Roger Köppel

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Roger Köppel, Chefredaktor der Weltwoche

Roger Jürg Köppel (* 21. März 1965 in Zürich; heimatberechtigt in Küsnacht ZH) ist ein Schweizer Journalist, Medienunternehmer und Publizist. Er ist Chefredaktor und Verleger[1] des Wochenmagazins Die Weltwoche. Zuvor war er unter anderem zweieinhalb Jahre lang Chefredaktor der deutschen Tageszeitung Die Welt.

Biografie

Familie

Roger Köppel ist der Sohn eines Bauunternehmers, einem gelernten Maurer aus der Ostschweiz. Köppel wuchs in Kloten und Bülach auf, in der mütterlichen Wohnung bei seinem zehn Jahre älteren Bruder und dessen Freundin. Seine Eltern starben, als er ein Teenager war.[2] Er ist verheiratet mit einer früheren UBS-Mitarbeiterin, einer gebürtigen Vietnamesin,[3] hat zwei Söhne und eine Tochter und wohnt im zürcherischen Küsnacht.[4]

Ausbildung und Berufsjahre

In seiner Familie ist er der erste, der das Gymnasium und später die Hochschule besuchte.[5]

Neben seinem Grundstudium in Volkswirtschaft und Sozialgeschichte fing Köppel 1988 bei der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) an und arbeitete dort während sieben Jahren in unterschiedlichen Ressorts, unter anderem im Sport und in der Filmredaktion.

1995 schloss Köppel sein Studium der Politischen Philosophie und Wirtschaftsgeschichte in Zürich mit dem Lizentiat ab. Er schrieb seine Lizentiatsarbeit – mit dem Titel Autorität und Mythos: Carl Schmitt und die Wiederverzauberung staatlicher Gewalt (1916–1938) – bei dem Philosophen Georg Kohler.

Beim Tages-Anzeiger war er ab 1994 Kulturredaktor. Drei Jahre später wurde er zum Chefredaktor des Tages-Anzeiger-Magazins berufen, er leitete die Wochenendbeilage vom Oktober 1997 bis zum Juli 2001. Im Frühjahr 2000 wurde er stellvertretender Chefredaktor des Tages-Anzeigers und hätte Ende 2001 nach einem Harvard-Nachdiplomstudium New-York-Auslandskorrespondent für Wirtschaft und Kultur werden sollen.

Die Weltwoche

Im Juni 2001 nahm Köppel das Angebot an, die seit Jahren unter Auflagerückgängen leidende Weltwoche als Chefredaktor zu führen. Kurz darauf wurde die Weltwoche an Finanzinvestoren um den Tessiner Financier Tito Tettamanti verkauft. Das Traditionsblatt erfuhr eine inhaltliche wie auch formale Neuausrichtung. Das klassische Zeitungsformat der Weltwoche wurde in ein Zeitschriftenformat überführt. Die Redaktion wurde weitgehend ausgewechselt. Einige Autoren und Redaktoren verliessen das Blatt unter Protest. Köppel führte die Weltwoche, die seit Jahrzehnten ein linksliberales Blatt gewesen war, nach rechts, was er zunächst bestritt. Später berief er sich auf die «bürgerlichen Wurzeln» der Weltwoche-Gründer.

Die Weltwoche wurde auf einen rechtskonservativen Kurs getrimmt.[6] Mit politisch provokanten, angriffigen, ja polemischen Artikeln und Kommentaren widersetzte sie sich dem «linksliberalen Publizistik-Mainstream» (Köppel). Journalisten der Weltwoche sprachen davon, dass Köppel das Blatt auf einen neoliberalen Kurs führen wolle und dafür gezielt alte Redaktoren durch ihm nahestehende Personen ersetze.[7] Köppel bezichtigte die übrigen Schweizer Medien, dem SVP-Politiker Christoph Blocher grundsätzlich ablehnend gegenüberzustehen.[6] Vor den Parlamentswahlen 2003 plädierte Köppel ausdrücklich dafür, dass Blocher in den Bundesrat gehöre. Ausserdem lobte er die Schweizerische Volkspartei (SVP) als jene Schweizer Partei, die am ehesten eine erfolgreiche bürgerliche Politik verspreche. Die in weiten Teilen Europas an Blocher und seiner SVP geäusserte Kritik beurteilte der EU-Kritiker Köppel als falsch. Blocher sei kein Haider oder Le Pen, sondern «eine Kernfusion aus Margaret Thatcher, Ronald Reagan und Franz-Josef Strauss».[8]

Wirtschaftlich gelang der Weltwoche nach mehreren verlustreichen Jahren erstmals wieder ein Gewinn (2003). Die Auflage stieg zunächst an und fiel dann noch während Köppels Amtszeit wieder. Bei Köppels Amtsantritt 2001 verzeichnete die Weltwoche eine Auflage von 78'000, die bis Ende 2003 vorübergehend bis 91'000 anstieg.[9]

Wechsel zur Welt und Rückkehr

Im Frühling 2004 verliess Köppel die Weltwoche, weil er vom Axel-Springer-Verlag ein Angebot als Chefredaktor der deutschen Tageszeitung Die Welt erhalten hatte. Dort arbeitete er unter der Führung des vormaligen Chefredaktors und neuen Herausgebers Jan-Eric Peters.

Anfang November 2006 kehrte Köppel überraschend zur Weltwoche zurück. Als Verleger und Chefredaktor übernahm er die Aktienmehrheit der von ihm zuvor neu gegründeten Weltwoche Verlags AG. Noch vor Ende des Jahres gab er die Übernahme aller Aktien der Weltwoche Verlags AG bekannt, wobei er nie offenlegte, woher das dafür nötige Geld stammte.[10] Seither sinkt die Auflage der Weltwoche zunehmend: 82'000 Ex. (2006), 77'800 Ex. (2011) bis 58'410 Ex. (2014).[11]

Köppel ist im Verwaltungsrat der Köppel Holding AG und der Weltwoche Verlags AG.[12]

Kandidatur als SVP-Nationalrat

Am 26. Februar 2015 gab er bekannt, für die Schweizerische Volkspartei (SVP) bei den Nationalratswahlen im Oktober 2015 anzutreten. Seine Funktion als Chefredaktor und Verleger der Weltwoche wolle er weiterhin ausüben. Gründe für sein Handeln sieht er in der aktuellen politischen Lage der Schweiz, insbesondere im Verhältnis der Schweiz zur Europäischen Union.[13]

Öffentliche Wahrnehmung

2004 wurde Köppel mit dem Liberal Award 2004 der Jungfreisinnigen des Kantons Zürich (JFZH) ausgezeichnet,[14] 2006 wurde er vom Branchenmagazin Schweizer Journalist zum «Journalisten des Jahres» gewählt. 2007 wurden er und die Redaktion der Weltwoche mit dem Schweizerisch-Russischen Journalistenpreis ausgezeichnet.[15]

2007 wurde bekannt, dass er seinen eigenen Wikipedia-Artikel zu seinen Gunsten umgeschrieben hatte.[16]

Köppel tritt häufig in deutschen Talkshows auf. Bei hart aber fair vom 2. Dezember 2009 verteidigte er das Ergebnis des Schweizer Volksentscheids zum Minarettverbot und erklärte, selber für das Minarettverbot gestimmt zu haben. Den durchgeführten Volksentscheid bezeichnete Köppel als «leuchtendes Beispiel der Demokratie in Europa».[17][18]

Zum Kauf der Daten-CDs mit den Daten von mutmasslichen Steuerhinterziehern in der Schweiz äusserte Köppel, dass dies der «Installation eines grenzübergreifenden Blockwartsystems entspricht», und riet der Schweiz, die deutsche Regierung wegen Anstiftung zur Industriespionage zu verklagen und deutsche Minister, welche in die Schweiz fahren, zu verhaften.[19] Letztere Aussage wiederholte er am 2. Februar 2010 in der Sendung Münchner Runde des Bayerischen Rundfunks. Selbige Position vertrat er auch am 3. Februar 2010 bei einer Diskussion in hart aber fair, auch wenn er keine der scharfen Formulierungen wiederholte.[20]

Im Jahr 2010 erhielt Köppel den Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik.

Auf dem Schweizer Radiosender Radio 1 hat er eine wöchentliche Kolumne, die immer am Donnerstagmorgen ausgestrahlt wird. Zusätzlich diskutiert er mit Radiochef Roger Schawinski jeweils montags im Format Roger gegen Roger aktuelle Themen.

2014 wurde er in die Zunft zum Kämbel aufgenommen.[21]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Impressum der Weltwoche
  2. «Die Gegenposition zum Mainstream ist immer richtig» In: Medienwoche.ch vom 28. Februar 2015
  3. http://www.schweizer-illustrierte.ch/stars/schweiz/roger-koeppel-zeigt-sein-zuhause-in-k%C3%BCsnacht-wird-erneut-Vater-ein-Maedchen-im-April
  4. Markus Gilli: SommerTalk mit Roger Köppel. Video in: TeleZüri vom 14. August 2014
  5. «Die Gegenposition zum Mainstream ist immer richtig» In: Medienwoche.ch vom 28. Februar 2015
  6. a b Marcel Rosenbach: Seine Welt ist die Meinung. In: Der Spiegel, 18. Oktober 2004, Nr. 43.
  7. Barbara Heuberger: Eine Baustelle, klartext.ch, 25. Januar 2002. Abgerufen am 29. Mai 2011
  8. «Blocher ist ganz anders als Haider», derStandard.at, 5. März 2008
  9. Weltwoche Tarife 2014. (PDF; 2,2 MB) Abgerufen am 8. Februar 2014
  10. Basler Zeitung, 19. Januar 2012.
  11. WEMF-Auflagebulletin 2014
  12. Roger Köppel im Schweizer Handelsregister
  13. Johanna Wedl: "Köppel will «nicht an Seitenlinie stehen»" In: NZZ.ch vom 26. Februar 2015
  14. Preisträger Liberal Award 2004: Roger Köppel: liberaler Kontrapunkt in der Medienlandschaft. Abgerufen am 4. April 2014
  15. Schweizerisch-russischer Journalistenpreis zum zweiten Mal vergeben in Kooperations-Rat Schweiz/Russland vom 5. Juni 2007
  16. Thomas Zaugg: Köppels Wikipedia. In: Das Magazin, Nr. 36, 7. September 2007.
  17. Daland Segler: Propagandisten der Angst. In: Frankfurter Rundschau, 3. Dezember 2009.
  18. Reinhard Mohr: Träumen von der Toblerone-Republik. Spiegel Online, 3. Dezember 2009.
  19. Roger Köppel: Die Gier diktiert das Recht. stern.de, 2. Februar 2010.
  20. Melanie Ahlemeier: TV-Kritik: Hart aber fair. Ein Schweizer ruft nur noch: Skandal! In: Süddeutsche Zeitung, 4. Februar 2010.
  21. Edgar Schuler: Roger Köppel ist jetzt Kämbel-Zünfter. In: Tages-Anzeiger.ch/Newsnet vom 16. November 2014