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Lützerath

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Lützerath
Stadt Erkelenz
Koordinaten: 51° 4′ N, 6° 26′ OKoordinaten: 51° 3′ 32″ N, 6° 25′ 37″ O
Höhe: ca. 95 m
Fläche: 36 ha
Einwohner: 0[Ohne Beleg]Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland/Wartung/NoEinwQuelle
Postleitzahl: 41812
Vorwahl: 02164
Karte
Lützerath im Abbaubereich Tagebau Garzweiler
Lützerath von Südwesten vor dem Abrissbeginn (2019)
Lützerath von Südwesten vor dem Abrissbeginn (2019)
Östlicher Ortseingang aus Richtung Landesstraße 277 im Januar 2018
Lützerath im Juli 2022; am Hof hängt ein Banner mit der Aufschrift „1,5°C heißt: Lützerath bleibt!“

Lützerath war ein Weiler der Stadt Erkelenz in Nordrhein-Westfalen. Die Besiedlung ging mindestens bis in römische Zeit zurück, seit dem Hochmittelalter bestanden dort kontinuierlich Höfe, die einen Weiler bildeten. Von 2006 bis 2022 wurden die Bewohner des Ortes umgesiedelt, um eine vom Energieunternehmen RWE geplante Erweiterung des Tagebaus Garzweiler II zu ermöglichen. Lützerath wurde trotz größerer Protestaktionen im Januar 2023 vollständig abgerissen.

Geographische Lage

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Im Norden grenzten Keyenberg und Alt-Borschemich an Lützerath, im Osten Alt-Spenrath, im Süden Alt-Immerath und im Südwesten Holzweiler. Der Weiler lag zwischen Düsseldorf und Aachen und war von beiden Städten aus in rund 40 Minuten mit dem Pkw zu erreichen.

Die Ortschaft wurde erstmals 1168 in einer Urkunde als Lutzelenrode erwähnt. Aus dem Jahr 1651 ist der heutige Name überliefert. Die Form, wie sie in der urkundlichen Ersterwähnung angegeben ist, lässt sich als fossilisierte Dativform deuten, die im Althochdeutschen etwa als bi demo luzzilen rode, d. h. „bei der kleinen Rodung“, zu rekonstruieren ist. Althochdeutsch luzzil entspricht etymologisch dem nicht mehr gebräuchlichen neuhochdeutschen Wort lützel, d. h. klein (vgl. englisch little oder plattdeutsch lütt). Der Umlaut ist als i-Umlaut, also durch regressive Assimilation des u an das ehemalige i in der Nebensilbe entstanden.[1][2] Eine andere Deutung ist, in dem Ortsnamen sei der althochdeutsche Personenname Lutzelin enthalten, abgeleitet von Luzo (Ludwig), wonach der Name „Rodung des Luzelin“ bedeute. Lützerath zählt zur Gruppe der Ortsnamen mit dem Suffix -rath.

Im September 2021 wurde an der Abbaukante des Tagebaus eine römische Aschenkiste aus der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts entdeckt. Sie befand sich im Gebiet einer 2020/2021 entdeckten Villa rustica. Die vom Schaufelradbagger teils zerstörte Steinkiste maß ursprünglich etwa 145 × 90 cm, bei einer Höhe von 75 cm. Geborgen wurde der Leichenbrand einer etwa 42-jährigen Frau nebst einem Balsamarium, dazu Reste einer Griffschale und eines hölzernen Kästchens mit Metallbeschlägen.[3]

Der Neuwerker oder Paulshof gehörte 1135 zur Abtei der Benediktinerinnen in Neuwerk.

Der Wachtmeisterhof war von 1265 bis 1802 im Besitz des Klosters der Zisterzienserinnen in Duissern bei Duisburg. Seit einigen Generationen gehört er einer Anwohnerfamilie.[4]

Der Junkershof gehörte zunächst den Edelherren von Wevelinghoven, diese starben aber Ende des 14. Jahrhunderts aus und deren Herrschaft gelangte an die Grafen von Bentheim-Tecklenburg. Bis 1797 war der Hof in gräflichem Besitz.

20. und frühes 21. Jahrhundert

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Am 27. Februar 1945 nahmen US-Soldaten des 116. Regiments der 29. US-Infanteriedivision Lützerath während der Operation Grenade ein.

Lützerath gehörte jahrhundertelang zur Gemeinde und Pfarre Immerath. Seine Postleitzahl war bis 1993 die 5141, anschließend 41812.[5]

Die größte Einwohnerzahl erreichte Lützerath 1970 mit 105 Menschen. 2010 lebten lediglich noch 50, Anfang 2021 11 Einwohner im Ort.[6]

Umsiedlung, Besetzung und Räumung

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Im Zuge der Erweiterung des Tagebaus Garzweiler II durch RWE wurden von 2006 bis 2022 die Bewohner des Dorfes Lützerath umgesiedelt, nachdem ihre Grundstücke von RWE angekauft bzw. im Weigerungsfall gegen Entschädigung enteignet worden waren.[7] Umsiedlungszielort war, wie für das benachbarte Dorf Immerath, das weiter westlich gelegene neue Dorf Immerath (neu). Gegen den Abriss des Dorfes und die Ausdehnung der Braunkohleförderung gab es seit 2020 einen Zusammenschluss mehrerer Umweltschutz- und Klimaschutzorganisationen. Seit der Bundestagswahl 2021 (Regierungswechsel und erste Ampelkoalition auf Bundesebene) wurde in der Bundespolitik und der Landespolitik NRW (Kabinette Wüst I und II) vermehrt über den Erhalt des Weilers diskutiert. Im Februar 2022 begannen russische Truppen auf Befehl des russischen Machthabers Putin einen völkerrechtswidrigen Überfall auf die Ukraine. Die Energiepreise stiegen stark an. Anfang Oktober 2022 entschieden das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (Minister war Robert Habeck) und das Landeswirtschaftsministerium (Mona Neubaur), dass RWE Power die Braunkohle unter Lützerath abbauen darf. Es gab dagegen Protestaktionen und Demonstrationen. Aktivisten besetzten die verbliebenen Häuser, um gegen deren Abriss und den Abbau der darunterliegenden Kohle zu protestieren.

Im Januar 2023 wurde das Dorf durch einen Polizeieinsatz geräumt, wobei es zu Blockaden und teilweise gewaltsamen Ausschreitungen kam, und abgerissen.

Commons: Lützerath – Sammlung von Bildern
Wiktionary: Lützerath – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. http://www.koeblergerhard.de/germanistischewoerterbuecher/althochdeutscheswoerterbuch/nhd-ahd.pdf
  2. Elmar Seebold (bearb.): KLUGE, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., durchgesehene und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin/Boston 2011 (hier insbes. die Lemmata „lützel“ und „roden“)
  3. Alfred Schuler: Zufallsfund in der Abbaukante, in: Archäologie in Deutschland 04 | 2022, S. 60.
  4. Lea de Gregorio: Der letzte Kämpfer, in: taz, 24./25. Oktober 2020, S. 23.
  5. Lützerath im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 17. Oktober 2025.
  6. Wie viele in Lützerath noch lebten und wie sie entschädigt wurden. Website der Rheinischen Post vom 11. Januar 2023, abgerufen am 11. Januar 2023.
  7. Garzweiler II: Neue Enteignungen könnten nötig werden; wdr.de 13. Januar 2023, abgerufen am 27. September 2025
  1. Hauptsatzung der Stadt Erkelenz, §4 Einteilung des Stadtgebietes in Stadtbezirke. (PDF) In: erkelenz.de. 28. September 2024, abgerufen am 2. Juni 2025.