„Talk (Mineral)“ – Versionsunterschied

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Talk bzw. gemahlener Speckstein ist Rohstoff und Hauptbestandteil der [[Technische Keramik|technischen Keramik]] ''Steatit''<ref>[http://www.keramverband.de/brevier_dt/3/4/1/3_4_1_2.htm Informationszentrum Technische Keramik: Steatit]</ref>, die ein in der Elektrotechnik häufig verwendetes [[Isolierstoff|Isoliermaterial]] ist, z.&nbsp;B. für Sicherungs-Schmelzeinsätze und [[Isolator]]en.
Talk bzw. gemahlener Speckstein ist Rohstoff und Hauptbestandteil der [[Technische Keramik|technischen Keramik]] ''Steatit''<ref>[http://www.keramverband.de/brevier_dt/3/4/1/3_4_1_2.htm Informationszentrum Technische Keramik: Steatit]</ref>, die ein in der Elektrotechnik häufig verwendetes [[Isolierstoff|Isoliermaterial]] ist, z.&nbsp;B. für Sicherungs-Schmelzeinsätze und [[Isolator]]en.
verwendung für kondome


=== Medizin ===
=== Medizin ===

Version vom 7. März 2011, 12:16 Uhr

Talk (Steatit, Speckstein)
massiges, grünweißes Talk-Aggregat
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Mg3Si4O10(OH)2
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate, Germanate
System-Nummer nach
Dana

71.2.1.3
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin oder monoklin
Kristallklasse; Symbol Talk-1A: triklin-pinakoidal
Talk-2M: monoklin-prismatisch [1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1
Dichte (g/cm3) 2,58 bis 2,83 [2]
Spaltbarkeit {001} vollkommen
Bruch; Tenazität uneben
Farbe farblos, weiß, grau, grünlich, gelblich
Strichfarbe weiß
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Glanz Perlmuttglanz, Fettglanz
Radioaktivität nicht radioaktiv
Magnetismus nicht magnetisch
Kristalloptik
Doppelbrechung δ = δ = 0,051 [3]
Pleochroismus kein, z. T. farblos - blassgrün
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten unlöslich in verdünnten Säuren und Laugen,
unlöslich in Wasser und organischen Lösungsmitteln
Besondere Merkmale keine

Talk (in pulverisierter Form Talkum; nicht zu verwechseln mit Talg), auch als Steatit oder unter seiner chemischen Bezeichnung Magnesiumsilikathydrat bekannt, ist ein sehr häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silicate und Germanate“.

Es kristallisiert je nach Modifikation als Talk-1A im triklinen oder als Talk-2M im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Mg3[Si4O10(OH)2] und entwickelt überwiegend massige, blättrige Mineral-Aggregate, selten auch makroskopisch erkennbare, tafelige oder pseudotrigonal-pyramidale Kristalle von meist mattweißer oder blassgrüner Farbe. Ebenso findet sich Talk in Form von Pseudomorphosen nach Quarz oder Anthophyllit.

Talk gehört zu den gesteinsbildenden Mineralen in der Epizone der kristallinen Schieferreihe[4] und ist Hauptbestandteil des Speckstein.

Besondere Eigenschaften

Reiner Talk ist farblos oder durch Gitterbaufehler bzw. mikrokristalline Ausbildung in massigen Aggregaten weiß. Durch Fremdbeimengungen kann er aber auch von grauer, hell- bis dunkelgrüner oder gelblicher Farbe sein. Als Mineralgemenge im Speckstein sind weitere Farbvarianten möglich.

Talk besitzt die geringstmögliche Mohshärte von 1 und ist damit ein Referenzmineral auf der Mohs'schen Härteskala. Aufgrund seiner geringen Härte neigt er häufig zu Stapelfehlern in der Kristallstruktur.

Das Mineral ist wasserabweisend und fühlt sich seifig oder fettig an, daher wird er oft auch synonym als Speckstein bezeichnet.

Etymologie und Geschichte

Speckstein und damit auch Talk sind bereits seit dem Altertum bekannt. Die Sprachwissenschaftler vermuten, dass die Bezeichnung ursprünglich aus der persischen Sprache stammt und dann über das arabische talq in den gesamten indogermanischen Sprachraum übernommen wurde. Einige oberdeutsche Dialekte verwenden noch heute die Bezeichnungen „talket“ und „talkert“ zur Beschreibung der Eigenschaft weich bzw. unfest. [5]

Klassifikation

In der alten (8. Auflage) gehört der Talk zur Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ und bildet dort zusammen mit Ferripyrophyllit, Kegelit, Macaulayit, Minnesotait, Pyrophyllit und Willemseit eine eigene Gruppe.

Seit der Überarbeitung der Strunz'schen Mineralsystematik in der 9. Auflage werden die Schichtsilikate präziser nach der Struktur der Silikatschichten unterteilt, wobei das Mineral entsprechend in der Unterabteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Glimmertafeln, zusammengesetzt aus tetraedrischen oder oktaedrischen Netzen“ zu finden ist.

Die Systematik der Minerale nach Dana sortiert den Talk ebenfalls in die Abteilung der Schichtsilikate ein und auch in der Systematik von Dana wird nach der Kristallstruktur weiter präzisiert. Allerdings wird hier die Unterabteilung beschrieben als „Schichtsilikate mit Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 2:1-Lagen“. In dieser Unterabteilung bildet der Talk zusammen mit Pyrophyllit als Leitmineral die nach ihnen benannte „Pyrophyllit-Talk-Gruppe“, in der außer diesen beiden noch Brinrobertsit, Ferripyrophyllit, Minnesotait und Willemseit zu finden sind.

Bildung und Fundorte

Talk, 3,5 x 3,4 cm große Kristallgruppe von Talk-Pseudomorphosen nach Antophyllit

Talk bildet sich meist sekundär durch Umwandlung von Aluminiumoxidfreien bzw. -armen Mineralen wie beispielsweise Olivinen oder Enstatit[4], aber auch metamorph Gesteinen bis etwa 500 °C wie z.B. Marmor, Metaultrabasiten[6] und Dolomit[4] oder hydrothermal in Gängen. Begleitminerale sind unter anderem Aktinolith, Anthophyllit, Calcit, Chlorite, Dolomit, Pyroxene, Serpentine, Tremolit und Vermiculit.

Weltweit sind bisher (Stand: 2009) rund 1980 Fundorte bekannt[7], wobei die ergiebigsten Quellen (drei oder mehr Regionen) allerdings in Australien, Brasilien, China, Deutschland, Finnland, Frankreich, Indien, Italien, Japan, Kanada, Madagaskar, Mexiko, Namibia, Norwegen, Österreich, Peru, Russland, Sambia, Schweden, Schweiz, Simbabwe, Slowakei, Spanien, Südafrika, Südkorea, Ungarn, den Vereinigten Staaten sowie im Vereinigten Königreich (Großbritannien) liegen.

Erwähnswert sind unter anderem die Fundorte Brumado im brasilianischen Bundesstaat Bahia, wo tafelige Kristalle von bis zu zwei Zentimetern Größe gefunden wurden, sowie das Gotthardmassiv in der Schweiz mit Funden von Pseudomorphosen nach Quarz.

Der weltweit größte Förderer von Talk ist die Talc-de-Luzenac-Gruppe[8], die zum Rio-Tinto-Konzern gehört


Struktur

Talk-1A kristallisiert triklin in der Raumgruppe mit den Gitterparametern a = 5,291 Å; b = 9,460 Å; c = 5,290 Å; α = 98,68°; β = 119,90° und γ = 85,27° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2][1]

Talk-2M kristallisiert monoklin in der Raumgruppe mit den Gitterparametern a = 5,287 Å; b = 9,158 Å; c = 18,95 Å und β = 99,30° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2][1]

Verwendung

Talk ist aufgrund seiner besonderen Eigenschaften (weich, wasserabweisend) vielseitig verwendbar und wird bevorzugt in pulverisierter Form als Gleitmittel mit geringer Scheuerwirkung eingesetzt oder Stoffen beigemengt, um ihnen wasserabweisende oder abdichtende Eigenschaften zu verleihen.

Technik

Fein gemahlen wird Talk zum einen als Füllstoff in der Papier- und Zellstoffindustrie, Farben- und Lackindustrie sowie der Gummi-, Kunststoff- und Keramikindustrie verwendet und zum anderen als Trennmittel in Kabeln und zwischen Reifen und Schlauch.

In der Kunststoffindustrie finden Verstärkungsstoffe auf Basis von Talkum beispielsweise bei der Verstärkung von Polyolefinen, wie HDPE oder PP, einen vielseitigen Einsatz in der Auto- oder Bauindustrie. Ende der 1960er-Jahre wurden erstmals talkum- (TV) und glasfaserverstärkte (GFV) Produkte auf Basis PP angeboten. Mit Talkum verstärkte Polypropylencompounds finden seit etwa 1975 in einem breiten Einsatzgebiet Verwendung.

Talk bzw. gemahlener Speckstein ist Rohstoff und Hauptbestandteil der technischen Keramik Steatit[9], die ein in der Elektrotechnik häufig verwendetes Isoliermaterial ist, z. B. für Sicherungs-Schmelzeinsätze und Isolatoren. verwendung für kondome

Medizin

In der Medizin wird es zur Pleurodese (gewollte, permanente Verklebung des Rippenfells mit der Lungenoberfläche) verwendet (Talkumpleurodese). Es wird speziell für medizinische Zwecke hergestellt und ist steril und garantiert asbestfrei. Eine weitere Besonderheit besteht in einer definierten Körnchengröße. Dadurch wird die Migration (Wanderung) des Talkumpulvers in andere Gewebe vermieden.

Außerdem wird Talkum bzw. Talcum in der Pharmaindustrie sowohl als Pudergrundlage, als auch als Gleitmittel bei der Tablettenherstellung verwendet.

Kunst

In der Bildenden Kunst ist Talk als Hauptbestandteil des Werkstoffs Speckstein bekannt.

Lebensmittel

In der Lebensmitteltechnologie findet Talk als Trennmittel und Trägersubstanz (für Farbstoffe) Verwendung. Es ist in der EU als Lebensmittelzusatzstoff der Nummer E 553b zugelassen.

Andere

Es eignet sich hervorragend zum Glätten von stumpfen Tanzflächen und zur Behandlung von klebenden Spielkarten.

Aufgrund seiner nur geringen Scheuerwirkung dient Talkum als Grundlage besonders schonender Scheuermittel.

Bei der Ameisenhaltung im Formicarium wird Talkum als Ausbruchsicherung eingesetzt.

Talkum wird immer häufiger auch als Streckmittel für Marihuana eingesetzt, damit dieses schwerer wird und auf den ersten Blick harziger aussieht. Mit Talkum gestrecktes Marihuana ist jedoch hochgradig gesundheitsgefährdend. Bisher festgestellte Nebenwirkungen waren unter anderem Kopfschmerzen, Übelkeit/Erbrechen, Husten, Atemwegserkrankungen, Kreislaufprobleme, Zittern und Tremor. [10]

Vorsichtsmaßnahmen

Nach der Einatmung des feinen Pulvers können sich in den peripheren Atemwegen Entzündungen abspielen, die zu sogenannten Fremdkörpergranulomen führen (siehe auch: Silikose). Granulombildung erfolgt auch auf der Haut, wenn zu grobkörniges (>100 µm Partikelgröße) Puder angewendet wird. Dies ist besonders bei offenen Wunden problematisch.

Gesundheitliche Probleme dieser Art sind hauptsächlich bei faserhaltigem Talkum zu erwarten, der ähnliche Wirkungen wie Asbest zur Folge hat. Faserhaltiger Talkum darf zu pharmazeutischen Zwecken nicht eingesetzt werden, inwiefern aber eine sorgsame Kontrolle bei Kosmetikprodukten erfolgt, ist unklar. Insbesondere bei Importprodukten ist daher Vorsicht angezeigt.

Es besitzt keine haut- oder augenreizenden Eigenschaften. Auch Allergien sind nicht bekannt. Es ist nicht explosionsgefährlich und nicht brennbar oder entzündlich.

Einzelnachweise

  1. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 663.
  2. a b c Handbook of Mineralogy - Talc (englisch, PDF 75,4 kB)
  3. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Mindat.
  4. a b c Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 744.
  5. Talcus - der lebende Stein
  6. Gregor Markl: Minerale und Gesteine. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-1804-3, S. 66.
  7. Mindat - Localities for Talc
  8. Luzenac Unternehmensseite
  9. Informationszentrum Technische Keramik: Steatit
  10. Deutscher Hanfverband (DHV) - Warnung vor Talkum in Marihuana

Literatur

  • W. A. Deer, R. A. Howie, J. Zussman: An Introduction to the Rock Forming Minerals. Prentice Hall, Harlow 1992, ISBN 0-582-30094-0 (englisch)
  • Silke Luplow (Dissertation), Talkum-Pleurodese, perioperative Erkenntnisse und Konsequenzen–(eine kritische Analyse), Fachkrankenhaus für Lungenheilkunde und Thoraxchirurgie Berlin Buch (FLT), Datum der Promotion: 31. Januar 2006
  • Fachinformation zu Steritalc(R), Bess Medizintechnik, 14167 Berlin
Commons: Talk (Talc) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien