Berkach (Hessen)

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Berkach
Wappen von Berkach
Koordinaten: 49° 54′ N, 8° 29′ OKoordinaten: 49° 53′ 59″ N, 8° 29′ 1″ O
Höhe: 87 m ü. NHN
Fläche: 2,8 km²[1]
Einwohner: 1130 (10. Nov. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 404 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64521
Vorwahl: 06152
Das alte Rathaus
Das alte Rathaus
Evangelische Kirche

Berkach (mundartlich: Bergoff)[3] ist ein Stadtteil der Kreisstadt Groß-Gerau im südhessischen Kreis Groß-Gerau.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Norden der Ebene des Hessischen Ried liegt Berkach in einer nach Westen offenen, vom Scheidgraben im Süden und vom Landgraben im Osten und Norden gebildeten weitgehend verlandeten Mäanderschleife, die der Neckar vor 2000 Jahren ausgebildet hatte, als er noch bei Trebur in den Rhein mündete. Diese Schleife schneidet der Mühlgraben ab, der durch den Ort führt.

Die nächstgelegenen Ortschaften sind im Norden Dornberg, im Osten Büttelborn, im Süden Dornheim und im Westen Wallerstädten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der früheste erhalten gebliebene urkundliche Nachweis belegt das Bestehen von Birkehe oder Birchehe 1035. Berkach war Teil von Germaremarcha. Damals schenkte König Konrad II. dem Kloster Fulda dort eine Besitzung. Weitere Hinweise auf die Besitzverhältnisse in Berkach finden sich

Als Ortsname sind in den historischen Unterlagen unter anderem Bercach, villa (1246), Bercka (bis 1403), Berckauch (1419), Birkawe (1468), Berckbach (1508), Berckhof (1557) und Bergach (1738) dokumentiert.[1]

Frühe Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Teilung der Landgrafschaft Hessen unter den Erben Philipp des Großmütigen 1567 gelangte Berkach an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Noch deren erster Regent, Georg I., veranlasste, dass die von seinem Kanzler, Johann Kleinschmidt, zusammengestellte Rechtssammlung Landrecht der Obergrafschaft Katzenelnbogen auch dort rechtsverbindlich wurde. Sie galt in Berkach als Partikularrecht, subsidiär ergänzt um das Gemeine Recht, bis ans Ende des 19. Jahrhunderts.[4] Erst das Bürgerliche Gesetzbuch, das einheitlich im ganzen Deutschen Reich galt, setzte zum 1. Januar 1900 das alte Partikularrecht außer Kraft.

Die Zentberechtigten waren[1]

1672 wurde das Dorf von „teutschen Soldaten abgebrannt“.[5]

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1806 wurde die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt zum Großherzogtum Hessen. Hier lag Berkach in der Provinz Starkenburg (seit 1816), im Amt Dornberg. Im Zuge der Verwaltungsreform von 1821 wurden die Ämter aufgelöst, für die Verwaltungsaufgaben Landratsbezirke gebildet und für die Rechtsprechung Landgerichte eingerichtet.[6] Für Berkach zuständig war nun der Landratsbezirk Dornberg, für die Rechtsprechung das Landgericht Großgerau, ab 1879 das Amtsgericht Groß-Gerau. 1829 hatte Berkach 35 Häuser und 186 Einwohner. Alle – außer zweien – waren lutherisch, einer reformiert, einer römisch-katholisch.[5]

1832 wurden Kreise geschaffen. Berkach lag nun im Kreis Groß-Gerau. Die Provinzen, die Kreise und die Landratsbezirke des Großherzogtums wurden am 31. Juli 1848 abgeschafft und durch Regierungsbezirke ersetzt, was jedoch am 12. Mai 1852 wieder rückgängig gemacht wurde. Dadurch gehörte Berkach zwischen 1848 und 1852 zum Regierungsbezirk Darmstadt, bevor wieder der Kreis Groß-Gerau für die übergeordnete Verwaltung zuständig wurde. Dort verblieb der Ort durch alle weiteren Verwaltungsreformen bis heute.[1]

Die Gemeinde Berkach schloss sich im Tuge der Gebietsreform in Hessen am 31. Dezember 1971 der Stadt Groß-Gerau an.[7][8] Ortsbezirke wurden nicht gebildet.

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Berkach angehört(e):[1][9][10]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1629: 23 Hausgesesse[1]
• 1806: 193 Einwohner, 35 Häuser[11]
• 1829: 186 Einwohner, 35 Häuser[5]
• 1867: 241 Einwohner, 38 Häuser[13]
Berkach: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020
Jahr  Einwohner
1791
  
170
1800
  
145
1806
  
193
1829
  
186
1834
  
211
1840
  
212
1846
  
202
1852
  
209
1858
  
240
1864
  
232
1871
  
247
1875
  
260
1885
  
266
1895
  
285
1905
  
323
1910
  
337
1925
  
334
1939
  
347
1946
  
535
1950
  
545
1956
  
466
1961
  
487
1967
  
555
1970
  
603
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
963
2015
  
1.083
2020
  
1.100
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; 1791[14]; 1800[15]; Zensus 2011[16]; nach 2011 Website Groß-Gerau (Webarchiv)[17]

Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1829: 284 lutherische (= 99,30 %), 1 reformierter (= 0,35 %), und 1 katholische (= 0,35 %) Einwohner[5]
• 1961: 392 (= 80,49 %) evangelische, 79 (= 16,22 %) römisch-katholische Einwohner[1]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbildprägende Gebäude in der Rathausstraße sind die Evangelische Kapelle und das auf drei Seiten freistehende alte Rathaus von 1597, ein stattlicher Fachwerkbau mit reichem Balkenwerk und Schnitzereien.

2016 nahm Berkach erstmals an der alle 2 Jahre stattfindenden Aktion „Der Kreis rollt“ teil. Die Fahrradroute verlief mitten durch den Ort, die B44 war für den Autoverkehr gesperrt. Viele Vereine und Institutionen beteiligten sich mit Ständen und Ausstellungen.[18]

Verkehr und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Ortskern im Westen berührend verbindet die Bundesstraße 44 Berkach mit der Kernstadt Groß-Gerau. Von dieser Verkehrsader nach Osten abzweigend durchquert die Kreisstraße K 160 den Ortskern in Richtung Büttelborn. Östlich verläuft die Bahnstrecke Mannheim–Frankfurt am Main.

Im Alten Rathaus ist ein Jugendtreff untergebracht. Ferner gibt es am Ort ein Dorfgemeinschaftshaus und diesem benachbart einen Kindergarten.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Berkach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als Vorläufer des Deutschen Reichs.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Groß-Gerau) und Verwaltung.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 31. Dezember 1971 als Stadtteil nach Groß-Gerau.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Berkach, Landkreis Groß-Gerau. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Groß-Gerau in Zahlen. In: Webauftritt. Stadt Groß-Gerau, abgerufen im Dezember 2021.
  3. Familiensonntag in Berkach (Memento vom 19. Oktober 2014 im Internet Archive) In: Darmstädter Echo, Mittwoch, 9. Oktober 2014.
  4. Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 108f. und beiliegende Karte.
  5. a b c d Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 16 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403 ff. (404) (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
  7. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschluss und Gliederung von Gemeinden vom 29. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, 87, Punkt 93, Nr. 60 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  8. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 253.
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. a b Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  12. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  13. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 12 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 120 (Online in der HathiTrust digital library).
  15. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 120 (Online in der HathiTrust digital library).
  16. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  17. 2015: Groß-Gerau in Zahlen. In: Webauftritt. Stadt Groß-Gerau, archiviert vom Original; abgerufen im Dezember 2016 (Werte aus Webarchiv). 2020:Groß-Gerau in Zahlen. In: Webauftritt. Stadt Groß-Gerau, archiviert vom Original; abgerufen im Dezember 2021 (Werte aus Webarchiv).
  18. Ein Tag Ruhe in Dornheim. In: Frankfurter Neue Presse. 4. Mai 2016, abgerufen am 4. Dezember 2018.