Seeschifffahrt
Mit Seeschifffahrt, in Österreich und der Schweiz auch Hochseeschifffahrt, bezeichnet man den Verkehr von Schiffen (Schifffahrt) zum Zweck der gewerblichen Beförderung von Gütern und Personen auf Meeren und Ozeanen.
Zu den Fahrtgebieten der Seeschifffahrt zählen auch hierfür taugliche Wasserstraßen, also große Flüsse (z. B. die Elbe bis Hamburg oder die Weser bis Bremen), Kanäle (Panamakanal, Sueskanal, Nord-Ostsee-Kanal) sowie durch Wasserstraßen mit dem Meer verbundene Binnenseen (etwa die Großen Seen in Nordamerika).
In der Seeschifffahrt unterscheidet man Linienschifffahrt und Trampschifffahrt. Im Liniendienst laufen die Schiffe eine bestimmte Abfolge von Häfen nach festen Fahrplänen an, in der Trampschifffahrt verkehren die Schiffe frei nach Angebot und Nachfrage mit der jeweiligen Ladung.
Für die Seeschifffahrt gelten andere Vorschriften als für die Binnenschifffahrt. In den deutschen Hoheitsgewässern wird diese durch die Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung geregelt.
Die Seeschifffahrt bewältigt einen großen Anteil des Seehandels.[1]
Große Seehäfen sind zum Beispiel Kōbe (Japan), Hongkong (VR China), Busan (Südkorea), Hamburg und die ZARA-Häfen Zeebrügge (Belgien), Amsterdam, Rotterdam (beide Niederlande) und Antwerpen (Belgien). In den letzten Jahrzehnten ersetzten bzw. verdrängten große Schiffe kleinere Schiffe; in diesem Zuge haben die Tiefe und Breite von Wasserstraßen und Häfen an Bedeutung gewonnen. Besonders tiefe Häfen nennt man Tiefwasserhafen.
Geschichte
Akteure
Akteure in der Seeschifffahrt sind unter anderem
- die Menschen, die zur See fahren (Seemann (offizieller Plural „Seeleute“) )
- Reeder (Eigentümer eines oder mehrerer Seeschiffe) und ihre Unternehmen (Reedereien)
- Schiffbau, Hafenwirtschaft, maritime Zulieferindustrie
- Gewerkschaften (z. B. die Internationale Transportarbeiter-Föderation), Reedereiverbände (z. B. Verband Deutscher Reeder, European Community Shipowners’ Associations) und andere Branchenverbände
- Staaten und staatliche Institutionen (die z. B. die See(schiff)fahrt fördern), z. B. (Deutschland:) der Maritime Koordinator, das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)
- Internationale Organisationen, z. B. die IMO (früher: IMCO), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UN)
- Umweltverbände (sie drängen darauf, Emissionen durch die Schifffahrt (Folgen: Meeresverschmutzung, Luftverschmutzung und CO2-Bilanz) zu reduzieren)
Schiffsmarkt
Die Seeschifffahrt wird mit verschiedenen Typen von Frachtschiffen betrieben. Diese haben folgende Anteile am Schiffsmarkt: Massengutfrachter (55 %), Tanker (27 %), Containerschiffe (14 %), Gastanker (2 %) und Andere (2 %).[2] Massengutfrachter (auch Bulkcarrier oder Schüttgutfrachter genannt) transportieren hauptsächlich Eisenerz, Kohle, Getreide, Bauxit, Phosphat, Zement, Zucker, Reis, Schrott und Stahl. Die Tanker werden in Rohöltanker, Produktentanker (für raffinierte Produkte), Chemietanker und Flüssiggastanker unterteilt.
Über 90 % des Welthandels, fast 95 % des Außenhandels der Europäischen Union und nahezu 70 % des deutschen Im- und Exports werden über den Seeweg abgewickelt. Rund 170 Staaten betreiben (Stand etwa 2008) weltweit etwa 90.000 Handelsschiffe. Davon werden 42.000 in der internationalen Seeschifffahrt eingesetzt. Die Frachtgüter mit dem größten Anteil am Weltseehandel sind: Rohöl und Ölprodukte (33 %), Kohle (11 %), Eisenerz (10 %) und Getreide (4 %).[3]
Um die Schwankungen ("Volatilität") der Frachtraten zu senken, wurden und werden Zeitcharterverträge abgeschlossen. Durch diese Verträge werden die Schiffe für eine längere Periode (bis zu zehn Jahre) für einen festen Preis an einen Charterer überlassen. Während der Vertragslaufzeit können nur kleinere Änderungen vorgenommen werden. Der Vorteil für den Reeder und den Charterer ist eine bessere Kalkulationsbasis. Um das Hedgegeschäft flexibler und effizienter zu gestalten, werden Forward Freight Agreements (FFAs) verwendet.
Als zentraler Indikator für das Preisniveau im Schiffsfrachtmarkt für Schüttgut gilt der Baltic Dry Index, den die Baltic Exchange in London 1985 erstmals veröffentlichte. Für den Tankermarkt gibt es seit 1998 den 'Baltic International Tanker Routes Index' (BITR); er wurde 2001 in den Baltic Dirty Tanker Index (BDTI) und den Baltic Clean Tanker Index (BCTI) aufgespalten. Indizes für die Charterraten (Schiffsmieten) im Containerschiffsmarkt sind der HARPEX und der Howe Robinson Container Index.
Die folgende Tabelle zeigt Schiffsgrößen sowie deren Anteil an der Welthandelsflotte und am Schüttgutverkehr im Jahr 2005 in Prozent.[4]
Schiffsgrößen | Kapazität in dwt |
Anteil an der Welthandelsflotte in % |
Anteil am Schüttgutverkehr in % |
---|---|---|---|
Capesize | über 100.000 | 10 | 62 |
Panamax | 60.000–80.000 | 19 | 20 |
Supramax | 45.000–59.000 | 37 | 12 |
Handysize | 15.000–35.000 | 34 | 6 |
Siehe auch
- Globalisierung
- Welthandelsvolumen
- Schifffahrtskrise seit 2008
- Listen schwerer Seeunfälle
- Liste bedeutender Schiffsversenkungen
Weblinks
- Karrieren in der Seeschiffahrt (PDF, 32 S., Verband Deutscher Reeder; 5,5 MB)
Literatur
- Heinz Neukirchen: Seefahrt im Wandel der Jahrtausende. Transpress, Berlin 1985, ISBN 3-8112-0451-3
- Heide Gerstenberger, Ulrich Welke: Arbeit auf See. Zur Ökonomie und Ethnologie der Globalisierung. 2. Auflage, Westfälisches Dampfboot, Münster 2007, ISBN 978-3-89691-575-7.
- Volker Ladenthin: Das Bordbuch. Leseerlebnisse zu literarischen Abenteuern. Mit Illustrationen von Stephan Wolters, Bonn 2006.
- Harry Banaszak: Aus meinem Logbuch. Heitere und ernste Kapitänserinnerungen. Zeitgut-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86614-144-5.
Einzelnachweise
- ↑ 90 % der weltweit und 40 % der innerhalb Europas gehandelten Güter werden auf dem Seeweg transportiert. Die 'Third IMO Greenhouse Gas Study' (2014) bezifferte den Weltseehandel im Jahr 2007 mit 7.790 Mio. Tonnen und den im Jahr 2012 mit 9.297 Mio. Tonnen (plus 13,4 % in 5 Jahren = ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 3,4 %). (Quelle)
- ↑ Gunther Dütsch: Forward Freight Agreements (FFA), Präsentation, Vattenfall Trading Services, Juni 2007
- ↑ die bank – Zeitschrift für Bankpolitik und Praxis: Frachtderivate: Leinen los ( des vom 26. Dezember 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Ausgabe 12/2008
- ↑ Athanasios V. Voudris: Analysis and forecast of the capesize bulk carriers shipping market using Artificial Neural Networks, Massachusetts Institute of Technology, Juni 2006