Olympische Sommerspiele 1996/Leichtathletik – Weitsprung (Frauen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Olympische Ringe
Sportart Leichtathletik
Disziplin Weitsprung
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 48 Athletinnen aus 35 Ländern
Wettkampfort Centennial Olympic Stadium
Wettkampfphase 1. August 1996 (Qualifikation)
2. August 1996 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Chioma Ajunwa (Nigeria NGR)
Fiona May (Italien ITA)
Jackie Joyner-Kersee (Vereinigte Staaten USA)

Der Weitsprung der Frauen bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta wurde am 1. und 2. August 1996 im Centennial Olympic Stadium ausgetragen. 48 Athletinnen nahmen teil.

Olympiasiegerin wurde die Nigerianerin Chioma Ajunwa. Sie gewann vor der Italienerin Fiona May und der US-Amerikanerin Jackie Joyner-Kersee.

Die Österreicherin Ljudmila Ninova schied in der Vorrunde ohne gültigen Versuch aus.
Athletinnen aus Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Aktuelle Titelträgerinnen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Olympiasiegerin Heike Drechsler (Deutschland Deutschland) 7,14 m Barcelona 1992
Weltmeisterin 1995 Fiona May (Italien Italien) 6,98 m Göteborg 1995
Europameisterin 1994 Heike Drechsler (Deutschland Deutschland) 7,14 m Helsinki 1994
Panamerikanische Meisterin 1995 Niurka Montalvo (Kuba Kuba) 6,89 m Mar del Plata 1995
Zentralamerika und Karibik-Meisterin 1995 Flora Hyacinth (Jungferninseln Amerikanische Amerikanische Jungferninseln) 6,59 m Guatemala-Stadt 1995
Südamerika-Meisterin Andrea Ávila (Argentinien Argentinien) 6,58 m Manaus 1995
Asienmeisterin 1995 Jelena Perschina (Kasachstan Kasachstan) 6,50 m Jakarta 1995
Afrikameisterin 1996 Grace Umelo (Nigeria Nigeria) 6,13 m Yaoundé 1996
Ozeanienmeisterin 1994 Frith Maunder (Neuseeland Neuseeland) 6,10 m Auckland 1994

Bestehende Rekorde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weltrekord 7,52 m Galina Tschistjakowa (Sowjetunion Sowjetunion) Leningrad (heute Sankt Petersburg), Sowjetunion (heute Russland) 11. Juni 1988[1]
Olympischer Rekord 7,40 m Jackie Joyner-Kersee (Vereinigte Staaten USA) Finale OS Seoul, Südkorea 29. September 1988
Das Centennial Olympic Stadium von Atlanta im Jahr 1996

Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Am weitesten sprang die nigerianische Olympiasiegerin Chioma Ajunwa, die im Finale bei einem Rückenwind von 0,9 m/s 7,12 m erzielte und damit den olympischen Rekord um 28 Zentimeter verfehlte. Zum Weltrekord fehlten ihr vierzig Zentimeter.

Die Bulgarin Iwa Prandschewa, mit 6,82 m zunächst auf Platz sieben, wurde des Dopings mit Metandienon überführt und disqualifiziert. Noch vor den folgenden Spielen von Sydney wurde sie nach einer weiteren positiven Dopingprobe als Wiederholungstäterin lebenslang gesperrt.[2]

Benachteiligt wurden zwei Athletinnen:

Leistungsniveau auf dem Hintergrund des Einsatzes unerlaubter Mittel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Leistungsniveau war nicht mehr vergleichbar mit dem Level, das von den Athletinnen ausgangs der 1980er Jahre angeboten wurde, als 7-Meter-Weiten in Serie produziert wurden und die Spitzen-Resultate um dreißig Zentimeter besser waren als hier in Atlanta. Dieser Entwicklungsrückgang muss gesehen werden vor allem im Zusammenhang mit einem besonderen Höhepunkt des Einsatzes verbotener Mittel zur Leistungssteigerung. In zahlreichen Veröffentlichungen gibt es Hinweise auf Dopingpraktiken der 1980er Jahre, die Kontrollen hatten einen noch löchrigeren Standard als später. So gibt es im Sinne eines sauberen Sports aus Fachkreisen unter anderem Forderungen nach Rücknahme aller bestehenden Leichtathletik-Rekorde.[3] Es finden sich zwar keine offiziellen Nachweise oder positiven Dopingbefunde für die Athletinnen, die damals mit ihren Leistungen geglänzt hatten. Aber die kritischen Rückblicke dazu kommen nicht aus dem Nichts.[4][5]

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
x ungültig
w Windunterstützung über dem zulässigen Wert

Anmerkung:
Alle Zeiten sind in Ortszeit Atlanta (UTC−5) angegeben.

1. August 1996, ab 10:05 Uhr[6]

Für die Qualifikation wurden die Athletinnen in zwei Gruppen gelost. Sieben von ihnen (hellblau unterlegt) übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 6,70 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmerinnen nicht erfüllt. So wurde das Finalfeld mit den fünf nächstbesten Springinnen (hellgrün unterlegt) beider Gruppen auf zwölf Wettbewerberinnen aufgefüllt. Für die Finalteilnahme mussten schließlich 6,58 m gesprungen werden.

Platz Name Nation 1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat (m)
1 Fiona May Italien Italien 6,58 / +1,2 6,85 / +0,5 6,85
2 Chioma Ajunwa Nigeria Nigeria 6,64 / −0,4 6,81 / +0,3 6,81
3 Sharon Jaklofsky Niederlande Niederlande x 6,69 / −0,3 6,75 / +0,8 6,75
4 Tünde Vaszi Ungarn Ungarn 6,41 / −0,2 6,73 / +1,0 6,73
5 Olena Schechowzowa Ukraine Ukraine 6,44 / +1,0 6,70 / ±0,0 6,70
6 Jackie Joyner-Kersee Vereinigte Staaten USA 6,70 / +1,3 6,70
Agata Karczmarek Polen Polen 6,70 / +0,4
8 Nicole Boegman Australien Australien x x 6,67 / +0,8 6,67
9 Niki Xanthou Griechenland Griechenland x x 6,60 / +1,0 6,60
10 Lissette Cuza Kuba Kuba 6,45 / ±0,0 6,56 / −0,8 6,39 / +0,8 6,56
11 Jelena Perschina Kasachstan Kasachstan 6,50 / +0,2 x x 6,50
12 Marieke Veltman Vereinigte Staaten USA 6,43 / ±0,0 6,49 / −0,3 x 6,49
13 Olga Rubljowa Russland Russland 6,47 / +0,7 x 6,47
14 Regla María Cárdenas Kuba Kuba 6,36 / +1,8 6,21 / ±0,0 6,42 / +0,3 6,42
15 Ksenija Predikaka Slowenien Slowenien x 6,37 / +1,4 x 6,37
16 Virge Naeris Estland Estland x 6,26 / +1,6 6,17 / +1,0 6,26
17 Valentīna Gotowska Lettland Lettland x x 6,08 / −0,2 6,08
18 Andrea Ávila Argentinien Argentinien x 5,92 / −0,1 6,00 / −0,2 6,00
19 Anzhela Atroshchenko Belarus 1995 Belarus x x 5,94 / ±0,0 5,94
20 Nilufar Yasmin Bangladesch Bangladesch 5,19 / −0,3 4,65 / ±0,0 5,24 / ±0,0 5,24
21 Béryl Laramé Seychellen Seychellen x 3,88 / +0,2 x 3,88
NM Mihaela Gheorghiu Rumänien Rumänien x ogV
Renata Nielsen Danemark Dänemark x x x
DNS Michelle Baptiste Saint Lucia St. Lucia
Dione Rose Jamaika Jamaika
Platz Name Nation 1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat (m) Anmerkung
1 Chantal Brunner Neuseeland Neuseeland x 6,47 / +0,5 6,62 / +0,3 6,62
2 Paraskevi Patoulidou Griechenland Griechenland 6,58 / +1,0 6,09 / +0,2 6,13 / −0,4 6,58
3 Flora Hyacinth Jungferninseln Amerikanische Amerikanische Jungferninseln x x 6,58 / +1,7 6,58 eigentlich für das Finale qualifiziert
4 Jacqueline Edwards Bahamas Bahamas 6,44 / +0,6 6,55 / +0,6 6,27 / +1,8 6,55
5 Niurka Montalvo Kuba Kuba 6,48 / +0,8 x x 6,48
6 Eunice Barber Sierra Leone Sierra Leone 6,20 / +0,4 6,20 / +1,5 6,45 / +0,6 6,45
7 Galina Tschistjakowa Slowakei Slowakei 6,33 / +0,2 x 6,26 / +1,4 6,33
8 Denise Lewis Vereinigtes Konigreich Großbritannien x x 6,33 / +0,7 6,33
9 Jelena Sintschukowa Russland Russland x 6,31 / +0,7 x 6,31
10 Diane Guthrie-Gresham Jamaika Jamaika 6,27 / +0,3 x x 6,27
11 Ana Liku Tonga Tonga x x 6,06 / +1,4 6,06
12 Elma Muros Philippinen 1986 Philippinen 5,98 / −0,1 6,04 / +0,2 5,99 / +0,5 6,04
13 Rita Ináncsi Ungarn Ungarn 6,02 / +0,1 x x 6,02
14 Shabana Akhtar Pakistan Pakistan 5,72 / +1,3 5,70 / +1,3 5,80 / +2,0 5,80
15 Nicole Devonish Kanada Kanada 5,74 / +1,0 5,59 / +0,4 x 5,74
16 Jelena Koschtschejewa Kasachstan Kasachstan x 5,49 / −0,1 5,55 / +1,5 5,55
NM Ljudmila Galkina Russland Russland x x x ogV
Lacena Golding Jamaika Jamaika x x x
Heli Koivula Finnland Finnland x x x
Inessa Krawez Ukraine Ukraine x x x
Ljudmila Ninova Osterreich Österreich x x x
Natallja Sasanowitsch Belarus 1995 Belarus x x x
Wiktorija Werschynina Ukraine Ukraine x x x
Shana Williams Vereinigte Staaten USA x x x
DOP Iwa Prandschewa Bulgarien Bulgarien 6,58 / +0,8 6,62 / +0,9 x 6,62 für das Finale zugelassen

In Qualifikationsgruppe B ausgeschiedene Weitspringerinnen:

2. August 1996, 19:15 Uhr[6]

Platz Name Nation 1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
4. Versuch (m)
Wind (m/s)
5. Versuch (m)
Wind (m/s)
6. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat
(m)
1 Chioma Ajunwa Nigeria Nigeria 7,12 / +0,9 6,99 / +1,8 6,85 / +0,6 6,84 / +0,4 x 7,1200
2 Fiona May Italien Italien 6,68 / +1,7 7,02 / +1,4 6,78 / +0,4 6,73 / +1,7 6,76 / +1,4 6,88 / +0,2 7,0200
3 Jackie Joyner-Kersee Vereinigte Staaten USA 6,55 / +0,1 6,75 / +1,2 6,86 / +0,4 x 6,52 / +0,4 7,00 / +0,5 7,0000
4 Niki Xanthou Griechenland Griechenland x 6,97 / +1.4 x 6,67 / +0,6 6,95 / +1,3 6,85 / ±0,0 6,9700
5 Olena Schechowzowa Ukraine Ukraine 6,84 / +1,3 6,88 / +1,7 x 6,97 / +0,9 x x 6,9700
6 Agata Karczmarek Polen Polen 6,90 / +0,8 x x x x 6,65 / +0,6 6,9000
7 Nicole Boegman Niederlande Niederlande 6,73 / +1,3 x x x 6,55 / +1,2 6,23 / +0,9 6,7300
8 Tünde Vaszi Ungarn Ungarn 6,60 / +1,3 x x eigentlich zu drei weiteren Sprüngen berechtigt 6,6000
9 Chantal Brunner Russland Russland 6,45 / +0,5 6,49 / +2,1 6,45 / +0,7 nicht im Finale der
besten acht Springerinnen
6,49 w
10 Paraskevi Patoulidou Griechenland Griechenland x 6,26 / +1,6 6,37 / +0,3 6,3700
NM Sharon Jaklofsky Niederlande Niederlande x x x ogV00
DOP Iwa Prandschewa Bulgarien Bulgarien x x 6,81 / +1,4 x 6,82 / +0,9 x 6,8200

Zwölf Athletinnen hatten sich für das Finale qualifiziert, sieben über die geforderte Qualifikationsweite, fünf weitere über ihre Platzierungen. Zwei Griechinnen trafen auf je eine Teilnehmerin aus Australien, Bulgarien, Italien, Neuseeland, den Niederlanden, Nigeria, Polen, der Ukraine, Ungarn und den USA.

Nach der verletzungsbedingten Absage der deutschen Olympiasiegerin von 1992 Heike Drechsler war eigentlich die US-Amerikanerin Jackie Joyner-Kersee die Favoritin. Allerdings laborierte auch sie an einer Oberschenkelverletzung. Weitere Medaillenkandidatinnen waren die amtierende Weltmeisterin Fiona May aus Italien, früher für Großbritannien am Start und bei den Europameisterschaften 1994 auf Platz drei, sowie die russische EM-Dritte Inessa Krawez, die hier bereits den Dreisprung gewonnen hatte.

Gleich im ersten Versuch sprang die Nigerianerin Chioma Ajunwa 7,12 m. Mit 6,90 m lag die Polin Agata Karczmarek auf Platz zwei. Im zweiten Durchgang gelangen May 7,02 m, was sie auf Rang zwei brachte. Die Griechin Niki Xanthou verdrängte mit 6,97 m Karczmarek vom dritten Platz. In der nächsten Runde änderte sich nichts.

Im vierten Durchgang sprang die Ukrainerin Olena Schechowzowa wie Xanthou 6,97 m. Wegen ihrer besseren nächstbesten Weite lag Schechowzowa jetzt auf dem Bronzerang, Xanthou war Vierte. Die Griechin drehte das mit ihrem fünften Versuch auf 6,95 m und eroberte damit zunächst einmal Platz drei zurück. In ihrem letzten Sprung erreichte Jackie Joyner-Kersee 7,00 m und hatte damit die Bronzemedaille gewonnen. Olympiasiegerin aber wurde die Außenseiterin Chioma Ajunwa vor Fiona May. Niki Xanthou kam auf Platz vier vor Olena Schechowzowa und Agata Karczmarek.

Chioma Ajunwa war nicht nur die erste nigerianische Medaillengewinnerin im Weitsprung der Frauen. Sie war gleichzeitig die erste Olympiasiegern Nigerias überhaupt.
Fiona May war die erste italienische Medaillengewinnerin in dieser Disziplin.

  • Gerd Rubenbauer (Hrsg.), Olympische Sommerspiele Atlanta 1996 mit Berichten von Britta Kruse, Johannes Ebert, Andreas Schmidt und Ernst Christian Schütt, Kommentare: Gerd Rubenbauer und Hans Schwarz, Chronik Verlag im Bertelsmann Verlag, Gütersloh / München 1996, S. 50f

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Athletics - Progression of outdoor world records (Women), Long jump - Women, sport-record.de (englisch), abgerufen am 18. Januar 2022
  2. Tom Knight, Life ban for Bulgarian im The Telegraph 14. September 2000 (englisch), abgerufen am 17. Januar 2022
  3. Michael Reinsch, Tabula rasa bei Leichtathletik-Rekorden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, aktualisiert am 3. Mai 2017, abgerufen am 18. Januar 2022
  4. „Da wird alles geschluckt“. In: Der Spiegel H. 18/1990, 30. April 1990, spiegel.de, abgerufen am 18. Januar 2022
  5. Das Drama der dubiosen Diva. In: Der Standard 24. September 2013, derstandard.at, abgerufen am 18. Januar 2022
  6. a b Official Report of the Centennial Olympic Games, v.3 The Competition Results, Resultate Leichtathletik: S. 91, englisch/französisch (PDF, 27.555 KB), abgerufen am 18. Januar 2022