Olympische Sommerspiele 1988/Leichtathletik – Weitsprung (Frauen)

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Sportart Leichtathletik
Disziplin Weitsprung
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 30 Athletinnen aus 19 Ländern
Wettkampfort Olympiastadion Seoul
Wettkampfphase 28. September 1988 (Qualifikation)
29. September 1988 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Jackie Joyner-Kersee (Vereinigte Staaten USA)
Heike Drechsler (Deutschland Demokratische Republik 1949 GDR)
Galina Tschistjakowa (Sowjetunion URS)
Innenraum des Olympiastadions im Jahr 2016

Der Weitsprung der Frauen bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul wurde am 28. und 29. September 1988 in zwei Runden im Olympiastadion Seoul ausgetragen. Dreißig Athletinnen nahmen teil.

Olympiasiegerin wurde die US-Amerikanerin Jackie Joyner-Kersee. Sie gewann vor Heike Drechsler aus der DDR und Galina Tschistjakowa aus der Sowjetunion.

Neben der Medaillengewinnerin Drechsler war für die DDR Sabine John, früher als Sabine Möbius bzw. Sabine Paetz am Start, dabei. Auch sie erreichte das Finale und wurde Achte.
Die Österreicherin Ulrike Kleindl scheiterte in der Qualifikation.
Athletinnen aus der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Aktuelle Titelträgerinnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Olympiasiegerin 1984 Anișoara Stanciu (Rumänien 1965 Rumänien) 6,96 m Los Angeles 1984
Weltmeisterin 1987 Jackie Joyner-Kersee (Vereinigte Staaten USA) 7,36 m Rom 1987
Europameisterin 1986 Heike Drechsler (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR) 7,27 m Stuttgart 1986
Panamerikanische Meisterin 1987 Jackie Joyner-Kersee (Vereinigte Staaten USA) 7,45 m Indianapolis 1987
Zentralamerika und Karibik-Meisterin 1987 Niurka Montalvo (Kuba Kuba) 6,31 m Caracas 1987
Südamerika-Meisterin 1987 Rita Slompo (Brasilien 1968 Brasilien) 6,17 m São Paulo 1987
Asienmeisterin 1987 Wang Zhihui (Korea Sud Südkorea) 6,70 m Singapur 1987
Afrikameisterin 1988 Juliana Yendork (Ghana Ghana) 5,70 m Annaba 1988

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bestehende Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltrekord 7,52 m Galina Tschistjakowa (Sowjetunion Sowjetunion) Leningrad, Sowjetunion (heute Russland) 11. Juni 1988[1]
Olympischer Rekord 7,06 m Tatjana Kolpakowa (Sowjetunion 1955 Sowjetunion) Finale OS Moskau, Sowjetunion (heute Russland) 31. Juli 1980

Rekordegalisierung / -verbesserungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der bestehende olympische Rekord wurde einmal egalisiert und anschließend viermal gesteigert:

  • 7,06 m (egalisiert) – Jelena Belewskaja (Sowjetunion), Qualifikation am 28. September, erster Versuch bei einem Gegenwind von 0,5 m/s
  • 7,11 m (verbessert) – Galina Tschistjakowa (Sowjetunion), Finale am 29. September, erster Versuch bei einem Rückenwind von 1,3 m/s
  • 7,18 m (verbessert) – Heike Drechsler (DDR), Finale bei Windstille
  • 7,22 m (verbessert) – Heike Drechsler (DDR), Finale am 29. September, vierter Versuch bei einem Rückenwind von 0,5 m/s
  • 7,40 m (verbessert) – Jackie Joyner-Kersee (USA), Finale am 29. September, fünfter Versuch bei einem Rückenwind von 0,9 m/s

Legende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
x ungültig
w Windunterstützung über dem zulässigen Wert
NWI keine Windinformation (No Wind Information)

Qualifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 28. September 1988, 14:30 Uhrf[2]

Für die Qualifikation wurden die Athletinnen in zwei Gruppen gelost. Neun von ihnen (hellblau unterlegt) übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 6,65 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmerinnen nicht erfüllt. So wurde das Finalfeld mit den drei nächstbesten Springinnen (hellgrün unterlegt) beider Gruppen auf zwölf Wettbewerberinnen aufgefüllt. Für die Finalteilnahme mussten schließlich 6,48 m gesprungen werden – das hätte vier Jahre zuvor in Los Angeles zu Rang acht gereicht.

Gruppe A[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation 1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat (m)
1 Jackie Joyner-Kersee Vereinigte Staaten USA 6,96 / +0,2 6,96
2 Sabine John Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR x x 6,81 / +1,0 6,81
3 Inessa Krawez Sowjetunion Sowjetunion 6,50 / ±0,0 6,72 / ±0,0 6,72
4 Nicole Boegman Australien Australien x 6,72 / +0,4 6,72
Heike Drechsler Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 6,72 / ±0,0
6 Lene Demsitz Danemark Dänemark x 6,59 / NWI x 6,59
7 Shuzhen Liu China Volksrepublik Volksrepublik China 6,35 / +0,1 6,48 +0,6 6,48 / −0,1 6,48
8 Sheila Echols Vereinigte Staaten USA 6,37 +1,2 6,29 / ±0,0 x 6,37
9 Kim Hagger Vereinigtes Konigreich Großbritannien x 6,33 / +0,7 6,34 / −0,5 6,34
10 Antonella Capriotti Italien Italien 6,31 / +0,8 x x 6,31
11 Jolanta Bartczak Polen Polen 6,28 / −0,5 x 6,30 / ±0,0 6,30
12 Maria Teloni Zypern 1960 Zypern 6,29 / ±0,0 x 5,98 / ±0,0 6,29
13 Park Sook-ja Korea Sud Südkorea 5,74 / +0,7 5,79 / −0,7 5,90 / +1,5 5,90
14 Juliana Yendork Ghana Ghana 5,40 / −0,6 5,35 / −0,9 5,34 / +0,3 5,40
15 Melvina Vulah Liberia Liberia 5,23 / +0,2 4,91 / +1,5 5,17 / −0,8 5,23
NM Tracy Lee Smith Kanada Kanada x x x ogV

Gruppe B[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation 1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat (m) Anmerkung
1 Jelena Belewskaja Sowjetunion Sowjetunion 7,06 / −0,5 ORe 7,06 ORe
2 Galina Tschistjakowa Sowjetunion Sowjetunion 6,97 / −0,1 6,97
3 Agata Karczmarek Polen Polen 6,57 / +1,2 6,45 / −0,2 6,67 / +1,1 6,67
4 Fiona May Vereinigtes Konigreich Großbritannien x 6,66 / −0,9 6,66
5 Qiying Xiong China Volksrepublik Volksrepublik China 6,43 / −0,2 6,61 / +0,6 6,44 / −1,3 6,61
6 Carol Lewis Vereinigte Staaten USA 6,45 / +0,2 6,39 / +0,6 6,47 / ±0,0 6,47
7 Laio Wenfen China Volksrepublik Volksrepublik China x 6,44 / −0,9 6,41 / −0,4 6,44
8 Marjon Wijnsma Niederlande Niederlande 6,39 / +1,2 6,25 / +0,9 x 6,39
9 Shonel Ferguson Bahamas Bahamas 6,21 / +1,4 6,34 / ±0,0 6,16 / +2,5 6,34
10 Ulrike Kleindl Osterreich Österreich 6,13 / −0,3 x x 6,13
11 Madeline de Jesús Puerto Rico Puerto Rico 6,08 / +0,9 x 5,95 / +1,6 6,08
12 Shu-Hwa Wang Chinesisch Taipeh Chinesisch Taipeh 5,75 / +0,3 5,87 / −0,6 x 5,87
13 Jacqueline Ross Saint Vincent Grenadinen St. Vincent und die Grenadinen x x 5,50 / +0,7 5,50
14 Mary Berkeley Vereinigtes Konigreich Großbritannien x x 5,04 / +0,6 5,04
DNS Anke Behmer Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR
Erin Tierney Cookinseln Cookinseln

Finale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 29. September 1988, 12:00 Uhr[3]

Platz Name Nation 1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
4. Versuch (m)
Wind (m/s)
5. Versuch (m)
Wind (m/s)
6. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat
(m)
Anmerkung
1 Jackie Joyner-Kersee Vereinigte Staaten USA 7,00 / −0,7 x 7,16 / −0,7 x 7,40 / +0,9 OR x 7,4000 OR
2 Heike Drechsler Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 6,92 / +1,0 7,06 / −0,7 7,18 / ±0,0 OR 7,22 / +0,5 OR 7,16 / +0,1 7,17 / ±0,0 7,2200
3 Galina Tschistjakowa Sowjetunion Sowjetunion 7,11 / +1,3 OR 6,24 / −0,7 x 7,02 / +1,1 6,96 / −0,3 6,84 / −0,1 7,1100
4 Jelena Belewskaja Sowjetunion Sowjetunion 6,36 / −0,4 7,04 / ±0,0 6,99 / −0,8 x x 6,66 / +0,1 7,0400
5 Nicole Boegman Australien Australien 6,59 / −0,8 x x x 6,71 / +0,6 6,73 / +2,3 6,73 w
6 Fiona May Vereinigtes Konigreich Großbritannien x x 6,53 / +0,7 6,62 / 0,7 6,52 / +1,2 x 6,6200
7 Agata Karczmarek Polen Polen x 6,40 / −0,9 6,60 / −0,9 x 6,48 / +0,1 6,23 / ±0,0 6,6000
8 Sabine John Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 6,47 / −0,1 6,55 / −0,9 6,45 / −0,3 6,43 / −0,9 x x 6,5500
9 Qiying Xiong China Volksrepublik Volksrepublik China 6,49 / −0,5 6,50 / −0,3 6,46 / −0,8 nicht im Finale der
besten acht Springerinnen
6,5000
10 Inessa Krawez Sowjetunion Sowjetunion 6,36 / +0,1 6,46 / −0,8 6,37 / ±0,0 6,4600
11 Shuzhen Liu China Volksrepublik Volksrepublik China 6,30 / −0,3 6,40 / −0,5 x 6,4000
12 Lene Demsitz Danemark Dänemark 6,28 / −0,1 6,38 / +0,6 x 6,3800

Für das Finale hatten sich zwölf Athletinnen qualifiziert, neun von ihnen hatten die geforderte Qualifikationsweite übersprungen. Alle drei sowjetischen Teilnehmerinnen waren im Finale dabei, hinzu kamen jeweils zwei Starterinnen aus China und der DDR sowie jeweils eine Teilnehmerin aus Australien, Dänemark, Polen, den USA und Großbritannien.

Es wurde ein Dreikampf erwartet zwischen den beiden ehemaligen Weltrekordlerinnen Jackie Joyner-Kersee und Heike Drechsler sowie der aktuellen Weltrekordinhaberin Galina Tschistjakowa.

Tschistjakowa ging im Finale in der ersten Runde mit 7,11 m in Führung. Joyner-Kersee lag auf Platz zwei gefolgt von Drechsler. Im zweiten Durchgang verbesserte sich Drechsler mit 7,06 m auf Platz zwei, die sowjetische Springerin Jelena Belewskaja setzte sich mit 7,04 m vor Joyner-Kersee. Im dritten Versuch gelangen Drechsler 7,18 m, womit sie die Spitze übernahm, Joyner-Kersee sprang mit 7,16 m auf den zweiten Platz, Tschistjakowa fiel damit auf den dritten Rang vor Belewskaja zurück. Drechsler konnte in Runde vier mit einem Sprung auf 7,22 m ihre Führung ausbauen, doch das 7-Meter-Festival war immer noch nicht zu Ende. Im fünften Versuch erzielte Jackie Joyner-Kersee 7,40 m, das war der Olympiasieg. Im letzten Durchgang gab es keine Veränderungen mehr, Heike Drechsler gewann Silber und Galina Tschistjakowa die Bronzemedaille vor Jelena Belewskaja. Die Australierin Nicole Boegman wurde Fünfte, die Britin Fiona May Sechste.

Das Niveau dieser Weitsprungkonkurrenz war unglaublich hoch. Wie bei den Weltmeisterschaften 1987 übertrafen vier Springerinnen die 7-Meter-Marke. Bereits in der Qualifikation wurde der olympische Rekord eingestellt. Im Finale gab es elf Sprünge jenseits der 7-Meter-Marke, der olympische Rekord wurde viermal überboten. Die Spitzenweiten gingen in den nächsten Jahren immer mehr zurück – eine Tendenz, die sich in anderen Disziplinen – vor allem im Bereich Wurf – ebenfalls einstellte. In zahlreichen Veröffentlichungen gibt es Hinweise auf Dopingpraktiken der damaligen Zeit, die Kontrollen hatten einen noch deutlich löchrigeren Standard als in späteren Jahren. So gibt es im Sinne eines sauberen Sports aus Fachkreisen auch Forderungen nach Rücknahme aller bestehenden Leichtathletik-Rekorde.[4] Im Gegensatz zu den Sprintern aus dem 100-Meter-Finale finden sich keine direkten Nachweise oder positiven Dopingbefunde für die Athletinnen, die hier mit ihren Leistungen glänzten. Aber die kritischen Rückblicke dazu kamen nicht aus dem Nichts.[5][6]

Jackie Joyner-Kersee gewann ihre zweite Goldmedaille in Seoul, nachdem sie fünf Tage zuvor Olympiasiegerin im Siebenkampf geworden war. Ihr gelang der erste US-Sieg im Weitsprung der Frauen.

Videolinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Athletics - Progression of outdoor world records (Women), Long jump - Women, sport-record.de (englisch), abgerufen am 11. Dezember 2021
  2. Official Report: Games of the XXIVth Olympiad, Seoul 1988, Volume 2, Resultate Leichtathletik, S. 265f, englisch/französisch (PDF, 49.580 KB), abgerufen am 11. Dezember 2021
  3. Official Report: Games of the XXIVth Olympiad, Seoul 1988, Volume 2, Resultate Leichtathletik, S. 266, englisch/französisch (PDF, 49.580 KB), abgerufen am 11. Dezember 2021
  4. Michael Reinsch, Tabula rasa bei Leichtathletik-Rekorden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, aktualisiert am 3. Mai 2017, abgerufen am 11. Dezember 2021
  5. Da wird alles geschluckt. In: Der Spiegel H. 18/1990, 29. April 1990, abgerufen am 11. Dezember 2021
  6. Das Drama der dubiosen Diva. In: Der Standard, 24. September 2013, derstandard.at, abgerufen am 11. Dezember 2021