Steinbachtalsperre (Nordrhein-Westfalen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. Juli 2021 um 19:08 Uhr durch 134.19.101.36 (Diskussion) (→‎Hochwasser 2021). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Steinbachtalsperre
Steinbachtalsperre (Kreis Euskirchen) in südwestlicher Richtung
Steinbachtalsperre (Kreis Euskirchen) in südwestlicher Richtung
Steinbachtalsperre (Kreis Euskirchen) in südwestlicher Richtung
Lage Kreis Euskirchen
Zuflüsse Steinbach, Treuenbach
Abfluss SteinbachSwistErftRheinNordsee
Größere Städte in der Nähe Euskirchen
Steinbachtalsperre (Nordrhein-Westfalen)
Steinbachtalsperre (Nordrhein-Westfalen)
Koordinaten 50° 35′ 27″ N, 6° 50′ 12″ OKoordinaten: 50° 35′ 27″ N, 6° 50′ 12″ O
Daten zum Bauwerk
Bauzeit 1934–1936
Höhe über Talsohle 19 m
Höhe über Gründungssohle 23 m
Bauwerksvolumen 100 000 m³
Kronenlänge 240 m
Kronenbreite ca. 15 m
Betreiber Zweckverband Steinbachtalsperre/Wasserversorgungsverband Euskirchen-Swisttal
Daten zum Stausee
Höhenlage (bei Stauziel) 278,73 m
Wasseroberfläche 14,6 ha
Stauseelänge ca. 980 mdep1
Stauseebreite max. 380 mdep1
Speicherraum 1,06 Mio. m³
Gesamtstauraum 1,2 Mio. m³
Einzugsgebiet 16 km²

Die Steinbachtalsperre ist eine Talsperre in Nordrhein-Westfalen auf dem Gebiet der Stadt Euskirchen südlich des Stadtteiles Kirchheim.

Geschichte

Die Talsperre wurde auf Druck der Euskirchener Tuchindustrie gebaut, die gegen Ende der 1920er Jahre ihren Wasserbedarf aus den natürlichen Bachläufen nicht mehr decken konnte. Beklagt wurde zum einen die Wasserqualität, die durch Einleitungen aus dem Mechernicher Bleibergbau stark beeinträchtigt war. Zum anderen reichte die Menge des verfügbaren Wassers nicht mehr aus, das zum Antrieb der Turbinen und als Prozesswasser genutzt wurde.[1] Zur Durchführung des Baus und des laufenden Betriebs wurde 1933 der Zweckverband Steinbachtalsperre gegründet. Im Februar 1934 begannen die Bauarbeiten. 1935 wurde das erste Wasser entnommen. Für den Transport des Wassers baute man eine gusseiserne Rohrleitung von insgesamt 16 km Länge inklusive aller Verzweigungen in das Stadtgebiet Euskirchen und nach Kuchenheim.

Der im Wald gelegene, bis zu 17,4 m tiefe See ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet. Das Absperrbauwerk der Talsperre ist ein Staudamm aus grobsteinigem Material mit einer wasserseitigen Lehmdichtung. Betreiber ist der Zweckverband Steinbachtalsperre/Wasserversorgungsverband Euskirchen-Swisttal.[2]

Von September 1988 bis 1990 wurde die Talsperre saniert. Am 27. April 1990 begann der Wiedereinstau.[3]

Hochwasser 2021

Während des Dauerregens Mitte Juli 2021 infolge des Unwettertiefs „Bernd“ verstopfte der Grundablass der Talsperre. Der Damm drohte durch die starke Belastung zu brechen. Deshalb mussten etwa 4500 Bewohner der unterhalb gelegenen Ortschaften Odendorf, Schweinheim, Flamersheim, Palmersheim und den Rheinbacher Ortsteilen Niederdrees und Oberdrees ihre Häuser verlassen.[4][5] Für weitere Regionen entlang der Erft, vor allem Erftstadt und Kerpen wurden potenzielle Evakuierungen angekündigt. Die Lage beruhigte sich, nachdem die Verstopfung gelöst werden konnte und ein kontrollierter Abfluss ermöglicht wurde; das Technische Hilfswerk (THW) pumpte zusätzlich Wasser ab.[6]

Freizeitmöglichkeiten

Am See befindet sich ein Wald-Freibad mit 7500 m² Wasserfläche mit Schwimmerbecken, Plansch- und Nichtschwimmerbecken, Wasserrutsche und Sprungturmanlage.[7] Ein großer Kinderspielplatz, ein Beachvolleyballfeld und andere Freizeitangebote befinden sich ebenfalls auf dem Gelände. Die Wald-Gaststätte Steinbach mit hauseigener Brauerei und Biergarten ist in unmittelbarer Nachbarschaft.

In den Jahren 2002 bis 2003 wurde wegen der Haushaltslage der Stadt Euskirchen im Stadtrat die Schließung des Waldfreibades erwogen. Die Anlage sollte an die Ruhr-Universität Bochum verpachtet werden, die auf dem Gelände ein Forschungszentrum für marine Meeressäuger errichten wollte. Wegen fehlender dauerhafter Perspektive stoppte die Universität das Projekt.[8]

Das im Jahr 1936 errichtete[1] Waldfreibad wird von einem Förderverein unterstützt.[9] Auf Antrag des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland des Landschaftsverbandes Rheinland[10] hat die Stadt Euskirchen das Waldfreibad am 1. September 2009 unter Denkmalschutz gestellt.[11]

Um den Stausee herum führt ein Lehrpfad mit naturkundlichen Schautafeln. Der Wanderweg durch ruhige Waldgebiete führt einen gemächlichen Wanderer in ca. 60 Minuten um den See. Im See ist Angeln möglich; Bootfahren, Windsurfen und Schwimmen sind auf dem See nicht erlaubt.

Siehe auch

Literatur

  • Andreas Dix: Industrialisierung und Wassernutzung. Eine historisch-geographische Umweltgeschichte der Tuchfabrik Ludwig Müller in Kuchenheim (= Beiträge zur Industrie- und Sozialgeschichte. Bd. 7). Rheinland-Verlag GmbH, Köln 1997, ISBN 3-7927-1600-3 (Zugleich: Bonn, Univ., Diss., 1993).
  • Gundula Lang: Das Nützliche mit dem Schönen verbinden: Das Waldschwimmbad an der Steinbachtalsperre bei Euskirchen-Kirchheim. In: Denkmalpflege im Rheinland. Band 25, Nr. 3, 2008, ISSN 0177-2619, S. 134–140 (PDF; 871 kB, auf buergerliche-privatgaerten.de (Memento vom 26. Juni 2013 im Internet Archive) [abgerufen am 8. November 2008]).

Bilder

Anmerkungen

  1. a b Gundula Lang: Das Nützliche mit dem Schönen verbinden: Das Waldschwimmbad an der Steinbachtalsperre bei Euskirchen-Kirchheim. 2008. Siehe Literatur.
  2. Steinbachtalsperre. Wasserversorgungsverband Euskirchen-Swisttal, 24. Juni 2005, abgerufen am 15. Juli 2021.
  3. Bericht: Herausgegeben anlässlich der Wiederinbetriebnahme der sanierten Steinbachtalsperre. (PDF, 1,0 MB) Wasserversorgungsverband Euskirchen-Swisttal, 27. April 1990, abgerufen am 16. Juli 2021.
  4. Evakierungen im Rhein-Sieg-Kreis nach Starkregen in der Region. In: Nachrichten: Rheinland. WDR, 15. Juli 2021, abgerufen am 15. Juli 2021.
  5. Folgen der Unwetter: ++ Tausende in Sicherheit gebracht ++. Liveticker. In: Tagesschau. ARD, 15. Juli 2021, abgerufen am 15. Juli 2021.
  6. Grundablass der Steinbachtalsperre wieder frei. In: n-tv. n-tv, 16. Juli 2021, abgerufen am 17. Juli 2021.
  7. Katrin Puvogel, Andreas Dyck: Ausflug in das Waldfreibad Steinbachtalsperre: Sprungbrett in die Waldidylle. General-Anzeiger Bonn, 23. Juli 2015, abgerufen am 11. Juli 2021.
  8. Seehunde bleiben in Köln; Keine Meeressäugerforschung in Euskirchen; RUB-Wissenschaftler gegen vorübergehende Lösungen. Presseinfo. In: Nr. 97. Universität Bochum, 1. April 2003, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Januar 2017; abgerufen am 29. November 2008: „Verhandlungen nach einem Jahr gescheitert.“
  9. Hompage. Verein der Freunde und Förderer des Waldfreibades Steinbachtalsperre, abgerufen am 16. Juli 2021.
  10. Kölner Stadt-Anzeiger vom 6. September 2008.
  11. Bekanntmachungen. In: Denkmalschutz/Denkmäler. Stadt Euskirchen, 1. September 2009, abgerufen am 16. Juli 2021.
Commons: Steinbachtalsperre (NRW) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien