Fachinformationsdienst Philosophie

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Fachinformationsdienst (FID) Philosophie

Logo des FID Philosophie

Gründung 2018
Ort Köln
Besucheradresse Universitätsstraße 33
Betreiber Universitäts- und Stadtbibliothek (USB) Köln
Leitung Hubertus Neuhausen (USB Köln)

Andreas Speer (Thomas-Institut)

Website https://www.philportal.de/
Auf dem Foto ist das Gebäude der Stadt-Universitätsbibliothek Köln zu erkennen, in dem der Fachinformationsdienst Philosophie beheimatet ist. Das Bibliotheksgebäude wurde zwischen 1964 und 1968 nach Plänen von Rolf Gutbrod errichtet.
Sitz des FID in der Stadt- und Universitätsbibliothek Köln

Der Fachinformationsdienst (FID) Philosophie hat seinen Sitz in Köln. Er ist ein Fachinformationsdienst für die Wissenschaft als Gemeinschaftsprojekt der Universität- und Stadtbibliothek Köln (USB) mit dem Thomas-Institut sowie dem Cologne Center of eHumanities (CCeH) zur Philosophie. Der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Fachinformationsdienst nahm 2018 seine Tätigkeit als Nachfolger des ehemaligen Sondersammelgebiets Philosophie (SSG Philosophie) Erlangen-Nürnberg auf. Der FID bietet neben einer Rechercheplattform für philosophische Fachliteratur Zugriff auf elektronische Volltexte, Informationen zum Forschungsdatenmanagement, die Möglichkeit zum digitalen Publizieren sowie einen digitalen Handapparat von Open-Source-Anwendungen an.[1]

Geschichte der Fachinformationsdienste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fachinformationsdienste in Deutschland sind eng mit der Entwicklung der Informationsinfrastrukturen für die Wissenschaft verbunden. Hervorgegangen sind sie aus 1949 etablierten Sondersammelgebieten die mehr als 60 Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurden. Im Zuge der digitalen Transformation und des damit in Verbindung stehenden Medienwandels, der veränderte Anforderungen an die bestehenden Informationsinfrastrukturen mit sich brachte, überführte die DFG das Förderprogramm der Sondersammelgebiete zwischen 2013 und 2015 in das der Fachinformationsdienste. Im Jahr 2014 trat das neue Förderprogramm „Fachinformationsdienste für die Wissenschaft“ in Kraft.[2]

Geschichte und Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Universitätsbibliothek der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg beheimatete das ehemalige Sondersammelgebiet Philosophie
Die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) übernahm den Bestandsaufbau nach Auslaufen des SSG Philosophie im Jahr 2013

Ursprünglich entstand der Fachinformationsdienst Philosophie nicht als direkter Nachfolger des ehemaligen SSG Philosophie, das von 1949 bis 2013 von der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg betreut wurde. Das SSG sammelte Veröffentlichungen aus dem In- und Ausland, insbesondere im Bereich der Westlichen Philosophie des 18. und 19. Jahrhunderts. Nicht zum Sammelauftrag gehörten Bereiche wie die außereuropäische Philosophie sowie die Geschichts-, Rechts-, politische, Religions- und Kunstphilosophie. Ab Mitte 2007 wurde am Standort Erlangen-Nürnberg zusätzlich die von DFG geförderten virtuelle Fachbibliothek „Sophikon“ aufgebaut, um eine Recherche in verschiedenen Bibliothekskatalogen, der Aufsatzdatenbank „OnlineContents“ (OLC) Philosophie und anderen fachrelevanten Internetquellen zu ermöglichen.

Im Jahr 2013 stellte die UB Erlangen-Nürnberg zwar einen entsprechenden Antrag für die Umwandlung des SSG Philosophie in den FID Philosophie, der von der DFG jedoch nicht bewilligt wurde. Ein weiterer Versuch wurde daraufhin nicht mehr unternommen. Mit dem Auslaufen der DFG-Förderung für das SSG Philosophie Ende 2013 übernahm die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) den Bestandsaufbau mit finanzieller Unterstützung der Carl Friedrich von Siemens Stiftung.

Im Zuge der bewilligten Antragsstellung durch die DFG wurde der FID Philosophie an der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, ab dem Jahr 2018, als zweiter FID neben dem FID Soziologie (SocioHub), aufgebaut. Projektpartner der USB Köln sind neben Thomas-Institut der Universität zu Köln, die deutschlandweit eines größten der philosophischen Seminare beherbergt, auch das Cologne Center for eHumanities (CCeH), welches das Projekt vorwiegend in methodischer und technischer Hinsicht unterstützt. Der FID Philosophie wird mit Hubertus Neuhausen (USB) und Andreas Speer (Thomas-Institut) von einer zweiköpfigen Projektleitung betreut. Eingegliedert ist der FID im Dezernat „Forschungs- und Publikationsunterstützung“ (Dezernat 6) der USB Köln, unter der operativen Leitung von Ralf Depping. Mit dem PhilPortal ging das offizielle Fachportal des FIDs[3] im Juni 2022 online.

Begleitet wird die Arbeit des FID von einem achtköpfigen wissenschaftlichen Beirat, der die Fortschritte des Projekts überwacht und eine beratende Funktion einnimmt. Somit trägt der Beirat zur Qualitätssicherung des Projekts bei und gibt Impulse für dessen strategische Entwicklung.

Innerhalb der AG FID ist der FID Philosophie in den UAGs Elektronisches Publizieren, Forschungsdaten, Lizenzierung, Öffentlichkeitsarbeit und Technische Infrastrukturen sowie den Netzwerken Künste und Kultur, Philologien und Semantische Infrastrukturen vertreten.

Themen- und Fachgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Aufgabe des FID Philosophie ist es, den Spitzenbedarf innerhalb der deutschsprachigen Fachdisziplin Philosophie systematisch abzudecken. Im Zuge der Projektarbeit werden dabei folgende Schwerpunkte adressiert:

Abbildung: Zu erkennen ist ein digitales Poster des FID Philosophie mit Hinweisen zum Recherchemodul, zu Open-Access- und Journal-Hosting-Angeboten sowie zum Forschungsdatenmanagement und aktuellen Kooperationspartnern. Auf dem oberen Viertel des Posters befindet sich das in Abbildung 1 beschriebene Logo des FID Philosophie. In den zwei darunter liegenden Vierteln sind fünf Textblöcke angeordnet: Textblock 1: Recherche: Wir bieten eine Plattform zur Suche von philosophischer Fachliteratur und Volltexten: u. a. Philosopher’s Index, E-Collection des Philosophy Documentation Center, PhilArchive und zahlreiche weitere Kataloge. Textblock 2: Open Access: Wir begleiten Verlage und die philosophischen Fachgesellschaften bei der Umstellung auf Open Access, um den digitalen Wandel partizipativ und konstruktiv zu gestalten. Textblock 3: Kooperationen: Wir kooperieren mit wissenschaftlichen Instituten, Fachgesellschaften und anderen Fachinformationsdiensten, um das Angebot für die philosophische Fachcommunity zu erweitern und Synergieeffekte zu erzeugen. Textblock 4: Journal Hosting: Wir unterstützen bei der technischen Einrichtung von 0A-Journals sowie bei Indexierung, Zitierfähigkeit, ISSN-Vergabe, Registrierung beim DOAJ, Ablieferungspflicht, Langzeitarchivierung und redaktionellen Workflows. Textblock 5: Forschungsdaten: Wir vermitteln Sie zu Expertinnen innerhalb Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) e. V., organisieren Workshops und stellen die Sichtbarkeit von Forschungsdaten in bibliothekarischen Nachweissystemen sicher. Im letzten unteren Viertel des Plakats findet sich ein QR-Code, der auf das PhilPortal, das Webportal des FID Philosophie führt, sowie das Logo der Förderinstitution, die Deutsche Forschungsgemeinschaft sowie die das Logo der Universität zu Köln und das Logo der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, an dem der FID eingegliedert ist.
Digitales Poster des FID Philosophie

Recherche und Volltexte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kernelement des FID Philosophie stellt der Rechercheeinstieg innerhalb des PhilPortals dar, der unter anderem aus den Inhalten des Philosopher’s Index, des Philosophy Documentation Centers, des PhilArchives, JSTORs und verschiedener Verbundkataloge mit Zugriff auf über 500 Zeitschriften im Volltext besteht. Weiterhin stehen angemeldeten Nutzern über 3000 E-Books der Verlage Brill, Schöningh, Fink, mentis, Nomos, Transcript, Logos und Alber zur Verfügung. Auch im Bereich der Retrodigitalisierung ist der FID aktiv. Die Datenquellen werden ständig erweitert. Das erklärte Ziel ist es, den in den letzten Jahre in Gang gesetzten Paradigmenwechsel in der Literaturversorgung[4] zu unterstützen.

Journal Hosting[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der FID unterstützt interessierte Wissenschaftler bei der Einrichtung oder dem Umzug von Open Access Journals im Open Journal Systems (OJS). Dieser Dienst soll in Zukunft weiter ausgebaut werden und den Nutzenden die Vorteile eines medienneutralen Publikationsparadigmas liefern. Hierfür greift der FID auf die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Open-Source-Lösung „Open Source Academic Publishing Suite“ (OS-APS) zurück. Aktuell werden bereits die „Philosophischen Symposien der DFG“ gehostet, die es sich zum Ziel gesetzt haben, auf spezifische Probleme der akademischen Philosophie im deutschsprachigen Raum zu reagieren.

Forschungsdatenmanagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fachinformationsdienste beschäftigen sich zunehmend mit Forschungsdaten, einschließlich ihrer Verwaltung, Auffindbarkeit und Archivierung. Sie fungieren als Brücke zwischen Fachbereichen sowie den eigens dafür angebotenen Infrastrukturen und streben eine enge Zusammenarbeit im Rahmen der nationalen Forschungsdateninfrastruktur an:[5] Aus diesem Grund kooperiert der FID Philosophie mit den Konsortien der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur e. V. (NFDI), organisiert Workshops und arbeitet an der Sichtbarkeit von Forschungsdaten in bibliothekarischen Nachweissystemen.[6][7] Hierbei ist vor allem die Zusammenarbeit mit dem NFDI-Konsortium Text+ und die gemeinsame Arbeit in der Editions Registry zu nennen.[8]

Inhalte und Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der FID Philosophie verfolgt eine strikte E-Only-Policy sowie eine Open-Access-Preferred-Policy. Neben Texten werden auch Metadaten sowie Lizenzen zu audiovisuellen Materialien zugänglich gemacht. Somit werden ausschließlich digitale Objekte lizenziert oder analoge Quellen ins Digitale transformiert.

Technisch basieren alle erschlossenen Inhalte auf der webbasierten Software easydb zur Verwaltung digitaler Medieninhalte. Diese bildet unter anderem die Grundlage für die virtuelle E-Book-Galerie des Portals. Außerdem stellt der FID Philosophie eine Sammlung digitaler Tools für die Lehre und Forschung bereit. Kuratiert wird dieser digitale Handapparat[9] gemeinsam mit der AG Philosophie der Digitalität[10], die an die Deutsche Gesellschaft für Philosophie e.V. (DGPhil) angeschlossen ist.

Kooperationspartner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einen wesentlichen Faktor für die Weiterentwicklung des Fachinformationsdiensts stellt die Kooperation mit den deutschsprachigen, philosophischen Fachgesellschaften, Fachinformationsdiensten, Konsortien der Nationalen Nationale Forschungsdateninfrastruktur sowie weiteren externen wissenschaftlichen Institutionen dar. Zusätzlich gelten die Fachreferate der deutschsprachig Philosophie als Resonanzraum für die in der Fachcommunity aufkommenden Bedarfe hinsichtlich der erforderlichen Informationsinfrastruktur.[11]

Fachgesellschaften
  • Deutsche Gesellschaft für Philosophie (DGPhil)
  • Gesellschaft für analytische Philosophie (GAP)
  • Gesellschaft für Philosophie des Mittelalters und der Renaissance (GPMR)
  • Deutsche Gesellschaft für phänomenologische Forschung (DGPF)
  • Deutsche Gesellschaft für Ästhetik (DGÄ)
  • German Society for Philosophy of Science (GWP)
  • Deutsche Gesellschaft für französischsprachige Philosophie e. V.
Fachinformationsdienste
  • Fachinformationsdienst Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Universitätsbibliothek Frankfurt am Main
  • Fachinformationsdienst Jüdische Studien, Universitätsbibliothek Frankfurt am Main
  • Fachinformationsdienst Nahost-, Nordafrika- und Islamstudien, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt
  • Fachinformationsdienst Soziologie (SocioHub), Universität- und Stadtbibliothek Köln
  • Fachinformationsdienst Theologie, Universitätsbibliothek Tübingen
Konsortien der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur
  • Text+
  • NFDI4Culture
Weitere Institutionen
  • The Open Commons of Phenomenology (OPHEN)
  • AG philosophischer Editionen (AGphE)
  • OCR4all, Zentrum für Philologie und Digitalität (ZPD)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fachinformationsdienst Philosophie. In: DFG - GEPRIS. Abgerufen am 26. Januar 2024.
  2. Vivien Petras: Die Evaluierung des Programms „Fachinformationsdienste für die Wissenschaft“ der DFG – Spannungsfelder für die überregionale Informationsinfrastruktur. In: ABI Technik. Band 39, Nr. 4, 1. November 2019, ISSN 2191-4664, S. 258–264, hier S. 156, doi:10.1515/abitech-2019-4002.
  3. Fachinformationsdienst Philosophie, auf ub.uni-koeln.de, abgerufen am 15. April 2024
  4. Georgios Chatzoudis: Sondersammelgebiete oder Fachinformationsdienste? Interview mit Renate Dürr über einen Paradigmenwechsel in der Literaturversorgung. In: L.I.S.A. Wissenschaftsportal. Gerda Henkel Stiftung. Gerda Henkel Stiftung, 1. September 2015, abgerufen am 25. März 2024.
  5. Matthias Harbeck, Matthias Kaun: Forschungsdaten und Fachinformationsdienste – eine Bestandsaufnahme. 24. Januar 2019, doi:10.18452/19693 (hu-berlin.de [abgerufen am 25. März 2024]).
  6. Christoph Bartmann, Eric Eggert, Mark Eschweiler, Jonathan Geiger: Forschungsdaten in der Philosophie. In: zenodo.org. 3. September 2021, abgerufen am 25. März 2024.
  7. Ralf, Depping, Maximilian Heber: Fachinformationsdienste und Forschungsdaten: Die Kooperation mit den NFDIs. Zenodo, März 2024, doi:10.5281/zenodo.10731954.
  8. Nils Geißler, Kilian Hensen, Marius Hug, Daniela Schulz, Annika Wienert: Die AG FID Koop stellt sich vor… In: zenodo.org. 26. Oktober 2022, abgerufen am 25. März 2024.
  9. DGPhil AG Philosophie der Digitalität / philosophische Digitalitätsforschung: Digitaler Handapparat Philosophie. Zenodo, 6. September 2023, doi:10.5281/zenodo.8322073.
  10. AG Philosophie der Digitalität auf digitale-philosophie.de.
  11. Matthias Harbeck, Karolin Bubke, Jana Mersmann: Wissenschaftliche Bibliotheken und die Fachinformationsdienste – zusammen wirken? Podiumsdiskussion beim Bibliothekskongress Leipzig 2019 am 20.03.2019. In: o-bib. Das offene Bibliotheksjournal / Herausgeber VDB. Band 6, Nr. 2, 9. Juli 2019, ISSN 2363-9814, S. 121–122, doi:10.5282/o-bib/2019H2S121-122 (o-bib.de [abgerufen am 25. März 2024]).