Trattnerit

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Trattnerit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2002-002[1]

IMA-Symbol

Tra[2]

Chemische Formel Fe3+2Mg3Si12O30[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Ringsilikate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/E.22
VIII/E.22-025

9.CM.05
63.02.01a.17
Ähnliche Minerale Cordierit, Osumilith
Kristallographische Daten
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse; Symbol dihexagonal-dipyramidal; 6/m2/m2/m
Raumgruppe P6/mcc (Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192[3]
Gitterparameter a = 10,050 Å; c = 14,338 Å[3]
Formeleinheiten Z = 2[3]
Häufige Kristallflächen {001}, {100}, {101}, {111}[3]
Zwillingsbildung -
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte nicht bestimmt[3]
Dichte (g/cm3) berechnet: 2,68[3]
Spaltbarkeit gut nach (001), schlecht nach (100)[3]
Farbe dunkelblau bis gelbgrün[3]
Strichfarbe weiß[3]
Transparenz durchsichtig[3]
Glanz Glasglanz[3]
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,589[3]
nε = 1,586[3]
Doppelbrechung δ = 0,003[3]
Optischer Charakter einachsig negativ[3]
Pleochroismus stark: dunkelblau - gelbgrün[3]

Das Mineral Trattnerit ist ein sehr selten vorkommendes Ringsilikat aus der Milaritgruppe mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Fe3+2Mg3Si12O30. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und entwickelt blaue, plattige bis prismatische Kriställchen von wenigen Millimetern Größe.[3]

Trattnerit findet sich in silikatreichen Fremdgesteinseinschlüssen in Basalten. Neben seiner Typlokalität, dem Haüyn-Nephelinit-Steinbruch Stradner Kogel in der Steiermark, Österreich[3], ist Trattnerit bisher nur an einer weiteren Lokalität gleichen Typs nachgewiesen, dem Basaltsteinbruch Caspar am Ettringer Bellerberg in der Vulkaneifel, Deutschland.[4]

Etymologie und Geschichte

Entdeckt wurde Trattnerit Ende 1999 von Walter Trattner im Steinbruch am Stradner Kogel, wo eine dünne Basaltlavadecke abgebaut wird. Zur Bestimmung gab er seine Proben an das Landesmuseum Joanneum, wo sie von den Mineralogen um W. Postl wissenschaftlich untersucht wurden.[5] Sie charakterisierten das neue Mineral als □-Fe3+-Analog von Merrihueit und benannten es nach seinem Entdecker Walter Trattner aus Bad Waltersdorf in der Steiermark, einem leidenschaftlichen Sammler und Spezialisten für die Minerale der steirischen Vulkane, der mit dem Klöchit noch ein weiteres Mineral der Milaritgruppe entdeckte.[3]

Klassifikation

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehört Trattnerit mit Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Darapiosit, Dusmatovit, Emeleusit, Faizievit, Merrihueit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Sogdianit, Sugilith und Yagiit zur allgemeinen Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“ in die „Milarit-Osumilith-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/E.22.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Trattnerit ebenfalls in die Abteilung der „Ringsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Ringe, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12−-Sechser-Doppelringe“ zu finden ist. Darin gehört es mit Agakhanovit-(Y), Almarudit, Armenit, Berezanskit, Brannockit, Chayesit, Eifelit, Darapiosit, Dusmatovit, Friedrichbeckeit, Klöchit, Merrihueit, Milarit, Oftedalit, Osumilith, Osumilith-(Mg), Poudretteit, Roedderit, Shibkovit, Sogdianit, Sugilith und Yagiit zur „Milaritgruppe“ mit der System-Nr. 9.CM.05.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Trattnerit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Ringsilikate: Kondensierte Ringe“ ein. Hier ist er in der „Milarit-Osumilith-Gruppe (Milarit-Osumilith-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 63.02.01a innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Kondensierte, 6-gliedrige Ringe“ zu finden.

Chemismus

Trattnerit ist das □-Fe3+-Endglied einer Mischkristallreiche von Roedderit/Merrihueit über Chayesit zu Trattnerit, der die Austauschreaktionen

  • [B]Na + [T2]Mg2+ = [B]□ + [T2]Fe3+ (Roedderit - Chayesit)
  • [C]K + [A]Mg2+ = [C]□ + [A]Fe3+ (Chayesit - Trattnerit)

zugrunde liegen.[3]

Die gemessene Zusammensetzung aus der Typlokalität ist [C](Na0,01K0,07) [A,T2](Fe3+1,99Ti0,01Mg2,46Fe2+0,30Mn2+0,08Zn0,05Al0,04) [T1][Si12O30], wobei in den eckigen Klammern die Position in der Kristallstruktur angegeben ist.[3]

Kristallstruktur

Trattnerit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P6/mcc (Raumgruppen-Nr. 192)Vorlage:Raumgruppe/192 mit den Gitterparametern a = 10.050 Å und c = 14.338 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Trattnerit ist isotyp zu Milarit, d. h., er kristallisiert mit der gleichen Struktur wie Milarit. Die 12-fach koordinierte C-Position ist leer, ebenso wie die 9-fach koordinierte B-Position.

Eisen verteilt sich zu gleichen Teilen auf die 6-fach koordinierte A-Position und die tetraedrisch koordinierten T2-Position. Die A-Position enthält zur Hälfte dreiwertige Kationen (Fe3+) und zweiwertige Kationen (Mg, Fe2+), die T2-Position zu 1/3 Fe3+ und zu 2/3 die zweiwertigen Kationen Mg, Fe2+.

Die T1-Position, die die 6er-Doppelringe aufbaut, enthält nur Silizium (Si4+).[3]

Bildung und Fundorte

Trattnerit bildet sich bei hohen Temperaturen und niedrigem Druck unter oxidierenden Bedingungen in siliziumreichen und aluminiumarmen Xenolithen in basaltischen Magmen.

Weltweit ist Trattnerit nur an zwei Fundorten dokumentiert worden (Stand 2016).

An seiner Typlokalität, dem Haüyn-Nephelinit-Steinbruch der Firma Appel an der Westseite des Stradner Kogels östlich von Wilhelmsdorf in der Steiermark, Österreich, findet sich Trattnerit in siliziumreichen Xenolithen aus Sanidin, Plagioklas, Quarz und selten grünem Klinopyroxen. In kleinen, nur wenige Millimeter großen Hohlräumen dieser Fremdgesteinseinschlüsse tritt tiefblauer Trattnerit zusammen mit Tridymit, Hämatit, strohgelbem Orthopyroxen und rotbraunem Amphibol auf.[5][3][6]

Der zweite dokumentierte Fundort ist der Steinbruch Caspar am Bellerberg-Vulkan bei Ettringen, Mayen in der Eifel, Rheinland-Pfalz, Deutschland.[6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x Walter Postl, Franz Walter, Karl Ettinger, Christoph Hauzenberger, Hans-Peter Bojar: Trattnerite, (Fe,Mg)2(Mg,Fe)3[Si12O30], a new mineral of the milarite group: mineral data and crystal structure. In: European Journal of Mineralogy. Band 16, Nr. 2, März 2004, S. 375–380, doi:10.1127/0935-1221/2004/0016-0375 (rruff.info [PDF; 450 kB; abgerufen am 19. Dezember 2017]).
  4. Caspar quarry, Bellerberg volcano, Ettringen, Mayen, Eifel, Rhineland-Palatinate, Germany
  5. a b Walter Postl, Franz Walter, Karl Ettinger, Hans-Peter Bojar: Über ein nahezu Alkali-freies Mineral der Osumilith-Gruppe aus dem Nephelinit-Steinbruch am Stradner Kogel bei Wilhelmsdorf, südlich Bad Gleichenberg, Steiermark, Österreich. In: Joannea Mineralogie. Band 1, 2000, S. 53–64 (museum-joanneum.at [PDF; 571 kB; abgerufen am 19. Dezember 2017]).
  6. a b Stradner Kogel, Wilhelmsdorf, Bad Gleichenberg, Styria, Austria