Stift Heiligenkreuz

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Stift Heiligenkreuz, vor dem barocken Turm das Dach des romanischen Langhauses, rechts anschließend das höhere Dach des gotischen Hallenchores
Vor dem Stift mit der Stiftskirche

Das Zisterzienserstift Heiligenkreuz ist ein Kloster der Zisterzienser (OCist) in Niederösterreich. Es besteht ohne Unterbrechung seit seiner Gründung im Jahr 1133 und ist damit (nach Stift Rein), das weltweit zweitälteste Zisterzienserkloster.

Geschichte

Hauptportal aus Kaiserstein
Datei:Heiligenkreuz Wiener Tor.jpg
Wiener Tor, Steinmetz Elias Hügel

Das Kloster wurde 1133 durch Leopold III. (Heiligsprechung 1485) aus der Dynastie der Babenberger gegründet. Die Besiedlung erfolgte vom Mutterkloster Morimond in Burgund, erster Abt war Gottschalk. Das reguläre Klosterleben begann am 11. September 1133. Die Reliquien des Sohnes von Leopold III., dem seligen Otto von Freising, liegen in einem wertvollen Schrein in der Abteikirche des Stiftes Heiligenkreuz. Am 31. Mai 1188 schenkte Leopold V. dem Stift eine 24 cm große Kreuzreliquie, die in der 1983 neuerbauten Kreuzkapelle zu sehen ist.

Neugründungen waren u. a. 1138 das Stift Zwettl, 1141 das Stift Baumgartenberg, 1202 das Stift Lilienfeld, 1263 das Kloster Goldenkron und 1988 das Priorat Kloster Stiepel in Bochum-Stiepel, das zu einem geistlichen Zentrum des Ruhrgebietes und zum bedeutenden Wallfahrtsort wurde. 1881 wurde das Stift mit dem Neukloster in Wr. Neustadt "auf immerwährende Zeiten" vereinigt.

Zeitweise umfasste das Stift 300 Mönche und Konversen (Laienbrüder).

1683 wurde das Kloster von Türken überfallen und in Brand gesteckt. Beim Wiederaufbau unter Abt Clemens Scheffer wurde das Stift erweitert und barockisiert. Unter Joseph II. blieb das Stift von der Aufhebung verschont, weil die Mönche seit der Gegenreformation mit Pfarrseelsorge und Schulunterricht beschäftigt waren; diese Tätigkeitsfelder galten der Aufklärung als legitim. 1802 wurde eine philosophisch-theologische Hauslehranstalt gegründet. Sie diente der Priesterausbildung für die Klöster Zwettl, Lilienfeld, Heiligenkreuz und Neukloster. 1976 wurde das Institutum Theologicum zur Hochschule erhoben; sie ist heute eine der größten Priesterausbildungsstätten des deutschsprachigen Raums. Papst Benedikt XVI. hat sie mit Datum vom 28. Jänner 2007, dem Fest des hl. Thomas von Aquin, zur Päpstlichen Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz erhoben.[1] Am Spätnachmittag des 9. September 2007 besuchte Papst Benedikt XVI. das Stift und die Hochschule.

Heiligenkreuz besteht seit der Gründung ohne Unterbrechung. Derzeit gehören etwa 75 Mönche dem Stift an. Schwerpunkt ist die Pflege des klösterlichen Lebens, der Liturgie und des gregorianischen Chorals in lateinischer Sprache. Ein Teil der Mönche arbeitet in der Seelsorge in 17 inkorporierten Pfarren, andere sind als Wissenschaftler und Professoren an der Hochschule tätig.

Heiligenkreuz gilt als eines der konservativsten und papsttreuesten Klöster Österreichs, was sich durch die Pflege monastischer Traditionen (z.B. Gregorianischer Choral, Messen auf Latein) und in harscher Kritik liberalerer Strömungen innerhalb der katholischen Kirche zeigt. Nach Merian [2] trage die Hochschule ihren Teil zur konservativen Theologie im deutschsprachigen Raum bei.

In Heiligenkreuz befindet sich auch das Leopoldinum, ein überdiözesanes Priesterseminar.

Außer den üblichen Glocken befindet sich in Heiligenkreuz das einzige Carillon (Glockenspiel) in Österreich, bei dem 43 Glocken mittels einer Klaviatur betätigt werden können. Das Glockenspiel wird jährlich am ersten Augustwochenende konzertant bespielt; das ganze Jahr über wird stündlich um 10 Minuten vor dem Stundenschlag ein Kirchenlied aus der entsprechenden liturgischen Jahreszeit (Advent/Ostern/Marienmonat Mai usw.) gespielt.

Klostergebäude

Stiftskirche Heiligenkreuz mit Dreifaltigkeitssäule
Stiftskirche, Mittelschiff des romanischen Langhauses
Stiftskirche, linkes Seitenschiff
Datei:Kaiserstiege.JPG
Kaiserstiege mit Stufen aus Kaiserstein
Barocke Schneckenstiege
Josephsbrunnen

Im 12. Jahrhundert wurde die dreischiffige romanische Basilika vollendet. Die Arkadenzone des Mittelschiffes wird von Scheidbögen auf kräftigen Pfeilern gebildet, die am Oberende mit einem Kämpfergesims verziert sind. Ein gebustes vierteiliges Kreuzrippengewölbe mit ausgeprägten Quergurten deckt das Mittelschiff. Die Quergurte werden von flachen Pfeilervorlagen abgefangen, die auf jeder Seite von Diensten begleitet sind, die an der jeweiligen Kreuzrippe ihren Ursprung nehmen. Diese Pfeiler-Dienst-Bündel enden schon relativ weit oberhalb der Arkadenzone auf einer gestuften Konsole. Jedes Joch des Mittelschiffes wird von einem relativ kleinen Obergadenfenster belichtet.

Die Seitenschiffe sind mit einer Längstonne eingewölbt, die von Quergurten untergliedert ist. Die Seitenschiffgurte werden von vergleichsweise kräftigen Pfeilervorlagen abgefangen, die jeweils an der Mittelschiffwand an jedem Arkadenpfeiler bis zum Boden geführt werden, während sie an der Außenwand links auf halber Höhe der relativ großen Fenster, rechts auf halber Wandhöhe - das rechte Seitenschiff hat keine Fenster - auf einer gestuften Konsole enden.

Im 13. Jahrhundert wurde der romanische Chor durch einen großen gotischen Hallenchor ersetzt (geweiht 1295). Der Chor hat einen quadratischen Grundriss und schließt unmittelbar an das Querschiff an. Im Prinzip handelt es sich um einen rechteckigen Umgangschor, der jedoch am Ostende durch das Mittelschiff unterbrochen wird. Eine direkte Nachfolge dieser ungewöhnlichen Chorform findet sich in Neuberg an der Mürz.

1674 wurde an die Kirche im Winkel zwischen Längs- und linkem Querschiff ein barocker Turm angebaut. Das barocke Chorgestühl wurde 1707 von Giovanni Giuliani († 1744) geschnitzt. Die Orgel wurde 1804 vom k. u. k. Hoforgelbaumeister Ignaz Kober gebaut.

Im Klosterhof vor der Stiftskirche befinden sich eine Dreifaltigkeitssäule von Bildhauer Giovanni Giuliani und Steinmetzmeister Elias Hügel aus Steinen von Kaisersteinbruch, Eggenburg und Loretto, sowie der Josephsbrunnen, die 1739 vollendet wurden.

Südlich der Kirche ist der Kreuzgang, dessen Bau 1240 abgeschlossen wurde.

Im Kloster befinden sich auch die Grabmäler der Babenberger Leopold IV., Heinrich der Jüngere von Mödling, Leopold V, Friedrich I von Österreich und Friedrich des Streitbaren, des letzten Babenbergers, sowie die Reliquien von Otto von Freising.

Durch eine königliche Schenkung verfügte das Stift über große Steinbrüche am Leithagebirge, damals zu Ungarn an der Grenze zu Österreich gehörend. In allen Dokumenten des Stiftes wurde die Siedlung ausschließlich als Heiligenkreuzer Steinbruch bezeichnet, in sämtlichen weltlichen Archiven als kaiserlicher Steinbruch, Kaiser-Steinbruch. Im 19. Jahrhundert gab die Herrschaft die Kurzbezeichnung Steinbruch vor. Der vor allem in der Kaiserstadt Wien hochgeschätzte Stein mit der Markenbezeichnung "Kaiserstein" wurde auch im Stift vielfältig verwendet. Als Zitat werden hier die Antrittsstufen zur Kaiserstiege gezeigt.

Kloster als Wirtschaftsbetrieb

Zum Klosterbetrieb gehören ein Sägewerk, in dem das Holz der angeschlossenen Forste geschnitten wird. Dabei wird auch seit einigen Jahren eine Holzversteigerung durchgeführt, bei der Edelhölzer zu Spitzenpreisen versteigert werden.[3] Dem Sägewerk angeschlossen ist ein Fernheizwerk, mit dem Teile von Heiligenkreuz beheizt werden. Ein weiterer dazugehöriger Betrieb ist das Klosterweingut Thallern in Gumpoldskirchen.

Pfarrseelsorge

Neben dem klösterlichen Leben wirken die Mönche aus Heiligenkreuz auch außerhalb der Klostermauern und leiten mehrere Pfarren in drei Diözesen.

  • Diözese Essen

Bekannte Stiftsangehörige

Äbte von Stift Heiligenkreuz

Siehe auch

Literatur

  • Hermann Watzl: "... in loco, qui nunc ad sanctam crucem vocatur ..." Quellen und Abhandlungen zur Geschichte des Stiftes Heiligenkreuz. Heiligenkreuzer Verlag, 1987.
  • Luigi DiGiovine: Heiligenkreuz. Styria, Graz-Wien 1983, ISBN 3-222-11489-7
  • Dagobert Frey: Das Stift Heiligenkreuz. Filser, Wien u. a. 1926
  • Franz Gaumannmüller: Die mittelalterliche Klosteranlage der Abtei Heiligenkreuz. Heiligenkreuzer Verlag, Heiligenkreuz 1967
  • Alkuin Volker Schachenmayr: Prägende Professoren in der Entwicklung des theologischen Lehrbetriebes im Cistercienserstift Heiligenkreuz 1802-2002. Bernardus, Langwaden 2004, ISBN 3-937634-08-8
  • Alkuin Volker Schachenmayr: Karl Braunstorfer (1895-1978), Abt von Heiligenkreuz und Abtpräses der Österreichischen Cistercienserkongregation. Lukas Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-936872-64-3

Quellen

  1. Kath.net: Stift Heiligenkreuz zur Päpstlichen Hochschule erhoben 8. Februar 2007
  2. Merian 07/2007, Jahreszeiten Verlag, ISBN 978-3-8342-0707-4, Seite 95, Zeile 35 ff
  3. Chronik 2008
Commons: Stift Heiligenkreuz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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