Burg Wildenberg (Kirchzell)

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Burg Wildenberg
Burg Wildenberg - Torturm

Burg Wildenberg - Torturm

Alternativname(n) Wildenburg
Staat Deutschland
Ort Kirchzell-Preunschen
Entstehungszeit um 1200
Burgentyp Höhenburg, Spornlage
Erhaltungszustand Ruine
Geographische Lage 49° 36′ N, 9° 12′ OKoordinaten: 49° 35′ 46,7″ N, 9° 11′ 43,4″ O
Höhenlage 365,2 m ü. NN
Burg Wildenberg (Bayern)
Burg Wildenberg (Bayern)

Burg Wildenberg, auch Wildenburg genannt, ist eine stauferzeitliche Burgruine im Odenwald und gehört zur Ortschaft Preunschen, Ortsteil von Kirchzell, im unterfränkischen Landkreis Miltenberg in Bayern.

Geografische Lage

Die Ruine der Höhenburg liegt auf einem nach Nordosten vorgeschobenen Bergsporn des Schlossberges in 365,2 m ü. NN über dem Tal der Mud, drei Kilometer südöstlich von Kirchzell nur wenige Hundert Meter nordöstlich des Zentrums von Preunschen, etwa 13 Kilometer südwestlich der Kreisstadt Miltenberg.

Geschichte

Bauinschrift, die den Bauherrn angibt
Bildercollage von Ansichten, Fensterbögen und Ornamenten
Die Vielfalt an Steinmetz- zeichen

Die Herren von Dürn, verdiente Gefolgsleute der Stauferkaiser und Schutzvögte des Klosters Amorbach, gelten als Erbauer der Burg, deren Entstehung auf zwischen 1180 und um 1200 datiert wird. Nach der Amorbacher Klosterchronik begann aber erst sein Enkel Konrad I. von Dürn (gestorben 1258) um 1216 mit dem Bau. Wahrscheinlich ist damit aber wohl nur der Bau des Torturmes gemeint.

In den Jahren 1271 und 1272 wurde die Burg nach finanziellen Schwierigkeiten der Dürner teilweise an das Erzstift Mainz verkauft und später zum Amtssitz der Mainzer Verwaltung, nachdem die Herrschaft Walldürn 1292 von Mainz komplett erworben wurde. Die Verwaltung erfolgte zunächst durch Offiziate, später durch Vogt oder Burggraf. 1291 war ein Heinrich Offiziat, um 1320 war es Konrad Rüdt von Collenberg. Im Jahr 1337 söhnte sich Erzbischof Heinrich mit seinem Domkapitel aus und überantwortete für kurze Zeit den Domherren auch Burg Wildenberg. 1350 wurde das Amt der Burg an Eberhard von Rosenberg verpfändet, 1354 löste Konrad Rüdt von Collenberg das Pfand wieder aus. Durch eine Aufstockung seiner Anleihen an das Erzstift Mainz erhielt Konrad auch die Ämter Walldürn und Buchen. 1356 soll ein Erdbeben die Burg stark beschädigt haben. Erzbischof Gerlach verpfändete im Januar desselben Jahres, ohne Zustimmung seines Domkapitels, dem Engelhard von Hirschhorn die Burg Wildenburg, die Stadt Amorbach und eine Gülte in Miltenberg. Ein Jahr später leiht er sich bei seinem Wildenburger Burggrafen Konrad Rüdt von Collenberg Geld.[1]

Ab 1368 waren Wiprecht von Dürn, Eberhardt Rüdt von Bödigheim, Fritz von Dürn und Eberhard von Fechenbach Mainzer Burgmänner. In der Folgezeit bis ins 15. Jahrhundert sind zumeist Vertreter dieser Familien als Amtmänner erwähnt.

In den Jahren 1400 bis 1511 wurde die Burg spätmittelalterlich ausgebaut. Der Westturm und die Sperrmauer durch den Burghof entstanden, die Kapelle wurde erneuert. Die Burg war noch bis 1525 Sitz eines mainzischen Amtmannes des Amtes Amorbach. Im Bauernkrieg waren es Bauern aus dem „Hellen Haufen“ des Ritters Götz von Berlichingen, die die Burg Wildenberg am 4. Mai 1525 niederbrannten. Seitdem ist sie eine Ruine.

1803 kam sie durch die Säkularisation kurzzeitig an das Fürstentum Leiningen. 1806 wurde das Fürstentum Leiningen durch das Großherzogtum Baden mediatisiert. Schon 1810 wurde die Burg mit dem Gebiet um Amorbach Teil des Großherzogtums Hessen-Darmstadt und kam 1816 durch Gebietstausch an das Königreich Bayern.

Heute ist die Burgruine ein beliebtes Wanderziel und wird gelegentlich für kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Beschreibung

Im Wesentlichen hat sich die annähernd rechteckige ca. 80 meter lange stauferzeitliche, später kaum mehr veränderte Kernburg erhalten. Gegen die Bergseite stellt sich ein diagonal gesetzter Bergfried. An der Südseite steht ein Torturm mit Stufenportal und Kapelle mit Apsiserker im Obergeschoss. Der geräumige Palas ist an die Talseite angelehnt. Von hohem künstlerischem Wert sind die Fensterarkaden im Obergeschoss, die vergleichbar sind mit denen der Kaiserpfalz Gelnhausen und Burg Girbaden im Elsass.

Als nachstaufische Ergänzung ist eine Trennmauer in der Mitte des Burghofes zu bemerken. Darüber hinaus gab es kaum mehr eine bauliche Veränderung, weswegen Wildenberg trotz des ruinösen Zustandes als eine der besterhaltenen stauferzeitlichen Burgen in Süddeutschland angesehen werden darf.

Die Burg ist reich an verschiedensten Steinmetzzeichen (mind. 50 verschiedene sind nachgewiesen), von denen sich einige auch auf anderen Burgen der Rhein-Main-Neckar Region, z.B. Burg Stolzeneck am Neckar (und auch in der Kaiserpfalz Gelnhausen), wiederfinden.

Der Burg vorgelagert auf dem Beginn des Spornrückens südwestlich Richtung Preunschen und etliche Höhenmeter über der Burg befindet sich die Fels(en)burg, eine in eine natürliche freiliegende Felsenformation[2] eingearbeitete Höhle mit rechteckigem steinernen Eingangsportal. Der Fels wurde bearbeitet und Felsplatten so angeordnet, dass eine ebene Plattform oberhalb entstand[3]. Das dies als eine Art Vorburg zum Schutz der Spornseite angelegt war, kann angenommen werden, ist aber nicht bewiesen.

Teile der Burg fanden im 19. Jahrhundert Verwendung beim Errichten der künstlichen Ruinen des Eulbacher Parks.

Parzival

Die Burg Wildenberg wird als die wahrscheinliche Burg angenommen, die in Wolfram von Eschenbachs Artusroman Parzival als Montsalvaesch genannt wird und je nach sprachlicher Herkunft als Heilsberg oder wilder Berg gedeutet wird (vgl. Abschnitt 230, Vers 13). Im 5. Buch ("Die Gralsburg") wird Wildenberg auch ausdrücklich erwähnt: "Wer sah so große Feuer je/Hier bei uns in Wildenberg?" Es wird daher angenommen, dass Wolfram von Eschenbach einen Teil des Romans hier geschrieben hat.[4] Für diese Fragen kommen aber auch weitere mögliche Burgen in Betracht, möglicherweise schöpfte Wolfram von Eschenbach seine Beschreibung des heiligen Berges auch nur aus der zeitgenössischen Paradiesliteratur.[5]

Literatur

  • Alexander Antonow: Burgen im Main-Viereck. Breuberg, Freudenberg, Miltenberg, Prozelten, Rothenfels, Wertheim, Wildenberg. Antonow, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-924086-30-3, S. 111–126 (Handbuchreihe Historische Bauten 1).
  • Thomas Biller: Burgen und Schlösser im Odenwald - Ein Führer zu Geschichte und Architektur. 1. Auflage. Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1711-2, S. 151–157.
  • Günther Ebersold: Wildenberg und Munsalvaesche - Auf den Spuren eines Symbols . Peter Lang Verlag, 1988, ISBN 3-631-40393-3, darin bes. S. 64–83.
  • Walter Hotz: Wildenberg - Entstehung und Gestalt einer staufischen Burg. Verlag Hermann Emig, Amorbach 1979.
  • Walter Hotz: Burgen der Hohenstaufenzeit im Odenwaldraum. In: Winfried Wackerfuß (Hrsg.): Beiträge zur Erforschung des Odenwalds und seiner Randlandschaften II. Festschrift für Hans H. Weber. Breuberg-Bund, Breuberg-Neustadt 1977, S. 155–168, bes. S. 158f. u. 162.
  • Hans Kunis: Wildenberg - Die Gralsburg im Odenwald. Verlegt bei M. Schäfer, Leipzig ca. 1935.
  • Tilman Mittelstrass: Die Ritter und Edelknechte von Hettingen, Hainstadt, Buchen und Dürn. Heft 26 der Reihe Zwischen Neckar und Main. Verein Bezirksmuseum Buchen, 1991.
  • Ursula Pfistermeister: Wehrhaftes Franken. Band 2: Burgen, Kirchenburgen, Stadtmauern um Würzburg. Verlag Hans Carl, Nürnberg 2001, ISBN 3-418-00386-9, S. 97–99.
  • Thomas Steinmetz: Burgen im Odenwald. Brensbach 1998, ISBN 3-931529-02-9.
Commons: Burg Wildenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fritz Vigener (Bearb.): Regesten der Erzbischöfe von Mainz von 1289-1396. / Zweite Abteilung (1354-1396), Erster Band 1354-1371. Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1913, Berlin 1970,. Regesten 500 & 910.
  2. siehe Preunschen: Felsburg oberhalb der Burg Wildenberg auf www.panoramio.com
  3. siehe Preunschen: Felsburg - Höhleneingang I und Preunschen: Felsburg - Höhleneingang II auf www.panoramio.com
  4. Wolfram von Eschenbach, Parzival, Auswahl, Reclam-Ausgabe, 5. Buch
  5. Günther Ebersold: Wildenberg und Munsalvaesche, Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main, Bern, New York, Paris 1988, ISBN 978-3-631-40393-8. 139 Seiten; Inhaltsverzeichnis hier