Heinrich Ringerink

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Orgelprospekt von Heinrich Ringerink in der Nikolaikirche Flensburg
Renaissance-Hochaltar (1598)

Heinrich Ringerink, auch Ringeling, Ringeringk oder Ringerinck (* vor 1583; † 1629 in Kopenhagen), war ein norddeutscher Kunsthandwerker und Bildhauer der Hoch- und Spätrenaissance, dessen Werke in zahlreichen Kirchen des früheren Herzogtums Schleswig zu finden sind.

Biographie

Ringerink arbeitete mehr als 40 Jahre in Flensburg. Seit 1583 wurde er dort als Steinmetz und in den Jahren 1588 und 1589 als Steinmetz und Zimmermann erwähnt. Später finden sich Einträge als Bildhauer. Er leitete um 1600 dort eine Bildschnitzerwerkstatt, die damals als bedeutendste Werkstatt in Norddeutschland galt. So wurde er teilweise schlicht „Hinrich Bildschneider“ genannt. Sein Nachname könnte ein Hinweis dafür sein, dass er seine Ausbildung in Westfalen erhielt oder von dort nach Flensburg einwanderte.[1] 1615 erwarb er ein Haus im Marienkirchspiel Ramsharde. 1627 verließ er „angesichts der Kriegswirren die Stadt und begab sich nach Kopenhagen.“[2] Möglicherweise hat er in Flensburg in der Werkstatt des Johan von Bremen als Geselle gearbeitet, dem die Apostelfiguren am Flensburger St.-Marien-Altar zugeschrieben werden. Überliefert ist, dass Ringerink 1597 als Meister in der Flensburger Schnitkerzunft aufgenommen wurde und 1629 in Kopenhagen verstorben ist. Neben Möbeln, Särgen, Altären, Taufen und Epitaphien fertigte er vor allem Kanzeln an. Sie gelten als Beispiele einer Renaissance-Schnitzkunst von hoher Qualität. Seine beiden Hauptwerke sind der Altar der Flensburger Marienkirche von 1598, den er in enger Zusammenarbeit mit dem Maler und Vergolder Johan II. van Enum schuf, und der prächtige Orgelprospekt der Flensburger Nikolaikirche aus den Jahren 1604–1609. Ringerink prägte viele Bildschnitzer, die nach seinem Tod in seinem Stil weiterarbeiteten.

Familie
Ringerink war verheiratet und hatte mindestens einen Sohn Gert Ringerinck (1629–1658), der als Bildschneider arbeitete. Er war sein ältester Sohn.[2] Seine Ehefrau starb wie er selbst 1629 in Kopenhagen.[2] Es gab in Flensburg noch einen Johan Ringeling (Ringerinck), der in den Jahren 1637 bis 1660 dort tätig war, sowie einen Steinbildhauer Peter Ringering (* 1612 in Holstein, † 1650 in Danzig), die möglicherweise mit ihm verwandt waren.[2]

Kanzeln von Heinrich Ringerink und seinem Kreis

Bildtafel an der Kanzel in der Grundhofer Kirche. Darstellung der Geburt Christi
Bildtafel an der Kanzel in der Grundhofer Kirche. Darstellung der Himmelfahrt
Bildtafel an der Kanzel in Oeversee. Darstellung der Auferstehung

In dem Jahrhundert nach der Reformation bekam die Predigt eine immer größere Bedeutung für die evangelischen Gottesdienste. In vielen Kirchengebäuden wurden daher um 1600 als Zeichen der Wertschätzung sehr aufwendige Kanzeln angeschafft.

Alle Ringerink-Kanzeln wurden aus Eichenholz geschnitzt und ursprünglich als Hängekanzeln konzipiert. Charakteristisch sind jeweils die eingelassenen szenischen Reliefs. Da sich die Motive wiederholen und die Szenen auf die gleiche graphische Vorlage zurückzuführen sind, können die Ringerink-Kanzeln, wie auch die seiner Schüler und Gesellen leicht identifiziert werden.

Man unterscheidet drei Gruppen von Kanzeln:

  • Die Kanzeln des „Ostflensburger Typs“ werden durch Akanthuspilaster als auffälliges gemeinsames Merkmal gekennzeichnet. Ein besonderes Merkmal sind im (Dreiviertel-)Profil gezeigte Reliefs von Männern und Frauen in verschiedenen Zeittrachten im Gebälk, die als Ständeordnung angesehen werden. Die Kanzeln des Ostflensburger Typs stellen innerhalb des Werks des Heinrich Ringerink die älteste Gruppe dar (1599–1615) Das älteste Beispiel dieses Typs stammt jedoch nicht von Ringerink selbst, sondern von Johan von Bremen.
  • Die Kanzeln des „Westflensburger Kanzeltyps“ besitzen eine Grundrissform, der sechs- oder siebenseitigen hängenden Emporenkanzel. Sie zeichnen sich durch eine vertikale Trennung der Kanzelfelder durch Apostel unter Baldachinen aus. Die Kanzeln des Westflensburger Typs werden auch noch in der Zeit nach Ringerink von Nils Tagsen und Jorgen Ringnis hergestellt.
  • Der Aufriss der Kanzeln des „Angler Typs“ wird von Hermespilastern oder Karyatiden gegliedert, die von Hans Vredeman de Vries direkt übernommen wurden. An den Angler Typ lehnen sich die Kanzeln der sogenannten Angeliterwerkstatt an.

Folgende Szenen sind auf den Kanzeln Heinrich Ringerinks dargestellt:

Alphabetische Liste der Kanzeln von Heinrich Ringerink und seinem Kreis

Kanzel aus St. Johannis (Nieblum/Föhr)
Kanzel aus Friedrichstadt St. Christopherus
Kanzel aus Friedrichstadt, Westflensburger Typ
  • Apenrade St. Nicolai Schalldeckel um 1626 Heinrich Ringerink Werkstatt
  • Böel Kreis um 1615/1620 Ringerink-Werkstatt / Angeliterwerkstatt ? – Angler Typ
  • Bov um 1626 Heinrich Ringerink Zuschreibung – Westflensburger Typ
  • Broager um 1591 unbekannter Schüler – Ostflensburger Typ
  • Drelsdorf um 1600/1610 unbekannter Schüler
  • Dybbøl von 1605 von Heinrich Ringerink
  • Egen 1610/1615 Heinrich Ringerink / Werkstatt – Ostflensburger Typ
  • Eggebek 1605/1615 Heinrich Ringerink Zuschreibung – Ostflensburger Typ
  • Flensburg, Johanniskirche 1587 Johan von Bremen – Angler Typ
  • Flensburg St. Jürgen 1602 Heinrich Ringerink Zuschreibung – Westflensburger Typ
  • Flensburg St. Nikolai Kanzeltür 1595/1600 Heinrich Ringerink Zuschreibung
  • Friedrichstadt, ev. St.-Christophorus-Kirche 1610/1620 Heinrich Ringerink Zuschreibung – Westflensburger Typ
  • Großsolt 1614 Angeliterwerkstatt Zuschreibung – Angler Typ
  • Grundhof 1606 Heinrich Ringerink / Nils Tagsen Zuschreibung – Angler Typ
  • Hooge, 1610/1620 Heinrich Ringerink Zuschreibung – Westflensburger Typ
  • Kliplev 1610 Henrich Bildesnider to Flensborg – Westflensburger Typ
  • Klixbüll 1618 Heinrich Ringerink Zuschreibung – Westflensburger Typ
  • Munkbrarup 1596–1604 Heinrich Ringerink Werkstatt Meister der Angeliterwerkstatt – Ostflensburger Typ
  • Neukirchen in Angeln um 1620 Nils Tagsen, Sonderburg, Schüler des Heinrich Ringerink Zuschreibung
  • Nieblum/Föhr. St. Johannis Heinrich Ringerink und Werkstatt – Westflensburger Typ
  • Nordborg. Jörgen Ringnis Schüler des Heinrich Ringerink
  • Nübel. 1608 Heinrich Ringerink Zuschreibung – Ostflensburger Typ
  • Oeversee Meister der Angeliterwerkstatt Schüler des Heinrich Ringerink Zuschreibung
  • Oland 1620 unbekannter meister Flensburger Schule
  • Oxbülll auf Alsen. Jörgen Ringnis, Schüler des Heinrich Ringerink Zuschreibung
  • Quern. 1604/1610 Meister der Angeliterwerkstatt Schüler des Heinrich Ringerink Zuschreibung – Angler Typ
  • Rapstedt. Kanzelfragmente nach 1605 Heinrich Ringerink Werkstatt
  • Risum 1635/1640 Johan Ringerink Sohn des Heinrich Ringerink Zuschreibung
  • Satrup. 1607 Heinrich Ringerink Zuschreibung – Angler Typ
  • Sonderburg 1599 Henrik Ringerink i Flensburg – Ostflensburger Typ
  • Sonderburg Nils Tagsen/Sonderburg Schüler des Heinrich Ringerink Zuschreibung
  • Sterup 1626. Flensburger Schule Ringerink Werkstatt? – Angler Typ
  • Struxdorf 1617. Angeliterwerkstatt Schule des Heinrich Ringerink Zuschreibung – Angler Typ
  • Süder-Fahrenstedt 1604. Meister der Angeliterwerkstatt, Schüler des Heinrich Ringerink Zuschreibung – Angler Typ
  • Süderlügum 1610. Heinrich Ringerink Zuschreibung – Westflensburger Typ
  • Thumby 1620 Unbekannter Meister der Flensburger Schule Ringerink Werkstatt? – Angler Typ
  • Tinglev 1615–1625 Heinrich Ringerink Zuschreibung – Westflensburger Typ
  • Tolk 1604/1620 Meister der Angeliterwerkstatt, Schüler des Heinrich Ringerink Zuschreibung
  • Uelsby 1610/1620 Meister der Angeliterwerkstatt, Schüler des Heinrich Ringerink – Angler Typ

Literatur

Commons: Heinrich Ringerink – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Birgitte B. Johannsen, Chr. Axel Jensen: Hinrich Ringerinck, Hinrich Ringeling. In: Svend Cedergreen Bech, Svend Dahl (Hrsg.): Dansk biografisk leksikon. Begründet von Carl Frederik Bricka, fortgesetzt von Povl Engelstoft. 3. Auflage. Band 12: Rasmussen–Scavenius. Gyldendal, Kopenhagen 1982, ISBN 87-01-77482-4 (dänisch, biografiskleksikon.lex.dk).
  2. a b c d Richard Haupt: Ringeling (Ringerinck, ersteres die gebräuchlichste, letzteres wol die ursprüngliche Namensform), Hinrich. In: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-Holstein: mit Ausnahme des Kreises Herzogtum Lauenburg. Band 3. Ernst Homann, Kiel 1889, S. 15 (Textarchiv – Internet Archive).