Sterben (Film)

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Film
Titel Sterben
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2024
Länge 182 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Matthias Glasner
Drehbuch Matthias Glasner
Produktion Matthias Glasner,
Ulf Israel,
Jan Krüger
Musik Lorenz Dangel
Kamera Jakub Bejnarowicz
Schnitt Heike Gnida
Besetzung

Sterben ist ein Filmdrama von Matthias Glasner. In den Hauptrollen sind Corinna Harfouch, Lars Eidinger, Lilith Stangenberg, Robert Gwisdek und Ronald Zehrfeld zu sehen. Das Werk feierte im Februar 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin seine Premiere, wo es im Hauptwettbewerb gezeigt wurde. Der Kinostart in Deutschland fand Ende April 2024 statt. Im Rahmen der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2024 wurde Sterben mit dem Deutschen Filmpreis in Gold ausgezeichnet, zudem Harfouch für die beste weibliche Hauptrolle, Hans-Uwe Bauer für die beste männliche Nebenrolle und Lorenz Dangel für die beste Filmmusik.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lissy Lunies ist Mitte 70 und lebt mit ihrem demenzkranken Mann Gerd einer gemeinsamen Wohnung in der Nähe von Hamburg. Lissy hat jedoch selbst mit diversen Krankheiten zu kämpfen. Sie leidet unter Diabetes mellitus, ist nierenkrank und hat Krebs. Auch beginnt sie langsam zu erblinden, weshalb sie beim Autofahren von ihrem Mann dirigiert wird. Als sie aufgrund eines vermuteten Herzinfarkts ins Krankenhaus eingeliefert wird, wird ihr Mann zunächst in eine Tagespflege verlegt und zieht anschließend dauerhaft in eine Pflegeeinrichtung, in der er gelegentlich von Lissy und ihrem gemeinsamen Sohn Tom besucht wird. Gerd stirbt an einer Lungenentzündung und wird in einem Bestattungswald beerdigt. Tom verpasst die Beerdigung, da er sein über Carsharing gemietetes Elektroauto nicht ausreichend geladen hat; er erscheint aber anschließend bei seiner Mutter, wo es zu einer Aussprache kommt.

Tom arbeitet als Dirigent in Berlin und ist in einer festen Beziehung mit Ronja. Er bereitet gemeinsam mit seinem besten, aber depressiven Freund Bernard eine neue Komposition namens Sterben vor. Toms Ex-Freundin Liv bekommt derweil ein Kind, Jessy, mit ihrem neuen Lebensgefährten Moritz, spannt Tom aber als Ersatzvater für ihr Kind ein. Ursprünglich war Liv mit Bernard zusammen, dann spannte Tom sie diesem aus, in der folgenden jahrelangen Beziehung zeugten sie zwar ein Kind, das Liv jedoch abtrieb. Bernard ist jetzt mit der Cellistin Mi-Do aus dem Orchester zusammen. An Heiligabend entscheidet Bernard sich dafür, Suizid zu begehen, indem er Medikamente missbraucht und sich zusätzlich in der Badewanne die Pulsadern aufschneidet. Bernard bittet Tom, währenddessen in der Küche zu warten, um Mi-Do den Anblick zu ersparen. Tom kommt diesem Wunsch nach und ruft nach Vollendung des Suizids die Polizei. Bernard hinterlässt die vollendete Komposition, die anschließend von Tom vor großem Publikum dirigiert wird.

Toms Schwester Ellen lernt den Zahnarzt Sebastian kennen, mit dem sie eine Affäre beginnt. Beide hegen eine Vorliebe für den Alkohol, was sowohl beruflich als auch privat immer wieder zu Problemen führt. Als Nonkonformistin wählt Ellen lieber den Rausch, als Sebastian darum bittet, zumindest gelegentlich auf den Alkohol zu verzichten.[2]

Der Film endet mit Lissys Beerdigung, zu der sowohl Tom als auch Ellen erscheinen. Tom nennt seiner Schwester den Ort, an dem Lissy ein Sparbuch im Wert von 5.000 € versteckt hat, und behauptet, Lissy habe gewollt, dass Ellen das Geld erhalte. Lissys tatsächlicher Wunsch war es hingegen, dass Tom das Geld erbt.

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filmstab, Aufbau und Besetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Corinna Harfouch spielt die Mutter Lissy Lunies

Regie führte Matthias Glasner, der auch das Drehbuch schrieb. Der Film ist in Kapitel unterteilt, die im Film jeweils mit Fingerfarben an die Wand gemalt werden. Im ersten Kapitel fokussiert sich Glasner auf das Siechtum der Eltern, im zweiten nimmt er sich das Leben des Sohnes und im dritten Kapitel dessen Schwester vor, deren Alkoholeskapaden zu gelegentlichen Filmrissen führen. Gewidmet hat Glasner den Film seiner Familie, „den Lebenden und den Toten“.[3]

Corinna Harfouch spielt in der Hauptrolle Lissy Lunies. Bereits in Glasners Filmdrama This Is Love spielte sie in der Hauptrolle. Hans-Uwe Bauer ist in der Rolle ihres demenzkranken Ehemannes Gerd zu sehen. Er spielte bereits in der Fernsehserie Zeit der Geheimnisse Harfouchs Ehemann. Lars Eidinger spielt ihren Sohn Tom und Robert Gwisdek dessen Freund Bernard. Anna Bederke spielt Bernards Exfreundin Liv Lunies. Lilith Stangenberg ist in der Rolle von Toms Schwester Ellen zu sehen und Ronald Zehrfeld in der Rolle des Zahnarztes Sebastian, mit dem sie eine Beziehung beginnt. Tom Böttcher spielt den jüngeren Tom.

Filmförderung und Dreharbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film erhielt vom Deutschen Filmförderfonds eine Produktionsförderung in Höhe von 1,44 Millionen Euro, von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien in Höhe von 700.000 Euro, von der Filmförderungsanstalt in Höhe von 500.000 Euro, von der Film- und Medienstiftung NRW in Höhe von 500.000, vom FilmFernsehFonds Bayern in Höhe von 180.000, von der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein in Höhe von 400.000 Euro und von der Nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH in Höhe von 140.000 Euro.[4][5][6] Von der Filmförderungsanstalt erhielt der Film eine Verleihförderung in Höhe von 125.000 Euro, von der Film- und Medienstiftung NRW in Höhe von 70.000 Euro und von german films für den Kinostart in Österreich 5.000 Euro.[7][8][9]

Die Dreharbeiten fanden von Ende November 2022 bis Anfang April 2023 in Berlin, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Niedersachsen statt. Als Kameramann fungierte Jakub Bejnarowicz. Mit ihm arbeitete Glasner bereits für Gnade zusammen, ebenso für die von ihm inszenierte Tatort-Folge Die Ballade von Cenk und Valerie.

Filmmusik und Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Filmmusik komponierte Lorenz Dangel, mit dem Glasner bereits für die Fernsehserie Blochin zusammenarbeitete.

Die Premiere fand am 18. Februar 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin statt, wo der Film im Hauptwettbewerb gezeigt wurde.[10] Dort im Wettbewerb hatte Glasner 2012 bereits seinen Film Gnade vorgestellt. Ab Mitte April 2024 wurde Sterben beim Lichter Filmfest gezeigt.[11] Der reguläre Kinostart in Deutschland war am 25. April 2024.[12] Im Juni 2024 soll der Film beim Transilvania International Film Festival gezeigt werden.[13] Ebenfalls im Juni 2024 wird der Film beim Sydney Film Festival vorgestellt.[14]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altersfreigabe und Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Deutschland wurde der Film von der FSK ab 16 Jahren freigegeben. In der Freigabebegründung heißt es, der Film richte sich klar an ein erwachsenes Publikum, behandele ernste Themen wie Alkoholismus, Familienkonflikte, Krankheit und Suizid, enthalte eindringliche Szenen und biete nur wenige emotionale Entlastungsmöglichkeiten.[15] Bettina Peulecke schreibt in ihrer Kritik für NDR Kultur, zwar lasse sich Sterben auch als Hymne an das Leben betrachten, doch hier werde nichts beschönigt und vieles gezeigt, das schwer zu ertragen ist: „Zum Glück besitzt der Film immerhin Galgenhumor, aber kalt lassen dürfte er trotzdem niemanden.“[16]

Regisseur Matthias Glasner

Michael Meyns resümiert in seiner Kritik für Filmstarts, mit einer ganzen Riege deutscher Schauspielstars entfalte Matthias Glasner in Sterben das breite, oft reiche Bild einer Familie, wobei einige der herausragenden Momente des Kinojahres entstünden. Zugleich verliere er sich aber auch in einer Struktur, die ihre absoluten Höhepunkte schon zu früh erreiche und sich dann mit einem knapp einstündigen, in allzu bekannten Bahnen verlaufenden Selbstzerstörungs-Drama selbst ganz schön ausbremse.[17]

Von der Deutschen Film- und Medienbewertung wurde Sterben mit dem Prädikat Besonders wertvoll versehen. In der Begründung heißt es, das Schauspielerensemble des Films brilliere in den für die einzelnen Akteure und Akteurinnen zweifellos vertrauten Bereichen. Dabei würden naturalistisch, psychologisch nuancierte Momente mit nahezu Brecht’schen Verfremdungseffekten ineinanderfließen. Der Film biete ein Wechselbad der Emotionen zwischen Trauer, Komik und Tragik. Der Kreislauf des Lebens selbst strukturiere die Akte des Films, und nicht nur das tabuisierte Motiv des Sterbens werde zum Hauptthema des Films, sondern auch andere tabubelastete Bereiche würden mitunter erstaunlich explizit behandelt, so das Phänomen des „regretting parenthood“, die Dämonen des depressiven Künstlers und die Exponierung von Krankheiten und körperlichem Verfall. Es werde deutlich, dass Traumata nie aufgearbeitet, sondern meist an die nächste Generation weitergegeben werden.[18]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lars Eidinger spielt Tom

Deutscher Filmpreis 2024

Internationale Filmfestspiele Berlin 2024

Sydney Film Festival 2024

  • Nominierung im Offiziellen Wettbewerb[14]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sterben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freigabebescheinigung für Sterben. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 254835).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Sterben. In: filmstarts.de (abgerufen am 22. Januar 2024).
  3. Sterben. Abgerufen am 4. Mai 2024.
  4. FFA fördert die Entstehung von 9 Filmprojekten und 11 Drehbüchern mit 3,9 Millionen Euro. In: ffa.de, 11. Oktober 2021.
  5. Förderentscheidungen Juni 2021. In: filmstiftung.de. Abgerufen am 22. Januar 2024. (PDF; 709 KB)
  6. Expedition durch den Filmnorden: Jahresbericht 20/21. In: moin-assets.b-cdn.net. Abgerufen am 22. Januar 2024. (PDF; 411 KB)
  7. Jochen Müller: FFA: 600.000 Euro Verleihförderung für „Chantal im Märchenland“. In: Blickpunkt:Film, 19. März 2024.
  8. 5,4 Millionen Euro für Filme, Serien und Kinderkino. In: filmstiftung.de, 2. Mai 2024.
  9. Jochen Müller: German Films: 366.825 Euro für Kinostarts deutscher Filme im Ausland. In: Blickpunkt:Film, 15. März 2024.
  10. Sterben. In: berlinale.de. Abgerufen am 6. Februar 2024.
  11. Sterben. In: lichter-filmfest.de. Abgerufen am 21. März 2024.
  12. Starttermine Deutschland. In: insidekino.com. Abgerufen am 27. Januar 2024.
  13. Radu Dumitrescu: First films announced for Transilvania International Film Festival 2024. In: romania-insider.com, 21. März 2024.
  14. a b Dying. In: sff.org. Abgerufen am 8. Mai 2024.
  15. Sterben. In: spio-fsk.de. Abgerufen am 25. April 2024.
  16. Bettina Peulecke: Drama „Sterben“: Matthias Glasners Gewinner des Silbernen Bären. In: ndr.de, 24. April 2024.
  17. Michael Meyns: Sterben. Ein epischer Film über Familie (und alles andere). In. Filmstarts. Abgerufen am 26. April 2024.
  18. Sterben. Abgerufen am 4. Mai 2024.