Danburit

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Danburit
Danburitstufe aus Charcas, Mun. de Charcas, San Luis Potosí, Mexiko
(Größe: 9,9 × 7,9 × 7,5 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Dbu[1]

Chemische Formel Ca[B2Si2O8][2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/J.08
VIII/J.08-020

9.FA.65
56.03.01.01
Ähnliche Minerale Calcit, Dolomit, Hambergit, Phenakit, Quarz und Citrin, Topas
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal 2/m 2/m 2/m[3]
Raumgruppe (Nr.) Pnam[2] (Nr. 62)
Gitterparameter a = 8,04 Å; b = 8,75 Å; c = 7,73 Å[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 7 bis 7,25[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,93 bis 3,02; berechnet: 2,99[4]
Spaltbarkeit undeutlich nach {001}
Bruch; Tenazität unebenen bis schwach muschelig; spröde
Farbe farblos, weiß, grau, grünlich, rötlich, gelblich, bräunlich
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz bis Fettglanz, matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,627 bis 1,633
nβ = 1,630 bis 1,636
nγ = 1,633 bis 1,639[5]
Doppelbrechung δ = 0,006[5]
Optischer Charakter zweiachsig wechselnd
Achsenwinkel 2V = gemessen: 88 bis 90°; berechnet: 88°[5]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten vor dem Lötrohr schmelzbar, Schmelzkugel gelatiniert in Salzsäure

Danburit ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“, das an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein kann, insgesamt aber wenig verbreitet ist. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca[B2Si2O8][2] und entwickelt meist prismatische bis säulige Kristalle bis etwa 50 cm Länge, aber auch körnige oder massige Mineral-Aggregate.

Reiner Danburit ist durchsichtig und farblos. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder multikristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch verschiedene Fremdbeimengungen eine graue, grünliche, rötliche, gelbliche oder bräunliche Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Seine Strichfarbe ist allerdings immer weiß. Sichtbare Kristallflächen weisen einen glas- bis fettähnlichen Glanz auf, massige Aggregate sind dagegen eher matt.

Mit einer Mohshärte von 7 bis 7,25 gehört Danburit zu den harten Mineralen und ist wie das Referenzmineral Quarz in der Lage, Fensterglas zu ritzen. Danburit zeigt nur eine undeutliche Spaltbarkeit nach {001} und einen unebenen bis schwach muscheligen, spröden Bruch.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Danburitzwilling nach {010} aus der „San Sebastian Mine“, Charcas, Mun. de Charcas, San Luis Potosí, Mexiko

Erstmals entdeckt wurde Danburit bei Danbury im Fairfield County im US-Bundesstaat Connecticut und beschrieben 1839 durch Charles Upham Shepard, der das Mineral nach dessen Typlokalität benannte.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Danburit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate)“, wo er zusammen mit Reedmergnerit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Danburit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die neu definierte Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zeolithisches H2O“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit weiterer Anionen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Gerüstsilikate (Tektosilikate) ohne zusätzliche Anionen“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Danburitgruppe“ mit der System-Nr. 9.FA.65 und den weiteren Mitgliedern Maleevit und Pekovit bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Danburit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die Abteilung der „Gruppensilikate: Si2O7-Gruppen und O, OH, F und H2O“ ein. Hier ist er ebenfalls Namensgeber der „Danburitgruppe“ mit der System-Nr. 56.03.01 innerhalb der Unterabteilung der „Gruppensilikate: Si2O7-Gruppen und O, OH, F und H2O mit Si2O7 mit Boratgruppen“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Danburit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pnam (Raumgruppen-Nr. 62, Stellung 6)Vorlage:Raumgruppe/62.6 mit den Gitterparametern a = 8,04 Å; b = 8,75 Å und c = 7,73 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dem Lötrohr phosphoresziert Danburit und schmilzt langsam zu einer weißen, blasigen, durchscheinenden Glas. Mit Borax schmilzt er unter Aufbrausen zu einer durchscheinenden Perle. In pulverisiertem Zustand zersetzt sich Danburit langsam in Salzsäure.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datolith (farblos), Danburit (weiß) und Chalkopyrit (goldfarben)

Danburit bildet sich durch hydrothermale Vorgänge in Pegmatit-Hohlräumen sowie in Erz- und alpinotypen Gängen. Er kann aber auch metamorph in Skarnen entstehen. Begleitminerale sind unter anderem Albit, Anhydrit, Apophyllit, Axinit, Bakerit, Calcit, Datolith, Dolomit, Fluorit, Gips, Grossular, Quarz, Stilbit, Titanit sowie verschiedene Glimmer und Turmaline.

Insgesamt konnte Danburit bisher (Stand: 2011) an rund 120 Fundorten nachgewiesen werden.[6] Neben seiner Typlokalität Danbury in Connecticut fand sich das Mineral in den USA noch im Clarke County in Alabama, bei Port Clarence in Alaska, am Maude Hill im Cochise County in Arizona, bei Iberville Parish in Louisiana, bei Stratton in Texas, im San Juan County und bei Gold Hill (Tooele County), am Green Mountain im King County in Washington sowie an mehreren Orten in den US-Bundesstaaten Kalifornien, Montana und New York.

In Deutschland trat das Mineral bisher bei Hildfeld und Silbach im Sauerland (NRW) und bei Staßfurt in Sachsen-Anhalt auf. In Österreich wurde das Mineral bisher am Scheiblinggraben bei Bad Gastein und im Kötschachtal (einem Teil des Gasteinertals) gefunden und in der Schweiz fand man es unter anderem im Val Cadlimo im Kanton Tessin, im Etzlital im Kanton Uri sowie an mehreren Orten im Kanton Graubünden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan, Australien, Bolivien, China, Frankreich, Iran, Italien, Japan, Kanada, auf Madagaskar, in Mexiko, Myanmar, Namibia, Nepal, Norwegen, Rumänien, Russland, der Slowakei, in Tadschikistan, Tansania, Tschechien, Turkmenistan, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und in Vietnam.[5]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weingelber Danburit im Ovalschliff, 0,47 ct

Obwohl Danburit bei guter Qualität je nach Farbe verschiedenen Edelsteinen wie unter anderem dem Phenakit, Quarz (vor allem der Varietät Citrin) oder dem Topas sehr ähnlich sehen kann und sich aufgrund seiner großen Härte und geringer Spaltneigung auch gut schleifen lässt, wird er nur gelegentlich als Schmuckstein verwendet. Seine große Empfindlichkeit gegenüber Hitze, wie sie z. B. bei Lötarbeiten an Schmuckstücken mit Danburiten entstehen, würden den Stein schnell zum Schmelzen bringen. Das macht ihn zu einem schwierig zu handhabenden Stein.[7]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Charles Upham Shepard: Der Danburit, eine neue Mineralspecies (PDF; 105 kB), in: J. C. Poggendorf (Hrsg.): Annalen der Physik und Chemie, Band 50, Verlag Johann Ambrosius Barth, Berlin-Leipzig 1840, S. 182 (Auszug aus Silliman's Journal, Band XXV, S. 138)
  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 783.
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 267 (Dörfler Natur).
  • Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13. überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags-GmbH., München u. a. 2002, ISBN 3-405-16332-3, S. 198.
  • C.U. Shepard (1839): AMERICAN JOURNAL OF SCIENCE AND ARTS 35, 137
  • M.W. Phillips, G.V. Gibbs, P.H. Ribbe (1974): The crystal structure of Danburite: A comparison with Anorthite, Albite, and Reedmergnerite, AMERICAN MINERALOGIST 59, 1–2, 79–85

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Danburite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 697.
  3. Webmineral – Danburite (englisch)
  4. a b Handbook of Mineralogy – Danburite (englisch, PDF 73,5 kB)
  5. a b c d Danburite bei mindat.org (engl.)
  6. Mindat - Anzahl bekannter Fundorte
  7. Edelstein-Knigge von Prof. Leopold Rössler - Danburit (Memento des Originals vom 14. November 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.beyars.com