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Kirchenkreis Wesel

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Evangelischer Kirchenkreis Wesel

Der Willibrordi-Dom in Wesel ist die größte Kirche des Kirchenkreises
Organisation
Landeskirche Evangelische Kirche im Rheinland
Statistik
Kirchengemeinden 9
Gemeindeglieder 38.600 (24,4 %) (Stand 1. Januar 2021)
Leitung
Superintendent Thomas Brödenfeld
Büroanschrift Korbmacherstraße 12–14
46483 Wesel
Webpräsenz https://kirchenkreis.kirche-wesel.de/

Der Kirchenkreis Wesel ist einer der 37 Kirchenkreise in der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) mit Sitz in Wesel. Zu ihm gehören neun Kirchengemeinden.

Gebiet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet des Kirchenkreises ist der Teil der Landeskirche, der rechts (nordöstlich) des Rheins und nördlich der Lippe liegt. Es erstreckt sich über die Stadt Hamminkeln sowie Teile der Kommunen Hünxe, Schermbeck und Wesel im Kreis Wesel, die Städte Emmerich am Rhein und Rees im Kreis Kleve und den südlich der Issel gelegenen Teil der Stadt Isselburg im Kreis Borken.

Der Kirchenkreis grenzt, von Süden aus im Uhrzeigersinn, an die rheinischen Kirchenkreise Dinslaken und Kleve, an die Niederlande sowie an den westfälischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der von 1539 bis 1592 regierende Herzog Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg in seinem Herrschaftsgebiet religiöse Toleranz übte, konnten sich im Herzogtum Kleve im 16. Jahrhundert viele evangelische Gemeinden etablieren. Ein Teil von ihnen ging im Zuge der Gegenreformation wieder unter; etliche aber konnten sich halten. In der Hansestadt Wesel war, nach ersten Ansätzen bereits 1540, ab 1561 die Reformation durch den Stadtrat durchgesetzt. Sie war zuerst lutherisch geprägt; unter dem Einfluss von Glaubensflüchtlingen aus den Niederlanden setzte sich aber auch unter den deutschsprachigen Einwohnern das reformierte Bekenntnis mehrheitlich durch.[1] Im Weseler Konvent gaben sich die niederländischen Flüchtlingsgemeinden 1568 eine gemeinsame Organisation, die bei der Emder Synode 1571 bestätigt wurde. Die Classis Wesel fasste die Flüchtlingsgemeinde im gesamten Herzogtum Kleve zusammen; ihr schlossen sich bald auch deutschsprachige reformierte Gemeinden an. Nachdem das Gebiet 1609 an Brandenburg-Preußen gefallen war, wurde 1610 auf der Duisburger Generalsynode die reformierte Kirche von Jülich-Kleve-Berg gegründet. Im Landesteil Kleve bestanden drei Classes, neben Wesel auch Duisburg und Kleve; dazu kam die schon 1608 gegründete Classis in der bis 1702 zu Nassau-Oranien gehörenden Grafschaft Moers.

In Wesel bestand weiterhin eine lutherische Minderheitsgemeinde, in mehreren Orten im Umland (u. a. in Drevenack, Schermbeck, Brünen, Hamminkeln und Isselburg) war die gesamte Bevölkerung zum Luthertum übergegangen. Die lutherischen Gemeinden des Herzogtums Kleve gründeten auf einer Synode in Dinslaken 1612 einen Kirchenverband, der nach reformiertem Vorbild ebenfalls presbyterial-synodal organisiert war und drei Classes umfasste, neben Wesel auch Dinslaken und Kleve.[2]

Als das Gebiet durch den Wiener Kongress 1815 zum Königreich Preußen gekommen war (zuerst als Teil der Provinz Jülich-Kleve-Berg, ab 1822 der Rheinprovinz), wurden die reformierten und lutherischen Gemeinden der beiden Weseler Classes 1817 zum Kirchenkreis Wesel (nach damaligem Sprachgebrauch zur Synode Wesel, selten Diözese Wesel) zusammengefasst. Zu ihm gehörten – neben den traditionsreichen Gemeinden Bislich, Brünen, Diersfordt, Drevenack, Emmerich, Haldern, Hueth-Millingen, Mehr, Rees, Ringenberg, Schermbeck, Wertherbruch und Wesel – auch weiterhin die (großenteils schon seit dem 16. Jahrhundert bestehenden) Gemeinden in Anholt, Gemen, Oeding, Werth, Bocholt und Suderwick, obwohl sie in der Provinz Westfalen lagen. Erst 1872 wurden sie in den neugegründeten Kirchenkreis Münster in der Kirchenprovinz Westfalen umgegliedert.[3] Die Gemeinde in der Kernstadt von Isselburg, das erst 1975 vom rheinischen Kreis Rees in den westfälischen Kreis Borken wechselte, blieb dagegen beim Kirchenkreis Wesel.

Kirchengemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach mehreren Gemeindefusionen gehören (Stand Januar 2023) folgende Kirchengemeinden zum Kirchenkreis:

Leitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Leitung des Kirchenkreises liegt bei der Kreissynode, die in der Regel zweimal im Jahr tagt, beim Kreissynodalvorstand und beim Superintendenten. Als Superintendent amtiert seit Februar 2013 Pfarrer Thomas Brödenfeld.[6] Kreiskantor ist Kirchenmusikdirektor Ansgar Schlei.

Mitgliederstatistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Laut der Volkszählung 1987 gehörten damals 35,1 % – 46.200 der 139.600 – Einwohner zur Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder ist seitdem gesunken. Anfang 2021 lebten im Gebiet des Kirchenkreises 165.200 Einwohner, wovon 24,4 % (38.600) Mitglieder der Landeskirche waren.[7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Wesel auf der Website der Evangelischen Kirchengemeinde Wesel, abgerufen am 2. Januar 2023.
  2. J. F. Gerhard Goeters: Der Protestantismus im Herzogtum Kleve im 17. Jahrhundert. Konfessionelle Prägung, kirchliche Ordnung und Stellung im Lande. In: Ders.: Studien zur niederrheinischen Reformationsgeschichte. Hrsg. von Dietrich Meyer. Rheinland-Verlag, Köln 2002 (Online-Version)
  3. Geert Franzenburg: Protestantisches Leben in der Diaspora. Der Kirchenkreis Münster im 20. Jahrhundert. Books on Demand, Norderstedt 2020.
  4. Laut Website der Gemeinde (abgerufen am 2. Januar 2023) schloss sich die Kirchengemeinde Bislich-Diersfordt-Flüren zum 1. Januar 2023 der bisherigen Kirchengemeinde An der Issel an. Auf der Website des Kirchenkreises war die Fusion Anfang Januar 2023 noch nicht vermerkt.
  5. Website
  6. Superintendent Thomas Brödenfeld. Evangelischer Kirchenkreis Wesel, abgerufen am 6. Januar 2023.
  7. Tabelle 2.2 Gemeindeglieder und Konfessionsanteil nach Kirchenkreisen, abgerufen am 2. Januar 2023.