Felsenbirnen
Felsenbirnen | ||||||||||||
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![]() Amelanchier lamarckii (Syn. Amelanchier grandiflora) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Amelanchier | ||||||||||||
Medik. |
Die Pflanzengattung Felsenbirnen (Amelanchier) gehört zu den „apfelfrüchtigen“ Kernobstgewächsen (Pyrinae) in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae).
Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Amelanchier-Arten sind sommergrüne Sträucher oder kleine Bäume. Die wechselständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die einfachen Blattspreiten sind häufig filzig behaart. Die Blattspreiten-Hälften ruhen in der Knospenlage konduplikativ (entlang der Längsachse) zusammengeklappt – also ähnlich wie auch beim Tulpenbaum. Die Blattränder sind glatt oder gesägt. Nebenblätter sind vorhanden.
In traubigen Blütenständen stehen viele Blüten zusammen. Der Blütenbecher ist glockenförmig. Die zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten sind fünfzählig. Der Rand der fünf Kelchblätter ist ganz. Die fünf freien Kronblätter sind meist weiß. Es sind zehn bis 20 Staubblätter vorhanden. Die zwei bis fünf Fruchtblätter sind unter-bis halbunterständig. Die zwei bis fünf Griffeläste sind teilweise verwachsen oder frei.
Die bei Reife dunkelvioletten bis bläulich schwarzen, kleinen, apfelförmigen Früchte mit vier bis zehn einsamigen Fächern weisen am oberen Ende noch die zurückgekrümmten Kelchblätter und Blütenbecherreste auf.
Inhaltsstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Blätter und Samen der Felsenbirne enthalten geringe Mengen cyanogener Glykoside (d. h. Blausäure abspaltender Glykoside). Nach dem Verzehr von unreifen Früchten oder großer Mengen zerkauter Samen können Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Unzerkaute Samen werden unverdaut wieder ausgeschieden. Nach dem unbeabsichtigten Zerbeißen einiger Samen sind jedoch keine Vergiftungssymptome zu erwarten – ähnlich wie bei Apfelkernen, die auch cyanogene Glykoside in allerdings deutlich größerer Menge enthalten.
Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Felsenbirnen-Arten werden in der Regel als Ziersträucher kultiviert. Als solche werden in Mitteleuropa die Arten Amelanchier arborea, Amelanchier lamarckii, Amelanchier laevis und Amelanchier ovalis und deren Sorten verwendet, seltener auch Amelanchier alnifolia und Amelanchier spicata.
Die aromatischen, saftig-süß schmeckenden Wildfrüchte können zu einer süßen Marmelade mit marzipanartigem Beigeschmack verarbeitet werden. In Kanada gibt es Plantagen der Erlenblättrigen Felsenbirne oder Saskatoon (Amelanchier alnifolia).
Im Folgenden sind einige Inhaltsstoffe der Felsenbirnenfrucht aufgelistet und deren unterstellte Wirkung beschrieben.
- Flavonoide halten die Gefäße geschmeidig und das Herz gesund.
- Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium und Eisen unterstützen den Schlaf, eine normale Nervenfunktion und Muskeltätigkeit.
- Unverdauliche Ballaststoffe wie Pektin sättigen, ohne Kalorien zu liefern, und unterstützen so das Abnehmen sowie die Verdauung.
- Gerbstoffe werden in der Naturmedizin eingesetzt, um Entzündungen im Mund- und Rachenraum zu bekämpfen.
Systematik, botanische Geschichte und Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der botanische Gattungsname Amelanchier leitet sich ab von der französisch-provencalischen Bezeichnung amélanche für die Früchte der dort heimischen Amelanchier ovalis. Das Wort amelanche ist keltisch-gallischen Ursprungs und bedeutet „Äpfelchen“.[1] Die erste schriftliche Erwähnung von Amelanchier datiert aus dem Jahre 1549. Die Gattung Amelanchier wurde 1789 durch Friedrich Casimir Medicus aufgestellt.
Die Gattung Amelanchier umfasst etwa 25 Arten, die fast alle in Nordamerika verbreitet sind. Eine Art ist in Europa bis Kleinasien und zwei Arten sind in Asien beheimatet.
- Erlenblättrige Felsenbirne oder Saskatoon (Amelanchier alnifolia (Nutt.) Nutt. ex M.Roem.) – Nordamerika
- Baum-Felsenbirne (Amelanchier arborea (F.Michx.) Fernald) – Nordamerika
- Hängende Baum-Felsenbirne (Amelanchier × grandiflora Rehder) – Kreuzung aus Amelanchier laevis und Amelanchier arborea oder Amelanchier canadensis, von manchen Autoren auch als Synonym von Amelanchier lamarckii aufgefasst
- Asiatische Felsenbirne (Amelanchier asiatica (Sieb. & Zucc.) Endl. ex Walpers): Sie kommt in Japan, Korea und in China im Huang Shan im südlichen Anhui, im Mufu Shan im nordwestlichen Jiangxi, in Qin Ling im südlichen Shaanxi, im Tianmu Shan im nordwestlichen Zhejiang vor.
- Amelanchier bartramiana (Tausch) M.Roem. – Nordamerika
- Basaltbewohnende Felsenbirne (Amelanchier basalticola Piper) – wird auch als Amelanchier alnifolia var. cusickii betrachtet – Nordamerika
- Kanadische Felsenbirne (Amelanchier canadensis (L.) Medik.) – Nordamerika
- Amelanchier confusa Hylander – Schweden, Ursprung unbekannt, manchmal als Varietät von Amelanchier lamarckii betrachtet
- Amelanchier denticulata (Kunth) K.Koch – Mexiko
- Amelanchier fernaldii Wiegand – möglicherweise Kreuzung aus Amelanchier humilis und Amelanchier sanguinea, Nordamerika
- Amelanchier humilis Wiegand – Nordamerika
- Amelanchier interior E.L. Nielsen – Nordamerika
- Kahle Felsenbirne (Amelanchier laevis Wiegand) – Nordamerika
- Kupfer-Felsenbirne, Korinthenbaum (Amelanchier lamarckii F.G.Schroeder) – wird oft mit Amelanchier canadensis verwechselt, Nordamerika
- Essbare Felsenbirne (Amelanchier ballerina) – auch als Zuchtform Amelanchier lamarckii Sorte 'Ballerina' betrachtet, wahrscheinlich Kreuzung aus Amelanchier lamarckii und Amelanchier laevis. Sie ist die am häufigsten angebotene Sorte in Deutschland.
- Amelanchier nantucketensis E.P.Bicknell – Nordamerika
- Amelanchier obovalis (Michx.) Ashe – Nordamerika
- Gewöhnliche Felsenbirne oder Echte bzw. Europäische Felsenbirne (Amelanchier ovalis Medik.) – Mittel- und Südeuropa
- Amelanchier pallida Greene – Nordamerika
- Zwerg-Felsenbirne (Amelanchier pumila Nutt. ex Torr. & A.Gray) – wird auch als Synonym von Amelanchier basalticola betrachtet oder als Amelanchier alnifolia var. pumila eingeordnet, Nordamerika, nicht zu verwechseln mit der Zuchtform Amelanchier ovalis Sorte ‘Pumila’ der Gewöhnlichen Felsenbirne aus Europa
- Blutrote Felsenbirne (Amelanchier sanguinea (Pursh) DC.) – Nordamerika.
- Amelanchier sinica (C.K.Schneider) Chun: Sie gedeiht an Hängen, zwischen Sträuchern in Höhenlagen von 1000 bis 2000 Metern in den chinesischen Provinzen Henan, Gansu, Shaanxi, Hubei sowie Sichuan.[2]
- Ährige Felsenbirne oder Besen-Felsenbirne (Amelanchier spicata (Lam.) K.Koch) – Nordamerika
- Ausläuferbildende Felsenbirne (Amelanchier stolonifera Wiegand) – Nordamerika
- Utah-Felsenbirne (Amelanchier utahensis Koehne) – Nordamerika
Pflanzenkrankheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Amelanchier-Arten werden manchmal von Mehltau befallen. In Frage kommen die Mehltau-Arten Podosphaera clandestina vor. clandestina, Phyllactinia guttata und Phyllactinia mali.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Gu Cuizhi (Ku Tsue-chih), Stephen A. Spongberg: Amelanchier, S. 190 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 9 – Pittosporaceae through Connaraceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2003, ISBN 1-930723-14-8.
Historische Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Amelanchier. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 1, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 455.
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Im Eintrag amélanche des deutschsprachigen Wiktionarys wird eine andere, modernere etymologische These vertreten (nach: Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7, S. 56 Eintrag „Amelanchier“).
- ↑ Gu Cuizhi (Ku Tsue-chih), Stephen A. Spongberg: Amelanchier, S. 190 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 9 – Pittosporaceae through Connaraceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2003, ISBN 1-930723-14-8.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Amelanchier bei Plants For A Future
- Amelanchier im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.