Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau

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Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG
Rechtsform eG
Gründung 1927
Sitz Piding, Deutschland Deutschland
Leitung Bernhard Pointner
Mitarbeiterzahl ~400[1]
Umsatz 336 Mio. €[1]
Branche Molkereiunternehmen
Website bergbauernmilch.de
Stand: 31. Dezember 2023

Die Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG sind eine unter dem Markennamen Berchtesgadener Land tätige Molkerei im Landkreis Berchtesgadener Land mit Sitz in Piding. Die seit 1927 bestehende Genossenschaft beschäftigt über 400 Mitarbeiter und weist einen Jahresumsatz von mehr als 200 Millionen Euro auf. 2015 waren der Genossenschaft laut Handelsblatt 1762 Milchlieferanten angeschlossen, von denen jeder im Schnitt 23 Kühe im Stall hatte. Davon waren 296 Naturland- oder Demeter-zertifizierte Bio-Betriebe.[2] Seit 2017 kann nur Milchlieferant der Genossenschaft sein, wer kein Glyphosat einsetzt.

Die Molkerei verarbeitet seit 2010 ausschließlich Milch von gentechnikfrei gefütterten Kühen. Dabei liegt die Gesamtmilchmenge bei ca. 300 Millionen Kilogramm pro Jahr, davon sind etwa 100 Millionen Kilogramm Biomilch, was einem Bioanteil von einem Drittel entspricht.[3] Seit rund einem Jahrzehnt bietet sie den Genossenschaftsmitgliedern die höchsten Biomilchannahmepreise.[4]

Hauptprodukte sind die Bergbauernmilch[5] und die daraus gewonnenen Produkte sowie weitere Bio-Milcherzeugnisse.

Die Molkerei Berchtesgadener Land wurde 1927 von 54[6] Bauern in der Region um Bad Reichenhall als landwirtschaftliche Verwertungsgenossenschaft gegründet, die zusammen nur 700 l Milch pro Tag lieferten,[7] was etwas über 250.000 Litern pro Jahr entspricht. Zusätzlich zur Molkerei wurde 1964 die Tochtergesellschaft Molkerei-Vertrieb Piding eG gegründet.[8] Die Molkerei fusionierte 1976 mit der Chiemgau-Molkerei in Truchtlaching. Die Genossenschaft heißt seither Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG, während die Produkte unter dem Markennamen „Berchtesgadener Land“ vertrieben werden. Sitz und einziger, 1990 und 1996 erweiterter Standort des Unternehmens ist seit 1986 Piding.[9]

Seit 1973 erfasst und verarbeitet das Unternehmen als erste Molkerei in Bayern „Bio-Milch“. 1998 traten zehn Agrarbetriebe aus Schleching dem Anbauverband Demeter bei, da sich die Molkerei bereiterklärte, die entsprechend den Demeterbedingungen produzierte Milch mit einem Bio-Aufschlag abzunehmen.[10] 2006 lieferten 1.825 bäuerliche Betriebe ihre Milch bei der Genossenschaft ab, davon waren 296 Bio-Betriebe.[11]

Während des Milchstreiks im Jahr 2008 erhöhte die Molkerei im Juni den Preis als erste auf die von den Landwirten geforderten 43 Cent pro Liter.[12] Den Preis musste das Unternehmen zwar im August wieder zurücknehmen, blieb aber trotzdem an der Spitze der deutschen Molkereien.[13][14][15][16] Dem Bayerischen Rundfunk zufolge zahlte die Molkerei 2016 mit 40 Cent den höchsten Abnahmepreis in Deutschland.[17]

2010 wurde nach Auskunft des Unternehmens die Fütterung ausschließlich gentechnikfreier Produkte beschlossen und die Milchlieferbedingungen entsprechend geändert. Dabei verpflichteten sich neben den über 400 Bio-Bauern nun auch alle rund 1400 konventionellen Mitgliedsbetriebe der Genossenschaft, die Kühe ohne Gentechnik mit Pflanzen aus dem Milcheinzugsgebiet des Unternehmens in traditioneller Weise zu füttern.[18] Als erstes Unternehmen in Deutschland wurden Bio-Milchprodukte der Molkerei im Januar 2010 nach den Naturland Fair Richtlinien zertifiziert.[19] Die entsprechenden Produkte sind seither mit dem Naturland-Fair-Label gekennzeichnet.

Als bis August 2015 binnen 18 Monaten der durchschnittliche Milchpreis, den die Produzenten erhielten, von 40,22 auf nur noch 28,78 Cent pro Liter gefallen war, zahlte die Molkerei weiterhin 38 Cent. Infolgedessen bewarben sich etwa 800 Höfe um das Unternehmen, das allerdings nur etwa 1 % des Gesamtmilchmarktes bediente.[20]

2016 wurde die Molkerei-Vertrieb Piding in Frischdienst Berchtesgadener Land Chiemgau eG umfirmiert. Dieser befindet sich auf dem Betriebsgelände der Molkerei. Er beliefert Großverbraucher zwischen Inn und Salzach, Berchtesgaden und Altötting sowie im angrenzenden Salzburger Land mit seinem aus 1600 Produkten bestehenden Gesamtsortiment.[21] Umgekehrt liefern Bauern aus Österreich ihre Milch zunehmend nach Piding, da sie dort einen höheren Preis erhalten.[22] Die Abholung der Milch erfolgt bis auf 1200 m über NN.[23]

2015 wurde mit dem Bau eines eigenen Kraftwerks zur Strom- und Dampfversorgung begonnen, das Ende 2016 in Betrieb gehen sollte. Die Baukosten wurden auf 14 Millionen Euro veranschlagt. Ebenso im Bau war die Erweiterung des Verwaltungsgebäudes sowie eine neue Milchabtankhalle.[24] Seit 2017 zahlt die Genossenschaft den angeschlossenen Betrieben eine „Tierwohl- und Weideprämie“. Als neue Abnehmer wurden nach Unternehmensangaben Kantinen von BMW, VW und Audi ebenso wie der Allianzversicherung in München gewonnen, als Neukunde wurde die Drogeriemarktkette dm gewonnen.[25]

2015 wurde die Molkerei vom Milchindustrie-Verband (MIV) und dem Zentralverband Deutscher Milchwirtschaftler (ZDM) als Ausbildungsbetrieb des Jahres 2015 ausgezeichnet.[26] 2016 erhielt die Genossenschaft den Deutschen Nachhaltigkeitspreis, wobei sie zu den fünf besten in der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste mittelgroße Unternehmen 2016“ zählte.[27]

Im Herbst 2017 verankerte die Genossenschaft als erste Großmolkerei in Deutschland ein Glyphosat-Verbot in den Bedingungen für ihre Milchlieferanten.[28]

Umsatzentwicklung

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Die Umsätze der Jahre 2003 bis 2005 stiegen von 91,8 über 100,6 auf 107,2 Millionen €. Damit lagen die Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau allerdings weit hinter den beiden größten Molkereigenossenschaften Deutschlands, der Nordmilch und der Humana Milchunion zurück, die 2005 1946,5 bzw. 2710 Millionen € auswiesen.[29] Die Umsätze zogen seit 2005 stark an, als die Milchwerke nach einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 9,7 % bei 164,7 Millionen € lagen. 2006 lag der Umsatz bei 132 Millionen,[30] 2012 lag er bereits bei 173 Millionen,[31] 2013 stieg er um über ein Fünftel auf 210 Millionen,[32] um 2014 geringfügig auf 207 Millionen, 2015 auf 205 Millionen € zu sinken.[33] 2016 stieg der Umsatz wieder an, nämlich auf 217 Millionen €.[34]

Die über 400 Mitarbeiter der Milchwerke haben keinen Betriebsrat gewählt. Das Unternehmen setzt auf ein eigenes Modell der Mitbestimmung.[35]

Einzelnachweise

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  1. a b Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2023 bis zum 31.12.2023, (Lemmabezeichnung bzw. „Firmenname eingeben“ in Schnellsuche, dann siehe 2. Zeile, rechte Spalte, dann entsprechend weiterklicken) veröffentlicht im Unternehmensregister, online unter unternehmensregister.de.
  2. Martin Tofern: Molkerei Berchtesgadener Land. Die Retter der Almen, in: Handelsblatt, 22. August 2015.
  3. Niedrigere Gesamtmenge und niedrigeren Bioanteil gibt der Beitrag Naturland Fair Partner der ersten Stunde ohne Erscheinungsdatum und Angabe des Produktionsjahres an, höhere Gesamtmenge und höherer Bioanteil sind Angaben des Unternehmens für 2017 zu entnehmen (Zahlen und Fakten@1@2Vorlage:Toter Link/bergbauernmilch.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)).
  4. Ehrung für Milchwerke Berchtesgadener Land für langjährig hohe Auszahlungspreise an Demeter-Bauern, Website von Demeter. Abgerufen am 5. Mai 2017.
  5. „Bergbauer“ ist ein Begriff, der im Rahmen der Rechtsregelungen der Europäischen Union klar umrissen ist (vgl. Richtlinie 86/465/EWG des Rates vom 14. Juli 1986 betreffend das Gemeinschaftsverzeichnis der benachteiligten landwirtschaftlichen Gebiete im Sinne der Richtlinie 75/268/EWG (Deutschland), EUR-Lex). Es heißt dort: „Als Merkmale sind ungewöhnlich schwierige klimatische Verhältnisse im Sinne von Artikel 3 Absatz 3 erster Gedankenstrich der Richtlinie 75/268/EWG und eine Höhenlage von mindestens 800 Metern zugrunde gelegt worden (Ortsmittelpunkt oder durchschnittliche Höhenlage der Gemeinde). Dort, wo entsprechend Artikel 3 Absatz 3 dritter Gedankenstrich der Richtlinie 75/268/EWG schwierige klimatische Verhältnisse und starke Hangneigung zusammentreffen, ist eine Mindesthöhe von 600 Metern und eine Hangneigung von mindestens 18 % festgesetzt worden.“
  6. Diese Zahl gibt der Beitrag Naturland Fair Partner der ersten Stunde an.
  7. Martin Tofern: Molkerei Berchtesgadener Land. Die Retter der Almen, in: Handelsblatt, 22. August 2015.
  8. Zahlen & Fakten, online unter frischdienst-bgl.de
  9. Unsere Geschichte (Memento vom 24. September 2016 im Internet Archive), online unter bergbauernmilch.de
  10. Sinngemäß zitiert nach Frieder Voll, Martin Knauer: Das „Ökomodell Achental“. Probleme der Regionalentwicklung zwischen Aufwertung nachhaltiger Potenziale und politisch-/struktureller Realitäten, Magisterarbeit, Institut für Geographie, Erlangen-Nürnberg 2007, S. 10.
  11. Erfolgreiches Bio-Jahr für Milchwerke Berchtesgaden, biopress, 1. Mai 2007.
  12. Milchstreik: Ein Protokoll der Ereignisse in top agrar, Heft 7/2008, S. 11.
  13. Berchtesgadener Land muss Milchpreis zurück nehmen, Website top agrar vom 7. August 2008
  14. Welche Milch ist noch fair (Memento vom 4. Mai 2017 im Internet Archive), Meldung vom 18. Mai 2016, online unter auf br.de.
  15. Milchbauern in der Krise – All dieser Aufwand hat seinen Preis in Süddeutsche, 1. September 2015.
  16. Was bedeuten faire Preise für die Milchbauern, online unter fairtrade.de, abgerufen am 8. Oktober 2016.
  17. Leere Versprechungen. Woher die Milch wirklich kommt (Memento vom 1. Juli 2017 im Internet Archive), Bayrischer Rundfunk24, 26. Oktober 2016.
  18. Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG: Ohne Gentechnik Abgerufen am 2. April 2012.
  19. Naturland: Naturland Fair, Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG. Abgerufen am 13. März 2016.
  20. Carsten Dierig: „Auf den Milchbauernhöfen brennt es lichterloh“, in: WeltN24, 31. August 2015.
  21. Alles aus einer Hand, online unter frischdienst-bgl.de
  22. Die Fahnenflucht der Milchbauern, in: nachrichten.at, 22. Oktober 2016.
  23. Garantierte Herkunft (Memento vom 17. November 2015 im Internet Archive), PDF-Seite auf der Homepage des Unternehmens, online unter bergbauernmilch.de
  24. MW Berchtesgaden rüsten sich für die Zukunft, Hinweis der B&L MedienGesellschaft vom 26. April 2016, online unter moproweb.de.
  25. Molkerei Berchtesgadener Land zahlt weiterhin fair; Tierwohl-Engagement der Landwirte wird vielfältig unterstützt@1@2Vorlage:Toter Link/bergbauernmilch.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Mitteilung auf der Website der Genossenschaft, 23. Februar 2017.
  26. MIV-Geschäftsbericht 2015/16, S. 44 (PDF (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive)).
  27. Die Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG gehört zu den Top 5 in der Kategorie „Deutschlands nachhaltigste mittelgroße Unternehmen 2016“, Deutscher Nachhaltigkeitspreis.
  28. Molkerei Berchtesgadener Land verbietet Glyphosat, Bayrischer Rundfunk24, 26. Oktober 2017.
  29. Arne Schlieckau, Christoph Paulmann, Ludwig Theuvsen: Jahresabschlussanalyse deutscher und österreichischer Molkereigenossenschaften, in: Zeitschrift für das gesamte Genossenschaftswesen 4 (2008) S. 260–278, hier: Tab. Molkereigenossenschaften, S. 265 f. (online, PDF).
  30. Erfolgreiches Bio-Jahr für Milchwerke Berchtesgaden, biopress, 1. Mai 2007.
  31. 92 Millionen Euro Milchgeld ausbezahlt, in: Berchtesgadener Anzeiger, 16. April 2013.
  32. Von Dorfmolkerei zur Premiummarke, in: BGLand, 17. April 2014.
  33. Piding plant mit drei Prozent Wachstum (Memento vom 23. August 2017 im Internet Archive), in: agrar heute, 27. April 2016.
  34. Molkerei Berchtesgadener Land rüstet sich für die Zukunft, in: topagrar online, 11. Mai 2017.
  35. Löhne in der Branche: Jonglieren zwischen Wunsch und Wirklichkeit (Memento vom 27. Februar 2018 im Internet Archive), Artikel in BioHandel Nr. 4/2012, online unter biohandel-online.de.

Koordinaten: 47° 45′ 53,3″ N, 12° 54′ 52,5″ O