Mainzlar

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Mainzlar
Koordinaten: 50° 40′ N, 8° 44′ OKoordinaten: 50° 39′ 36″ N, 8° 44′ 27″ O
Höhe: 184 (183–234) m ü. NHN
Fläche: 5,54 km²[1]
Einwohner: 1730 (Juni 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 312 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 35460
Vorwahl: 06406
Blick auf Mainzlar von der Burg Staufenberg aus
Blick auf Mainzlar von der Burg Staufenberg aus

Mainzlar ist ein Stadtteil von Staufenberg im mittelhessischen Landkreis Gießen. Das Straßendorf liegt am rechten Ufer der Lumda.

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Mainzlar erfolgte im Codex Eberhardi des Reichsklosters Fulda unter dem Namen Masceléren und wird in die Zeit 780–802 datiert.[3] In erhaltenen Urkunden späterer Jahre wurde Mainzlar unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[3] Mancilere, in villa (802/817), Manzelere (1286), Mancelar (1314), Manzilar (1315) und Mantzlar (1507).

Die Mainzlarer Kirche wurde 1566 im Salbuch von Kirchberg erstmals genannt. Sie wurde 1654 grundlegend renoviert.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Mainzlar:

„Mainzlar (L. Bez. Giessen) evangel. Filialdorf; liegt an der Lumda 112 St. von Giessen; hat 92 Häuser und 517 Einwohner, die außer 1 Katholiken und 19 Juden evangelisch sind. In der Gemarkung sind Torfgräbereien, die einen guten Sumpftorf liefern. – Mainzlar kommt ziemlich frühe unter dem Namen Mancilerc vor Der Ort gehörte zum Gericht Kirchberg, das mit Nassau gemeinschaftlich war, nachdem aber durch den Vertrag von 1585 diese Gemeinschaft aufgehoben wurde, so kam Mainzlar mit diesem Gericht ausschließend an Hessen.“[4]

Begünstigt durch die Quarzitvorkommen in der Gemarkung und den Bau der Bahnlinie, siedelte sich zwischen 1903 und 1907 die Schamottfabrik Scheidhauer und Gießing, heute RHI Magnesita Deutschland, im Ort an.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Mainzlar kraft Landesgesetz zum 1. Juli 1974 mit der Stadt Staufenberg und den Gemeinden Mainzlar und Treis an der Lumda zur neuen Stadt Staufenberg zusammengeschlossen.[5][6] Ein Ortsbezirk wurde für „Treis an der Lumda“ sowie ein gemeinsamer Ortsbezirk für die Stadtteile Staufenberg, Mainzlar und Daubringen eingerichtet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Mainzlar angehört(e):[3][8][9]

Gerichte seit 1803

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Mainzlar das „Landamt Gießen“ zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übertragen. „Landgericht Gießen“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Mainzlar zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes am 1. Oktober 1879 wurden die bisherigen Land- und Stadtgerichte im Großherzogtum Hessen aufgehoben und durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt, ebenso verfuhr man mit den als Obergerichten fungierenden Hofgerichten, deren Funktion nun die neu errichteten Landgerichte übernahmen. Die Bezirke des Stadt- und des Landgerichts Gießen wurden zusammengelegt und bildeten nun zusammen mit den vorher zum Landgericht Grünberg gehörigen Orten Allertshausen und Climbach den Bezirk des neu geschaffenen Amtsgerichts Gießen, welches seitdem zum Bezirk des als Obergericht neu errichteten Landgerichts Gießen gehört.[16] Zwischen dem 1. Januar 1977 und 1. August 1979 trug das Gericht den Namen „Amtsgericht Lahn-Gießen“, der mit der Auflösung der Stadt Lahn wieder in „Amtsgericht Gießen“ umbenannt wurde.

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Mainzlar 1665 Einwohner. Darunter waren 147 (8,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 270 Einwohner unter 18 Jahren, 741 zwischen 18 und 49, 357 zwischen 50 und 64 und 300 Einwohner waren älter.[17] Die Einwohner lebten in 738 Haushalten. Davon waren 225 Singlehaushalte, 222 Paare ohne Kinder und 225 Paare mit Kindern, sowie 48 Alleinerziehende und 15 Wohngemeinschaften. In 138 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 522 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[17]

Einwohnerentwicklung

• 1502: 0010 Männer[3]
• 1577: 0037 Hausgesesse[3]
• 1630: 0001 dreispännige, 5 zweispännige, 9 einspännige Ackerleute, 17 Einläuftige, 6 Witwen, 5 Vormundschaften[3]
• 1669: 0149 Seelen[3]
• 1742: 0001 Geistliche/Beamter, 78 Untertanen, 23 Junge Mannschaften, 2 Beisassen/Juden
• 1791: 397 Einwohner[11]
• 1800: 398 Einwohner[18]
• 1806: 438 Einwohner, 84 Häuser[13]
• 1829: 517 Einwohner, 92 Häuser[4]
• 1867: 499 Einwohner, 80 Häuser[19]
Mainzlar: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2019
Jahr  Einwohner
1791
  
397
1800
  
398
1806
  
438
1829
  
517
1834
  
475
1840
  
474
1846
  
500
1852
  
468
1858
  
418
1864
  
443
1871
  
465
1875
  
440
1885
  
433
1895
  
451
1905
  
509
1910
  
572
1925
  
665
1939
  
755
1946
  
1.227
1950
  
1.441
1956
  
1.402
1961
  
1.388
1967
  
1.483
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
1.665
2016
  
1.705
2019
  
1.730
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[3]; Stadt Staufenberg[20]; Zensus 2011[17]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1830: 497 evangelische, ein römisch-katholischer, 19 jüdische Einwohner[3]
• 1961: 952 evangelische, 418 römisch-katholische Einwohner[3]

Erwerbstätigkeit

• 1961: Erwerbspersonen: 116 Land- und Forstwirtschaft, 385 Prod. Gewerbe, 79 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 62 Dienstleistungen und Sonstiges.[3]

Für Staufenberg, Daubringen und Mainzlar besteht ein gemeinsamer Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher, nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung. Details siehe Stadt Staufenberg.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bahnsteig des Bahnhofs Staufenberg-Mainzlar. Links die parallel verlaufende Didierstraße

Schienenverkehr

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort hat einen Bahnhof an der Lumdatalbahn (LollarLondorfGrünberg), die 1902 erbaut und in Teilen 1963 und 1981 stillgelegt wurde. Im Abschnitt, in dem Mainzlar liegt, findet heute noch Güterverkehr statt. Seit 1993 gibt es regelmäßig Sonderfahrten (u. a. zum Schmaadleckermarkt in Lollar), die seit 1997 in Mainzlar beginnen bzw. enden. Das aus der Ursprungszeit noch erhaltene Empfangsgebäude befindet sich in Privatbesitz.

Straßenverkehr

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Westen liegt die autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraße 3. In Mainzlar treffen sich die Landesstraßen 3059, 3144, 3356 und 3475. Die Ortsumfahrung im Zuge der Landesstraße 3146 wurde im Oktober 2010 freigegeben.

  • Daubringen – Mainzlar. Spuren der Geschichte zweier oberhessischer Dörfer und ihrer Bevölkerung, hrsg. v. Stadt Staufenberg, bearb. v. Volker Hess u. Gerhard Felde, Staufenberg 1993, ISBN 3-9803410-0-3.
  • Literatur über Mainzlar nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Commons: Mainzlar (Staufenberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Gießen) und Verwaltung.
  3. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  4. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  5. Am 1. Juli 1974 als Ortsbezirk zur Stadt Staufenberg.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. „Zahlen Daten Fakten“ (Memento vom 1. Dezember 2017 im Internet Archive) In: Webauftritt der Stadt Staufenberg, abgerufen im Januar 2017.
  2. Haushaltsplan 2020, Vorbericht: Bevölkerungsentwicklung In: Webauftritt der Stadt Staufenberg, abgerufen im Juli 2021.
  3. a b c d e f g h i j k Mainzlar, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 2. September 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 169 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 2 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 365 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. Hauptsatzung. (PDF; 27 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Staufenberg, abgerufen im Juli 2021.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Die Zugehörigkeit des Amtes Gießen anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  11. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 170 (Online in der HathiTrust digital library).
  12. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 220 (Online in der HathiTrust digital library).
  14. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 413 (online bei Google Books).
  15. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  16. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  17. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 4 und 44, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  18. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 180 (Online in der HathiTrust digital library).
  19. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 32 (Digisat bei google books).
  20. Einwohnerzahlen der Stadt Staufenberg: 2016, 2019