Leonie Ossowski

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Leonie Ossowski (2007)

Leonie Ossowski, Pseudonym für Jolanthe von Brandenstein (* 15. August 1925 in Röhrsdorf, Kreis Fraustadt, Grenzmark Posen-Westpreußen[1]; † 4. Februar 2019 in Berlin[2]), war eine deutsche Schriftstellerin.[3] Sie schrieb auch unter dem Pseudonym Jo Tiedemann.[4]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jolanthe von Brandenstein wurde 1925 als eine von vier Töchtern des Gutsbesitzers Lothar von Brandenstein (1893–1953) und der Schriftstellerin Ruth von Ostau (1899–1966) geboren. Ihre ältere Schwester war die Schauspielerin Yvonne Merin (1921–2012).

Bei Kriegsende flüchtete Ossowski aus ihrer Heimat im heutigen Polen über Bad Salzungen nach Hessen; später folgte ein Umzug nach Oberschwaben.[5] Sie arbeitete in einer Fabrik, in einem Fotolabor und als Sprechstundenhilfe. 1958 zog sie mit ihrer Familie nach Mannheim. In den 1970er Jahren arbeitete sie als Sozialarbeiterin, betreute Jugendliche im Gefängnis und richtete eine Wohngemeinschaft für haftentlassene Jugendliche ein. 1980 zog sie nach Berlin (West). Sie lebte von 1978 bis 1993 mit ihrem dritten Mann zusammen, ließ sich dann scheiden und lebte seitdem allein. Sie hatte sieben Kinder, darunter den Theologen Louis-Ferdinand von Zobeltitz.

Pseudonym[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang der 1950er Jahre begann sie unter dem Pseudonym Leonie Ossowski Kurzgeschichten zu schreiben. Ossowski bedeutet sinngemäß „von Osowa“ bzw. „aus Osowa stammend“; Osowa Sień ist der polnische Name ihres Geburtsortes.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei einem Besuch in der DDR bekam sie 1953 von der DEFA den Auftrag für ein Drehbuch. Daraus entstand der von Frank Beyer gedrehte Spielfilm Zwei Mütter,[6] der am 28. Juni 1957 uraufgeführt wurde. 1958 veröffentlichte sie in der DDR den Roman Stern ohne Himmel. Im Jahr 1968 erschien ihr erster Roman in der Bundesrepublik. Seither veröffentlichte sie neben Erzählungen auch Sachbücher und schrieb Drehbücher und Bühnenstücke.

1980 wurde in ihrem Geburtsort der Film Weichselkirschen nach einem Drehbuch von Ossowski unter Mitwirkung zahlreicher polnischer Schauspieler gedreht.[7]

2005 wurde ihr Roman Die schöne Gegenwart von Christine Kabisch nach einem Drehbuch von Gabriela Zerhau für das Fernsehen unter dem Titel Neue Freunde, neues Glück verfilmt.[8]

2013 brachte Lih Janowitz das filmische Porträt Leonie Ossowski zur Uraufführung.[9]

Ossowski war Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.

Vorausschauend bestellter Grabstein auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin. Aufnahme vom Juli 2017

Alle ihre Romane und Jugendbücher machen auf soziale und gesellschaftspolitische Themen aufmerksam, wobei Vergangenheit und Gegenwart verbunden werden.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Benennungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2021: Die Stadt Mannheim benennt eine Promenade nach Leonie Ossowski[11]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Romane und Erzählungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Drehbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sachbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rolf Esser: Literatur-Kartei zum Jugendbuch von Leonie Ossowski ‚Die große Flatter‘. ISBN 978-3-347-70538-8
  • Ekkehart Mittelberg und Herbert Fuchs: Interpretation und Stundenausarbeitungen zu Leonie Ossowski: Die grosse Flatter. Hirschgraben-Verlag, Frankfurt am Main 1984. ISBN 3-454-50101-6.
  • Paweł Zimniak: Die verlorene Zeit im verlorenen Reich. Christine Brückners Familiensaga und Leonie Ossowskis Familienchronik. Wydawnictwo Wyższej Szkoły Pedagogicznej, Zielona Góra 1996. ISBN 83-86832-13-4.
  • Elwira Pachura: Polen – die verlorene Heimat. Zur Heimatproblematik bei Horst Bienek, Leonie Ossowski, Christa Wolf, Christine Brückner. Ibidem-Verlag, Stuttgart 2002. ISBN 3-89821-205-X.
  • Kerstin Dötsch: Leonie Ossowski. In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Kindlers Literatur Lexikon, Bd. 12, 3. Aufl. Metzler, Stuttgart/Weimar 2009, ISBN 978-3-476-04000-8, S. 398–400.
  • Marcin Wiatr: Leonie Ossowski (Jolanthe von Brandenstein, 1925–2019). In: Joachim Bahlcke (Hrsg.): Schlesische Lebensbilder. Band XIII. Stiftung Kulturwerk Schlesien, Würzburg 2021, ISBN 978-3-929817-11-9, S. 445–456.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Leonie Ossowski – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Kreis Fraustadt kam 1938 zur Provinz Schlesien und 1941 zur Provinz Niederschlesien.
  2. Schriftstellerin Leonie Ossowski gestorben. 4. Februar 2019, archiviert vom Original am 6. Februar 2019; abgerufen am 3. Mai 2021.
  3. Leonie Ossowski. In: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 2018/2019. Band II: P-Z. Walter de Gruyter, 2018, ISBN 978-3-11-057616-0, S. 684.
  4. Leonie Ossowski im Munzinger-Archiv, abgerufen am 17. März 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
  5. Roswitha Budeus-Budde: Flucht und Versöhnung. Die Jugendromanautorin Leonie Ossowski wird 90. In: Süddeutsche Zeitung vom 13. August 2015, S. 11.
  6. Zwei Mütter auf defa-stiftung.de
  7. http://www.deutsches-filmhaus.de/filme_einzeln/g_einzeln/guenther_michael/weichselkirschen.htm
  8. Neue Freunde, neues Glück (2005). Internet Movie Database, abgerufen am 6. Februar 2019 (englisch)..
  9. Leonie Ossowski (2013). Internet Movie Database, abgerufen am 6. Februar 2019 (englisch).
  10. Andreas-Gryphius-Preis der Künstlergilde Esslingen. Abgerufen am 18. August 2018.
  11. Amtsblatt vom 29. April 2021, Stadt Mannheim, Seite 5