Uranocircit
Uranocircit | |
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Uranocircit aus dem Grubenfeld São Pedro, Malacacheta, Minas Gerais, Brasilien (Größe: 3,7 × 3,5 × 3,1 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol |
Urc-II[1] |
Andere Namen |
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Chemische Formel | Ba[UO2|PO4]2·10-12H2O[2] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VII/E.01 VII/E.01-110 8.EB.05 40.02a.03.01 |
Ähnliche Minerale | Autunit, Sabugalit, Saléeit, Zeunerit, Uranospinit |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | tetragonal |
Kristallklasse; Symbol | ditetragonal-dipyramidal; 4/m2/m2/m[3] |
Raumgruppe | I4/mmm (Nr. 139)[2] |
Gitterparameter | a = 7,01 Å; c = 20,46 Å[2] |
Formeleinheiten | Z = 2[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2 bis 2,5 |
Dichte (g/cm3) | 3,46 |
Spaltbarkeit | vollkommen [001], deutlich [100] |
Bruch; Tenazität | muschelig bis brüchig |
Farbe | hell- bis dunkelgelbgrün |
Strichfarbe | hellgelb |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Perlmuttglanz[4] |
Radioaktivität | stark radioaktiv |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,574[4] nβ = 1,583[4] nγ = 1,588[4] |
Doppelbrechung | δ = 0,014[4] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = gemessen: 70°; berechnet: 72°[4] |
Pleochroismus | schwach: X = farblos; Y = Z = hellkanariengelb[4] |
Weitere Eigenschaften | |
Besondere Merkmale | giftig, starke Fluoreszenz |
Uranocircit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“, das zur Gruppe der Uranglimmer gehört. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der allgemeinen chemischen Zusammensetzung Ba[UO2|PO4]2·10-12H2O[2]. Seit einer Neudefinition 1963 wird das Mineral nach seinem Gehalt an Kristallwasser aufgeteilt in
wobei der Mineralstatus des Uranocircit II aufgrund seiner Erstbeschreibung vor IMA-Gründung 1959 vererbt und die Neudefinition von Uranocircit I von der IMA-Kommission CNMNC ohne nähere Prüfung zunächst übernommen wurde, inzwischen aber nicht mehr anerkannt ist.[6][7]
Uranocircit entwickelt überwiegend tafelige Kristalle in blättrigen, stapelförmigen Mineral-Aggregaten, findet sich aber auch in Form erdiger bis pulvriger Überzüge von hell- bis dunkelgelbgrüner Farbe bei hellgelber Strichfarbe. Verunreinigte Kristalle können auch eine entsprechend dunklere bis schwarze Farbe annehmen. Oft sieht Uranocircit dem Autunit zum Verwechseln ähnlich, ist aber deutlich grüner (nach Klockmann „Zeisiggrün“).[8]
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Uranocircit in der Nähe der Stadt Falkenstein im Vogtland in Sachsen. Beschrieben und benannt wurde das Mineral erstmals 1877 durch Albin Weisbach (1833–1901). Weisbach selbst gab für seine Benennung keine Erklärung ab. Der Name lässt sich jedoch in Anlehnung an seinen Urangehalt und nach seiner Typlokalität aus dem lateinischen Wort circos bzw. dem griechischen Wort kirkos (κίρκος)[9] für Falke oder Habicht ableiten.
Das Typmineral wurde 1874 von Weißbach in die Mineralogische Sammlung der TU Bergakademie Freiberg aufgenommen.[10]
In den Aufzeichnungen von Paul Heinrich von Groth 1878 wird Uranocircit auch als Bariumuranit bezeichnet.[11]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Uranocircit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Uranylphosphate und Uranylvanadate“, wo er zusammen mit Autunit, Fritzscheit, Heinrichit, Kahlerit, Metanatroautunit, Nováčekit, Sabugalit, Saléeit, Torbernit, Trögerit, Uranospinit und Zeunerit die „Autunit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/E.01 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet die Minerale Uranocircit-I und Uranocircit-II ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Uranylphosphate und Arsenate“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach dem Verhältnis von Uranoxidkomplex (UO2) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „UO2 : RO4 = 1 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Autunit, Heinrichit, Kahlerit, Kirchheimerit, Nováčekit-I, Nováčekit-II, Saléeit, Torbernit, Uranospinit, Xiangjiangit und Zeunerit die „Autunitgruppe“ mit der System-Nr. 8.EB.05 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Uranocircit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“, dort allerdings in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc.“ ein. Hier ist er zusammen mit Metauranocircit in der unbenannten Gruppe 40.02a.03 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit A2+(B2+)2(XO4) • x(H2O), mit (UO2)2+“ zu finden.
Kristallstruktur
Uranocircit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I4/mmm (Raumgruppen-Nr. 139) mit den Gitterparametern a = 7,01 Å und c = 20,46 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Uranocircit besteht aus Phosphat-Tetraedern, die mit verzerrten oktaedrischen Uranoxidgruppen verknüpft sind. Die Phosphat- und Urangruppen liegen in Schichten, die nur schwach durch Wassermoleküle zusammengehalten werden. Dies ergibt die typische plattige Struktur, die perfekte Spaltrichtung und die relative Weichheit. An der Luft verliert der Uranocircit ein Teil seines Kristallwassers und wird zu Metauranocircit. Dabei werden die Kristalle trüb und die Stücke noch brüchiger.
Eigenschaften
Das Mineral ist durch seinen Bariumgehalt giftig und durch seinen Urangehalt von bis zu 43,9 % stark radioaktiv[12] mit einer spezifischen Aktivität von etwa 78.650 Bq/g[3] (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).
Unter kurz- und langwelligem UV-Licht zeigt Uranocircit eine helle, grüne Fluoreszenz.[3] Einige Uranocircite fluoreszieren unter blauem Licht.
Nach einiger Zeit an der Luft oder durch Erhitzen verliert Uranocircit einen Teil seines Kristallwassers und wandelt sich in Metauranocircit um.
Bildung und Fundorte
Uranocircit bildet sich als Sekundärmineral in der Oxidationszone von Uran-Lagerstätten,[12] wo er sich unter anderem parallel verwachsen mit Autunit und Torbernit findet.[13]
Als seltene Mineralbildung konnte Uranocircit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2016) rund 90 Fundorte[14] als bekannt gelten. Neben seiner Typlokalität Streuberg in Bergen trat das Mineral in Deutschland noch in der naheliegenden Grube bei Mechelgrün/Zobes (Neuensalz, siehe dazu auch Lagerstätte Zobes/Bergen des Unternehmens Wismut) und bei Tirpersdorf im Vogtland und an mehreren Orten im Erzgebirge in Sachsen, bei Eisenbach und in der Grube Krunkelbach bei Menzenschwand in Baden-Württemberg sowie am Pauliberg bzw. bei Schwandorf in Bayern auf.
Erwähnenswert aufgrund außergewöhnlicher Uranocircitfunde sind unter anderem Damětice im Okres Klatovy in Tschechien, wo tafelige Kristalle von bis zu einem Zentimeter Durchmesser gefunden wurden.
In Österreich fand sich das Mineral bisher nur am Prinzenkogel bei Rettenegg in den Fischbacher Alpen in der Steiermark.
Weitere Fundorte liegen in Australien, Brasilien, Bulgarien, China, Demokratische Republik Kongo, Frankreich, Japan, Madagaskar, Niger, Polen, Portugal, Südkorea und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[15]
Verwendung
Unter Sammlern ist Uranocircit aufgrund seiner schönen Kristallausbildungen und starken Fluoreszenz eine begehrte Mineralprobe.[16]
Vorsichtsmaßnahmen
Da Uranocircit ein relativ stark alphastrahlendes Material ist, sollte das Mineral nicht in den Organismus gelangen. Weil die Kristalle leicht zu kleinen Partikeln zerbrechen, die dann an den Fingern haften bleiben, sollten nach der Berührung und Untersuchung der Steine unverzüglich die Hände gewaschen werden, um eine Aufnahme in den Körper zu verhindern, wo es durch eine sehr lange Verweildauer und den ständigen Alphazerfall krebserregend wirkt. Nach dem Umgang mit dem Material sollte der Arbeitsplatz mit einer UV-Lampe – ein Geldscheinprüfgerät ist ausreichend – auf die unter UV-Licht auffällig leuchtenden Partikel untersucht werden, die sonst unerkannt zu einer Gefährdung führen würden.
Siehe auch
Literatur
- Albin Weisbach: Mineralogische Mittheilungen. I. Walpurgin, II. Zeunerit und Uranospinit, III. Uranocircit, IV. Bismutosphärit, V. Roselith, VI. Kobaltspath. In: Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen. Abhandlungen, 1877, S. 42–53 (PDF 1,6 MB; S. 7)
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 655.
Weblinks
- Mineralienatlas:Uranocircit (Wiki)
- Thomas Witzke (Stollentroll): Die Entdeckung von Uranocircit
Einzelnachweise
- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 524.
- ↑ a b c Webmineral – Uranocircite (englisch)
- ↑ a b c d e f g Uranocircite bei mindat.org (englisch)
- ↑ a b IMA/CNMNC - List of Mineral Names; 2009 (englisch, PDF 1,8 MB; S. 293)
- ↑ Thomas Witzke (Stollentroll): Die Entdeckung von Uranocircit
- ↑ IMA/CNMNC - List of Mineral Names; November 2015 (englisch, PDF 1,6 MB; S. 293)
- ↑ Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 655.
- ↑ Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon - kirkos
- ↑ Typmineral-Katalog des Mineralogisch-Petrografischen Instituts der Universität Hamburg (Weblink)
- ↑ Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. Ott Verlag, Thun und München 1968, S. 338.
- ↑ a b Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 190 (Dörfler Natur).
- ↑ Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 650.
- ↑ Mindat - Anzahl der Fundorte für Uranocircit
- ↑ Fundortliste für Uranocircit beim Mineralienatlas und bei Mindat
- ↑ Mineralienatlas:Uranocircit