Friederike Otto

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. September 2021 um 21:21 Uhr durch Andol (Diskussion | Beiträge) (→‎Leben und Wirken: akt., Time 100). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Friederike Elly Luise „Fredi“ Otto (* 1982 in Kiel) ist eine deutsche Klimatologin.[1] Sie leitet geschäftsführend das Environmental Change Institute („Institut für Umweltveränderungen“) der University of Oxford,[2] darüber hinaus ist sie Mitglied des internationalen, unabhängigen und nicht-kommerziellen Forschungsnetzwerks Climate Strategies („Klima-Strategien“).[3]

Leben und Wirken

Otto schloss ein Diplomstudium der Physik und ein Promotionsstudium der Philosophie (Wissenschaftstheorie) an der Freien Universität Berlin ab.[4][5]

Otto ist eine Mitbegründerin[6] und eine führende Vertreterin[7][8][9] der Zuordnungsforschung, mit deren Hilfe die Zuordnung von Extremwetterereignissen zum Klimawandel möglich ist.[9]

Ihre Arbeit, u. a. als führende Wissenschaftlerin im internationalen Projekt World Weather Attribution, befasst sich schwerpunktmäßig mit Extremwetterereignissen (Dürren, Hitzewellen, Niederschlägen) und der Verbesserung und Entwicklung von Methoden zur Beantwortung der Frage nach dem Einfluss externer Klimatreiber auf die Wahrscheinlichkeit von Extremwetter.[10] Sie untersucht außerdem die sich daraus ergebenden politischen Implikationen.[10] Ihre Berechnungen zum Beitrag des Klimawandels zur Dürre und Hitze in Europa 2018 wurden von der Presse weltweit aufgegriffen.[9]

Otto ist eine der Leitautorinnen des Kapitels über Wetter und extreme klimatische Ereignisse im Sechsten Sachstandsbericht des IPCC.[11] Ihr h-Index lag mit Stand September 2021 bei 39.[12]

Im Jahr 2021 wurde sie vom Time-Magazin aufgrund ihrer Verdienste um die Attributionsforschung zusammen mit ihrem Klimaforscherkollegen Geert Jan van Oldenborgh in die Liste der 100 einflussreichsten Personen des Jahres 2021 aufgenommen.[13][14]

Klimakommunikation

Ihr Sachbuch Wütendes Wetter – Auf der Suche nach den Schuldigen für Hitzewellen, Hochwasser und Stürme kam im Sommer 2019 mehrfach auf die vorderen Plätze der gemeinsamen „Sachbuchbestenliste“ von ZDF, DLF Kultur und Die Zeit.[15] Es schildert die zeitgenössischen Extremwetterphänomene aus dem Blickwinkel der neuartigen Zuordnungsforschung, ihrem Arbeitsgebiet innerhalb der Klimawissenschaft. Zudem beschreibt Otto, wie differentialanalytisch Daten ausgewertet, Zusammenhänge hergestellt und Wahrscheinlichkeiten berechnet werden können. Der Deutschlandfunk-Rezensent lobte die allgemeinverständliche Sprache und Strukturierung.[16] Im Buch warnt Otto davor, dass das Zwei-Grad-Ziel ohne weiterreichende Klimamaßnahmen nicht erreichbar sei. So fragt sie: „Drei Grad? Ist das nicht ein arg unrealistisches Szenario, schließlich hat sich die Weltgemeinschaft doch im Pariser Abkommen darauf verständigt, die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, möglichst sogar auf 1,5 Grad. Nein, aus heutiger Sicht ist es keinesfalls unrealistisch – es ist genau die Marke, auf die wir gerade zusteuern.“

2019 kritisierte sie die Beschlüsse des Klimakabinetts: „Es ist extrem enttäuschend zu sehen, dass die Bundesregierung weiterhin Politik aus Angst vor der Veränderung macht. Es wird also ganz schnell ein neues Klimapaket geben müssen und damit ist nichts erreicht, der nötige Schritt weiter verzögert.“[17]

Veröffentlichungen (Auswahl)

Bücher

  • 2019: Wütendes Wetter – Auf der Suche nach den Schuldigen für Hitzewellen, Hochwasser und Stürme. Ullstein Berlin, ISBN 978-3-5500-5092-3.

Journalbeiträge

Einzelnachweise

  1. Klimaforscherin über den Hitzesommer - „Klimawandel passiert im Vorgarten“. taz, abgerufen am 16. Oktober 2019.
  2. Deborah Strickland: Dr Friederike Otto - Environmental Change Institute - University of Oxford. Abgerufen am 14. November 2020 (englisch).
  3. climatestrategies.org: Meet our People (14. November 2020)
  4. People: Dr Friederike Otto. Oxford Martin School, University of Oxford, abgerufen am 19. Januar 2019 (englisch).
  5. https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/5538/dissertation_final_otto.pdf
  6. Die deutsche Forscherin Friederike Otto will eines der größten Klima-Rätsel lösen. In: Tagesspiegel, 17. April 2019. Abgerufen am 20. April 2019.
  7. Portrait Friederike Otto (ZDF). In: ARD-alpha nano. 3. Juli 2019, abgerufen am 8. Juli 2019.
  8. Was hat Hurrikan „Irma“ mit dem Klimawandel zu tun, Frau Otto? In: Der Spiegel. 2017, abgerufen am 8. Juli 2019.
  9. a b c Stefan Schmitt: Extremwetter: Ist das noch Wetter oder schon Klima? Zeit Online, 3. Oktober 2018, abgerufen am 19. Januar 2019.
  10. a b Dr Friederike Otto – Environmental Change Institute. Abgerufen am 19. Januar 2019 (englisch).
  11. Working Group I contribution to the IPCC Sixth Assessment Report (AR6-WG1). Website des IPCC. Abgerufen am 6. Mai 2021.
  12. Friederike Otto. Profil bei Google Scholar. Abgerufen am 16. September 2021.
  13. Friederike Otto and Geert Jan van Oldenborgh. The Most Influencial People of 2021. In: Zeitung, 14. September 2021. Abgerufen am 16. September 2021.
  14. Klimaforscher:innen auf Time-Liste der 100 einflussreichsten Personen. In: Klimareporter, 16. September 2021. Abgerufen am 16. September 2021.
  15. deutschlandfunkkultur.de 26. Juni 2019: Die 10 besten Sachbücher im Juli und August (Abgerufen 23. Juli 2019)
  16. deutschlandfunkkultur.de 7. Juni 2019, Johannes Kaiser: Eine Physikerin erklärt die Folgen der Erderwärmung (Abgerufen 23. Juli 2019)
  17. Josh Groeneveld: Klimaforscher über Groko-Klimapaket: „Extrem enttäuschend“, „Alibifunktion“, „Kosmetik“. In: Business Insider Deutschland.