„Legionellen“ – Versionsunterschied

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Legionellen wurden erstmals im Juli 1976 im Bellevue-Stratford Hotel in Philadelphia, USA entdeckt. Dort erkrankten beim 58. Veteranenkongress der [[Amerikanische Legion|Amerikanischen Legion]] (''Pennsylvania American Legion'') 180 von 4400 Delegierten. Die Krankheit forderte 29 Todesopfer, und obwohl der Kongress am 22. Juli begann, bemerkte das Gesundheitsamt erst am 2. August, dass eine Epidemie grassierte. Trotz sofortiger Forschungsaktivitäten gelang es erst im Januar 1977, das Bakterium aus Lungengewebe eines verstorbenen Veteranen zu isolieren. Es gibt auch Ergebnisse, die auf Opfer in den frühen 1900er Jahren hindeuten.
Legionellen wurden erstmals im Juli 1976 im Bellevue-Stratford Hotel in Philadelphia, USA entdeckt. Dort erkrankten beim 58. Veteranenkongress der [[Amerikanische Legion|Amerikanischen Legion]] (''Pennsylvania American Legion'') 180 von 4400 Delegierten. Die Krankheit forderte 29 Todesopfer, und obwohl der Kongress am 22. Juli begann, bemerkte das Gesundheitsamt erst am 2. August, dass eine Epidemie grassierte. Trotz sofortiger Forschungsaktivitäten gelang es erst im Januar 1977, das Bakterium aus Lungengewebe eines verstorbenen Veteranen zu isolieren. Es gibt auch Ergebnisse, die auf Opfer in den frühen 1900er Jahren hindeuten.



Version vom 27. Mai 2014, 09:08 Uhr

Legionellaceae

Legionella pneumophila

Systematik
Domäne: Bakterien (Bacteria)
Abteilung: Proteobacteria
Klasse: Gammaproteobacteria
Ordnung: Legionellales
Familie: Legionellaceae
Wissenschaftlicher Name
Legionella
(Brenner et al., 1979)
Arten
  • L. anisa
  • L. bozemanii
  • L. cincinnatiensis
  • L. dumoffii
  • L. feeleii
  • L. gormanii
  • L. jordanis
  • L. longbeachae
  • L. micdadei
  • L. oakridgensis
  • L. parisiensis
  • Legionella pneumophila
  • L. tucsonensis

Legionellen (Legionella) sind eine Gattung stäbchenförmiger Bakterien aus der Familie der Legionellaceae. Sie sind im Wasser lebende gramnegative nicht sporenbildende Bakterien, die durch eine oder mehrere polare oder subpolare Flagellen (Geißeln) beweglich sind. Legionellen sind als potenziell humanpathogen anzusehen. Zurzeit kennt man mehr als 48 Arten und 70 Serogruppen. Die für Erkrankungen des Menschen bedeutsamste Art ist Legionella pneumophila (Anteil von etwa 70 bis 90 %, je nach Region), sie ist Erreger der Legionellose oder Legionärskrankheit.

Eine Besonderheit vieler Arten der Gattung Legionella ist der hohe Anteil von verzweigten Fettsäureketten in ihren Membranlipiden. Beispielsweise beträgt bei Legionella pneumophila der Anteil verzweigter Ketten 64 %.[1]

Lebensbedingungen

Die optimalen Lebensbedingungen für Legionellen sind:

  • Süß- und Salzwasser
  • Temperaturbereich 25–50 °C
  • Frischwassernachspeisung
  • lange Verweilzeit

Vorkommen von Legionellen

Legionellen kommen dort vor, wo warmes Wasser optimale Bedingungen für ihre Vermehrung bietet. Dieses kann beispielsweise der Fall sein in

  • Warmwassererzeugungs- und Warmwasserverteilungsanlagen
  • Schwimmbädern
  • Luftwäschern in Klimaanlagen
  • Kühltürmen
  • Biofilmen
  • Krankenhäusern
  • Schulduschen und anderen öffentlichen Duschen
  • Wannenbäder, Stationsbäder
  • Totleitungen
  • Wassertanks
  • Kaltwasserzuleitungen zu Thermomischer
  • Kaltwasserleitungen mit Wärmeeinwirkung von außen oder mit langen Stillstandszeiten, z. B. mäßig genutzte Feuerlöschleitungen mit Trinkwasseranbindung

Übertragung der Legionellen auf den Menschen

Eine Übertragung von Legionellen ist prinzipiell durch Kontakt mit Leitungswasser möglich, wenn die Legionellen in die tiefen Lungenabschnitte gelangen.

Nicht jeder Kontakt mit legionellenhaltigem Wasser führt zu einer Gesundheitsgefährdung. Erst das Einatmen bakterienhaltigen Wassers als Aerosol (Aspiration bzw. Inhalation z. B. beim Duschen, bei Klimaanlagen, durch Rasensprenger und in Whirlpools) kann zur Infektion führen.

Das Trinken von legionellenhaltigem Wasser ist für Personen mit intaktem Immunsystem keine Gesundheitsgefahr.

Eine Übertragung von Legionellosen wird insbesondere mit folgenden technischen Systemen in Verbindung gebracht:

  • Warmwasserversorgungen (z. B. in Wohnhäusern, Krankenhäusern, Heimen, Hotels),
  • raumlufttechnische Anlagen (Klimaanlagen) und Luftbefeuchter
  • Badebecken, insbesondere Warmsprudelbecken (Whirlpools),
  • sowie sonstige Anlagen, die Wasser zu Wassertröpfchen zerstäuben (beispielsweise Nebelerzeuger, Nebelbrunnen).

Geschichte

(Hier stimmt aber was nicht! In der Tabelle weiter unten wird schon von 1965 berichtet???, bitte klären)

Legionellen wurden erstmals im Juli 1976 im Bellevue-Stratford Hotel in Philadelphia, USA entdeckt. Dort erkrankten beim 58. Veteranenkongress der Amerikanischen Legion (Pennsylvania American Legion) 180 von 4400 Delegierten. Die Krankheit forderte 29 Todesopfer, und obwohl der Kongress am 22. Juli begann, bemerkte das Gesundheitsamt erst am 2. August, dass eine Epidemie grassierte. Trotz sofortiger Forschungsaktivitäten gelang es erst im Januar 1977, das Bakterium aus Lungengewebe eines verstorbenen Veteranen zu isolieren. Es gibt auch Ergebnisse, die auf Opfer in den frühen 1900er Jahren hindeuten.

Der bis dahin größte Ausbruch einer Legionellen-Epidemie in Deutschland ereignete sich Anfang Januar 2010 im Raum Ulm mit 5 Toten und 64 Infizierten.[2] Bei dem Erreger handelt es sich um das Stäbchen-Bakterium Legionella pneumophila der Serogruppe 1.[3] Die Gesundheitsbehörden ermittelten in Zusammenarbeit unter anderem auch mit der Technischen Universität Dresden dabei als Verursachungsquelle die zu einem Blockheizkraftwerk gehörigen Kühltürme in der Nähe des Ulmer Hauptbahnhofs. Die Anlage wurde im September 2009 installiert und befand sich zu diesem Zeitpunkt im Probebetrieb.[4] Im Klinikum Frankfurt (Oder) gab es 2003 einen Ausbruch mit sechs Infizierten, von denen zwei Patientinnen verstarben.[5]

Zu einem weiteren Ausbruch kam es im August 2013 in Warstein: Bei 141 Infizierten waren bis zum 30. August 2013 zwei Todesopfer zu beklagen.[6]

Fälle von Legionelloseausbrüchen (Auswahl)

Jahr Ort Ursache Erkrankte Todesfälle
1965 Krankenhaus in Washington, D.C., USA Bewässerungsanlage des Rasens 81 14
1968 Gesundheitsamt in Pontiac, Michigan, USA Klimaanlage 95 0
1976 Bellevue-Stratford Hotel in Philadelphia, Pennsylvania, USA Klimaanlage 221 34
1985 Stafford District General Hospital in Stafford, Großbritannien Klimaanlage 101 28
1987 Gummifabrik in Armawir, Sowjetunion Wassertanks 236 3
1999 Blumenmesse (Westfriese Flora) in Bovenkarspel bei Stede Broec, Niederlande zwei Whirlpools 133 23
1999 FEDOBA-Fachmesse in Kapellen, Belgien Whirlpool und Zierspringbrunnen 43 5
2000 Melbourne Aquarium in Melbourne, Australien Klimaanlage in einem Aquarium 119 4
2001 SAS Atlantic Hotel in Stavanger, Norwegen Klimaanlage 28 7
2001 Stadtgebiet von Murcia, Spanien Kühlturm eines Innenstadt-Krankenhauses,
Klimaanlage eines Kaufhauses
449 6
2002 Bürgerzentrum in Barrow-in-Furness, Großbritannien Klimaanlage 87 7
2003 Klinikum Frankfurt (Oder) in Markendorf, Deutschland Warmwasseranlage 5 2
2003 Raffinerie des Unternehmens Noroxo bei Harnes, Frankreich[7] Rückkühlwerk 69 14
2004 Das Unternehmen Lidköpings Värmeverk in Lidköping, Schweden Kühltürme 32 2
2005 Ligninproduzent Borregaard in Sarpsborg, Norwegen industrieller Luftwäscher 56 10
2005 Pflegeheim Seven Oaks Home for the Aged in Toronto, Kanada Kühlturm 127 21
2008 Saint Peter's University Hospital in New Brunswick, New Jersey, USA Trinkwasser 6 2
2010 Telekom-Gebäude nahe dem Ulmer Hauptbahnhof, Deutschland Rückkühlwerk eines Blockheizkraftwerkes 65 5
2011 Playboy Mansion in Los Angeles, USA[8] Whirlpool 80 0
2012 AR Diamante Beach Hotel in Calp, Spanien[9] vermutlich Warmwassersystem 13 3
2012 JW Marriott Hotel (Prime Group Inc.) in Chicago, Illinois, USA [10] Springbrunnen in der Lobby 10 3
2013 Wesley Ridge Retirement Community (Sun City) in Reynoldsburg, Ohio, USA [11] Trinkwasser und Kühlturm 39 6
2013 Kläranlage in Warstein, Deutschland Kläranlage, Rückkühlwerk der Esser Werke und Abwassersystem der Warsteiner Brauerei
siehe auch: Legionellose-Ausbruch in Warstein
165 3

Gesetzliche Untersuchungspflicht

Die deutsche Trinkwasserverordnung (Abk. TrinkwV 2001) schreibt in ihrer aktuellen Fassung (zuletzt geändert durch die am 14. Dezember 2012 in Kraft getretene „Zweite Verordnung zur Änderung der Trinkwasserverordnung“) eine regelmäßige Untersuchungspflicht auf Legionellen vor. Diese betrifft alle Unternehmer und sonstigen Inhaber von Trinkwasser-Installationen mit Großanlagen zur Trinkwassererwärmung, sofern aus diesen Trinkwasser im Rahmen einer gewerblichen und/oder öffentlichen Tätigkeit abgegeben wird und es zu einer Vernebelung des Trinkwassers (z. B. in Duschen) kommt.

Als öffentliche Betreiber von Großanlagen zur Trinkwassererwärmung gelten dabei Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, Hotels und Pflegeheime. Diese Einrichtungen sind verpflichtet, einmal jährlich an mehreren repräsentativen Probennahmestellen auf Legionellen untersuchen zu lassen. Neu ist die erst seit Ende 2011 bestehende Untersuchungspflicht für gewerbliche Betreiber, also unter anderem für Besitzer/Vermieter von Mehrfamilienhäusern, für Wohnungsbaugesellschaften und Hausverwaltungen. Für diese beträgt das geforderte Untersuchungsintervall drei Jahre. Die Erstuntersuchung muss bis zum 31. Dezember 2013 erfolgt sein.

Sowohl die Trinkwasserprobennahme als auch die Analyse müssen im akkreditierten Bereich erfolgen, d. h. die Wasserprobe muss durch entsprechend geschultes und in das Qualitätsmanagementsystem eines nach ISO/IEC 17025 akkreditierten Prüflabors eingebundenes Fachpersonal entnommen werden. Das Labor muss zudem gemäß § 15 Abs. 4 TrinkwV für die mikrobiologische Untersuchung von Trinkwasser zugelassen und in einer der Landeslisten der Bundesländer veröffentlicht sein.[12]

In der Trinkwasserverordnung ist für Legionellen ein Technischer Maßnahmenwert von 100 koloniebildenden Einheiten (KBE) je 100 ml festgelegt. Wird bei einer Untersuchung eine Überschreitung dieses Wertes festgestellt, muss dies unmittelbar an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden. Es kommt außerdem gemäß § 16 Abs. 7 TrinkwV zu weiteren Pflichten und technischen Maßnahmen wie einer Gefährdungsanalyse vor Ort bis hin zu einer ggf. erforderlichen umfassenden Sanierung der Trinkwasser-Installation.

Nachweis und Zählung von Legionellen im Trinkwasser

Die Analytik im Rahmen der Untersuchungspflicht erfolgt mittels des klassischen mikrobiologischen Nachweisverfahrens. Jede der zuvor fachgerecht an mehreren repräsentativen Stellen genommenen Trinkwasserproben wird im Labor aufgeteilt und in zwei parallelen Ansätzen gemäß ISO 11731:1998 und DIN EN ISO 11731-2:2008 untersucht.[13] Im Direktansatz wird 1 ml der Probe, aufgeteilt auf zweimal je 0,5 ml, in zwei Petrischalen bzw. Platten mit festem GVPC- oder BCYE-Nährmedium (Agar) gegeben und dort mit dem sog. Drigalskispatel gleichmäßig verteilt, so dass das Probenvolumen vollständig vom Agar aufgenommen wird.

Der größere Teil der Ausgangsprobe (üblicherweise 100 ml, aber generell sind Volumina zwischen 10 und 1000 ml möglich) wird im zweiten Ansatz durch einen Membranfilter mit einer Porengröße von 0,45 µm filtriert. Die Filtermembran wird im Anschluss mit Säurepuffer behandelt, um eine Reduktion der nicht-Legionella-Begleitflora zu erzielen, danach gewaschen und auf eine weitere Petrischale mit GVPC- oder BCYE-Agar verbracht.

Die Agarplatten aus beiden Ansätzen werden zehn Tage im Brutschrank bei einer konstanten Temperatur von 36 ± 2 °C inkubiert. Am Ende dieser Zeit werden, sofern lebende Legionellen in der Probe vorhanden waren, die während der Bebrütung gewachsenen sogenannten Kolonien als charakteristische helle Punkte auf dem dunklen Agar gezählt und ausgewertet. Das quantitative Ergebnis wird in „koloniebildenden Einheiten“ (KBE) bezogen auf 100 ml Probe angegeben. Werden nach Filtration von 100 ml auf der Filtermembran 180 Kolonien gezählt, beträgt das Ergebnis des Filtrationsansatzes 180 KBE/100 ml. Beim Direktansatz werden zunächst die Kolonien der beiden Einzelplatten addiert (entspricht 1 ml Probe) und dann mit 100 multipliziert. Sind beispielsweise auf Platte A zwei Kolonien gewachsen und auf Platte B eine, so lautet das Ergebnis des Direktansatzes (2 + 1)*100 = 300 KBE/100 ml. Der Technische Maßnahmenwert von 100 KBE/100 ml wurde damit überschritten.

Als Endergebnis der Legionellenanalyse wird stets der höhere aus den beiden Ansätzen ermittelte Wert angegeben, im vorliegenden Beispiel also der Wert aus dem Direktansatz. Erläuternd wird zusätzlich vermerkt, aus welchem Ansatzvolumen das Endergebnis bestimmt wurde (im vorliegenden Fall aus 1 ml).

Zur Bestätigung charakteristischer Legionellen-Kolonien werden mindestens fünf Kolonien parallel sowohl auf cysteinhaltigem Medium wie BCYE-Agar als auch auf einem cysteinfreien Nährmedium (BCYE-Cys, Nähragar oder Blutagar) mindestens zwei Tage bei 36 ± 2 °C subkultiviert. Da die Aminosäure Cystein essenziell für Legionellen ist, gilt der Nachweis als bestätigt, wenn die Kolonie auf dem cysteinhaltigen Medium wächst, nicht jedoch auf dem cysteinfreien.

Maßnahmen zur Verminderung des Legionellenwachstums

Für die Errichtung und den Betrieb von Trinkwassererwärmungs- und Trinkwasserleitungsanlagen gilt in Deutschland das DVGW-Arbeitsblatt W 551 über „technische Maßnahmen zur Verringerung des Legionellenwachstums“ vom April 2004. Danach muss am Austritt von Warmwassererzeugungsanlagen ständig eine Temperatur von mindestens 60 °C gehalten werden. Bei Anlagen mit Zirkulationsleitungen darf die Warmwassertemperatur im System nicht um mehr als 5 °C gegenüber der Austrittstemperatur absinken. Somit muss die Rücklauftemperatur der Zirkulation in den Warmwasserbereiter mindestens 55 °C betragen. Außerdem soll Trinkwasser (kalt) möglichst kühl gehalten und vor unerwünschter Erwärmung, z. B. durch Sonneneinstrahlung oder nahegelegene Heizungsleitungen, geschützt werden.

Dies stellt eine der technischen Herausforderungen bei der Nutzung von Geothermie, Solarthermie und Wärmepumpen zur Brauchwassererwärmung dar.

Die Speicherung von Warmwasser in einem Wasserkessel mit Temperaturen unter 60 °C kann zu einer Vermehrung von Legionellen führen. Abhilfe dagegen bieten

  • spezielle „Legionellenschaltungen“ die automatisiert den Speicherinhalt in regelmäßigen Zeitabständen höher erhitzen,
  • durch den Speicherkessel geführte Rohrschlangen, in denen das kalte Trinkwasser erwärmt wird

Nachteilig bei der Trinkwassererhitzung über 55 °C ist dabei, dass ab dieser Temperatur vermehrt gelöster Kalk ausfällt und sich an Rohrwandungen der Wärmetauscher ablagern kann. In speziellen „Frischwasserstationen“ außerhalb der Speicher kann das gespeicherte Warmwasser das frische kalte Trinkwasser mithilfe eines leistungsfähigen Plattenwärmetauschers erwärmen, zugemischtes frisches Kaltwasser kann dabei die Temperatur unter 55 °C halten (zum Baden und Duschen genügen Temperaturen bis 40 °C).

Bei einem Gehalt von 100 KbE (koloniebildende Einheiten)/100 ml gilt Trinkwasser als kontaminiert (geringes Infektionsrisiko, „technischer Maßnahmewert“), sofortiger Handlungsbedarf ist geboten ab einer stärkeren Kontamination als 10.000 KbE/100 ml. Hier spricht das Arbeitsblatt W 551 von einer „extrem hohen Kontamination“ und fordert Sofortmaßnahmen wie z. B. eine Desinfektion des Leitungsnetzes oder die Verhängung eines Duschverbots.

Maßnahmen zur Legionellenverminderung

Ultrafiltration

Bei der Ultrafiltration werden die Erreger mechanisch aus dem Wasser entfernt. Die Module bestehen aus gebündelten, an beiden Enden in Hüllrohre eingegossenen schlauchförmigen Ultrafiltrations-Membranen. Die Porenweite der Membran beträgt 0,01 bis 0,05 µm.

Um die Trennwirkung zu erreichen, wird das Wasser durch die Wandung der Membrankapillare nach außen geleitet. Durch das umgebende Hüllrohr des Moduls wird das Reinwasser aufgefangen und als bakterienfreies und virenarmes Wasser durch den seitlichen Anschluss zum Versorgungssystem geleitet. Das Gerät muss regelmäßig gereinigt werden.

Thermische Desinfektion

Legionellen werden bei einer Temperatur von mehr als 70 °C in kurzer Zeit abgetötet. Bei der thermischen Desinfektion wird daher mindestens der Warmwasserbereiter und möglichst das gesamte Leitungsnetz inklusive der Entnahmearmaturen für mindestens drei Minuten auf mehr als 71 °C erwärmt.

Eine periodische Desinfektion (Legionellenschaltung der Regulierventile innerhalb der Zirkulationsleitung, üblicherweise 1 × pro Woche) bei vollem Desinfektionsvolumenstrom mit anschließender Kühlung durch nachströmendes Kaltwasser lässt eine sichere legionellenfreie Versorgung von Warmwasserverteilungssystemen zu. Allerdings bereitet der – je nach Region ab 60 °C entstehende – Ausfall von Kalk im Leitungsnetz große Probleme, abhängig vom verwendeten Rohrwerkstoff und vom Härtegrad des Frischwassers. Als besonders problematisch erwiesen sich die früher verwendeten Eisenwerkstoffe.

Bei der thermischen Desinfektion in Heimen etc. muss die zeitweise Verbrühungsgefahr an der Entnahmestelle beachtet werden. Die eingestellte Solltemperatur im Warmwasserspeicher einer Heizanlage ohne Zirkulation sollte nicht unter 55 °C liegen. Moderne Heizungssteuerungen für Kleinheizanlagen erhöhen die Speichertemperatur täglich kurzzeitig mindestens einmal oder in kurzen regelmäßigen Abständen.

Die thermische Desinfektion erfasst naturgemäß nur das Warmwassernetz für das Frischwasser. Legionellen können sich aber auch massiv im Kaltwasser vermehren, weil sich in modernen beheizten Gebäuden das Leitungsnetz für das Kaltwasser auf über 20 °C erwärmen kann. Liegen zusätzlich bauliche Mängel vor (zu groß dimensionierte Leitungsrohre, Verlegung in Versorgungssträngen mit schlecht isolierten Warmwasserleitungen oder Heizungsrohren) kann die Kaltwassertemperatur auf über 25 °C ansteigen.

Aachener Konzept

Das Aachener Konzept ist ein gemeinsam vom Klinikum Aachen mit der Firma KRYSCHI Wasserhygiene im Jahre 1987 entwickeltes Verfahren zum Schutz gegen Legionellen durch Bestrahlung mit ultraviolettem Licht (UV-Licht). Es ist nach dem Technischen Regelwerk DVGW W 551 (Ausgabe April 2004) die einzige Alternative zu thermischen Lösungen. Es wird dort eingesetzt, wo erhöhte Temperaturen nicht möglich oder nicht gewünscht sind.[14]

Das Konzept verlangt dezentral eingesetzte UV-Geräte nahe den Abnahmestellen. Die Änderungen vom August 2007 in der UBA-Liste zu § 11 Trinkwasserverordnung Teil II sind zu beachten. Vorteil dieser Methode ist, dass keine chemischen Wasserzusätze verwendet werden. Die fehlende Depotwirkung wird durch periodische Rohrspülungen ausgeglichen.

Chemische Desinfektion

Eine permanente Desinfektion kann auch mit dafür zugelassenen Chemikalien durchgeführt werden, dabei sind Grenzwerte und die Bildung von Desinfektionsnebenprodukten zu beachten (siehe Liste des Umweltbundesamtes zu §11 Trinkwasserverordnung Teil Ic). Als Dauerlösung haben sich Chemikalien jedoch als nicht erfolgreich erwiesen.[15]

Bei einer Stoßdesinfektion werden Chemikalien in hohen Konzentrationen eingesetzt, die anschließend durch Spülung wieder aus dem Leitungsnetz entfernt werden. Während der Maßnahme ist sicherzustellen, dass kein Trinkwasser entnommen wird. Bei der Stoßdesinfektion können auch Desinfektionsmittel eingesetzt werden, die nicht vom Umweltbundesamt gelistet sind, wie z. B. Wasserstoffperoxid (H2O2).

Elektrolytische Herstellung von Chlor vor Ort

Diese Verfahren arbeiten mit Elektrolysezellen und produzieren Chlorgas oder „Unterchlorige Säure“ (Natriumhypochlorit).

Die Herstellung von neutralem Natriumhypochlorit durch elektrochemische Aktivierung mittels Membranzellenelektrolyse (Bezeichnung für das so hergestellte Desinfektionsmittel ist Anolyt) vor Ort ist ein neues Verfahren und seit August 2007 in die Liste zu §11 TrinkwV 2001 Teil II aufgenommen. Das Verfahren wird im Arbeitsblatt W229 des DVGW beschrieben (Abschnitt 6.5.2). Die Natriumhypochloritlösung muss laut Liste zu §11 TrinkwV 2001 Teil Ic die Reinheitsanforderungen der DIN EN 901 erfüllen.

Anolyt ist in der Lage, Biofilm abzubauen. Neutrales Anolyt enthält nur geringe Mengen an Chlorgas und bildet daher merkbare Mengen an Chloroform nur bei starkem Überschuss von Acetylverbindungen (Eiweiße, Biofilmmatrix), die mit Cl2 stufenweise zu Chloroform umgesetzt werden (Haloformreaktion). Nach Abbau oberflächlicher Biofilmschichten ist Chloroform in anolytdotierten Wasser nicht mehr nachweisbar.

Die Trinkwasserverordnung gibt ein Minimierungsgebot vor. Es ist nicht aus prophylaktischen Gründen zu desinfizieren. Außerdem sollen in der möglichst kurzen Desinfektionszeit die Mängel behoben und anschließend in den regulären Betrieb übergegangen werden.

Mikrobiozide Kontaktwirkung

Ein biophysikalisches Verfahren zur Legionellenbekämpfung unter Nutzung der mikrobiziden Kontaktwirkung metallischen Silbers wurde von der TU Dresden in Zusammenarbeit mit der Firma silvertex entwickelt. Eine signifikante Reduzierung der Einsiedelung und Vermehrung von Legionellen in wasserführenden Systemen wird durch das Einbringen spezieller silberhaltiger textiler Systeme (Abstandsgewirke) erreicht. Das Entstehen von Biofilmen in Bereichen mit geringer Strömung kann so jedoch nicht zuverlässig ausgeschlossen werden.

Die antimikrobielle Wirkung entsteht als Folge der Übertragung von Metallionen auf Mikroorganismen, des oligodynamischen Effektes. Das Verfahren erfordert keinen zusätzlichen Energieaufwand oder reaktive chemische Zusätze. Beim Einsatz in Behälter- bzw. Tanksystemen sind keine zusätzlichen technischen Installationen notwendig. Aufgrund der flexiblen Struktur passt sich das Abstandsgewirk an unterschiedliche Profile (z. B. Rohrleitungen) an, sodass sie an den „Außenseiten“ durch den Anpassungsdruck über eine höhere Materialdichte verfügt, was zu einer höheren Wirkungsdichte und damit einer besonderen Wirksamkeit gegenüber einer „Koloniebildung“ bzw. dem Aufwachsen eines Biofilms führt.

Mikrobiozide Reaktionswirkung

Zur biochemischen Desinfektion von Trinkwasser dürfen in Deutschland nur Desinfektionsmittel eingesetzt werden, die in der vom Umweltbundesamt geführten Liste (Teil Ic) zu §11 Trinkwasserverordnung aufgeführt sind: Calcium- und Natriumhypochlorit, Chlor, Chlordioxid und Ozon (Stand: August 2007).

Commons: Legionellen (Legionella) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. T. Kaneda: Iso- and anteiso-fatty acids in bacteria: biosynthesis, function, and taxonomic significance. In: Microbiol. Rev. 55(2); June 1991: S. 288–302, PMID 1886522 (freier Volltextzugang)
  2. Sibylle Hübner-Schroll: Augsburger Experte: "beunruhigende Häufung" In: Augsburger Allgemeine, 15. Januar 2010.
  3. Stephanie Schuster: Legionellen-Bakterie ist identifiziert. In: Augsburger Allgemeine, 15. Januar 2010.
  4. Christoph Mayer: Blockheizkraftwerk als Legionellen-Quelle wahrscheinlich. In: Südwest-Presse, 4. Februar 2010.
  5. Katrin Bischoff, Jens Blankennagel: Tod beim Duschen. In: Berliner Zeitung, 1. August 2003.
  6. Neue Zahlen zur Warsteiner Erkrankungswelle. In: kreis-soest.de. 30. August 2013, abgerufen am 30. August 2013.
  7. La légionellose avait fait 14 morts: Noroxo et son directeur condamnés. In: Le Parisien, 14. Februar 2013 (französisch).
  8. Outbreak at Playboy Mansion. In: New York Post, 12. Februar 2011 (englisch).
  9. Fiona Govan: Legionnaires' disease that killed three Britons at Spanish hotel was detected a month before action taken. In: The Daily Telegraph, 7. Februar 2012 (englisch).
  10. CNN Wire Staff:Chicago hotel shuts fountain, spa after fatal Legionnaires' outbreak. In: CNN, 1. September 2012 (englisch).
  11. Mandie Trimble:6th Ohioan Dies In Legionnaires’ Disease Outbreak. In: wosu.org, 6. August 2013 (englisch).
  12. Zugelassene Untersuchungsstellen nach § 15 Trinkwasserverordnung
  13. Ablauf der mikrobiologischen Legionellen-Analytik gemäß Trinkwasserverordnung in zugelassenen Untersuchungslaboren (PDF-Datei; 74 kB)
  14. Das Aachener Konzept (erschienen in sbz, 46. Jahrgang 1991, Heft 17, S. 44–48) (PDF-Datei; 80 kB), S. 1
  15. Legionellenproblematik im Trinkwasser (FLUGS-Fachinformationsdienst am Helmholtz Zentrum München, Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt) (PDF-Datei; 178 kB), S. 8