Copiapit
Copiapit | |
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Copiapit (gelb) aus der Antler Mine, Arrastra Mountain, Hualapai District, Mohave County, Arizona, USA (Sichtfeld etwa 9 mm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol |
Cpi[1] |
Andere Namen |
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Chemische Formel | Fe2+Fe3+4[(OH)2|(SO4)6]·20H2O[2] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate) – Wasserhaltige Sulfate mit fremden Anionen |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VI/D.10 VI/D.10-050 7.DB.35 31.10.05.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol | triklin-pinakoidal; 1 |
Raumgruppe | P1 (Nr. 2) |
Gitterparameter | a = 7,39 Å; b = 18,21 Å; c = 7,29 Å α = 93,7°; β = 102,0°; γ = 99,3°[2] |
Formeleinheiten | Z = 1[2] |
Zwillingsbildung | Kontaktzwillinge, Zwillingsachse [101][3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2,5 bis 3 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,04 bis 2,17; berechnet: [2,12][3] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {010}, unvollkommen nach {101}[3] |
Farbe | hell- bis dunkelgelb, gelborange; in dichten Aggregaten gelbgrün bis olivgrün |
Strichfarbe | hellgelb |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Perlmuttglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,506 bis 1,540[4] nβ = 1,528 bis 1,549[4] nγ = 1,575 bis 1,600[4] |
Doppelbrechung | δ = 0,069[4] |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Achsenwinkel | 2V = 45° bis 74° (gemessen), 48° bis 72° (berechnet)[4] |
Pleochroismus | X = Y = hellgelb bis farblos; Z = schwefelgelb[3] |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | löslich in Wasser |
Copiapit ist ein relativ selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ mit der chemischen Formel Fe2+Fe3+4[(OH)2|(SO4)6]·20H2O[2] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Eisen-Sulfat mit zusätzlichen Hydroxidionen. Copiapit ist dabei das am häufigsten vorkommende Ferrisulfat.[5]
Copiapit kristallisiert im triklinen Kristallsystem, entwickelt aber nur millimetergroße Kristalle mit dünntafeligem Habitus und perlmuttähnlichem Glanz auf den Tafelflächen. Meist findet er sich in Form krustiger Überzüge sowie schuppiger oder körniger bis pulvriger Mineral-Aggregate. Je nach Ausprägung ist das Mineral durchsichtig bis undurchsichtig und von hell- bis dunkelgelber oder gelboranger Farbe. In dichten Aggregaten kann Copiapit aber auch gelbgrün bis olivgrün erscheinen. Seine Strichfarbe ist dagegen immer hellgelb.[6]
Mit einer Mohshärte von 2,5 bis 3 gehört Copiapit zu den weichen bis mittelharten Mineralen, die sich etwas leichter als das Referenzmineral Calcit mit einer Kupfermünze ritzen lassen.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erstmals entdeckt wurde Copiapit in der Provinz Copiapó nahe der gleichnamigen Stadt in der chilenischen Región de Atacama.
Wissenschaftlich beschrieben wurde Copiapit 1833 durch Heinrich Rose unter der Bezeichnung Basisches schwefelsaures Eisenoxyd. Wilhelm von Haidinger benannte das Mineral 1845 nach seiner Typlokalität.[7]
Das Typmaterial des Minerals wird an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts (USA) unter der Katalog-Nr. 99059 aufbewahrt.[3]
Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Copiapit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ (einschließlich Selenate und Tellurate) und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Sulfate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Botryogen die „Botryogen-Copiapit-Gruppe“ mit der System-Nr. VI/D.10 und den weiteren Mitgliedern Aluminocopiapit, Calciocopiapit, Chaidamuit, Cuprocopiapit, Ferricopiapit, Guildit, Magnesiocopiapit, Zincbotryogen und Zincocopiapit bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Copiapit ebenfalls in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) mit zusätzlichen Anionen, mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit mittelgroßen Kationen; isolierte Oktaeder und begrenzte Einheiten“ zu finden ist, wo es als alleiniger Namensgeber die „Copiapitgruppe“ mit der System-Nr. 7.DB.35 und den weiteren Mitgliedern Aluminocopiapit, Calciocopiapit, Cuprocopiapit, Ferricopiapit, Magnesiocopiapit und Zincocopiapit bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Copiapit in die Klasse der „Sulfate (und Verwandte)“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er ebenfalls als Namensgeber der „Copiapitgruppe“ mit der System-Nr. 31.10.05 innerhalb der Unterabteilung „Verschiedene wasserhaltige Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen“ zu finden.
Kristallstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Copiapit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2) mit den Gitterparametern a = 7,39 Å; b = 18,21 Å; c = 7,29 Å; α = 93,7°; β = 102,0° und γ = 99,3° sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[2]
Die Kristallstruktur von Copiapit besteht entlang [101] aus Ketten komplexer Metall-Koordinations-Oktaeder (Fe3+O3(OH)(H2O)2) und [SO4]-Tetraedern. Die Ketten werden über Wasserstoffbrückenbindungen zusammengehalten.[2][8]
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Mineral ist wasserlöslich und sollte daher vor Feuchtigkeit geschützt aufbewahrt werden.
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Copiapit bildet sich als Sekundärmineral typischerweise unter Einfluss saurer Grubenwässer durch Verwitterung und Oxidation von Pyrit und anderen eisenhaltigen Sulfiden oder mithilfe von Bakterien, z. B. Acidithiobacillus ferrooxidans (siehe auch Acidithiobacillus)[9] in einer breiten Palette von Gesteinsarten. Aufgrund seiner Wasserlöslichkeit ist das Mineral allerdings nur in ariden Klimazonen stabil. In seltenen Fällen kann Copiapit auch durch fumarole Vorgänge entstehen. Je nach Fundort können unter anderem Alunogen, Amarantit, Botryogen, Butlerit, Fibroferrit, Halotrichit und Melanterit als Begleitminerale auftreten.
Als eher seltene Mineralbildung kann Copiapit an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Bisher sind rund 370 Fundorte für Copiapit bekannt (Stand 2016).[10] Neben seiner Typlokalität Copiapó und der nahe gelegenen Tierra Amarilla in der Atacama Region trat das Mineral in Chile noch auf der Halbinsel bei Mejillones und im Kupfertagebau Chuquicamata in der Región de Antofagasta sowie bei Cuya in der Región de Arica y Parinacota auf.
In Deutschland fand man Copiapit bisher unter anderem in der Grube Clara bei Oberwolfach und der Grube Wildsbach im Untermünstertal in Baden-Württemberg, einer Tongrube bei Bad Freienwalde in Brandenburg, im Rammelsberg in Niedersachsen, in der Grube Anna und den Zechen Julia, Christian Levin und Auguste Victoria in Nordrhein-Westfalen, der Grube Friedrichssegen in Rheinland-Pfalz, in den Steinbrüchen der Gemeinde Nonnweiler im Saarland, der Grube „Willi Agatz“ bei Dresden in Sachsen sowie in den Schiefersteinbrüchen bei Lehesten in Thüringen.
In Österreich fand man das Mineral unter anderem am Hüttenberger Erzberg in Kärnten, bei Amstall in Niederösterreich, im Hüttwinkltal/Raurisertal und bei Mitterberg (Gemeinde Mühlbach am Hochkönig) in Salzburg, im Steinbruch Schlarbaum bei Klausen (Bad Gleichenberg) und an der Zinkwand (Schladminger Tauern) in der Steiermark sowie in einem Gneis-Steinbruch bei Rufling in Oberösterreich.
In der Schweiz kennt man Copiapit bisher nur aus dem Valle del Trodo bei Magadino im Kanton Tessin sowie Saint-Luc und Granges (Gemeinde Sitten) im Kanton Wallis.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in der Antarktis, in Argentinien, Australien, Belgien, Bolivien, Bulgarien, China, Frankreich, Griechenland, Iran, Irland, Italien, Japan, Kanada, Mazedonien, Marokko, Mexiko, Neuseeland, Norwegen, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, der Slowakei, in Schweden, Spanien, Südafrika, Tschechien, der Ukraine, in Ungarn, im Vereinigten Königreich (England, Wales) und den Vereinigten Staaten von Amerika.[11]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Monographien
- Heinrich Rose: Ueber einige in Südamerika vorkommende Eisenoxydsalze. In: Annalen der Physik und Chemie Band 27 (1833), S. 309–319 (PDF 522,2 kB)
- Copiapit. In: Wilhelm Haidinger: Handbuch der bestimmenden Mineralogie: enthaltend die Terminologie, Systematik, Nomenklatur und Charakteristik der Naturgeschichte des Mineralreiches 2. Auflage, Braumüller & Seidel, Wien 1845, S. 489. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Charles Palache, Martin A. Peacock, Leonard G. Berry: Crystallography of copiapite. In: University of Toronto Studies: VI. Geological Series Band 50 (1946), S. 9–26 (1,02 MB)
- Kompendien
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 615 (Erstausgabe: 1891).
- Peter Bayliss, Daniel Atencio: X-ray powder-diffraction data and cell parameters for copiapite-group minerals. In: The Canadian Mineralogist Band 23 (1985), S. 53–56 (PDF 412 kB)
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Dörfler Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 149.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 397.
- ↑ a b c d e Copiapite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF kB)
- ↑ a b c d e Mindat - Copiapite
- ↑ Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 677.
- ↑ Webmineral - Copiapite
- ↑ Leonard G. Berry: Composition and optics of copiapite. In: University of Toronto Studies: VI. Geological Series. Band 51 (1947), S. 21–34 (PDF 467,2 kB)
- ↑ Beatrix Brömme, Herbert Pöllmann: Synthese, Kristallchemie und Anwendung von Verbindungen mit Copiapit- und Voltaitstruktur Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Geologische Wissenschaften, Arbeitsgruppe Mineralogie/Geochemie (PDF 414,8 kB ( des vom 24. Januar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. )
- ↑ Eintrag zu Copiapit. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 23. Januar 2016.
- ↑ Mindat – Anzahl der Fundorte für Copiapit
- ↑ Fundortliste für Copiapit beim Mineralienatlas und bei Mindat