Siegfried Häußler

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Siegfried Häußler (* 11. Januar 1917 in Deizisau; † 16. August 1989 in Altbach) war ein deutscher Allgemeinmediziner, Verbandsvertreter und Hochschullehrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegfried Häußler wurde am 11. Januar 1917 als viertes Kind eines schwäbischen Bürgermeisters in Deizisau bei Plochingen geboren.[1] Nach Abitur und Arbeitsdienst studierte er Medizin an den Universitäten Tübingen, Innsbruck und Jena.[2] 1942 schloss er mit dem Staatsexamen und der Promotion an der Universität Tübingen ab. Anschließend tat er als Truppenarzt in einem Reservelazarett sowie auf einem Hauptverbandsplatz Dienst.[3] 1945 wurde er als Schwerkriegsbeschädigter aus englischer Gefangenschaft entlassen und ließ sich als praktischer Arzt in der Gemeinde Altbach nieder.[1]

Beruspolitische und -ständische Vertretung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1946 war Häußler Mitbegründer des Geislinger Kreises, der 1949 die Keimzelle des Landesverbandes Baden-Württemberg des wieder gegründeten Hartmannbundes wurde.[2] Von 1949 bis 1957 war er Vorsitzender des Landesverbandes und, nachdem er von 1953 bis 1959 zunächst stellvertretender, wurde er von 1959 bis 1963 Erster Vorsitzender des Bundesverbandes des Hartmannbundes.[3]

Von 1957 bis 1989 war Häußler ununterbrochen 1. Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordwürttemberg in Stuttgart, deren Ehrenvorsitzender er im Anschluss wurde.[4][5] Häußler wurde am 2. März 1985 zum Ersten Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gewählt.[2] Am 3. Dezember 1988 nahm er vor der Vertreterversammlung in Köln seinen Abschied.[6]

Er war seit 1962 Mitglied des Bundesgesundheitsrates, arbeitete im Bundesausschuß Ärzte und Krankenkassen und in anderen Gremien der kassenärztlichen Selbstverwaltung mit. Im Oktober 1986 wurde Häußler in den Ärztlichen Sachverständigenbeirat beim Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, Sektion „Krankenversicherung“, einem Gremium, das den Bundesarbeitsminister in ärztlich-wissenschaftlichen Fragen berät, berufen.[2]

Wegbereiter der Allgemeinmedizin in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Häußler war ein maßgeblicher Wegbereiter einer allgemeinmedizinisch-wissenschaftlich fundierten Medizin und ein Vorkämpfer der gleichberechtigten Etablierung des Faches Allgemeinmedizin an den Hochschulen.[1] 1966 erhielt Siegfried Häußler von der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg den Lehrauftrag „Tätigkeit des Praktischen Arztes“. Dies war der erste Lehrauftrag einer Hochschule für die hausärztliche Medizin und somit die Geburtsstunde der akademischen Allgemeinmedizin in Deutschland.[7][8] Nach seiner Habilitation 1968 erhielt Häußler die Lehrbefugnis für das Fach Allgemeinmedizin an der neugegründeten Ulmer Universität, wo er 1973 zum außerplanmäßigen Professor ernannt wurde.[1]

Als Vorsitzender der Vereinigung der Hochschullehrer und Lehrbeauftragten für Allgemeinmedizin e. V. wirkte Häußler prägend bei der Etablierung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen.[9] Auf Häußlers Drängen beschloss der Deutsche Ärztetag 1968, erstmals die Bezeichnung „Arzt für Allgemeinmedizin“ in die Weiterbildungsordnung aufzunehmen.[3]

Weiteres soziales Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Häußler war der maßgebliche Initiator des Appells, Patenschaften für die in der Bundesrepublik studierenden Töchter und Söhne von Ärzten aus der damaligen DDR zu übernehmen, der 1955 zur Gründung der Hartmann-Bund-Stiftung „Ärzte helfen Ärzten“ führte, deren Vorsitzender er wurde.[10] 1976 wurde Häußler zum Vorstandsvorsitzenden des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI), einer gemeinnützigen Stiftung der 18 Kassenärztlichen Vereinigungen und der KBV in Köln, gewählt. Auch als Vorsitzender des Vereins Rationelle Arztpraxis e. V. (Stuttgart) hat sich Häußler engagiert und tatkräftig mitgewirkt.[2]

Parteipolitisches Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Parteipolitisch engagierte Häußler sich in der CDU, für die er bei der Bundestagswahl 1949 im Wahlkreis Eßlingen antrat.[11] Er erreichte mit 26,2 % jedoch lediglich den dritten Platz hinter Franz Ott (28,0 %) dem Kandidaten der „Notgemeinschaft Württemberg-Baden“, einer Vertriebenenorganisation, und dem Sozialdemokraten Albert Pflüger (27,0 %).[12]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Siegfried Häußler: Gesundheitspolitik: Reform durch Zwang oder Einsicht? Deutscher Instituts Verlag, Köln / Frankfurt (Main) 1976, ISBN 3-88054-010-1.
  • Siegfried Häussler; Rolf Liebold; Helmut Narr: Die kassenärztliche Tätigkeit. In: Taschenbücher Allgemeinmedizin. 3., überarb. u. erg. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg / New York / Tokyo 1984, ISBN 978-3-540-12990-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Siegfried Häussler: Ärztlicher Ratgeber für werdende und junge Mütter. In: Ärztlicher Ratgeber für werdende und junge Eltern. 40., neubearb. Auflage. Verlag Wort und Bild Becker, Baierbrunn bei München 1977.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Besel: Psychosomatisches Handeln in der Allgemeinmedizin: Festschrift für Professor Siegfried Häußler zum 70. Geburtstag. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-73348-2, S. 3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d KBV Vorstandswahl: Siegfried Häußler — ein Pionier der Allgemeinmedizin. (PDF) In: Deutsches Ärzteblatt 82, Heft 11, (26). 13. März 1985, S. A-714, abgerufen am 14. Dezember 2014.
  2. a b c d e f g h i Siegfried Häußler wird siebzig. In: Deutsches Ärzteblatt 84, Heft 1/2, (47). 2. Januar 1987, S. A-41, abgerufen am 14. Dezember 2014.
  3. a b c Siegfried Häussler. In: Der Spiegel 46/1979. 12. November 1979, S. 84, abgerufen am 2. Januar 2016.
  4. Siegfiied Häußler – Ein Arzt mit Leib und Seele. (PDF) In: Deutsches Ärzteblatt 86, Heft 24/35. 28. August 1989, S. A-2309, abgerufen am 3. Januar 2016.
  5. GEWÄHLT: Dr. med. Wolfgang Mohr. (PDF) In: Deutsches Ärzteblatt 86, Heft 4, (56). 26. Januar 1989, S. A-184, abgerufen am 3. Januar 2016.
  6. 30 Jahre Ärzte Zeitung – Special. EBM und GRG - Ärzte im Mehrfrontenkampf, Dezember 1988. In: Ärzte Zeitung. 4. April 2012, abgerufen am 14. Dezember 2014.
  7. Lehrbereich Allgemeinmedizin. In: Studiumsinformationen. Universitätsklinikum Freiburg, abgerufen am 14. Dezember 2014.
  8. Hansjakob Mattern: Bild der Allgemeinmedizin in Europa. In: Hans Kamps, Adolf Laufs (Hrsg.): Arzt- und Kassenarztrecht im Wandel: Festschrift für Prof Dr. iur. Helmut Narr zum 60. Geburtstag (= MedR Schriftenreihe Medizinrecht). Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-83532-2, S. 96 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Gernot Laurenz: 30 Jahre Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin. (PDF) In: 19. Deutscher Hausärztetag. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) e.V., 19. September 1996, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Januar 2016; abgerufen am 3. Januar 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.degam.de
  10. Ärzte helfen Ärzten: Über die Stiftung. Hartmannbund, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Januar 2016; abgerufen am 3. Januar 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hartmannbund.de
  11. Häußler, Siegfried, Dr. In: Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.B. – Die Volksvertretung 1946–1972. – [Haack bis Huys] (= KGParl Online-Publikationen). Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien e. V., Berlin 2006, ISBN 3-7700-5224-2, S. 426–427, urn:nbn:de:101:1-2014070812574 (kgparl.de [PDF; 507 kB; abgerufen am 19. Juni 2017]).
  12. Wahl-Zeitmaschine auf spiegel.de, abgerufen am 10. Juni 2017.
  13. Liste der Ordensträger 1975–2014. (PDF) Staatsministerium Baden-Württemberg, abgerufen am 14. Dezember 2014.
  14. Ehrungen und Auszeichnungen. In: Internetauftritt des Universität Ulm. Universität Ulm, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Oktober 2014; abgerufen am 14. Dezember 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uni-ulm.de
  15. Klaus Besel: Psychosomatisches Handeln in der Allgemeinmedizin: Festschrift für Professor Siegfried Häußler zum 70. Geburtstag. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-73348-2, S. 3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. Hartmann-Thieding-Plakette. In: Internetauftritt des Hartmannbundes. Hartmannbund, abgerufen am 3. Januar 2016.
  17. Bundesanzeiger, Jg. 41, Nummer 171 vom 12. September 1989, S. 429
  18. Stern für Siegfried Häußler. (PDF) In: Deutsches Ärzteblatt 86, Heft 27, (76). 6. Juli 1989, S. A-2030, abgerufen am 3. Januar 2016.