Franco Nero

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Franco Nero im Februar 2016 bei der Lambertz Monday Night
Franco Nero, 2008

Franco Nero (* 23. November 1941 in San Prospero Parmense bei Parma als Francesco Sparanero) ist ein italienischer Schauspieler und Regisseur, der vor allem mit seiner Darstellung der Figur Django in Italowestern Bekanntheit erlangte. Er wirkte zudem in verschiedenen Filmen über die italienische Mafia mit und verkörperte in den 1970er Jahren in zahlreichen Polizeifilmen die Rolle des Staatsanwalts. Auch ist er einer der wenigen westlichen Schauspieler, die für Filmproduktionen der damaligen Ostblockstaaten verpflichtet wurden. Er hat unter vielen namhaften Regisseuren gearbeitet und bereits in über 200 Produktionen mitgespielt.

Leben und Werk

Frühes Leben

Als Francesco Sparanero wurde er als Sohn eines Polizisten in San Prospero geboren, einer kleinen Gemeinde in der Provinz Parma, die zur Region Emilia-Romagna gehört. Seine Kindheit verbrachte er dann in Parma, wo er als Jugendlicher seine Leidenschaft für die Theaterbühne und die Schauspielerei entdeckte.[1] Er organisierte Schulaufführungen und leitete später als Wehrdienstleistender ein Laientheater, ehe er nach Mailand ging, um ein Studium der Wirtschaftswissenschaften zu beginnen, das er als Nachtclubsänger finanzierte, aber nie beendete.[1] Später arbeitete Sparanero dann als Buchhalter in Mailand, obwohl seine Liebe weiterhin dem Film galt.

Bei einem Besuch der römischen Cinecittà-Studios begegnete er den Regisseuren Carlo Lizzani, Antonio Pietrangeli und John Huston, die ihn in seinen schauspielerischen Ambitionen ermutigten und ihm später erste Filmrollen anboten. Sein Filmdebüt gab er jedoch 1963 in Alfredo Gianettis Film Das ausgeliehene Mädchen.[2]

Filmkarriere

Seinen Durchbruch schaffte er 1966 in der Rolle des „eiskalten und einsamen Rächers“ Django in Sergio Corbuccis gleichnamigem Film. Seine Darstellung machte ihn international bekannt; unzählige Filmangebote folgten. Mit Sergio Corbucci drehte er noch die Italowestern Mercenario – Der Gefürchtete (Die gefürchteten Zwei) und Zwei Companeros (Lasst uns töten, Companeros). Um dem Genre des Italo-Westerns zu entfliehen und ein anerkannter Schauspieler zu werden, wirkte er in der Folgezeit auch in Science-Fiction-Filmen, Dramen und Komödien mit.

„[…] Ich musste eine Entscheidung treffen. Ich konnte ein Star sein und vielleicht viel Geld verdienen, oder ich konnte meine Rollen ständig wechseln und eine interessantere – und längere – Karriere haben.“

The Globe and Mail, Toronto, 12. November 1982[3]

Für seine Verkörperung des Lancelot du Lac in der Kinoversion des Broadway-Musicals Camelot neben seiner späteren langjährigen Lebensgefährtin Vanessa Redgrave erhielt Nero eine Golden-Globe-Nominierung als bester Nachwuchsdarsteller.

In den späten 1960er Jahren etablierte sich Nero als führender Darsteller in italienischen Mafia-Thrillern, von denen viele auch international Beachtung fanden. Er arbeitete dabei regelmäßig mit dem Genre-Spezialisten Damiano Damiani zusammen und spielte für ihn in Der Tag der Eule (1968), Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert (1970), Das Verfahren ist eingestellt: Vergessen Sie’s (1971) oder Warum mußte Staatsanwalt Traini sterben? (1975). Nero spielte hier in der Regel Norditaliener, die überrascht sind, wie weit die sizilianische Gesellschaft bereits von der Mafia unterwandert ist. Der Darsteller war auch in Polizei- und Mafia-Thrillern wie Tote Zeugen singen nicht (1973), Die Rache der Camorra (1974), Ein Mann schlägt zurück (1974), Der Tag der Cobra (1980) oder Der Denunziant (1985) zu sehen. Als seinen Lieblingsregisseur bezeichnete Franco Nero vielfach Enzo G. Castellari, mit dem er die Filme Ein Bürger setzt sich zur Wehr, Die Rückkehr der Cobra, Dschungel Django, Keoma – Das Lied des Todes und den hochgelobten Tote Zeugen singen nicht gedreht hat.

Bekanntheit erlangte er auch durch die filmische Erschießung von Mussolini in dem Film Mussolini – Die letzten Tage von Carlo Lizzani sowie dem Mitwirken in Lucio Fulcis Verfilmung des Jack-London-Romans Wolfsblut. Neben seiner Rolle als sadistischer Offizier in Marco Bellocchios Militärdrama Triumphmarsch – Il capitano der Sadist sind Neros Zusammenarbeiten mit Rainer Werner Fassbinder in Querelle – Ein Pakt mit dem Teufel und Kamikaze 1989 von besonderem Interesse. An der Seite von Catherine Deneuve spielte Nero in Luis Buñuels oscarprämiertem Film Tristana. Gelegentlich übernahm er Ausflüge in den Hollywood-Film, so 1989 an der Seite von Bruce Willis als General Esperanza in Stirb langsam 2.

Nero gehört zu den wenigen Schauspielern aus einem westlichen Land, die in den verschiedensten Prestige-Filmprojekten ehemaliger kommunistischer Länder mitspielen konnten. So spielte Nero in den Filmen von Sergei Bondartschuk Mexiko in Flammen und 10 Tage, die die Welt erschütterten und in dem serbischen Nationalepos Der schwarze Falke den Helden Banović Strahinja. Beachtung fanden zudem seine Rollen als Terrorist bei den Olympischen Spielen 1972 in München in dem Film Die 21 Stunden von München wie auch die Rolle als sadistischer Ehemann in dem Drama Wenn du krepierst, lebe ich, die bis heute zahlreiche US-amerikanische Filmproduktionen beeinflusste.

Bis in die Gegenwart arbeitet Nero als Schauspieler. In den 1990er- und 2000er-Jahren spielte er in vielen weniger beachteten Produktionen, die es nicht in den deutschen Sprachraum schafften. In jüngerer Vergangenheit wurde er oftmals in markanten Nebenrollen besetzt, so auch in Deutschland in den Filmen Mord ist mein Geschäft, Liebling (2009), Der Mann aus dem Eis (2017) und in der Titelrolle in Der Fall Collini (2019). In Django Unchained von Quentin Tarantino übernahm er 2012 eine selbstironische Cameo-Rolle, weitere Auftritte im englischsprachigen Film hatte er 2017 in John Wick: Kapitel 2 und The Neighborhood. Im Sommer 2021 drehte er als Regisseur an seinem zweiten Kinofilm L’uomo che disegnò Dio, der auch dadurch Aufmerksamkeit erregte, dass Kevin Spacey erstmals seit den Missbrauchsvorwürfen gegen ihn eine Filmrolle hat.[4]

Privates und Weiteres

Nero mit seinem Sohn Carlo Gabriel, 1979

Von 1967 bis 1972 war Nero mit der britischen Schauspielerin Vanessa Redgrave liiert, seit Dezember 2006 sind sie verheiratet. Sie haben den gemeinsamen Sohn Carlo Gabriel Nero (* 1969).[5] Redgrave und Nero standen in mehreren Filmen gemeinsam vor der Kamera.

Nero hat mit dem italienischen Sänger Roby Vandalo 1991 den Titel Insciallah – Peace in the World für UNICEF aufgenommen. Der jamaikanische Reggae-Produzent Joe Gibbs hat einen Titel mit dem Namen Franco Nero eingespielt. Die Gruppe Kings of Dubrock um den Hamburger Künstler Jacques Palminger veröffentlichte im Frühjahr 2022 den Titel Rudeboy Django, der sich mit Franco Nero sowie den Dreharbeiten zu seinem bekanntesten Film befasst.[6]

2017 wurde er in die Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) aufgenommen, die jährlich die Oscars vergibt.[7]

Filmografie (Auswahl)

Kinofilme

Fernsehproduktionen

Als Regisseur

Diskografie

  • 1985: Cambierà mit seinem Sohn Carlo Sparanero
  • 1991: Insciallah – Peace in the World mit Roby Vandalo für Unicef

Auszeichnungen

Literatur

  • Michael Striss: Gnade spricht Gott – Amen mein Colt. Motive, Symbolik und religiöse Bezüge im Italowestern. Büchner-Verlag, Marburg 2018, ISBN 978-3-96317-123-9.
Commons: Franco Nero – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b mdr.de (Memento vom 23. August 2003 im Internet Archive), 3. April 2003
  2. Franco Nero. In: prisma. Abgerufen am 30. März 2021.
  3. Franco Nero Biography. In: IMDb. Abgerufen am 23. September 2010 (englisch): „Original: […] I had to make a choice. I could be a star and maybe make lots of money, or I could change roles all the time and have a more interesting – and longer – career.
  4. Süddeutsche Zeitung: Kevin Spacey: Rolle in neuem Film von Franco Nero. Abgerufen am 25. August 2021.
  5. Sein Gesangbuch war der Colt: Franco Nero wird 65. (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive) moz.de, 22. November 2006.
  6. Musikvideo zu Rudeboy Django von den Kings of Dubrock, youtube.com, abgerufen am 4. Mai 2022.
  7. „Class of 2017“. app.oscars.org, abgerufen am 30. Juni 2017.