Benutzer:SolingenFan95/Flensburger

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Die Solinger Trinkwasserversorgung dient der Versorgung der bergischen Großstadt Solingen mit Trinkwasser. Sie ist Aufgabe der Stadtwerke Solingen (SWS) im Auftrag des Eigenbetriebs Wasserversorgung Solingen (EBW).

Seit dem Mittelalter erfolgte die Versorgung der Gemeinden und Höfe auf heutigem Solinger Stadtgebiet über ein dezentrales System aus öffentlichen und privaten Brunnen bzw. Pumpen, die in den Solinger Hofschaften Pött genannt wurden. Erst ab den 1880er Jahren wurde in den einzelnen Städten des Kreises Solingen ein modernes Trinkwasserversorgungssystem errichtet, das nach der Städtevereinigung 1929 teilweise zentralisiert wurde. Besondere Herausforderung für die Errichtung einer zentralen Wasserversorgung bot besonders die hügelige Topographie, so mussten etwa Höhenunterschiede bis zu 200 Meter überwunden werden. Die Versorgung großer Teile der Stadt mit Trinkwasser übernahm ab 1903 die Sengbachtalsperre, eine der ersten Trinkwassertalsperren Deutschlands.

Das Solinger Trinkwasser stammt heute zu rund der Hälfte jeweils aus der Sengbachtalsperre sowie der Großen Dhünntalsperre. Ein kleiner Teil des Trinkwassers stammt aus dem Wasserwerk Baumberg in Hilden, darüber hinaus werden einzelne Hofschaften bis heute durch eine eigene Leitung mit Quellwasser versorgt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühe Wasserversorgung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ländlicher Raum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Besiedelung auf heutigem Solinger Stadtgebiet erfolgte schwerpunktmäßig ab dem späten Mittelalter und verteilte sich dabei entsprechend der geografischen Gegebenheiten abseits der größeren Ansiedlungen Solingen, Gräfrath und Wald in Einzelhöfen. Eine Besiedlung war jedoch nur dort möglich, wo auch eine Möglichkeit zur Versorgung mit sauberem Trinkwasser bestand. Das heutige Solinger Stadtgebiet bot dabei aufgrund zahlreicher Bäche und hoher Niederschläge seit jeher gute Bedingungen. Die Bewohner der Hofschaften versorgten sich daher anfangs meist über Quellwasser in der Nähe ihrer Hofstellen. Die Quellen wurden meist als Brunnen eingefasst, ein Bassin errichtet und eine Bedachung zum Schutz vor Verschmutzungen geschaffen. Die Hofschaftsbrunnen erhielten in der Solinger Mundart den Namen Pött, der vom rheinischen Wort Pütt abgeleitet ist. Später kamen zu den Brunnen auch Pumpen hinzu. Der Pött war der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Hofschaftsbewohner, denen zu Ehren regelmäßige Pöttfeste abgehalten wurden.[1]

Manche Hofschaften, wie etwa Vormeiswinkel, verfügten über ungünstige geografische Gegebenheiten: Die Wasserquelle des Ortes lag abseits in einer Talmulde und war nur über einen steilen Waldweg zu erreichen. Dort und anderenorts griff man auf die Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelte Technologie eines hydraulischen Widders zurück. Ohne Kraft von außen anzuwenden, gelang es mithilfe von Wasserdruck und Rückschlagventilen, Wasser aus einer tiefer liegenden Quelle zu einer höher gelegenen Ansiedlung zu befördern. Die Technologie war kostenfrei und wartungsarm, so dass manche Hofschaftsbewohner sich um die Wende zum 20. Jahrhundert gegen die Versuche der Wasserwerke wehrten, sie gegen Gebühr an das städtische Wassernetz anzuschließen.[1]

Die meisten der Pumpen und Pötts in den Hofschaften wurden jedoch mit dem Anschluss an das städtische Wassernetz überflüssig. In der Zeit des Nationalsozialismus erlebten jedoch insbesondere die Pöttfeste eine Renaissance, da ihre heimatliche Tradition in die Ideologie des Dritten Reiches passte. Die Pötts wurden in einigen Orten wieder gepflegt und die Feste wieder eingeführt. In einigen Hofschaften wurden die Pötts zu kleinen Grünanlagen, die den Brunnen umgaben, so etwa in Eigen, Unnersberg und Obenmankhaus.

Gemeinden und Städte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Steinernes Waschgefäß (Täppken) in der Gräfrather Altstadt

Im Gegensatz zu den Hofschaften war der Wasserbedarf in Solingen, Gräfrath und Wald deutlich größer. Die Freiheit Gräfrath etwa wurde von Beginn über eine einzelne Quelle der Itter im Heiligen Born südlich von Grünewald mit Wasser versorgt. Bedeutende Wasserentnahmestellen waren der Brunnen auf dem Gräfrather Marktplatz sowie ein steinernes Waschgefäß, das Täppken genannt wurde – ein Name, der später auf den ganzen Straßenzug überging und noch heute gebräuchlich ist.

Innerhalb der Solinger Altstadt gab es im Jahre 1788 insgesamt 60 Brunnen und Pumpen, die verstreut innerhalb der Altstadt lagen und größtenteils öffentlich für die Bevölkerung zugänglich waren. Der Zugang zu den einzelnen Wasserquellen war jedoch streng durch sogenannte Brunnengenossenschaften geregelt. Diese Genossenschaften regelten aber nicht nur die Wasserentnahme, sondern kümmerten sich auch um Instandhaltung, Pfege und Betrieb der Brunnen. Im Jahre 1816 lebten 3100 Menschen in Solingen, umgerechnet auf die Zahl der vorhandenen Brunnen ergab sich daraus eine durchschnittliche Nutzerzahl von 52 Einwohner pro Brunnen. Allerdings wurde zudem Regenwasser über verschiedene Zisternen außerhalb der Altstadt aufgefangen.[1]

Die Abwässer der Städter wurden über die vor den Häusern entlangführenden Gossen entsorgt, was die Ausbreitung von Seuchen wie die Pest beförderte. So kam es insbesondere im 17, Jahrhundert zu mehrfachen Pest-Epidemien in Solingen und Gräfrath.

Moderne Wasserversorgung (ab 1880)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wärterhaus des ersten Solinger Wasserwerks in der Grunenburg, das einzige Bauwerk, das heute erhalten ist

Die aufkommende Industrialisierung mit einem stetig ansteigenden Wasserbedarf war einer der Hauptgründe, der den Aufbau einer modernen Wasserversorgung auch in den industriell weiter entwickelten Gemeinden des Kreises Solingen notwendig werden ließ. Ein weiterer Grund war die Zunahme von Seuchenepidemien durch mangelnde hygienische Zustände in den rasant wachsenden Städten.

Solingen, Dorp, Höhscheid[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt Solingen errichtete 1881/1882 ein erstes Wasserwerk in der Grunenburg bei Müngsten auf damaligen Dorper Stadtgebiet. Zunächst wurde dort Grundwasser dem Wupperschotter entnommen und zu einem Wasserturm an der Dorper Krahenhöhe gepumpt, dem höchsten Punkt des Dorper Stadtgebiets. Von dort wurde ein Leitungssystem installiert, das das Wasser in die Solinger Altstadt transportierte. Auch die umliegenden Teile Dorps rund um die Krahenhöhe wurden durch das Solinger Wasserwerk versorgt. Die an das Wassernetz angeschlossenen Gebiete vergrößerten sich, nachdem Dorp 1889 nach Solingen eingemeindet worden war. Durch die zunehmende Verschmutzung der Wupper – seit 1860 vorallem bedingt durch die Einleitung von Rückständen aus der Anillinfarbenproduktion des Bayerwerks in Elberfeld – nahm auch die Qualität des Grundwassers ab, so dass man schließlich sowohl Grundwasser als auch Oberflächenwasser des nahen Morsbachs für die Trinkwassergewinnung verwenden musste.

Da die Einwohnerzahl der Stadt Solingen bis Ende der 1890er Jahre rasant angestiegen war, reichte die in der Grunenburg geförderte Menge alsbald nicht mehr aus. Eine Vergrößerung erschien schon aufgrund der zunehmenden Verschmutzung von Wupper und Morsbach nicht sinnvoll. Nach umfangreicher politischer Diskussion entschieden sich die Solinger Stadtverordneten für den Bau einer Talsperre im Sengbachtal. Das Projekt sollte von dem Pionier des Talsperrenbaus, Otto Intze, realisiert werden, der bereits 1891 die Eschbachtalsperre in Remscheid geplant hatte. Die zwischen 1900 und 1903 errichtete Sengbachtalsperre war zugleich das größte Talsperrenprojekt Intzes, das noch vor dessen Tod 1904 vollendet wurde. Das Wasser aus der Sengbachtalsperre wurde über eine Leitung zum Wasserwerk Glüder nach Strohn geführt, ehe es zum Wasserturm an der Krahenhöhe gepumpt wurde. Das bisherige Wasserwerk Grunenburg wurde 1903 außer Betrieb genommen und später abgerissen. Erhalten blieb nur noch das ehemalige Wärterhaus des Wasserwerks, das heute ein Wohnhaus ist.

Wald, Ohligs, Gräfrath[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Walder Wasserturm von 1914

Die Städte Wald und Merscheid (ab 1891 Ohligs genannt) nahmen sich dagegen ein Beispiel an Elberfeld (ab 1929 Teil von Wuppertal) und versorgten sich seit Ende der 1890er Jahre über eine Fernwasserleitung mit Rheinuferfiltrat. Der 1891 unternommene Versuch der Stadt Wald, mit einem Wasserwerk in Untenitter die Wasserversorgung sicherzustellen, scheiterte an einer Typhusepidiemie, die der mangelnden Qualität des Itterwassers zugeschrieben wurde. So wurde im Jahre 1897 durch die Stadt Wald ein Wasserwerk in Elb bei Hilden eingeweiht. Die Stadt Ohligs nahm 1897 ihr Wasserwerk in Hilden-Karnap in Betrieb.

Die Stadt Gräfrath wurde durch eine Typhusepidemie im Jahr 1899 veranlasst, ihre Wasserversorgung duch einen Wasserturm zu zentralisieren. Der Wasserturm wurde im Jahre 1904 an der höchsten Stelle des Stadtgebiets, am Exerzierplatz nahe Flockertsholz, in Betrieb genommen. Das Wasser stammte bis 1935 aus dem Elberfelder Wassernetz, an das Gräfrath sich anschließen ließ.[1]

Zentralisierung (ab 1929)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die einzelnen Städte Ohligs, Höhscheid, Gräfrath, Wald und (Alt-)Solingen wurden am 1. August 1929 zur neuen Großstadt Solingen vereinigt, die nach der Städtevereinigung etwa 140.000 Einwohner zählte. Eines der Ziele der neuen Großstadt war, die Wasserversorgung möglichst zu zentralisieren, was jedoch nur teilweise gelang. Ab 1935 erhielt Gräfrath das Wasser aus dem Netz der Stadt Solingen.

Dass viele Strukturen der historischen Wasserversorgung auch in der Nachkriegszeit erhalten geblieben waren, erwies sich in Dürrejahren oder Jahren mit Rekordhitze wie 1959 als erheblicher Vorteil. Während das Oberflächenwasser der Sengbachtalsperre im Sommer 1959 fast vollständig verbraucht war, wurden viele der in Vergessenheit geratenen Pötts in den Hofschaften wieder reaktiviert. Nicht nur für die unmittelbare Nachbarschaft, sondern mithilfe von Tankwagen und -anhängern in der ganzen Stadt verteilt, sicherte diese traditionelle Wasserversorgung vielen Menschen den Zugang zu Trinkwasser. Die Entnahmemenge des Wassers aus der Talsperre wurde 1959 um ein Viertel reduziert. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit ließ die Stadt ab Juli kurzerhand eine 3 Kilometer lange Verbindungsleitung vom Wasserturm am Central zum Wuppertaler Wasserbehälter in Bolthausen errichten. Über diese Wasserleitung wurde Solingen nach einer Bauzeit von nur 30 Tagen täglich mit bis zu 10.000 Kubikmeter Wasser aus Benrath versorgt. Erst kurz vor Weihnachten 1959 füllte sich die Talsperre dank ergiebiger Regenfälle wieder mit Wasser.[2]:35

Modernisierung (ab 1970)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Januar 1975 wurde die Stadt Burg an der Wupper nach Solingen eingemeindet. Genauso wie das nahe Höhrath bezog auch Burg das Wasser aus dem Rohrleitungsnetz der Stadt Wermelskirchen.

Heutige Wasserversorgung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Denkmalschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heute sind in den Hofschaften noch einige historische Pumpen erhalten, von denen ein knappes Dutzend als Baudenkmäler in die Solinger Denkmalliste eingetragen wurden.[3] Die aus dem Jahr 1729 stammende, original erhaltene Brunnenanlage des Lehner Pött ist zudem als Bodendenkmal ausgewiesen. Die verschiedenen Denkmäler dienen als Zeugnisse der frühen Wasserversorgung, wie sie für das Bergische Land und andere Regionen typisch waren.[1]

Gräfrather und Walder Wasserturm

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Peter Wiemer: Vom Pött zur Talsperre. Die Wasserversorgung Solingens im 19. Jahrhundert. Eine Dokumentation im Auftrag der Stadt-Sparkasse Solingen, 1991
  • Beate Battenfeld: Pumpen, Speichern, Verteilen. Relikte früher Wasserversorgung, Hrsg.: Bergischer Geschichtsverein Abt. Solingen; Solingen 2004
  • Ralf Rogge, Armin Schulte, Kerstin Warncke: Solingen – Großstadtjahre 1929–2004. Wartberg, 2004, ISBN 3-8313-1459-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Karl Peter Wiemer: Vom Pött zur Talsperre. Die Wasserversorgung Solingens im 19. Jahrhundert. Eine Dokumentation im Auftrag der Stadt-Sparkasse Solingen, 1991, (keine Seitenzahlen)
  2. Ralf Rogge, Armin Schulte, Kerstin Warncke: Solingen – Großstadtjahre 1929–2004. Wartberg Verlag 2004. ISBN 3-8313-1459-4
  3. Stadt Solingen: Denkmalliste Solingen. 1. August 2018, abgerufen am 20. Dezember 2020.