Burg Falkenstein (Harz)
Burg Falkenstein | ||
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Burg Falkenstein von Osten betrachtet | ||
Entstehungszeit: | 1120–1180 | |
Burgentyp: | Höhenburg | |
Erhaltungszustand: | Erhalten oder wesentliche Teile erhalten | |
Ort: | Falkenstein/Harz | |
Geographische Lage: | 51° 40′ 54″ N, 11° 15′ 54″ O | |
Höhe: | 320 m ü. NHN | |
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Die Burg Falkenstein, früher zeitweilig auch Burg Neuer Falkenstein[1] genannt, ist eine hochmittelalterliche Höhenburg im Harz. Sie gehört zur Gemeinde Falkenstein/Harz im sachsen-anhaltischen Landkreis Harz (Deutschland). Erbaut wurde sie zwischen 1120 und 1180. Die Burg wird von der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt als Eigentümer verwaltet.
Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Burg Falkenstein steht im Unterharz im Naturpark Harz. Sie befindet sich zwischen Mägdesprung (nördlicher Ortsteil von Harzgerode) und Meisdorf (südwestlicher Ortsteil von Falkenstein/Harz) auf einem Felsrücken (ca. 320 m ü. NHN)[2] südlich und oberhalb der im Tal der Selke stehenden Thalmühle. In bewaldeter Landschaft ist sie umgeben vom Naturschutzgebiet Selketal etwa 1,3 km westnordwestlich des zwischen den Ortschaften Meisdorf und Pansfelde an der Landesstraße 230 gelegenen Falkensteiner Weilers Gartenhaus.
Etwa 1,8 km westsüdwestlich befindet sich der Burgstall der Burg Alter Falkenstein.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Anlage wurde zwischen 1120 und 1180 erbaut und seitdem vielfach verändert, hat jedoch den Charakter einer mittelalterlichen Burganlage bewahrt. Aufgrund der günstigen Lage konnte sie niemals erobert werden.
Ihre Entstehung verdankt Burg Falkenstein der Sage nach einem Mordfall: Im Streit hatte Egeno II. von Konradsburg um die Zeit 1080 den Grafen Adalbert II. von Ballenstedt erschlagen, woraufhin der Stammsitz des Mörders in ein Kloster umgewandelt werden sollte. Der Sohn Egenos, Burchard von Konradsburg, ließ daraufhin die neue Burg Falkenstein errichten. Auf der Konradsburg wurde nach 1120 ein Benediktinerkloster gegründet. Die Konradsburger nannten sich nun Grafen von Falkenstein.
Zur Zeit der Regierung von Fürst Heinrich von Anhalt verfasste der anhaltische Ministeriale Eike von Repgow aus Reppichau hier nach 1220 den Sachsenspiegel, das erste deutsche Rechtsbuch. Das Buch ist dem Auftraggeber Hoyer von Falkenstein zugeeignet. 1437 gelangte die Burg als Lehen des Bistums Halberstadt an die Gebrüder Busso und Bernd IV aus dem Geschlecht der Adelsgeschlecht Asseburg, in dessen Besitz die Burg bis zur Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg blieb.
Die Herren von der Asseburg entwickelten im 15. und 16. Jahrhundert eine rege Bautätigkeit. Als einer der bedeutendsten Falkensteiner Bauherren gilt Graf Bernd VI. von der Asseburg-Falkenstein (ca. 1451 – 1518/1524?), der seinerzeit den Südflügel der Burg vollkommen neu errichten ließ. Ein noch heute erhaltener Wappenstein verweist auf ihn: 'Bernt van der Asseborch 1491'. Bernd VI. gilt als düstere Persönlichkeit, ihm werden unter anderem Bruch des Landfriedens und Meuchelmord nachgesagt. Mit ihm verknüpft sich die Harzer Sage vom Tidian, in der Bernd aus Goldgier einen armen Schäfer blenden lässt.
Weitere Baumaßnahmen erfolgten unter Augustus von der Asseburg im Jahr 1592, etwa hundert Jahre nach Bernds Zeit. Im Dreißigjährigen Krieg lag von Oktober 1642 bis Februar 1643 eine schwedische Besatzung in der Burg.
Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Heute zählt die Burg mit dem Museum zu den beliebtesten Ausflugszielen im Harz. Sie ist Bestandteil der Straße der Romanik. Hier befinden sich unter anderem auch eine Falknerei und eine Gastronomie, die auch traditionelle Ritteressen anbietet. Seit 2006 findet alljährlich auf der Burg im Sommer ein „Minneturnier“ in Tradition eines mittelalterlichen Sängerwettstreits statt, bei dem bekannte Sänger aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien zu hören sind. Anfang Oktober findet jährlich das „Burgfest“ statt.
Ein ausgeschilderter Wanderweg, auf dem auch eine Wegebahn verkehrt, führt von einem zwei Kilometer entfernten Parkplatz zur Burg.
Die Burg Falkenstein ist als Nr. 200[3] in das System der Stempelstellen der Harzer Wandernadel einbezogen.
Anlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Bergfried der Burg Falkenstein
Die Burganlage ist etwa 310 x 90 m groß. Ihre Kernburg, der Tor- und Zwingeranlagen sowie drei Vorburgen vorgelagert sind, ist etwa 40 x 40 m groß. Die Zisterne ist 20 m tief. Im Zentrum der Kernburg steht der 31 m hohe Bergfried, der 8,5 m Durchmesser bei 2 m Mauerstärke hat und als Aussichtsturm mit Rundblick über das Selketal zugänglich ist.[4] Den Bergfried zeichnet ein tropfenförmiger Grundriss aus. Die zugespitzte Seite ist ein massiver, keilförmig ausgebildeter Anbau und nach Westen gewandt, der Richtung, aus der feindliche Angriffe zu erwarten waren. Sie sollte Wurfgeschosse ablenken und die Schadenswirkung einschlagender Ladungen mildern.[5]
Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Burg war Filmkulisse in ca. 30 Film- und Fernsehproduktionen, unter anderem in der siebenteiligen Kinderserie des DDR-Fernsehens Spuk unterm Riesenrad von 1979, für den DEFA-Märchenfilm Schneeweißchen und Rosenrot von 1979, für den Märchenfilm Die Gänsehirtin am Brunnen von 1979 und den DDR-Fernsehfilm Polizeiruf 110: Die Entdeckung von 1980, der wiederum auf den Sachsenspiegel anspielt. 2011 wurde das Märchen Jorinde und Joringel verfilmt. 2016 diente die Burg erneut als Kulisse für die Dreharbeiten zu der Märchenverfilmung von Prinz Himmelblau und Fee Lupine von Christoph Martin Wieland. Der Roman des Schriftstellers C. U. Wiesner „Lebwohl Rapunzel“ nutzt für das Kapitel „Wie ich zu meiner Burgenmeise kam“ die Burg Falkenstein, hier im Pseudonym „Eulenstein“.
Briefmarke der Deutschen Post der DDR aus der Serie Burgen (1984)
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Boje Schmuhl (Hrsg.): Burg Falkenstein. Stekovics, Dößel 2006, ISBN 978-3-89923-131-1.
- Winfried Korf: Burg Falkenstein. Stekovics, Wettin 1997, ISBN 3-929330-79-2.
- Sven Frotscher: Burg Falkenstein und Schloss Meisdorf. Ed. Leipzig, Leipzig 1995, ISBN 3-361-00434-9.
- Christian Gildhoff: Konradsburg, Falkenstein und die Kaltenborner Fälschungen. Anmerkungen zu den Anfängen der Burg Falkenstein. In: Harzverein für Geschichte und Altertumskunde e. V. (Hrsg.): Harz-Zeitschrift. Jahrgang 60. Lukas Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86732-042-9, S. 41–91 (Google Books [abgerufen am 14. Juli 2015]).
- Berent Schwineköper (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 11: Provinz Sachsen Anhalt (= Kröners Taschenausgabe. Band 314). 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 1987, ISBN 3-520-31402-9, S. 117–118.
- Friedrich Stolberg: Befestigungsanlagen im und am Harz von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit: Ein Handbuch. Lax Verlag, 1983, ISBN 3-7848-1002-0.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Offizielle Homepage der Burg Falkenstein
- Burg Falkenstein, in Rekonstruktionszeichnung Deutscher Burgen, auf burgrekonstruktion.de
- Burg Falkenstein, auf stangerode.de
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Eintrag zu Burg Falkenstein (Neuer Falkenstein) in der privaten Datenbank „Alle Burgen“.
- ↑ Kartendienste des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- ↑ Harzer Wandernadel: Stempelstelle 200 / Burg Falkenstein, auf harzer-wandernadel.de
- ↑ Burg Falkenstein mit Karte Grundriss der Kernburg Falkenstein, auf ausflugsziele-harz.de
- ↑ Friedrich Stolberg: Befestigungsanlagen im und am Harz von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit: Ein Handbuch. Verlag Lax 1983, S. 211, ISBN 378481002X
- Burg im Landkreis Harz
- Burg im Harz
- Baugruppe (Städtebau) der Romanik
- Straße der Romanik
- Bauwerk in Anhalt
- Bodendenkmal in Falkenstein/Harz
- Greifvogelwarte
- Erbaut im 12. Jahrhundert
- Bauwerk in Falkenstein/Harz
- Museum in Sachsen-Anhalt
- Burganlage
- Baugruppe (Städtebau) in Sachsen-Anhalt
- Baugruppe (Städtebau) in Europa
- Höhenburg in Sachsen-Anhalt
- Burg in Europa
- Asseburg (Adelsgeschlecht)