Nauheim (Hünfelden)

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Nauheim
Gemeinde Hünfelden
Koordinaten: 50° 21′ N, 8° 8′ OKoordinaten: 50° 20′ 42″ N, 8° 8′ 6″ O
Höhe: 201 (199–264) m ü. NHN
Fläche: 6,29 km²[1]
Einwohner: 882 (1. Jan. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 140 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Oktober 1971
Postleitzahl: 65597
Vorwahl: 06438

Nauheim ist einer von sieben Ortsteilen von Hünfelden im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nauheimer Gemarkung beschreibt eine grobe Vierecksform mit langgezogener Spitze nach Süden. Von Norden grenzt sie im Uhrzeigersinn an Niederbrechen und Werschau sowie an die Hünfeldener Ortsteile Neesbach, Heringen und Mensfelden.

Die Gemarkung besteht nahezu ausschließlich aus landwirtschaftlich genutzter Fläche, abgesehen von etwas Heckenflächen auf dem Nauheimer Kopf, dem mit 265 Metern höchsten Punkt der Gemarkung, etwas nördlich des Orts. Insgesamt liegt der Nordteil der Gemarkung hügelig und höher gelegen, während sich im Süden ein relativ flaches Gebiet befindet. Südwestlich des Orts verläuft die Bundesstraße 417.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon im Jahr 784 kam die Nievenheimer Mark vor.[3] Die älteste bekannte Erwähnung des Orts Nauheim Stammt aus dem Jahr 1235, es ist aber anzunehmen, dass er erheblich älter ist. Kern des Orts war ein Fronhof, bei dem es sich um eine merowingische Gründung handeln dürfte. Ein Grund für die Entstehung dürfte die Lage an der Hünerstraße gewesen sein. Nauheim gehörte ebenso wie der eng verbundene Nachbarort Neesbach zum Niederlahngau und später zur Grafschaft Diez. Im 14. Jahrhundert war Nauheim Hauptort eines Zentgerichts, zu dem mehrere umliegende Orte gehörten. 1355 teilte Diez am Ende eines Rechtsstreits den Ort Nassau hälftig mit der Weilburger Linie des Hauses Nassau. Zudem wechselte der Gerichtssitz nach Kirberg. In Nauheim blieb ein untergeordnetes Hubengericht, das im 17. Jahrhundert erlosch. Nauheim war mit Neesbach und Werschau Mitglied einer Markgenossenschaft, die ein von Kirberg und Heringen bis zum heutigen Panrod reichendes Waldgebiet umfasste. Vermutlich wurde diese Mark mit der Gründung Panrods (vor dem 14. Jahrhundert) zwischen den Gemeinden aufgeteilt. Noch 1578 sind jedoch ein Märkerding und Weistümer nachgewiesen.

Ab 1388 befand sich auch die andere Hälfte Nauheims im Nassauer Besitz, der allerdings häufig zwischen verschiedenen Linien des Fürstenhauses wechselte. Nassau-Weilburg behielt seine Hälfte Nauheims über Jahrhunderte, verpfändete sie aber mehrfach. Erst im 17. Jahrhundert begannen auch für diese Hälfte des Orts häufige Besitzerwechsel. Mit der Gründung des Herzogtums Nassau 1806 kamen beide Teile Nauheims wieder unter eine Herrschaft.

Kirchlich war Nauheim der Kirche des inzwischen wüsten Orts Bergen (heute in der Gemarkung Werschau) zugeordnet. Spätesten 1262 hatte Nauheim eine eigene Kirche. 1502 wurde ein Pfarrhaus errichtet, 1685 ein Neubau. Die Reformation wurde in Nauheim vermutlich 1535 eingeführt. 1706 wurden die Reste der mindestens seit 1633 unbenutzbaren Kirche abgetragen. 1708 war die heute noch stehende Kirche errichtet.

Kaisermanöver-Denkmal auf dem Nauheimer Kopf

Für das Jahr 1579 ist ein so genanntes „Spiellhaus“, ein Gemeindehaus, verbürgt, das später zugleich als Rathaus und Backhaus diente. 1609 entstand das erste Schulhaus.

An ein Kaisermanöver, bei dem Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1905 auf dem Nauheimer Kopf eine Manöverkritik abhielt, erinnert heute ein Gedenkstein auf dem Hügel. 1932 wurde ebenfalls auf dem Nauheimer Kopf ein 19 Meter hoher „Leuchtturm“ errichtet, der Nachtflüge auf der Strecke Köln-Frankfurt ermöglichte. Er war bis 1939 im Betrieb und wurde vermutlich um 1953 endgültig abgebaut.

Im Zweiten Weltkrieg warfen am 25. September 1944 alliierte Flugzeuge rund 400 Bomben auf Nauheim ab. 13 Menschen starben. Das Ziel dieses Luftangriffs und zweier weiterer fehlgeleiteter Angriffe war vermutlich ein Flugplatz bei Linter.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 1. Oktober 1971 fusionierte Nauheim im Zuge der Gebietsreform in Hessen mit sechs weiteren bis dahin selbständigen Gemeinden freiwillig zur neuen Gemeinde Hünfelden.[4][5] Für die ehemals eigenständigen Gemeinden von Hünfelden wurden je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Herrschaftsgebiete und Staaten, in denen Nauheim lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][7]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerentwicklung

Die ältesten Angaben über die Nauheimer Bevölkerung stammen von 1512 und weisen zwölf Männer aus.1629 wurden 24 Mann, 1746 276 Einwohner und 1810 375 Einwohner registriert. Für 1618 sind in Nauheim 34 Haushalte nachgewiesen, 1643 als Folge des Dreißigjährigen Krieges nur noch 15. 1665 lag die Zahl wieder bei 65. Von 1830 bis 1860 wanderten 130 Einwohner nach Amerika aus.

Nauheim: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019
Jahr  Einwohner
1834
  
577
1840
  
569
1846
  
605
1852
  
638
1858
  
605
1864
  
614
1871
  
557
1875
  
516
1885
  
565
1895
  
572
1905
  
576
1910
  
558
1925
  
554
1939
  
562
1946
  
700
1950
  
749
1956
  
669
1961
  
635
1967
  
712
1970
  
745
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
903
2019
  
882
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; nach 1970: Gemeinde Hünfelden[8][2] Zensus 2011[9]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Nauheim 903 Einwohner. Darunter waren 12 (1,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 165 Einwohner unter 18 Jahren, 375 zwischen 18 und 49, 216 zwischen 50 und 64 und 150 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 354 Haushalten. Davon waren 90 Singlehaushalte, 96 Paare ohne Kinder und 132 Paare mit Kindern, sowie 33 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 60 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 240 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Historische Religionszugehörigkeit

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort verfügt über die im Jahr 1934 gegründete Freiwillige Feuerwehr Nauheim (seit dem 1. März 1973 mit Jugendfeuerwehr). Es besteht seit dem Jahr 1896 ein Turnverein[10] in Nauheim, welcher mehrmals mit seiner Indiaciagruppe Hessenmeister und zweimal bei Deutschen Meisterschaften Vizemeister wurde. Der Sportverein, der im Jahr 1962 gegründet worden ist, hat eine sehr erfolgreiche Kegelabteilung. Des Weiteren gibt es noch einen Gesangverein sowie eine VdK-Ortgruppe.

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Nauheim sorgt die Freiwillige Feuerwehr Nauheim, gegr. 1934 (seit 1. März 1973 mit ihrer Jugendfeuerwehr) für den abwehrenden Brandschutz und die allgemeine Hilfe in diesem Ort.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hünfeld-Nauheim – Sammlung von Bildern

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Nassau war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als Vorläufer des Deutschen Reichs.
  2. Justizamt Limburg bis 1854.
  3. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs.
  4. Endgültige Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Limburg a. d. Lahn) und Verwaltung.
  5. Am 1. Oktober 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Hünfelden.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Nauheim, Landkreis Limburg-Weilburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Statistiken – Einwohner der Ortsteile. In: Webauftritt. Gemeinde Hünfelden, abgerufen am 31. Dezember 2021.
  3. Ortsteil Nauheim. In: Webauftritt. Gemeinde Hünfelden, abgerufen im Januar 2021.
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 15. September 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 39, S. 1603, Punkt 1320; Abs. 11. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 9,2 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 369.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 135 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Hünfelden, abgerufen im Januar 2021.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Bürgerbroschüre. (PDF; 15,7 MB) In: Webauftritt. Gemeinde Hünfelden, 2012, S. 36, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2019.
  9. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 20 und 60, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  10. Website Turnverein Nauheim