Benutzerin:Merrie/Werkstatt

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Apothekergarten Wiesbaden, Osteingang

Der Apothekergarten Wiesbaden wurde 1986 eröffnet und umfasst eine 5500 qm (Gesamtfläche: 6870 qm)[1] große Anlage. Hier gedeihen in 28 Beeten mehr als 250 Heilpflanzen,[2]:S. 3. die bis heute zur Arzneimittelherstellung verwendet werden.[3]

Für den Apothekergarten, der im Aukammtal zwischen Kurpark und Bierstadt liegt, besteht seit 2004 ein Lehrauftrag der Mainzer Universität für Studierende der Pharmazie.[2]:S. 3/5.

Gestaltung und Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anlage wird in enger Zusammenarbeit zwischen Apothekern und städtischen Gärtnern gepflegt und weiterentwickelt, wobei die Kombination von Pharmazie, Ökologie und Gartenkunst richtungsweisend ist.[2]:S. 3. Die geradlinigen, geschwungenen oder runden Beete sind durch Grasflächen voneinander abgegrenzt und mittelalterlichen Klostergärten nachempfundenen. Neben einem kleinen Teich von 18 qm[1] bieten die – nach medizinalen Anwendungsbereichen gruppierten – Kräuter, Sträucher und Bäume einen Einblick in den Nutzen der Pflanzen für die Gesundheit des Menschen.[3]

Der Garten hat drei Eingänge: Einen im Westen an der Aukammallee gelegenen (hier beginnen im Allgemeinen die Führungen), einen im Nordwesten (etwa 60 Meter auf dem befahrbaren Weg davon entfernt) und einen im Osten gegenüber der Wilhelm Fresenius Klinik.[2]:S. 19–21.

Die Anordnung der 28 Beete orientiert sich an der Wirkung der Pflanzen und ihrem medizinischen Nutzen.[1] Hinweisschilder erleichtern die Orientierung – auf großen Tafeln wird das charakteristische einer jeden Abteilung beschrieben; kleine Schilder kennzeichnen die Pflanzen selbst. An oberster Stelle steht der deutsche, gefolgt vom wissenschaftlichen Namen; darunter werden die Familienzugehörigkeit, die medizinisch genutzten Teile, die wirksamen Stoffe und bei neueren Schildern die arzneiliche Wirkung genannt.[2]:S. 19–21. 18 Bäume, die aus elf Baumarten [1] bestehen, sowie Sträucher befinden sich nur selten auf einem der Leitbeete, sondern dienen hauptsächlich als Schattenspender oder zur Begrenzung. Ihre Tafeln tragen deshalb zusätzlich noch die Angabe des Leidens, gegen das sie verwendet werden.[2]:S. 19–21.

Eine zentral gelegene Rundhütte bildet den Blickfang des Gartens. In ihr befindet sich eine Vitrine mit Dokumentationen. Eine zweite Hütte in der Nähe des Osteingangs ist mit Bänken versehen und wird in erster Linie für Veranstaltungen genutzt.[2]:S. 19–21.

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Westeingang aus, ergibt sich folgende Gliederung:

1. Naturteich

Auf seinem Grund wachsen Laichkräuter und Wasserpest, die allerdings nur der Klärung des Gewässers dienen. Am Teichrand gedeihen Großes Rohr, Blutweiderich und Mädesüß – nur letztere wird als Arzneipflanze verwendet. Bitterklee, Kalmus und Engelwurz zählen zu den Appetitanregern; Extrakte des Wasserdost hingegen werden in verschiedenen Phytopharmaka bei grippeähnlichen, fieberhaften Zuständen genutzt.

2. Feuchtzone

Die Rinde der hier stehenden Silberweide wird traditionell gegen Fieber, Rheuma und Schmerzen eingesetzt. Ihr Salicin diente Felix Hoffmann 1897 als „Modell“ zur Herstellung des Aspirins.

3. Appetitlosigkeit

Pflanzen dieser Gruppe enthalten größere Mengen an Bitterstoffen und teilweise ätherische Öle, die unter anderem die Speichel- und Magensaftproduktion anregen. Zu ihnen zählen das Tausendgüldenkraut, Gelber und Schwalbenwurz-Enzian, Bittere Schleifenblume, Wermut, Eberraute, Weißer Andorn und Benediktenkraut.

4. Verdauungsbeschwerden (Blähungen)

Alle hier vertretenen Pflanzen sind seit alters her für ihre Wirkung bekannt und werden auch gerne zum Würzen verwendet. Anis und Fenchel haben darüber hinaus schleimlösende und auswurffördernde Eigenschaften; die Früchte des Korianders fördern zusätzlich Speichelfluss und Magensaftsekretion; Kümmelsamen sind als Karminativum besonders wirksam.

5. Verstopfung (Abführdrogen)

Das Schildförmige Fußblatt ist eine drastisch wirkende Abführdroge und wird heute nicht mehr verwendet. Leinsamen und Indischer Flohsamen zählen zu den „Quellmitteln“ und sollten mit ausreichend Wasser eingenommen werden – ebenso wie „Schleimdrogen“ sind sie bei akuter Verstopfung kontraindiziert. Rizinusöl sollte nur in akuten Fällen, allerdings nicht bei entzündlichen Darmerkrankungen, Ileus und während einer Schwangerschaft eingesetzt werden.

6. Entzündungen

Die Arnika wird bei Prellungen, Hämatomen oder rheumatischen Muskel- und Gelenkschmerzen angewendet; jedoch treten häufig Allergien auf. Die Wurzel des Beinwell und die Ringelblume dienen als Wundheilmittel; erstere wird auch bei Knochenverletzungen eingesetzt. Die Echte Kamille sowie die Schafgarbe finden zusätzlich innerliche Anwendung. Salbei wird vorzugsweise bei Mund-, Rachenschleimhaut- und Zahnfleischentzündungen eingesetzt, aber auch bei übermäßiger Schweißsekretion und dyspeptischen Beschwerden. Der Purpur-Sonnenhut dient der Unterstützung natürlicher Abwehrkräfte; als Salbe wird er bei schlecht heilenden, oberflächlichen Wunden eingesetzt. Die milden Gerbstoffe aus der Rinde der Zaubernuss dienen der Behandlung von lokalen Entzündungen der Haut, Schleimhäute und Hämorrhoiden.

7. Leber- und Gallenleiden

Die Artischocke wird auch heute noch gegen funktionelle dyspeptische Beschwerden eingesetzt. Bei längerer Anwendung senkt sie Cholesterin und Triglyceride im Blut. Gewöhnlicher Erdrauch findet bei krampfartig bedingten Gallenbeschwerden und Verstopfung Anwendung; wohingegen die Wirkung der Eselsdistel und des Odermennigkrauts umstritten ist. Löwenzahn wird bei Störungen im Bereich des Galleabflusses sowie bei Völlegefühl, Blähungen und Verdauungsbeschwerden angewendet. Die Früchte der Mariendistel verhindern das Eindringen von Giften in die Leber, sodass es als Gegenmittel bei Knollenblätterpilzvergiftungen dient. Schöllkraut wird bei krampfartigen Beschwerden der Gallenwege und des Magen-Darm-Trakts verwendet; allerdings steht es im Verdacht einer Lebertoxizität. Pefferminztee wird bei Übelkeit, Völlegefühl und leichten, krampfartigen Beschwerden im Magen- Darmbereich sowie der Gallenblase und -wege empfohlen; allerdings ist bei Gallensteinleiden Vorsicht geboten.

8. Doldenblütler

Die Doldenblütler sind ein so genanntes „Ausnahmebeet“, in dem es nicht um eine spezielle Krankheit, sondern nur um die Angehörigen der Apiaceen geht.

9. Korbblütler

Das Gleiche gilt auch für die Compositen, unter ihnen das Mutterkraut oder die Kamille. Ist jemand aus einer Pflanze dieser Familie allergisch, reagiert er auf alle Korbblütler empfindlich. Bei der Arnika ist das Risiko besonders hoch; bei der Kamille geringer.

10. Das besondere Beet
10.a) Sonderbeet und Rundhütte

Neben der Rundhütte wachsen in einem nierenförmigen Beet Pflanzen von aktueller Bedeutung. Das Indische Basilikum, eine heilige Pflanze der Hindus, ist nicht jedes Jahr verfügbar. Das Johanniskraut ist für seine Wirkung gegen mittelschwere Depressionen bekannt. Aus der Süßholzwurzel wird nicht nur Lakritze hergestellt, sie ist auch für ihre magenschleimhautschützende und expektorierende Wirkung bei Husten bekannt. Bluthochdruckpatienten sollten allerdings die Pflanze und Produkte daraus meiden. Der Einjährige Beifuß wurde schon seit 340 n. Chr. in China als Fieber- und Malariamittel verwendet. Die Wurzel der Kapland-Pelargonie (Umckaloabo) wird in Südafrika traditionell gegen Durchfall, Magen-Darm- und Leberbeschwerden sowei gegen Husten und Tuberkulose eingesetzt. Die Graubehaarte Zistrose gedeiht hier weniger gut. Ein Teeaufguss dient zum Spülen bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Die Rinde des Granatapfelbaums wurde früher als Bandwurmmittel eingesetzt, wird aber wegen häufiger Nebenwirkungen heute nicht mehr empfohlen. Lorbeeröl wurde früher gegen Prellungen, Verstauchungen und rheumatische Beschwerden eingesetzt, kann allerdings allergische Reaktionen hervorrufen. Das Öl der Früchte des Ölbaums findet heute noch Verwendung als Arzneiträger für ölige Lösungen, in Salben sowie Hautpflegemitteln.

10.b) Sonderbeet (unter anderem Diätetika)

Stevia wird in Südamerika als fast kalorienfreies Süßungsmittel genutzt und ist hierzulande ein beliebter Ersatz für künstlichen Süßstoff. Das Öl der Avocado ähnelt dem des Olivenöls; es findet sich hauptsächlich in Hautpflegemitteln und medizinischen Salben. Aus der Schwarznessel gewinnt man Perillartin, das in Japan eingeschränkt als Süßungsmittel zugelassen ist und auch in der koreanischen Küche als Gemüse verwendet wird. Der Gingko nahe des Sonderbeets gilt als „Ur-Baum“. Spezialextrakte aus seinen Blättern werden heute hauptsächlich (ohne die hautreizende Wirkung der Ginkgolsäure) bei Gehirnleistungsstörungen angewendet.

11. Mauerblümchen
11.a) Lippenblütler
12. Würzkräuter
13. Erkrankung der Harnorgane und Sonderbeet „Heide
14. Asthma
15. Homöopathen-Beet
16. Durchfall
17. Venenerkrankungen
18. Dekoration
19. Frauenleiden und Färberpflanzen
20. Signaturenlehre
21. Anthroposophen-Beet
22. Erkrankung der Harnorgane II
23. Minzsammlung
24. Husten
25. Nervosität
26. Herzbeschwerden
27. Klostergarten (27a, Beet Walahfrid Strabo)
28. Beet „Hildegard von Bingen

Unter den Bäumen finden sich mehrere Winter- und Sommerlinden, zwei Rosskastanien und Traubeneichen, je eine Silber-Weide, Echte Walnuss, Stieleiche und Hänge-Birke, ein Sand- und Kreuzdorn, Faulbaum, Ginkgo sowie ein Speierling.:S. 20–87.

Öffnungszeiten und Führungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Apothekergarten ist vom 1. Mai bis Ende Oktober ganztägig ab etwa 8 bis 20 Uhr, auch an Sonn- und Feiertagen, geöffnet.[3] Von Ende Mai bis Ende September finden jeden Samstag um 15 Uhr kostenlose Führungen statt,[2]:S. 3. die von Apothekern oder Mitgliedern des Freundeskreises Apothekergarten Wiesbaden geleitet werden.[1] Für Gruppen können Sonderführungen vereinbart werden.[2]:S. 6.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Interessengemeinschaft der Apotheker Hessen-Nassau e.V. und Freundeskreis Apothekergarten Wiesbaden e.V. (Hrsg.): Apothekergarten Wiesbaden. 5. Auflage. Dinges & Frick GmbH Medientechnik, Drucktechnik & Verlag, Wiesbaden 2011.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e Apothekergarten.
  2. a b c d e f g h i Interessengemeinschaft der Apotheker Hessen-Nassau e.V. und Freundeskreis Apothekergarten Wiesbaden e.V. (Hrsg.): Apothekergarten Wiesbaden.
  3. a b c Herzlich willkommen im Apothekergarten Wiesbaden. auf Apothekergarten Wiesbaden. Abgerufen am 30. Mai 2014.

[[Kategorie:Wiesbaden]] [[Kategorie:Garten]] [[Kategorie:Apotheke]]