Christian Ernst (Brandenburg-Bayreuth)

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Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth, um 1685
Kartusche des Markgrafen Christian Ernst in der St. Jakobuskirche zu Creußen

Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth (* 27. Juli 1644 in Bayreuth; † 10. Mai 1712 in Erlangen) war von 1655 bis zu seinem Tode Markgraf des fränkischen Fürstentums Bayreuth.

Leben

Herkunft und Familie

Christian Ernst stammte aus dem Hause Hohenzollern. Er war ein Sohn des Erdmann August und Enkel des Bayreuther Markgrafen Christian. Weil Erdmann August seinen Vater nicht überlebte, folgte Christian Ernst als Erbe nach.

Militärische Karriere im Reich

Porträt von Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth als junger Mann
Porträt des Markgrafen, Schabkunstblatt (um 1710) von Christoph Weigel
Weiteres Porträt des Markgrafen

Der Markgraf war ein treuer Anhänger des Kaisers Leopold I., den er bei Kriegszügen unterstützte, so gegen Holland, Lothringen und bei der Befreiung Wiens von den Türken. Er verfolgte konsequent eine militärische Karriere, deren Ausgangspunkt am 12. Februar 1664 die Wahl zum Kreisobristen des Fränkischen Reichskreises war. Christian Ernst war auch Chef des Fränkischen Kreis-Kürassierregiments.[1] Im Anschluss daran, ab 1668, begann die Aufrüstung und Erschließung seiner eigenen Herrschaft als militärische Hilfsquelle, die das Markgraftum Brandenburg-Bayreuth schon bald an die Grenzen der Belastbarkeit führte. Bereits 1672 kam es zur ersten Finanzkrise, die nicht die letzte blieb.

Durch seine militärischen Ambitionen war Christian Ernst der einzige Markgraf von Bayreuth, der reichspolitisch wirklich Bedeutung erlangt hat. Nach der Unterstützung des Kaisers in den Kriegen gegen Holland wurde er von diesem am 27. März 1676 zum Generalfeldmarschallleutnant ernannt, für Christian Ernst ein Ansporn, sich in den kommenden militärischen Auseinandersetzungen weiter zu engagieren.

Bei der Befreiung Wiens von den Türken 1683 war er Teilnehmer der Entsatzarmee. Er brachte zahlreiche Trophäen mit, die noch bis ins 19. Jahrhundert in der Stadtkirche zu Bayreuth ausgestellt waren. Zur Verkündung seines Ruhmes ließ er sich auf einem Reiterbrunnen in einer absolutistischen Verherrlichung als Bezwinger der Türken darstellen.[2]

1691 wurde er zum kaiserlichen Generalfeldmarschall ernannt und 1692 übernahm er den Oberbefehl über die Verbände der Reichsarmee am oberen Lauf des Rheins. Jedoch zeigte sich bereits hier, dass seine Begabung der Aufgabe nicht gewachsen war, so dass er das Kommando an Ludwig Wilhelm von Baden abgab. Während des Spanischen Erbfolgekrieges errang er noch einige Siege, bis es am 22. Mai 1707 zu seiner verhängnisvollen Entscheidung kam. Christian Ernst verlor die Übersicht über das Geschehen vor Ort und schloss sich dem Urteil eines untergeordneten Generals an, der vor den Verbänden Ludwigs XIV. zurückwich und die Stollhofener Linie preisgab. Dadurch wurde die Front weit geöffnet und französischen Truppen wurde der Einmarsch nach Schwaben und Plünderzüge bis weit nach Bayern hinein ermöglicht. Dieser schwerwiegende Fehler beendete seine militärische Karriere.

Förderer von Kunst und Bildung

Neben seiner militärischen Karriere war er auch Befürworter und Förderer der Kunst. Als Nachfolger der Bayreuther Lateinschule stiftete er 1664 ein Gymnasium, das noch seinen Namen trägt, das Gymnasium Christian-Ernestinum. In Erlangen gründete er eine Ritterakademie, die Grundlage für die Landesuniversität Erlangen.

Christian Ernst zentralisierte die Landesbehörden in der neuen Residenz in Bayreuth. Wo sich vorher die Pferdeställe befanden, erbaute er 1672 die Schlosskirche. 1695 ließ er vom Bamberger Architekten Leonhard Dientzenhofer (1660–1707) den achteckigen Schlossturm erbauen. 1686 ließ er in Erlangen eine Neustadt für die von Ludwig XIV. vertriebenen Hugenotten anlegen, zu denen bald auch Flüchtlinge aus der im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstörten Pfalz kamen.

Der Markgraf war ein Liebhaber von Pferden und Hunden. Von Letzteren besaß er 85. Er begann das ehemalige Kloster Himmelkron in ein Jagdschloss umzubauen, dazu zählte auch die Anlage der Baille-Maille-Lindenallee und der Umbau der Marienkirche im einsetzenden Markgrafenstil.

Der bekannte Barockdichter Sigmund von Birken hat Christian Ernst mit dem 1668 erschienenen Hochfürstlich Brandenburgischen Ulysses ein literarisches Denkmal gesetzt.

Ehe und Nachkommen

Seine erste Ehe schloss er am 29. Oktober 1662 in Dresden mit seiner Cousine Erdmuthe Sophie von Sachsen, Tochter des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. Erdmuthe Sophie starb kinderlos 1670.

Acht Monate nach ihrem Tod heiratete er ein zweites Mal am 8. Februar 1671 zu Stuttgart Sophie Luise von Württemberg, Tochter des württembergischen Herzogs Eberhard III.[3] Sie starb 1702 und gebar ihm sechs Kinder:

Fünf Monate nach ihrem Tod heiratete er ein drittes Mal am 30. März 1703 in Potsdam Elisabeth Sophie, Tochter des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Diese Ehe war ebenfalls kinderlos.

Der Lebensstil der beiden letzten Ehefrauen und der des Markgrafen verschärften die finanzielle Situation des Markgraftums erheblich.

Grabstätte

Die Grabstätte befindet sich in der Fürstengruft der Stadtkirche von Bayreuth.

Ehrung

Reliefporträt am Paulibrunnen in Erlangen, 2011

An dem am 8. September 1889 eingeweihten Paulibrunnen auf dem Marktplatz in Erlangen befindet sich unter anderem ein Relief mit einem Porträt des Markgrafen Christian Ernst. Darunter trägt eine Plakette die Aufschrift: „Markgraf Christian Ernst, Gründer der Neustadt Erlangen. 1661–1712.“

Seit 1952 tragen das humanistische (heute humanistisch-sprachlich-naturwissenschaftlich-technologische) Gymnasium Christian-Ernestinum in Bayreuth, Nachfolgeinstitut des von Christian Ernst 1664 gegründeten gymnasium illustre, und seit 1965 das musische Christian-Ernst-Gymnasium in Erlangen den Namen des Markgrafen.[4]

Literatur

Chronologisch, Neueste zuerst.

  • Rainald Becker, Iris von Dorn (Hrsg.): Politik – Repräsentation – Kultur. Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth 1644-1712. Verlag Historischer Verein für Oberfranken, Bayreuth 2014, ISBN 978-3-9816862-0-3.
  • Rainer Trübsbach: 350 Jahre Gymnasium Christian-Ernestinum (1664-2014). Geschichte der gelehrten Bildung in Bayreuth. Neustadt a. d. Aisch 2013, ISBN 978-3-87707-875-4.
  • Rudolf Endres: Christian Ernst. In: Christoph Friederich, Bertold Frhr. von Haller, Andreas Jakob (Hrsg.): Erlanger Stadtlexikon. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2002, ISBN 3-921590-89-2 (Gesamtausgabe online).
  • Gustav Schmid: Die Bayreuther Markgrafen. Eine Zusammenschau. in: Heimatbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger; Nr. 273. Bayreuth 2000, S. 13–17.
  • Hanns Hubert HofmannChristian Ernst. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 225 (Digitalisat).
  • Heinz Polster: Der Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth und seine Rolle in den Reichskriegen (1689–1707). Palm & Enke, Erlangen 1935.
  • Theodor HirschChristian Ernst. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 159–162.
  • Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth; Sigmund von Birken (Hrsg.): HochFürstlicher Brandenburgischer Ulysses: oder Verlauf der LänderReise / Welche Der … Fürst und Herr Herr Christian Ernst / Marggraf zu Brandenburg / … … Durch Teutschland / Frankreich / Italien und die Niederlande / Auch nach den Spanischen Frontieren / hochlöblichst verrichtet. 1668 (Digitalisat der HAB Wolfenbüttel).
  • Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth; Sigmund von Birken (Hrsg.): Kunst-Rede des Durchleuchtig: Hochgebornen Fürsten und Herrn / H. Christian Ernst Marggrafens zu Brandenburg / etc. von Rechten Fürstlichen Regir-Künsten. Gebhardt, Bayreuth 1660 (Digitalisat der HAB Wolfenbüttel).
Commons: Christian Ernst (Brandenburg-Bayreuth) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. Liste der Regimenter des fränkischen Reichskreises
  2. Herbert Schindler: Grosse bayerische Kunstgeschichte. Süddeutscher Verlag, München 1963, Band 2, S. 219
  3. Gerhard Raff: Hie gut Wirtemberg allewege. Band 3: Das Haus Württemberg von Herzog Wilhelm Ludwig bis Herzog Friedrich Carl. Hohenheim, Stuttgart/Leipzig 2002, ISBN 3-89850-084-5/ISBN 978-3-943066-11-1, S. 25–52. Raff nennt S. 26 als Hochzeitsdatum den 29. Januar, dies ist aber einfach die damals in Stuttgart noch benutzte Julianische Zählung („st.vet.“) für den 8. Februar („st.n.“), siehe Raff S. 43 und S. 45.
  4. Harald Popp: Christian-Ernst-Gymnasium. In: Christoph Friederich, Bertold Frhr. von Haller, Andreas Jakob (Hrsg.): Erlanger Stadtlexikon. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2002, ISBN 3-921590-89-2 (Gesamtausgabe online).
VorgängerAmtNachfolger
ChristianMarkgraf von Brandenburg-Bayreuth
16551712
Georg Wilhelm