Lothar Zenetti

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Lothar Zenetti in der Frankfurter Kirche St. Wendel, 1978

Lothar Zenetti (* 6. Februar 1926 in Frankfurt am Main; † 24. Februar 2019 ebenda[1]) war ein deutscher römisch-katholischer Theologe, Priester und Schriftsteller.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vorfahren von Lothar Zenetti wanderten im frühen 18. Jahrhundert aus dem italienischen Friaul nach Süddeutschland ein. Der Großvater, ein Kaufmann,[2] ließ sich in den 1880er Jahren in Frankfurt-Bockenheim nieder.[2][3]

Lothar Zenetti wurde als Sohn von Ludwig Zenetti (1887–1975) und dessen Ehefrau Elisabeth geb. Hainz (1900–1950) geboren. Der Vater war Oberstudiendirektor am Frankfurter Goethe-Gymnasium und Mitbegründer der „Katholischen Volksarbeit“ sowie langjähriger Präsident der „Katholischen Aktion“ im Bistum Limburg. Ihm ist auch ein Buch über die Geschichte der Familie Zenetti zu verdanken.[2][4]

Zenettis Schwester Luitgard Zenetti (1928–2020) wirkte bis 1994 als Studiendirektorin an der Frankfurter Ziehenschule.[2]

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zenetti besuchte in Frankfurt ab 1931 die Bonifatius-Schule und ab 1936 das Goethe-Gymnasium. Im II. Weltkrieg wurde er 1943 mit 17 Jahren als Luftwaffenhelfer eingezogen, danach zum Reichsarbeitsdienst. 1944 kam er als Rekrut nach Wien und dann zur Offiziersausbildung nach Dänemark.

Beim Fronteinsatz in Schlesien ab Januar 1945 wurde er verwundet. Bei Kriegsende geriet er in amerikanische und von da in französische Kriegsgefangenschaft. In dieser Zeit wurde er Seminarist im so genannten Stacheldrahtseminar von Chartres, welches zwischen 1945 und 1947 von Abbé Franz Stock als Regens geleitet wurde. Am 1. Juli 1946 wurde Zenetti nach Hause entlassen.

Von Zenetti gemalte Kreuzwegstationen aus dem Seminargebäude, das heute das Projekt Europäische Begegnungsstätte Franz Stock beherbergt, sind jetzt dauerhaft in der Frauenfriedenskirche in Frankfurt zu sehen. Von den vierzehn Stationen sind heute noch die letzten vier erhalten. Anhand von Fotos wurden Reproduktionen der Kreuzwegstationen erstellt.[5]

Zurück in Frankfurt machte er das Abitur in einem Heimkehrer-Kurs und schrieb sich in der Hochschule St. Georgen für Katholische Philosophie und Theologie ein. 1952 schloss er das Studium ab und wurde am 28. September 1952 durch Diözesanbischof Wilhelm Kempf in Limburg an der Lahn zum Priester geweiht. Mit der Heimatgemeinde Frauenfrieden feierte er am 5. Oktober 1952 seine Primiz.

Die Stationen als Kaplan waren Oberbrechen, Kölbingen im Westerwald, Königstein im Taunus und Wiesbaden, St. Bonifatius. 1962 erfolgte die Ernennung zum Stadtjugendpfarrer in Frankfurt. Von 1969 bis 1995 wirkte er als Gemeindepfarrer in St. Wendel, Frankfurt-Sachsenhausen.[6] Der Synode der deutschen Bistümer gehörte er 1971 als Berater, ab 1972 als Mitglied an. Im Zeitraum von 1976 bis 1981 war Zenetti Dekan in Frankfurt-Süd. Beim Hessischen Rundfunk war er von 1981 bis 1991 Senderbeauftragter für den Hörfunk der katholischen Kirche. Ab 1949 hatte er regelmäßig für den Funk gearbeitet, gleichzeitig war er Journalist für die Kirchenzeitung Der Sonntag und war einer der Sprecher der ARD-Sendung „Das Wort zum Sonntag“.[7]

Grabstätte von Lothar Zenetti, Neuer Friedhof Bockenheim

Lothar Zenetti veröffentlichte nach eigenen Angaben 27 Bücher, neben Lyrik und Erzählungen auch Bücher zu Kunst, Musik und Religionspädagogik sowie Texte für den Hörfunk und Mundart-Beiträge. Viele seiner Werke sind ins Englische, Spanische, Portugiesische, Italienische und Französische übersetzt worden. Wunder geschehen nicht nur sonntags und Manchmal leben wir schon liegen auch in Blindenschrift vor.

Etwa 150 seiner Gedichte wurden vertont und viele wurden in Liederbüchern und Schallplattenaufnahmen bekannt gemacht, etwa Was keiner wagt von Konstantin Wecker.

Zenetti war als Autor 1972 an der ökumenischen Beatmesse Liebe ist nicht nur ein Wort mit Wilhelm Willms, Eckart Bücken und Peter Janssens beteiligt.[8] In allen katholischen Gesangbüchern des deutschsprachigen Raumes finden sich seine Lieder; aber auch das Evangelische Gesangbuch und das Gesangbuch der Evangelisch-methodistischen Kirche haben einige Texte von ihm übernommen.[9] Neben eigenen Dichtungen übersetzte Zenetti auch Texte des niederländischen Lyrikers und Theologen Huub Oosterhuis. Seine Übersetzung von Ik sta voor u als Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr ist nicht nur im Gotteslob zu finden.[1]

Gemeinsam mit dem Posaunisten Albert Mangelsdorff reiste er in die USA und brachte von da die Idee zu lebendigeren, zwanglosen Gottesdiensten mit, die mit Jazz- oder Beatmusik gestaltet werden sollten.[10] In diesem Zusammenhang schrieb er „ein wichtiges Buch über Jazz und Kirche“ (Wolfram Knauer).[11]

Lothar Zenetti wohnte zuletzt in Frankfurt-Bockenheim. Er starb am 24. Februar 2019 nach langer Krankheit im Alter von 93 Jahren[12] und wurde im Familiengrab auf dem Neuen Friedhof Bockenheim (Gewann 8a, Reihe 8) beigesetzt.[13]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1984: Preis Humor in der Kirche
  • 1996: Stoltze-Laternen-Preis für satirisch-literarisches Schaffen im Sinne Friedrich Stoltzes

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter.
Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer.
Menschen, die aus dem Glauben leben,
sehen alles in einem anderen Licht.“

Lothar Zenetti[14]

„Wenn du betest,
dann geh in dein Kämmerlein,
dein Dunkelkämmerlein,
und entwickle das Bild,
das Gott sich von dir gemacht hat.“

Lothar Zenetti[15]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nägel mit Köpfen. Handreichungen für das Glaubensgespräch. Pfeiffer, München 1960.
  • Gottes frohe Kinderschar. Werkbuch für kirchliche Kinderarbeit. Pfeiffer, München 1961.
  • Kinderwelt und Gotteswort. Hundert Kinderansprachen. Pfeiffer, München 1962.
  • Morgens, mittwochs und abends. Werkbuch für Mädchengruppe und -freizeit. Pfeiffer, München 1963.
  • Peitsche und Psalm. Spirituals und Gospelsongs. Geschichte und Glaube der Neger Nordamerikas. Pfeiffer, München 1963.
  • Initiativen. Junge Christen in einer großen Stadt. Reportagen. Pfeiffer, München 1964.
  • Heiße (W)Eisen in der Kirche. Jazz, Beat, Songs, Schlager in der Kirche? Pfeiffer, München 1966.
  • Zeitansage. Werkbuch zum Gottesdienst einer neuen Generation. Pfeiffer, München 1969, ISBN 978-3-7904-9943-8.
  • Texte der Zuversicht. Für den einzelnen und die Gemeinde. Pfeiffer, München 1972, ISBN 978-3-7904-0058-8.
  • Sieben Farben hat das Licht. Pfeiffer, München 1975, ISBN 978-3-7904-0153-0.
  • Gästebuch des lieben Gottes. Gemeinde zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Pfeiffer, München 1975, ISBN 978-3-7904-0166-0.
  • Das allerschönste Fest. Ein Frankfurter Weihnachtsbuch. Knecht, Frankfurt am Main 1977, ISBN 978-3-7820-0386-5.
  • Die wunderbare Zeitvermehrung. Variationen zum Evangelium. Pfeiffer, München 1979, ISBN 978-3-7904-0308-4.
  • ’s Frankforder Christkindche. Zwei Krippenspiele in Frankfurter Mundart. Kramer, Frankfurt am Main 1981, ISBN 978-3-7829-0505-3.
  • Manchmal leben wir schon. Wege, die der Glaube geht. Rundfunk-Ansprachen. Pfeiffer, München 1981, ISBN 978-3-7904-0335-0.
  • Die Stunde der Seiltänzer. Geschichten und Gedichte. Pfeiffer, München 1982, ISBN 978-3-7904-0358-9.
  • Wunder geschehen nicht nur sonntags. Erfahrungen mit dem Alltag, Rundfunkansprachen. Paulinus Verlag, Tirer 1984, ISBN 978-3-7902-5851-6.
  • Meine Zeit in guten Händen. Mit alten Bildern, Bräuchen und Gebeten durch das Jahr. Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 1985, ISBN 978-3-475-52467-7.
  • Das Jesuskind. Verehrung, Darstellung, Kunst und Frömmigkeit. Wewel, München 1987, ISBN 978-3-87904-157-2.
  • Wir sind noch zu retten. Neue Texte der Zuversicht. Pfeiffer, München 1989, ISBN 978-3-7904-0556-9.
  • Auf Seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Topos Taschenbuch Bd. 327, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz, 2000, ISBN 978-3-7867-2965-5.
  • In Seiner Nähe. Texte des Vertrauens. Topos Taschenbuch Bd. 1018, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz, 2015, ISBN 978-3-8367-1018-3.

Liedtexte und Kirchenlieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchenliedübersetzungen und Liedübertragungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Priester und Lyriker Lothar Zenetti gestorben. In: katholisch.de. 25. Februar 2019, abgerufen am 25. Februar 2019.
  2. a b c d Frankfurter Personenlexikon: Zenetti, Lothar. Abgerufen am 26. April 2023.
  3. Zenetti, Lothar, Kaufmann; Schloßstraße 45, Bockenheim. In: Adressbuch Frankfurt am Main 1888, S. 624 Digitalisat
  4. Ludwig Zenetti: Geschichte der Familie Zenetti, 3 Bände. Zink, Lauingen 1954–1970.
  5. Kurzbericht zum Kreuzweg
  6. Trauer um Frankfurter Dichterpfarrer Lothar Zenetti. In: Nachruf Bistum Limburg. 27. Februar 2019, abgerufen am 13. März 2019.
  7. Vgl. Sprecherinnen und Sprecher seit 1954.
  8. Liebe ist nicht nur ein Wort. Ökumenische Beatmesse mit dem Chor der Neanderkirche Düsseldorf und dem Chor der Thomaskirche Düsseldorf unter der Leitung von Oskar Gottlieb Blarr. Label: Schwann AMS Studio 451
  9. Annelen Ottermann: Lothar Zenetti – eine flüchtige Spurensuche im Evangelischen Gesangbuch. In: Forum Kirchenmusik. 2019, H. 5, S. 29 f., academia.edu.
  10. Pfarrer mit tiefgründigem Humor. Frankfurter Rundschau, 27. September 2012.
  11. Jazznews (Jazzinstitut Darmstadt), 1. Oktober 2012
  12. Kirche und Leben: Dichterpfarrer Lothar Zenetti gestorben. Abgerufen am 26. April 2023.
  13. Pfarrei Sankt Marien Frankfurt am Main
  14. Zitate-Datenbank (Memento vom 16. Januar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 16. Januar 2016
  15. Wofür Pfarrer Weihnachten beten, rp-online.de vom 24. Dezember 2012, abgerufen am 20. Februar 2015