Siebeneich (Terlan)

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Siebeneich
Italienische Bezeichnung: Settequerce
Die Pfarrkirche zum Hl. Herzen Jesu
Staat Italien
Region Trentino-Südtirol
Provinz Südtirol (BZ)
Gemeinde Terlan
Koordinaten 46° 31′ N, 11° 16′ OKoordinaten: 46° 30′ 37″ N, 11° 16′ 28″ O
Höhe 247 m s.l.m.
Einwohner 861 (2008)
Demonym Siebeneicher (Siebnoacher)
Patron Hl. Herz Jesu
Telefonvorwahl 0471 CAP 39018

Siebeneich (italienisch Settequerce) ist eine Fraktion der Gemeinde Terlan in Südtirol (Italien).

Siebeneich liegt nahe der Etsch auf der orographisch linken, östlichen Seite im Etschtal zwischen Bozen und Meran, knapp nordwestlich vom Bozner Talkessel. Die Ortschaft befindet sich auf 247 m Meereshöhe und zählt 844 Einwohner (25. Juni 2008). Sie ist umgeben von Apfelbäumen und Weinbergen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühgeschichtlich bedeutsam ist der Ort dank der Ausgrabungen aus der Eisenzeit in der Flur Brigl[1] und aus der Zeit der Räter, die sich im sogenannten Heiligen Winkel konzentrieren.[2]

Erstmals urkundlich genannt wird die Ortschaft in den Jahren 1182–1187 als „Sibenaiche“ im Traditionsbuch von Kloster Wessobrunn, das hier über Grundbesitz verfügte.[3] Auch das von den Welfen geförderte Prämonstratenserstift Steingaden war seit dem späten 12. Jahrhundert in Siebeneich begütert.[4] Im späten 15. Jahrhundert kam es zu Auseinandersetzungen der Dorfgemeinschaft von Siebeneich und Terlan mit jener von Gries bei Bozen um agrarische Nutzungsrechte im weitläufigen Moosgebiet an der Etsch, die Landesfürst Sigmund von Österreich-Tirol im Jahr 1470 zu schlichten versuchte.[5]

Kunsthistorisch von Interesse sind die Pfarrkirche zum Hl. Herzen Jesu und die Kirche zum Hl. Antonius im Deutschhaus (Haus des Deutschen Ordens). Im frühen 20. Jahrhundert ließen sich hier kurzzeitig auch Konventualen des Klosters Habsthal nieder.

Beachtlich ist der Ansitz Großkarnell (der Name rührt vom ehemaligen Karnellenhof), der früher den Grafen von Wolkenstein gehörte und im Volksmund auch als Siebeneichner Schlössl bekannt ist.[6]

Hoch über dem kleinen Dorf, im Gemeindegebiet von Jenesien, erhebt sich die Burgruine von Burg Greifenstein (im Volksmund Sauschloss genannt). Auf halber Höhe und ebenfalls bereits im Jenesiener Gebiet befindet sich die Kapelle der Hll. Cosmas und Damian, ein mittelalterlicher Wallfahrtsort.[7]

Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort verfügt über eine Raiffeisenbank, einen kleinen Supermarkt sowie einen Kindergarten und eine Grundschule für die deutsche Sprachgruppe. Die Freiwillige Feuerwehr Siebeneich sorgt für den abwehrenden Brandschutz und die allgemeine Hilfe.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nur wenige Minuten von Siebeneich entfernt liegen die Landeshauptstadt Bozen, Meran und das Burggrafenamt. Diese Orte sind über die durch Siebeneich führende alte Staatsstraße oder die Bahnstrecke Bozen–Meran, die am Bahnhof Siebeneich eine Zugangsstelle bietet, leicht zu erreichen. Zudem führt die Radroute 2 „Vinschgau–Bozen“ am Ort vorbei.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carl von Seyffertitz (* 17. Februar 1825; † 12. Juli 1900 in Bregenz), Beamter, Politiker und Naturwissenschaftler, Besitzer von Großkarnell
  • Toni Egger (* 12. September 1926; † 2. Februar 1959 am Cerro Torre, Argentinien), Kletterer und Bergsteiger

Bildergalerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Irene Swidrak: Paläoethnobotanische Untersuchungen der bronzezeitlichen Siedlung Sotciastel im Gadertal und der eisenzeitlichen Lokalität Brigl-Siebeneich bei Bozen: ein Vergleich. Universität Innsbruck, Dipl.-Arb., 1997.
  2. Südtiroler Archäologiemuseum (Hrsg.): Der heilige Winkel: der Bozner Talkessel zwischen der Späten Bronzezeit und der Romanisierung (13.–1. Jh. v. Chr.). Folio-Verlag, Wien-Bozen 2002, ISBN 88-86857-07-1.
  3. Reinhard Höppl: Die Traditionen des Klosters Wessobrunn. Verlag Beck, München 1984, ISBN 978-3-406-10392-6, Nr. 37.
  4. Albert Jäger: Geschichte der landständischen Verfassung Tirols. Band 1: Die Entstehung und Ausbildung der socialen Stände und ihrer Rechtsverhältnisse in Tirol: von der Völkerwanderung bis zum XV. Jahrhundert. Wagner, Innsbruck 1881, S. 344.
  5. Hannes Obermair: Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. In: Bozen Süd – Bolzano Nord. Band 2. Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 142–143 (PDF).
  6. Beda Weber: Die Stadt Bozen und ihre Umgebungen. Bozen: Josef Eberle 1849, S. 259.
  7. Leo Andergassen: St. Cosmas und Damian in Siebeneich: Kultort und Wallfahrt. In: Der Schlern 67, 1993, S. 87–191.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Diether Schürr: Steinberg, Siebeneich und Val Camonica. In: Der Schlern 49, 1975, S. 606–608.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Siebeneich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien