Scheeren (Tangerhütte)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Scheeren
Koordinaten: 52° 25′ N, 11° 52′ OKoordinaten: 52° 24′ 46″ N, 11° 52′ 28″ O
Höhe: 45 m ü. NHN
Fläche: 9,6 km²[1]
Einwohner: 21 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 2 Einwohner/km²
Eingemeindung: 30. September 1928
Eingemeindet nach: Birkholz
Postleitzahl: 39517
Vorwahl: 03935
Scheeren (Sachsen-Anhalt)
Scheeren (Sachsen-Anhalt)

Lage von Scheeren in Sachsen-Anhalt

Scheeren gehört zur Ortschaft Birkholz und ist ein Ortsteil der Stadt Tangerhütte im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]

Scheeren, ein kleines Straßendorf, liegt fünf Kilometer südöstlich von Tangerhütte und 22 Kilometer südlich von Stendal umgeben vom Waldgebiet „Scheerensche Forst“. Im Norden liegt der etwa 49 Meter „hohe“ Linienberg.[1][4]

Nachbarorte sind Tangerhütte, Birkholz und Sophienhof im Westen, Grieben im Nordosten und Cobbel im Südwesten.[4]

Mittelalter bis Neuzeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Erwähnung des Dorfes erfolgte im Jahre 1345 als Schorne, als Markgraf Ludwig die Bede im Dorf an Arnold Valenscher (Vollenschier) verlieh.[5] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf ebenfalls als Schorne aufgeführt.[6] Noch 1409 wurde das Dorf als villa Schorne genannt.[7] 1521 ist der Ort eine Wüstung, die 1609 Schörne heißt. 1686 hatten die von Itzenplitz auf der wüsten Feldmark zwei Schäfereien und ein Krughaus anlegen lassen.[1] Im 17. oder 18. Jahrhundert kam es dann zur Anlage eines Vorwerks.[8] Weitere Namensnennungen sind 1687 Schören, 1711 Schören, 1720 Vorwerg Schären[1] und 1804 liegt das Vorwerk Scheeren oder Schären an der Heerstraße von Tangermünde nach Magdeburg, dort ist ein Nebenzollamt von Gardelegen.[9]

Das Rittergut Scheeren gehörte bis 1945 zum Rittergut Birkholz. Im Jahre 1952 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, eine LPG Typ III.[10]

Bereits 1965 gab es in Scheeren eine Geflügelhaltung im Zwischengenossenschaftlichen Geflügelkombinat „Albrecht Thaer“. In den 1980er Jahren betrieb die „Abteilung Scheeren“[1] im VEB Kombinat Industrielle Mast (KIM) Möckern neben der Aufzucht von Legehennen und Broilermasthähnchen für einige Jahre eine Reserve-Großelterntierhaltung.

Im Jahre 1909 beschrieb Wilhelm Zahn die Lage der bewaldete Dorfstelle mit dem Kirchenberg als 1,4 Kilometer nordöstlich vom jetzigen Vorwerk Schären oder Scheeren. Die südlich angrenzenden Ackerstücke hießen „die langen und kurzen Dorfstellstücke“.[8] Heute ist die wüste Dorfstelle von Schorne an der alten Heerstraße am Linienberg mit dem Kirchhügel als Bodendenkmal geschützt.[4] Johann Friedrich Danneil meinte im Jahre 1863 hingegen, dass der jetzige Ort nordwestlich des alten Dorfes gelegen habe. Trümmer der alten Kirche waren 1863 vorhanden.[11]

Die Lage der Wüstung Sandberge wird etwas vage beschrieben: zwischen Scheeren, Grieben und Jerchel. Sie ist erstmals erwähnt in den Sentenzenbüchern im Jahre 1540 in einem Streit zwischen Tron und den von Itzenplitz zu Jerchel um die Nutzung der Dorfstätte Sandberg mit Höfen und Hufen. 1599 wurde die Nutzung bestätigt im Lehnsbrief für die von Itzenplitz unter anderen über mit der Feldmarken Sandberg und Mellingen. Sandberge ist in den umgebenden Gutsfeldmarken aufgegangen.[12]

Eingemeindungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich gehörten Gut und Dorf Scheeren zum Tangermündeschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 bis 1813 lagen beide im Kanton Grieben auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen kamen Gut und Gemeinde Scheeren zum Kreis Stendal, dem späteren Landkreis Stendal.[1] Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Scheeren mit den Landgemeinden Scheeren und Birkholz und mit einem Teil des Gutsbezirks Birkholz zu einer Landgemeinde Birkholz zusammengelegt[13] und als Ortsteil[14] von Birkholz fortgeführt.

Seit dem 31. Mai 2010 (Eingemeindung von Birkholz nach Tangerhütte) gehört der Ortsteil Scheeren zur Ortschaft Birkholz und zur Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte.[15]

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr 1772 1790 1798 1801 1818 1840 1864 1871 1885 1892 1895 1900 1905 1910
Dorf Scheeren 47 58 50 52 50 65 72 82 46 45[16] 40 51[16] 39 59[16]
Gut Scheeren 22 12 19

Quelle, wenn nicht angegeben:[1]

Jahr Einwohner
2013 31[17]
2014 30[17]
2018 25[18]
2019 23[18]
2020 25[19]
Jahr Einwohner
2021 [00]22[19]
2022 [0]21[2]
2023 [0]21[2]

Die Evangelischen aus Scheeren waren früher in die Pfarrei Grieben im Kreis Stendal eingekircht.[20] Die Kirchengemeinde Grieben wird heute betreut vom Pfarrbereich Lüderitz im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[21]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[22]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Postäule in Scheeren
  • Die denkmalgeschützte Postsäule in Scheeren hat die Form eines mehrfach abgestuften Obelisken. Sie besteht aus vier Sandsteinschichten.[23]

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Im Dorf gibt es eine Geflügelmastanlage. Der Hähnchenhof[24] hatte im Jahre 2015 einen Auftritt im Kino-Film Axel der Held.[25]
  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1929–1931, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 89 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 301, 76. Scheeren–Schären (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f g Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1929–1931, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Birgit Schulze: So wenig Babys wie noch nie. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker (E-Paper). 13. Januar 2024, DNB 1002381223, S. 18.
  3. Stadt Tangerhütte: Hauptsatzung der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte. 15. Dezember 2020, §17 Ortschaftsverfassung (tangerhuette.de [PDF; 399 kB; abgerufen am 17. Januar 2021]).
  4. a b c Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 464 (Digitalisat).
  6. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 369.
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 170 (Digitalisat).
  8. a b Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 206–207, Nr. 212 (uni-jena.de).
  9. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 281 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00303~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 241, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  11. Johann Friedrich Danneil: Die Wüsten der Altmark. Fortsetzung und Schluß. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 13. Jahresbericht, 1863, S. 101, Nr. 208. Scheeren (altmark-geschichte.de [PDF]).
  12. Lieselott Enders: Neue Details zur Wüstungsgeschichte der Altmark. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 76. Jahresbericht, 2004, S. 25 (altmark-geschichte.de [PDF]).
  13. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 209.
  14. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1929, ZDB-ID 3766-7, S. 143.
  15. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Stadt Tangerhütte aus allen Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft „Tangerhütte-Land“. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 20. Jahrgang, Nr. 13, 30. Mai 2010, ZDB-ID 2665593-7, S. 183–194, §1, §7 (landkreis-stendal.de [PDF; 2,0 MB; abgerufen am 6. Januar 2021]).
  16. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 89 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  17. a b Birgit Schulze: Abwärtstrend wird gebremst. In: Stendaler Volksstimme. 14. Januar 2015, S. 20.
  18. a b Birgit Schulze: Mehr Zuzug und mehr Babys. In: Stendaler Volksstimme. 15. Januar 2020, S. 20.
  19. a b Birgit Schulze: Tangerhütte verliert weiter Einwohner. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 13. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 17.
  20. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 115 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Pfarrbereich Lüderitz. In: ekmd.de. Abgerufen am 9. April 2023.
  22. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 24. Januar 2021.
  23. Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 165.
  24. Birgit Schulze: Kino-Hühnerfarm steht in Scheeren. In: Volksstimme Magdeburg. 15. Oktober 2014 (volksstimme.de [abgerufen am 24. Januar 2021]).
  25. Axel, der Held bei IMDb