Faisal I.

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Faisal I. 1933 zu Besuch in Palästina, kurz vor seiner Reise nach Europa, auf der er einen tödlichen Herzinfarkt erlitt

Faisal I. (arabisch فيصل الأول, DMG Faiṣal al-Auwal, vollständiger Name: فيصل بن الشريف حسين بن الشريف علي الهاشمي / Faiṣal b. aš-Šarīf Ḥusain b. aš-Šarīf ʿAlī al-Hāšimī; * 20. Mai 1885 in Ta'if; † 8. September 1933 in Bern), aus der Dynastie der Haschimiten, war König von Syrien (1920) und König des Irak (1921–1933).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Faisal wurde als dritter Sohn von Hussein ibn Ali des Scherifen von Mekka geboren. 1913 wurde er als Abgeordneter von Dschidda in das Parlament des Osmanischen Reichs gewählt.

Erster Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Faisal I. (rechts) und Chaim Weizmann (in arabischer Tracht, als Zeichen der Freundschaft), 1918

Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs plante Hussein ibn Ali eine Revolte gegen die Osmanen mit dem Ziel der Bildung eines arabischen Staates unter der Herrschaft der Dynastie der Haschemiten. Hussein entsandte seinen Sohn Faisal 1915 nach Syrien um Kontakte für diesen Plan herzustellen. Faisal schloss sich in Damaskus der arabisch-nationalistischen Gruppe Al-Fatat an. Im Juni 1916 erklärte Hussein ibn Ali die Arabische Revolte. Faisal fiel dabei die Rolle des Militärführers zu. Die Briten versicherten im Juni 1917 erneut, dass arabische Gebiete, die von den Arabern erobert würden, völlig unabhängig bleiben würden, doch die Briten betrachten ihre arabischen Partner nie als gleichberechtigt. Obwohl im November 1917 die Bolschewisten in Russland das geheime Sykes-Picot-Abkommen öffentlich machten, der zeigte wie sich Großbritannien und Frankreich den Nahen Osten aufteilten würden, die Franzosen sollten Syrien und die Briten den Irak erhalten, ließen sie sich die Arabern nicht in ihrem Vertrauen erschüttern.[1]

Faisals Truppen umfassten rund 1.000 Mann irreguläre Kräfte und rund 2.500 ehemalige Soldaten der osmanischen Armee. Nach der Eroberung Akabas durch Auda ibu Tayi und T. E. Lawrence, der als britischer Offizier, mit dem Hussein eine persönliche Freundschaft verband, eigene Strategien nach den Ideen des Marschalls von Sachsen[2] entwickelt hatte, führte der Aufstand weiter nach Damaskus. Nach der Eroberung der Stadt durch die Aufständischen (und durch ein Corps australischer Lanzenreiter) marschierte Faisal am 26. September 1918 in Damaskus ein und beendete die vierhundertjährige Herrschaft der Osmanen in Syrien.[3]

Emir Faisals Delegation bei der Pariser Friedenskonferenz 1919. Von links nach rechts: sein Privatsekretär Rustam Haidar (der wie Feisal Französisch sprach und Absolvent der Sorbonne war), Nuri as-Said, Prinz Faisal, Captain Rosario Pisani (hinter Faisal), T. E. Lawrence, Feisals Sklave (Name unbekannt), Captain Tahsin Kadry

Als Leiter der arabischen Gesandtschaft trat Faisal auf der Pariser Friedenskonferenz 1919 für die Unabhängigkeit der arabischen Emirate vom Osmanischen Reich ein. Im Vorfeld der Pariser Friedenskonferenz unterzeichnete Faisal, als präsumtiver König von Syrien, am 3. Januar 1919 gemeinsam mit dem späteren Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation, Chaim Weizmann, das Faisal-Weizmann-Abkommen, in dem die arabische Seite die Balfour-Deklaration akzeptierte. Durch den weiteren Verlauf der Geschehnisse in Palästina trat dieses Abkommen jedoch nicht in Kraft.

Herrschaft als König[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Krönung von Faisal zum König von Irak. Faisal sitzend, rechts von ihm die Briten Hochkommissar Percy Cox und Lieutenant Kinahan Cornwallis, zu seiner linken General Aylmer Haldane, Oberbefehlshaber sämtlicher britischer Truppen im Mandat Mesopotamien[4]
Faisal mit seinen Töchtern Azza, Rajiha und Rafia

Vom syrischen Nationalkongress wurde Faisal am 7. März 1920 zum König von Syrien proklamiert. Aufgrund des Sykes-Picot-Abkommens erhielt Frankreich jedoch auf der Konferenz von Sanremo im April 1920 das Völkerbundmandat für Syrien und Libanon. Faisal I. wurde daraufhin nach der Schlacht von Maysalun am 24. Juli 1920 durch die Franzosen vertrieben und ging nach Großbritannien ins Exil.[5]

Die Briten fanden für Faisal eine weitere Verwendung in ihrem Mandatsgebiet Mesopotamien. Im August 1920 hatte der Völkerbund Großbritannien das Mandat über Mesopotamien, die alten osmanischen Vilâyet Mossul, Baghdad und Basra, übertragen. Deren Bewohner waren sehr unterschiedliche: im Norden Kurden, im Süden schiitische Araber, in der Mitte des Landes Sunniten. Die Briten fassten die drei osmanische Provinzen zu einem Staat zusammen und am 12. März 1921 schlug Kolonialminister Winston Churchill auf der Konferenz von Kairo den Scherifenprinzen Faisal als neuen König für den Irak vor.[6] Hochkommissar Percy Cox verkündete, Faisal sei in einem Plebiszit mit 96 % der abgegebenen Stimmen in seiner Königswürde bestätigt worden.[7] Faisal traf Ende Juni 1921 im Irak ein. Die Schiiten, die das Plebiszit aufgrund von Aufrufen ihrer Geistlichen weitgehend boykottiert hatten, bereiteten ihm einen äußerst kühlen Empfang.[8]

Am 23. August 1921 wurde Faisal zum König des Irak ausgerufen. Die Zeremonie fand um sechs Uhr morgens im Hof der von den Osmanen errichteten Saray al Kushla statt, seinem vorläufigen Hauptquartier nach seiner Ankunft in Baghdad. Faisal war als der Sohn des Scherifen von Mekka, ein angesehener Mann, doch im Land von Euphrat und Tigris ein Fremder. Er musste die britische Vorherrschaft über den Irak als Mandat des Völkerbundes anerkennen. Der Irak erhielt 1925 die Staatsform der konstitutionellen Monarchie. 1930 erreichte Faisal in einem Freundschaftsvertrag die Anerkennung der irakischen Unabhängigkeit durch Großbritannien, wobei sich Großbritannien weiterhin wirtschaftlichen Einfluss und Militärstützpunkte sicherte. 1930 plante er die Einführung einer Wehrpflicht im Irak und hatte nach eigenen Angaben bereits Vorbereitungen zum Aufbau eines Flugzeuggeschwaders begonnen.[9] Im Jahre 1932 wurde das Königreich Irak in den Völkerbund aufgenommen.

Während eines Aufenthalts in Bern am 8. September 1933 erlitt Faisal im Hotel Bellevue[10] einen Herzinfarkt und starb. Sein ältester Sohn Ghazi I. folgte ihm auf dem Thron. Noch lange bestimmten die Briten die Politik im Irak. Auch das Ende der haschimitische Monarchie in der Julirevolution vom 14. Juli 1958, als Faisals Enkel, König Faisal II., ein Großteil seiner Familie, der Kronprinz Abd ul-Ilah, der vierzehnmalige Premierminister Nuri as-Said und Mitglieder der Regierung getötet wurden, ändert an deren Vorherrschaft nichts.[1]

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Film Lawrence von Arabien von 1962 wird König Faisal von Alec Guinness verkörpert. Im Film A Dangerous Man: Lawrence After Arabia, der die Pariser Friedensverhandlungen von 1919 zum Thema hat, wird Feisal von Alexander Siddig gespielt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ali Abd al-Amir Allawi: Faisal I of Iraq. Yale University Press, New Haven, 2014.
  • T.E. Lawrence: Aufstand in der Wüste („Revolt in the Desert“) Deutsche Lizenzausgabe der Publikumsfassung von „Seven Pillars of Wisdom“, List Verlag, Leipzig 1935.
  • Pierre-Jean Luizard: La formation de l’Irak contemporain. Le rôle politique des ulémas chiites à la fin de la domination ottomane et au moment de la construction de l’Etat irakien. CNRS, Paris 2002. S. 429–440.
  • Malcolm B. Russell: The First Modern Arab State: Syria under Faysal, 1918–1920. Bibliotheca Islamica, Minneapolis 1985.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Faisal I. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b 23. August 1921 - Faisal wird zum König des Irak ausgerufen. In: Westdeutscher Rundfunk Köln. 26. August 2016, abgerufen am 14. Mai 2024.
  2. Lawrence: Aufstand in der Wüste. S. 97 ff.
  3. Sami Moubayed: Steel and Silk - Men and Women who Shaped Syria 1900 - 2000. Seattle 2006, S. 225–227.
  4. Justin Marozzi: Baghdad - City of Peace, City of Blood. Penguin, 2014.
  5. Al-Massad Joseph: Colonial Effects. The Making of National Jordan. New York City 2001, S. 102 ff.
  6. Luizard: La formation de l’Irak contemporain. 2002, S. 434.
  7. Wahl Faisals zum König von Irak. In: Freie Stimmen, 24. August 1921, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/fst
  8. Vgl. Luizard: La formation de l’Irak contemporain. 2002, S. 435.
  9. Irak. In: Oesterreichische Wehrzeitung, 10. Oktober 1930, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/daz
  10. König Faisal gestorben. In: Neues Wiener Journal, 9. September 1933, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwj