Sophiental (Wendeburg)

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Sophiental
Gemeinde Wendeburg
Wappen von Sophiental
Koordinaten: 52° 19′ N, 10° 21′ OKoordinaten: 52° 18′ 37″ N, 10° 21′ 5″ O
Höhe: ca. 70 (68–71) m ü. NHN
Einwohner: 494 (Dez. 2023)[1]
Eingemeindung: 1. März 1974
Postleitzahl: 38176
Vorwahl: 05303
Karte
Gemeinde
St. Martin
Brücke über den Mittellandkanal bei Sophiental

Sophiental ist eine Ortschaft der Gemeinde Wendeburg im Landkreis Peine in Niedersachsen.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sophiental liegt zwischen den Städten Braunschweig (24 km) und Peine (9 km) an der Landesstraße L 321 in einer von Landwirtschaft und Forst geprägten Landschaft. Die 186 Hektar große Gemarkung wird im Süden vom Mittellandkanal durchzogen. Im Norden und im Süden liegen Landes- und Genossenschaftsforste. Kommunaler Bezugspunkt ist Wendeburg. Das Gemeindezentrum liegt 3 km entfernt.

Die Autobahn A2 ist über den Anschluss Peine Ost (Entfernung 9,1 km) oder Braunschweig-Watenbüttel (Entfernung 8,2 km) zu erreichen. Die nächstliegenden Bahnhöfe befinden sich in Peine (Entfernung 8,7 km) und in Vechelde (Entfernung 9,4 km).

Von Sophiental aus bestehen Busverbindungen in die Kreisstadt Peine (Mittelzentrum), nach Wendeburg, Vechelde und Braunschweig (Oberzentrum).

Nachbarorte
Wappen von Meerdorf
Meerdorf
7,6 km
Wappen von Rüper
Rüper
4,1 km
Wappen von Wendeburg
Wendeburg
3,0 km
Wappen von Woltorf
Woltorf (Peine)
2,8 km
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Wappen von Völkenrode
Völkenrode (Braunschweig)
6,2 km
Wappen von Fürstenau
Fürstenau (Vechelde)
1,7 km
Wappen von Wahle
Wahle (Vechelde)
4,4 km
Wappen von Bortfeld
Bortfeld
4,1 km

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemarkung Sophiental mit den angrenzenden Forsten nördlich des Mittellandkanals gehört zu dem Naturraum Burgdorf-Peiner Geestplatten. Geschiebemergel und Schmelzwassersande aus der Saaleeiszeit überdecken hier von Nordosten nach Südwesten abfallend eine in größerer Tiefe liegende Tonschicht. Sie tritt südlich des Mittellandkanals dicht an die Erdoberfläche. Der überwiegend schwach lehmige Sandboden geht im Westteil der Feldflur in ein anmooriges Wiesengelände über. Das ackerbauliche Ertragspotential wird als überwiegend gering bewertet.[2]

Anfang der 1930er Jahre erreichte der Bau des Mittellandkanals Sophiental von Westen her. Am 29. März 1931 machte der erste Frachtkahn fest, um nicht mehr benötigtes Baumaterial zu laden.[3] Durchweg ist der Grundwasserstand hoch. Die Entwässerung erfolgt in südwestliche Richtung zum Schneegraben hin, der in der Sophientaler Feldflur in der einen Richtung zum Mittellandkanal und in der anderen zur Erse hin fließt. Die Anhöhe unmittelbar südlich des Mittellandkanals entstand als Abraumhalde während des Kanalbaus.

Der südlich der Ortschaft gelegene Wald ist seit 1969 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.[4] Mit einer Fläche von 720 ha ist es die größte zusammenhängende Waldfläche im Landkreis Peine.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sophiental ist der jüngste Ortsteil der Gemeinde Wendeburg. 1724 übertrug der regierende Herzog August Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg seiner dritten Frau Elisabeth Sophie Marie durch einen Lehnbrief ein Gebiet in der Wendeburger Holzmark.[5] In den folgenden Jahren ließ sie dort ein Lustschloss mit Nebengebäuden und einem Barockgarten anlegen.[6][7] Aus der Ansiedlung der Bediensteten beiderseits einer zur Schlossanlage führenden Lindenallee entwickelte sich der nach der Herzogin benannte Ort. Nach ihrem Tod wurden die in Holzfachwerkbauweise errichteten fürstlichen Häuser um 1769 abgetragen. Ein großer Teil der Baumaterialien wurde versteigert, einige Balken wurden in der Wendeburger Marienkirche verwendet. Das ehemalige Küchengebäude auf dem Schlossgelände wurde zu einer Revierförsterei umgebaut.[8] Teile des Schlossgrabens mit Wall und altem Baumbestand sind noch erhalten.

Herzogin Elisabeth Sophie Marie,
Gemälde von Christoph Bernhard Francke, vor 1729

Ursprünglich wurde Sophiental mit ‚th‘ geschrieben. Die Änderung der Schreibweise erfolgte im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform von 1901.

Mit dem Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel wurde Sophiental 1807 in das von Napoleon geschaffene Königreich Westphalen eingegliedert. Durch ein königliches Dekret vom 5. Januar 1813 wurde die Commune Sophienthal im Landkanton Peine mit der im selben Kanton liegenden Commune Fürstenau vereinigt.[9] Diese Zuordnung bestand nur für wenige Monate bis zum Verfall des Königreichs.

1966 wurde Sophiental ein Teil der Samtgemeinde Vechelde. Am 1. März 1974 wurde Sophiental im Zuge der Gebietsreform nach Wendeburg eingemeindet.[10]

Entwicklung der Einwohnerzahl
Jahr Einwohner
1767[11] etwa 80
1774[12] 93
1793[12] 148
1802[13] 148
1823[12] 207
1858[12] 222
1891[14] 229
Jahr Einwohner
1895[15] 246
1906[16] 249
1910[17] 236
1925[18] 240
1933[18] 242
1939[18] 294
1950[19] 457
Jahr Einwohner
1961[20][10] 325
1970[10] 328
1980 396
1990 436
2000 503
2015 485
2021[21] 462

Nachfolgend wird die Einwohnerentwicklung grafisch dargestellt.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ortsrat, der Sophiental vertritt, setzt sich aus fünf Mitgliedern zusammen. Die Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt.

Bei der Kommunalwahl 2021 ergab sich folgende Sitzverteilung:[22]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: In Gold vorne und hinten ein blaues Haselblatt mit Fruchtstand über einer flachen blauen Spitze belegt mit einer goldenen Glocke.

Die im Wappen dargestellte Glocke nimmt Bezug auf die Glocke, die von der Ortsgründerin Herzogin Elisabeth Sophie Marie ursprünglich für ihr Lustschloss in Fürstenau bestimmt war, jetzt aber seit 1890 als Stundenglocke in einer Dachgaube des Kirchturms in Sophiental hängt. Sie verweist auf den gründungsgeschichtlichen Zusammenhang der beiden Ortschaften. Die Haselblätter stehen für den lockeren Buschbewuchs der früher waldreichen, dann aber von Köhlern gerodeten Wendeburger Holzmark.[23] Die braunschweigischen Landesfarben Blau-Gelb bezeugen die ehemalige Zugehörigkeit zum Land und Landkreis Braunschweig.

Die Flagge ist blau–gelb waagerecht gestreift mit aufgelegtem Wappen.

Der Wappenentwurf wurde am 23. Februar 1985 von der Bürgerversammlung angenommen und noch im gleichen Jahr vom Wendeburger Verwaltungsausschuss gebilligt.[24] Entwurf: Werner Wiese unter Mitwirkung des Darre-Clubs.

Ausflugsmöglichkeiten und Sehenswertes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Wanderer und Radler sind die weitläufigen Waldgebiete und die Feldflur rund um Sophiental Ausgangspunkt eines kurzen Spaziergangs oder einer längeren Tagestour.[25][26] Für den, der nicht nur die Natur erleben will, lohnt es sich, auf den gut ausgebauten Wegen die Zweidorfer Erdholländer Windmühle[27][28], den ökologisch orientierten Walderlebnispfad im Zweidorfer Holz[29], den kleinen, bunt bepflanzten Barock-Schlosspark in Vechelde oder das traditionsreiche Bauernhausmuseum in Bortfeld[30][31] anzusteuern. Von den Uferwegen des Mittellandkanals aus sind Großmotorgüterschiffe und Schubverbände aus unmittelbarer Nähe zu beobachten.

Vereinsleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt die Freiwillige Feuerwehr und weitere ehrenamtlich tätige Organisationen, Vereine und Gruppen.[32]

Kurioses[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Separationsverhandlungen zwischen der Gemeinde und der Herzoglich-Braunschweigischen Forst Mitte des 19. Jahrhunderts bestand letztere darauf, die alte Friedhofseiche zu gegebener Zeit fällen zu dürfen, weil sie ihr gehöre. Die Gemeinde hatte die Friedhofsfläche von der Forst zuvor erworben und wollte die Eiche für immer erhalten, weil sie „zur Zierde des Dorfes gereiche“.[33] Als überall zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 Eichen gepflanzt wurden, erklärte die Gemeinde die Friedhofseiche kurzerhand zu ihrer Friedenseiche. Daraufhin wollte die Forst ihr Verwertungsrecht nicht mehr durchsetzen. So erzählt man sich es. Die Eiche steht heute noch auf dem Friedhof.

Persönlichkeiten, die im Ort gewirkt haben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Krahe (1839–1921) hat in Sophiental die Kirche und die Dorfschule nach Richtlinien des Baudirektors Ernst Wiehe entworfen und errichten lassen.
  • Christian Oberhey (1818–1905) hat sich für den Bau der Kirche St. Martin in Sophiental eingesetzt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Edeltraut Hundertmark: Die Deutschen Landkreise, Handbuch für Verwaltung, Wirtschaft und Kultur. Bd. 22, Der Landkreis Braunschweig, Verwaltungsbezirk Braunschweig. Verlag W. Dorn, Bremen-Horn 1965, S. 176.
  • [K. Lühr]: Festschrift zur Feier des 200jährigen Bestehens der Dörfer Sophiental und Fürstenau, 1724–1924. Druck Rommel & Co., Braunschweig 1924, S. 14.
  • Paul Jonas Meier: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Braunschweig mit Ausschluß der Stadt Braunschweig. Bd. 2, Verlag J. Zwissler, Wolfenbüttel 1900, S. 384.
  • Rudolf Paes: Hasel-Hof, Fürstenau, Sophiental 1724–1974. Bodenstedt 1974, S. 117.
  • Hannelore Wiese, Margrit Seidel: Die St. Martin’s Kirche zu Sophiental: zum 100. Kirchweihtag, 1890–1990. Druck W. Schmidt, Braunschweig 1990, S. 43.
  • Hannelore Wiese: Sophiental Geschichten aus der alten Zeit. Print Service Wehmeyer GmbH, Braunschweig 2023, 125 Seiten.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sophiental – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Einwohnerzahlen der Gemeinde Wendeburg abgerufen am 26. Febr. 2023
  2. Niedersächsisches Bodeninformationssystem NIBIS®
  3. Aus der Landeshauptstadt: in Braunschweigische Staatszeitung vom 30. März 1931, S. 6
  4. Landschaftsschutzgebiet P 36 im Landkreis Peine in der World Database on Protected Areas, abgerufen am 20. Juni 2022 (englisch).
  5. NLA – Standort Wolfenbüttel, 1 Alt 23 Nr. 309: Abschrift eines Lehnbriefes
  6. H.-H. Grote: Großer Herren Paläste – Schlösser im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. in: Herrmann Korb und seine Zeit: 1656–1735, barockes Bauen im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Braunschweig Appelhans, 2006, ISBN 3-937664-51-3, S. 88.
  7. S. Paulus, E. Arnhold: Die Lustschlösser Fürstenau und Sophiental. in: Herrmann Korb und seine Zeit: 1656–1735, barockes Bauen im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Braunschweig Appelhans, 2006, S. 99 f.
  8. NLA-Standort Wolfenbüttel, 4 Alt 6 Nr. 1987: Einrichtung des Küchengebäudes zu Sophiental zu einer Wohnung für den Revierförster
  9. Gesetz-Bülletin des Königreichs Westphalen. Teil 1. Kassel 1813 (Digitalisat) in Sammlungen der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, abgerufen am 30. Januar 2022
  10. a b c Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 268.
  11. E. Hundertmark: Die Deutschen Landkreise, Handbuch für Verwaltung, Wirtschaft und Kultur, Bd. 22, Der Landkreis Braunschweig, Verwaltungsbezirk Braunschweig. Bremen-Horn 1965, S. 106.
  12. a b c d H. Kleinau: Geschichtliches Ortsverzeichnis. August Lax, Hildesheim 1968, S. 586.
  13. Georg Hassel, Karl Bege: Geographisch-statistische Beschreibung der Fürstenthümer Wolfenbüttel und Blankenburg. Verlag Culemann, Braunschweig 1802, S. 480 (google.de [abgerufen am 17. Juli 2019]).
  14. Fr. Knoll, R. Bode: Das Herzogtum Braunschweig: ein Handbuch der gesamten Landeskunde, Verlag H. Wollmann, Braunschweig 1891, S. 231 f.
  15. Paul Jonas Meier: S. 294.
  16. J. Penzler: Ritters Geographisch-statistisches Lexikon, Teil 2 L–Z, Verlag O. Wigand, Leipzig 1906, S. 906.
  17. Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900. – Herzogtum Braunschweig – Kreis Braunschweig. Uli Schubert, 2014, abgerufen am 14. November 2017.
  18. a b c Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Braunschweig. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  19. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Amtliches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Endgültige Ergebnisse nach der Volkszählung vom 13. September 1950 (= Statistik der Bundesrepublik Deutschland. Band 33). W. Kohlhammer, Stuttgart/Köln 1952, S. 60 (Digitalisat [PDF; 27,1 MB]).
  20. Niedersächsisches Landesverwaltungsamt: Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Wohnplätze in Niedersachsen 1964. Hannover 1964, S. 125.
  21. Einwohnerzahlen der Gemeinde Wendeburg. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. November 2017; abgerufen am 26. Februar 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wendeburg.de
  22. Ergebnis Ortsratswahl 2021. Abgerufen am 13. Juli 2022.
  23. August Seidensticker: Rechts- und Wirtschafts-Geschichte norddeutscher Forsten. Dieterich, Göttingen 1896, S. 335 (google.de [abgerufen am 17. Juli 2019]).
  24. Arnold Rabbow: Neues Braunschweigisches Wappenbuch. Braunschweiger Zeitungsverlag, Meyer Verlag, Braunschweig 2003, ISBN 3-926701-59-5, S. 157.
  25. Radtour: Wald und Wiesen, abgerufen am 6. Januar 2018.
  26. Radtour: Wasserroute, abgerufen am 6. Januar 2018.
  27. Zweidorfer Mühle
  28. Flyer: Die Niedersächsische Mühlenstraße im Braunschweiger Land, auf tourismus-peine.de, abgerufen am 24. Februar 2023.
  29. Flyer: Walderlebnispfad Zweidorfer Holz, abgerufen am 24. Februar 2023.
  30. Bauernhaus-Museum Bortfeld auf der Seite der Gemeinde Wendeburg, abgerufen am 4. Dezember 2022.
  31. Braunschweigisches Landesmuseum: Bauernhausmuseum Bortfeld, abgerufen am 21. Oktober 2021.
  32. Vereine in den Ortschaften der Gemeinde Wendeburg, abgerufen am 1. Dezember 2022.
  33. Abschlussprotokoll vom 11. November 1868 des durchgeführten Rezesses vom 15. Januar 1850.