* [[Peter Bichsel]]
* [[Johannes Bobrowski]]
* [[Heinrich Böll]]
* [[Nicolas Born]]
* [[Paul Celan]]
* [[Friedrich Christian Delius]]
* [[Günter Eich]]
* [[Hans Magnus Enzensberger]]
* [[Hubert Fichte]]
* [[Erich Fried]]
* [[Heinz Friedrich]]
* [[Malte Gaumert]]
* [[Günter Grass]]
* [[Walter Maria Guggenheimer]]
* [[Geno Hartlaub]]
| valign="top" width="33%" |
* [[Peter Handke]]
* [[Manfred Peter Hein]]
* [[Helmut Heißenbüttel]]
* [[Wolfgang Hildesheimer]]
* [[Gustav René Hocke]]
* [[Walter Höllerer]]
* [[Walter Jens]]
* [[Uwe Johnson]]
* [[Joachim Kaiser]]
* [[Hellmuth Karasek]]
* [[Erich Kästner]]
* [[Alexander Kluge]]
* [[Wolfgang Koeppen]]
* [[Walter Kolbenhoff]]
* [[Barbara König]]
* [[Karl Krolow]]
* [[Otto Heinrich Kühner]]
* [[Siegfried Lenz]]
* [[Reinhard Lettau]]
* [[Jakov Lind]]
* [[Hans Mayer]]
* [[Horst Mönnich]]
| valign="top" width="33%" |
* [[Adriaan Morriën]]
* [[Ivan Nagel]]
* [[Rüdiger Proske]]
* [[Fritz J. Raddatz]]
* [[Marcel Reich-Ranicki]]
* [[Ruth Rehmann]]
* [[Hans Werner Richter]] (Initiator und Leiter)
* [[Toni Richter]]
* [[Klaus Roehler]]
* [[Peter Rühmkorf]]
* [[Hans Sahl]]
* [[Franz-Joseph Schneider]]
* [[Ilse Schneider-Lengyel]]
* [[Siegfried Unseld]]
* [[Wolfdietrich Schnurre]]
* [[Johannes Mario Simmel]]
* [[Nicolaus Sombart]]
* [[Martin Walser]]
* [[Peter Weiss]]
* [[Dieter Wellershoff]]
* [[Wolfgang Weyrauch]]
* [[Gabriele Wohmann]]
* [[Ror Wolf]]
|}

==Veranstaltung==
* Matthias Lorenz: ''Antisemitismus und die [[Deutsche Literatur#Literatur nach 1945|deutsche Literatur]] nach 1945'' Köln, "Probebühne" am 24. Januar 2007

==Literatur==
*Heinz Ludwig Arnold: ''Die Gruppe 47'' Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-499-50667-X
*Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): ''Die Gruppe 47 - Ein kritischer Grundriß''. Sonderband der Edition Text + Kritik. 3. überarbeitete Auflage. Text + Kritik, München 2004, ISBN 3-88377-762-5
*[[Nicolas Born]] und Jürgen Manthey (Hrsg.): ''Literaturmagazin 7 - Nachkriegsliteratur''. Rowohlt, Reinbek 1977, ISBN 3-499-25087-X
*Klaus Briegleb: ''Mißachtung und Tabu. Eine Streitschrift zur Frage: Wie antisemitisch war die Gruppe 47?'', Philo, Berlin 2003, ISBN 3825703002
*[[Reinhard Lettau]] (Hrsg.): ''Die Gruppe 47 - Bericht Kritik Polemik. Ein Handbuch''. Luchterhand, Neuwied und Berlin 1967
*Hans A. Neunzig (Hrsg.): ''Der Ruf - Unabhängige Blätter für die junge Generation. Eine Auswahl''. Vorwort von Hans Werner Richter, Einleitung von Hans A. Neunzig. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1976
*Hans A. Neunzig (Hrsg.): ''Hans Werner Richter und die Gruppe 47''. Mit Beiträgen von [[Walter Jens]], [[Marcel Reich-Ranicki]], [[Peter Wapnewski]] u. a. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1979
*Hans Werner Richter: ''Im Etablissement der Schmetterlinge. Einundzwanzig Portraits aus der Gruppe 47''. Hanser, München und 1986. Neuausgabe mit Photos von Renate von Mangoldt: Wagenbach, Berlin 2004, ISBN 3-8031-2499-9
*Hans Werner Richter (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit Walter Mannzen: ''Almanach der Gruppe 47 1947-1962''. Rowohlt, Reinbek 1962
*Hans Schwab-Felisch (Hrsg.): ''Der Ruf - Eine deutsche Nachkriegszeitschrift''. Mit einem Geleitwort von Hans Werner Richter. dtv, München 1962

Literarisch wurden die Treffen in Günter Grass' Erzählung ''[[Das Treffen in Telgte]]'' verarbeitet, die er Hans Werner Richter zu dessen 70. Geburtstag gewidmet hat.

== Film ==
*''Vom Glanz und Vergehen der Gruppe 47.'' Dokumentation, 45 Min., Buch und Regie: Andreas Ammer, Produktion: [[SWR]], Erstsendung: [[ARD]], 14. Oktober 2007, [http://www.3sat.de/ard/sendung/113289/index.html Inhaltsangabe] von [[3sat]], [http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/401719 Besprechung] von [[Michael Jürgs]] und vom [http://www.tagesspiegel.de/medien-news/;art15532,2399247 Tagesspiegel]

== Weblinks ==
* [http://www.uni-ulm.de/LiLL/senior-info-mobil/module/Lit47.htm Die Gruppe 47]
* [http://www.literaturhaus.at/buch/buch/rez/gruppe47/tagungen.html Die Tagungen der Gruppe 47]
* [http://www.literaturbaum.de/473.html Die "Mitglieder" der Gruppe 47 im Bild]
* [http://www.etk-muenchen.de/sixcms/media.php/358/Heinz_Ludwig_Arnold_3.pdf Heinz Ludwig Arnold: Vorlesung über den „Ruf“ und die Gruppe 47]
* [http://www.literaturarchiv.de Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg]

;Artikel
* [http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,488938,00.html „Grass, Walser, Kaiser. Wie Fünfzehnjährige beim Kirschenklauen“], [[Spiegel Online]], 16. Juni 2007, von [[Reinhard Mohr]]
* [http://www.zeit.de/online/2007/37/gruppe-47 „Lesen auf dem elektrischen Stuhl“], [[Die Zeit]], 6. September 2007

[[Kategorie:Literarische Gruppe]]
[[Kategorie:Nachkriegsliteratur]]
[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]

[[cs:Gruppe 47]]
[[en:Group 47]]
[[eo:Gruppe 47]]
[[fr:Groupe 47]]
[[ga:Gruppe 47]]
[[he:קבוצת 47]]
[[nl:Gruppe 47]]
[[no:Gruppe 47]]
[[pl:Grupa 47]]
[[sv:Gruppe 47]]
[[tr:Grup 47]]

Version vom 13. Februar 2008, 10:12 Uhr

Als Gruppe 47 werden die Teilnehmer an den deutschsprachigen Schriftstellertreffen bezeichnet, zu denen alljährlich Hans Werner Richter von 1947 bis 1967 einlud.

Vorgeschichte - Der Ruf

Den Anfang machten 1946 Alfred Andersch (als Herausgeber) und Hans Werner Richter (als Redakteur), als sie die Zeitschrift Der Ruf in München neu herausbrachten. Zuvor war sie bereits 1945 unter Zensur und Kontrolle der US-Army in New York als Blätter für deutsche Kriegsgefangene erschienen. Ihr Ziel war die Aufklärung und Erziehung zur Demokratie der Menschen in Deutschland nach dem Hitlerregime. Im April 1947 wurde die Zeitschrift von der US-amerikanischen Militärregierung verboten, mutmaßlich auf Grund einer russischen Intervention, erschien dann weiter unter neuer Herausgeberschaft bis 1948 in München, bis 1949 auch in Mannheim.

Entstehung

Im Juli 1947 trafen sich u. a. ehemalige Autoren von Der Ruf und beschlossen u. a. eine neue literarische Zeitschrift mit dem Namen Der Skorpion zu gründen, aber vor allem, um sich regelmäßig zu treffen, sich Manuskripte vorzulesen und diese zu kritisieren. Hans Werner Richter lud daraufhin einen größeren Kreis, jedoch sorgsam ausgewählt, für September 1947 ein, die erste „Tagung“. Bei diesem Treffen gab Hans Georg Brenner der Runde den Namen Gruppe 47, und Hans Werner Richter als Einladender zu dieser Schriftstellergemeinschaft ohne Vereinsstatus und ohne Generalsekretär galt hinfort als ihr „Begründer“.

Organisation

Leiter der Treffen war Hans Werner Richter. Anfangs entschied er, wer zu den Treffen eingeladen wurde, später berieten ihn Autoren des engen Freundeskreises der Gruppe 47. Sie fanden im (Halb-)Jahrestakt statt. Dort wurden u. a. unveröffentlichte Manuskripte anwesender Schriftsteller gelesen und kritisiert sowie die besten ausgezeichnet. Auch ausländische Schriftsteller, Kritiker und andere Gäste wurden regelmäßig eingeladen.

Ziele

Zuerst war ein erklärtes Ziel der Gruppe 47 die Förderung von Autoren der noch jungen deutschen Nachkriegsliteratur. Ein weiteres Ziel war die Aufklärung und Erziehung zur Demokratie der Menschen in Deutschland nach dem Hitlerregime.

Die Gruppe 47 wurde schnell, wohl auch dank ihrer prominenten Mitglieder, fester Bestandteil des bundesdeutschen Literaturbetriebs. Zum Zerfall kam es erst kurz vor der Studentenrevolte 1968, als es zu politischen Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Gruppe kam.

Auflösung

1966 löste Robert Neumann in der Zeitschrift konkret 5/66 eine Diskussion über die Gruppe 47 aus, die von Hans Erich Nossack in konkret 6/66 fortgesetzt wurde. Gruppe-47-Mitglied Joachim Kaiser, der zusammen mit Fritz J. Raddatz gegen die Vorwürfe von Neumann und Nossack Stellung bezog, schrieb im August 1966 in der konkret: „Ich finde, die Gruppe sollte sich langsam auflösen, weil sie durch viele unvernünftige Angriffe oder infolge unvernünftiger tadelnder oder lobender Berichte zu einem Politikum geworden ist...“ Ulrike Meinhof schrieb im Oktober 1967 in der Zeitschrift konkret: „Über die ‚ideellen Ausgangspunkte‘ der Gruppe liest man Richter 1962: ‚a) Demokratische Elitenbildung auf dem Gebiet der Literatur und Publizistik; b) die praktisch angewandte Methode der Demokratie in einem Kreis von Individualisten immer wieder zu demonstrieren mit der Hoffnung der Fernwirkung und der vielleicht sehr viel späteren Breiten- und Massenwirkung; c) beide Ziele zu erreichen, ohne Programm, ohne Verein, ohne Organisation und ohne irgendeinem kollektiven Denken Vorschub zu leisten.“

Im Oktober 1967 traf sich die Gruppe 47 im Gasthof "Pulvermühle" [1] bei Waischenfeld, Fränkische Schweiz. Es sollte nicht die letzte Zusammenkunft sein, aber laut Hans Werner Richter war die Gruppe längst vom Auflösungskrebs befallen und degeneriert. Das geplante Treffen in Prag im darauffolgenden Jahr fand wegen des Einmarsches der Roten Armee nicht statt.

Ihre Auflösung wurde beim Abschiedstreffen 1977 in Saulgau beschlossen. Ein letztes Treffen der Gruppe fand 1990 auf Schloss Dobříš nahe Prag statt, wo langjährige "Mitglieder" auf Vertreter der jüngsten Generation deutschsprachiger Schriftsteller trafen.

Wiederbelebung

Günter Grass kündigte Ende November 2005 an, eine neue Autorengruppe nach dem Vorbild der Gruppe 47 gründen zu wollen, was er kurz darauf am 5. Dezember 2005 auch tat. Die Gruppe trägt den Arbeitstitel Lübeck 05. Am ersten Treffen im Günter-Grass-Haus haben Thomas Brussig, Michael Kumpfmüller, Katja Lange-Müller, Benjamin Lebert, Eva Menasse, Matthias Politycki, Tilman Spengler und Burkhard Spinnen teilgenommen. Bei der öffentlichen Lesung im Buddenbrookhaus in Lübeck distanzierte man sich allerdings von einer Wiederbelebung der Gruppe 47 im alten Stil.

Literaturpreis

Der Literaturpreis der Gruppe 47 wurde ab 1950 an noch unbekannte Autoren vergeben. Das Preisgeld für die ersten beiden Vergaben (jeweils 1000 DM) war eine Stiftung der amerikanischen Werbefirma Coward McCann Company, die von Franz Josef Schneider zu dieser Schenkung überredet worden war, später wurde der Preis (organisiert durch Richter) von verschiedenen Verlagen und Rundfunkanstalten gestiftet: Je 2000 DM für Aichinger und Bachmann, je 1000 DM für Morriën und Walser, 5000 DM für Grass, 7000 DM für Bobrowski, für Bichsel und Becker je 6000 DM, wobei zu diesem letzten Preis jeweils 2500 DM von Grass und Böll beigesteuert wurden. Alle Preisträger im Überblick:

„Mitglieder“ (Auswahl)

Zu den Mitgliedern der Gruppe, oder besser, den Teilnehmern an den Treffen, gehörten unter anderen:

Veranstaltung

  • Matthias Lorenz: Antisemitismus und die deutsche Literatur nach 1945 Köln, "Probebühne" am 24. Januar 2007

Literatur

  • Heinz Ludwig Arnold: Die Gruppe 47 Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-499-50667-X
  • Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Die Gruppe 47 - Ein kritischer Grundriß. Sonderband der Edition Text + Kritik. 3. überarbeitete Auflage. Text + Kritik, München 2004, ISBN 3-88377-762-5
  • Nicolas Born und Jürgen Manthey (Hrsg.): Literaturmagazin 7 - Nachkriegsliteratur. Rowohlt, Reinbek 1977, ISBN 3-499-25087-X
  • Klaus Briegleb: Mißachtung und Tabu. Eine Streitschrift zur Frage: Wie antisemitisch war die Gruppe 47?, Philo, Berlin 2003, ISBN 3825703002
  • Reinhard Lettau (Hrsg.): Die Gruppe 47 - Bericht Kritik Polemik. Ein Handbuch. Luchterhand, Neuwied und Berlin 1967
  • Hans A. Neunzig (Hrsg.): Der Ruf - Unabhängige Blätter für die junge Generation. Eine Auswahl. Vorwort von Hans Werner Richter, Einleitung von Hans A. Neunzig. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1976
  • Hans A. Neunzig (Hrsg.): Hans Werner Richter und die Gruppe 47. Mit Beiträgen von Walter Jens, Marcel Reich-Ranicki, Peter Wapnewski u. a. Nymphenburger Verlagshandlung, München 1979
  • Hans Werner Richter: Im Etablissement der Schmetterlinge. Einundzwanzig Portraits aus der Gruppe 47. Hanser, München und 1986. Neuausgabe mit Photos von Renate von Mangoldt: Wagenbach, Berlin 2004, ISBN 3-8031-2499-9
  • Hans Werner Richter (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit Walter Mannzen: Almanach der Gruppe 47 1947-1962. Rowohlt, Reinbek 1962
  • Hans Schwab-Felisch (Hrsg.): Der Ruf - Eine deutsche Nachkriegszeitschrift. Mit einem Geleitwort von Hans Werner Richter. dtv, München 1962

Literarisch wurden die Treffen in Günter Grass' Erzählung Das Treffen in Telgte verarbeitet, die er Hans Werner Richter zu dessen 70. Geburtstag gewidmet hat.

Film

Weblinks

Artikel