Thomas Rentmeister

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Thomas Rentmeister fotografiert von Oliver Mark, Berlin 2014

Thomas Rentmeister (* 4. März 1964 in Reken) ist ein deutscher Bildhauer und Professor an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.

Thomas Rentmeister, ohne Titel, 2011, Nutella auf beschichteter Spanplatte, 350 × 1200 × 16 cm, Ausstellungsansicht Kunstmuseum Bonn, 2011
Thomas Rentmeister, Muda, 2011, verschiedene Materialien, ca. 385 × 1195 × 1145 cm, Ausstellungsansicht Kunstmuseum Bonn, 2011
Thomas Rentmeister, ohne Titel, 2007, Bratpfannen/Beton, Maße variabel (Höhen von 25 bis 131 cm)
Thomas Rentmeister, ohne Titel, 2000, Nutella, ca. 25 × 270 × 180 cm
Thomas Rentmeister, vorn: ohne Titel, 1994, Polyester, 38 × 160 × 149 cm – hinten: ohne Titel, 1993, Polyester

Von 1987 bis 1993 studierte Rentmeister an der Kunstakademie Düsseldorf bei Günther Uecker und Alfonso Hüppi. 1999 übernahm er einen Lehrauftrag an der Kunsthochschule Kassel. Von 2002 bis 2004 war er Gastprofessor an der Universität der Künste Berlin. Von 2005 bis 2006 hatte er einen Lehrauftrag an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. 2007 erhielt er eine Gastprofessur an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Seit 2009 hat er dort eine Professur für Skulptur inne. Er lebt in Berlin.

In den 1990er Jahren wurde Rentmeister mit hochglänzenden Polyester-Skulpturen einem breiteren Publikum bekannt. Einige sehen wie überdimensionierte Blobs aus, andere wie Comic-Figuren.[1] Von 1999 an verwendete Rentmeister wiederholt Nutella- und Penatencreme für seine Arbeiten. Er nutzt „Haushaltsmaterialien aus industrieller Massenanfertigung – von Zuckerwürfeln über Wattestäbchen bis hin zu Papiertaschentüchern, Steckdosen und ganzen Kühlschränken.“[2] Sie werden zu Skulpturen.

„Nie sind seine Arbeiten hermetische, in sich geschlossene Kunstwerke, Monaden des Ästhetischen, stets lassen sie die Identität der verwendeten kunstfernen Materialien durchscheinen.“[3] Die „Respektlosigkeit, mit der hier Leben und Kunst“ verschmolzen werden, sei „das Ungewöhnlichste an diesem Werk“.[4]

Rentmeister bezieht sich formal-stilistisch auf die Minimal Art, „deren strenge Formensprache er durch eine kräftige Prise Post-Pop und dadaistischen Nonkonformismus auffrischt“.[5] Ursula Panhans-Bühler fand für sein Werk den Begriff des „unreinen“ Minimalismus.[6]

In Feuilletons und Ausstellungskatalogen wird Rentmeisters Humor betont: „Sein Rüstzeug ist der Humor und seine Haltung die eines Parodisten.“[7] Er wisse „leichtfüßig und gänzlich unpathetisch formale wie inhaltliche Dichte mit Humor in Einklang zu bringen“.[8] Er dürfe aber nicht nur als „Chefironiker“ gesehen werden.[4] Rentmeister sagte dazu im Deutschlandfunk: „Meine Arbeiten sind immer mit Ironie durchtränkt, aber es ist nicht der einzige Antrieb, den ich habe. Man könnte auch die Ironie weglassen, dann würden sie auch funktionieren.“[9]

Rentmeister und sein Werk entziehen sich einer eindimensionalen Festlegung. „Rentmeisters Schaffen pendelt zwischen einem pathetischen Kunstwollen und einer humorvollen Kunst- und Institutionskritik, zwischen Alltagsbezug und Kunstanspruch, wobei er es sorgsam vermeidet, eine eindeutige Position zu beziehen.“[7]

Der Philosoph Hannes Böhringer bescheinigt dem Künstler in seinem Essay Kühlschrank kaputt: „Alle Deutungen gleiten an ihm ab.“ Seine Kühlschrankarbeiten entwerfen „ein Bild vom entropischen Endzustand der Kunst“.[10]

Stephan Berg bezeichnet den „Balanceakt zwischen Verführung und Abstoßung, zwischen dem Ästhetischen und dem Unangenehmen“ als einen wichtigen „Motor der Arbeiten Rentmeisters“; der Künstler wolle vor allem den Punkt finden, „an dem das Süße, das Schöne umschlägt in das Eklige, Verdrängte, Unpassende.“ Demnach durchzieht Rentmeisters Gesamtwerk eine „paradoxe Ambivalenzstrategie“.[11] Auch das Thema der Vergänglichkeit durchziehe „diskret, aber doch unübersehbar weite Strecken des Œuvres“.[11]

Einzelausstellungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gruppenausstellungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Öffentliche Sammlungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke von Thomas Rentmeister sind in diesen Sammlungen vertreten (alphabetische Reihenfolge): Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen; Kolumba (Museum), Köln; Kunstmuseum Bonn; MARTa Herford; Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam, Niederlande; Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main; Museum Ludwig, Köln; Museum Ostwall im Dortmunder U, Dortmund; Museum Ritter, Waldenbuch; Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach; Lehmbruck-Museum, Duisburg

Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Christoph Schreier (Hrsg.): Thomas Rentmeister: Objects.Food.Rooms. Kunstmuseum Bonn / Perth Institute of Contemporary Arts, 2011, ISBN 978-3-832193-96-6.
  • Hannelore Kersting (Bearb.): Kunst der Gegenwart. 1960 bis 2007. Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach 2007, ISBN 978-3-924039-55-4.
  • Ellen Seifermann, Kunsthalle Nürnberg (Hrsg.): Thomas Rentmeister: Zwischenlandung. Ostfildern 2004, ISBN 978-3-7757-9196-0.
  • Udo Kittelmann, Kölnischer Kunstverein (Hrsg.): Thomas Rentmeister: braun / brown. Köln 2002, ISBN 978-3-7757-9107-6.
  • Martin Köttering, Roland Nachtigäller, Städtische Galerie Nordhorn (Hrsg.): Thomas Rentmeister. Skulpturen. Nordhorn 1998, ISBN 978-3-922303-28-2.
  • Thomas Rentmeister, Welcome. Katalog zur Ausstellung bei Galerie Otto Schweins, Köln 1996.
Commons: Thomas Rentmeister – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Christoph Schreier: Kulturpaste. Die Wiedergeburt der Moderne aus Nutella und Penatencreme. in: Thomas Rentmeister – Objects. Food. Rooms. Katalog Kunstmuseum Bonn und Perth Institute of Contemporary Arts, Köln 2011, S. 28.
  2. Leigh Robb: Zustandsbericht. in: Thomas Rentmeister – Objects. Food. Rooms. Katalog Kunstmuseum Bonn und Perth Institute of Contemporary Arts, Köln 2011, S. 137.
  3. Christoph Schreier: Kulturpaste. Die Wiedergeburt der Moderne aus Nutella und Penatencreme. S. 26.
  4. a b Magdalena Kröner: Malen mit Penatencreme. Thomas Rentmeister in Bonn. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. Dezember 2011.
  5. Christoph Schreier: Kulturpaste. Die Wiedergeburt der Moderne aus Nutella und Penatencreme. S. 25.
  6. Ursula Panhans-Bühler: Schwere Süße und Schwerkraftsüße. in: Thomas Rentmeister – braun. Katalog Kölnischer Kunstverein, Köln 2002, S. 29.
  7. a b Christoph Schreier: Kulturpaste. Die Wiedergeburt der Moderne aus Nutella und Penatencreme. S. 30.
  8. Stefanie Stadel: Zwischen Genuss und Überdruss. in: K.West – Das Kulturmagazin des Westens. 11/2011.
  9. Peter Backof: Nutella, Tampons und Penatencreme. in: Corso. Kultur nach drei. im Deutschlandfunk, 19. Oktober 2011.
  10. Hannes Böhringer: Kühlschrank kaputt, in: Thomas Rentmeister – Objects. Food. Rooms., Katalog Kunstmuseum Bonn und Perth Institute of Contemporary Arts, Köln 2011, S. 110
  11. a b Stephan Berg: Sind Sie sicher, dass im Kühlschrank das Licht ausgeht, wenn Sie die Kühlschranktür schließen?. in: Thomas Rentmeister – Objects. Food. Rooms. Katalog Kunstmuseum Bonn und Perth Institute of Contemporary Arts, Köln 2011, S. 52/54.
  12. Piepenbrock-Nachwuchspreis für Bildhauerei auf hamburgerbahnhof.de