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Landtagswahl in Baden-Württemberg 2026

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Landtag von Baden-Württemberg in Stuttgart
Wahlbeteiligung und Landtagswahlergebnisse der fünf größten Parteien bis 2021

Die Wahl zum 18. Landtag von Baden-Württemberg wird am 8. März 2026 stattfinden.

Es kommt erstmals ein neues Wahlrecht zur Anwendung, welches außer der Erststimme zusätzlich das von Bundestagswahlen bekannte System mit Zweitstimme für Landeslisten einführt. Zudem darf ab 16 Jahren gewählt werden.

Gemäß Artikel 30 Absatz 2 der Verfassung des Landes Baden-Württemberg muss die Wahl vor Ablauf der fünfjährigen Wahlperiode stattfinden, sofern es nicht zu einer vorzeitigen Landtagsauflösung kommt, was gemäß Artikel 43 der Zustimmung von zwei Dritteln der Mitglieder bedarf, oder wenn die Auflösung von 10 % der Wahlberechtigten verlangt wird und bei einer binnen sechs Wochen vorzunehmenden Volksabstimmung die Mehrheit der Stimmberechtigten diesem Verlangen beitritt. Die Wahlperiode des 2021 gewählten Landtags endet am 30. April 2026. Im März 2025 gab Innenminister Thomas Strobl den 8. März 2026 als voraussichtlichen Wahltermin bekannt.[1][2] Der Termin wurde am 8. April 2025 per Ministerratsbeschluss bestätigt.[3]

Am selben Tag finden auch die Kommunalwahlen in Bayern statt, die 2021 noch gleichzeitige Landtagswahl in Rheinland-Pfalz 2026 findet drei Wochen später statt.

Die 70 Landtagswahlkreise, die Sperrklausel von fünf Prozent und die Sitzverteilung nach Sainte-Laguë-Verfahren bleiben bestehen, ebenso etwaige Überhangmandate aus Wahlkreissiegen und daraus resultierende Ausgleichsmandate, so dass sich wieder eine landesweit proportionale Verteilung ergibt. Die Grundgröße des Landtags bleibt bei 120 Sitzen, diese Anzahl ist nicht so festgeschrieben wie die Größe des Bundestages seit 2025 (630 Sitze). 2021 wurden 154 Sitze vergeben.

Durch Gesetz vom 26. April 2022 wurde das Landtagswahlrecht an das der meisten anderen Bundesländer angepasst und Erst- und Zweitstimme analog zum Bundestagswahlrecht eingeführt. Erringen Parteien weniger Sitze in den Wahlkreisen, als ihnen aufgrund ihres Zweitstimmenergebnisses zustehen, erhalten sie die restlichen Sitze über die neu eingeführten Landeslisten anstatt über die besten Wahlkreisergebnisse. Das Mindestalter für das aktive Wahlrecht wurde auf 16 Jahre gesenkt.[4]

Wahlvorschläge

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Landeslisten können nur Parteien einreichen. In den Wahlkreisen können Kreiswahlvorschläge von Parteien und Einzelbewerbern eingereicht werden.[5] Landeslisten und Kreiswahlvorschläge sind bis zum 75. Tag vor der Wahl einzureichen, also dem 23. Dezember 2025.[6] Über ihre Zulassung wird am 58. Tag vor der Wahl entschieden. Mit einer Landesliste sind 2000 und mit einem Kreiswahlvorschlag 150 Unterstützungsunterschriften von Wahlberechtigten einzureichen. Parteien, die seit der letzten Landtagswahl ununterbrochen mit mindestens fünf Abgeordneten im Landtag vertreten waren, benötigen keine Unterstützungsunterschriften. Die Bewerber von Parteien sind innerhalb von 15 Monaten vor Ablauf der Wahlperiode geheim in einer Mitglieder- oder Vertreterversammlung aufzustellen. Erfolgt die Bewerberaufstellung durch eine Vertreterversammlung, sind diese innerhalb von 18 Monaten vor Ablauf der Wahlperiode zu wählen.[7]

Vorherige Wahl 2021

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Wahl zum Landtag 2021
 %
40
30
20
10
0
32,6
24,1
11,0
10,5
9,7
3,6
3,0
5,5

Bei der Landtagswahl 2021 wurden die Grünen unter Führung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann stärkste Kraft mit 32,6 Prozent, was das bundesweit historisch beste Ergebnis bei einer Landtagswahl für die Grünen darstellte. Der Koalitionspartner CDU erreichte mit 24,1 Prozent das niedrigste Ergebnis seiner Geschichte.

Auch die SPD erreichte mit 11 Prozent ihr historisch niedrigstes Ergebnis, wurde jedoch wieder drittstärkste Kraft. Die FDP erreichte eines ihrer besten Ergebnisse mit 10,5 Prozent. Die AfD hat starke Verluste verzeichnet und wurde mit 9,7 Prozent die kleinste Fraktion im Landtag.

Diskutiert wurden nach der Wahl eine Fortsetzung der grün-schwarzen „Kiwi-Koalition“ oder einer Ampelkoalition aus Grünen, SPD und FDP. Am 3. April 2021 einigten sich Grüne und CDU auf die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen. Teile der Grünen favorisierten jedoch eine Ampelkoalition. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hingegen bevorzugte die Fortsetzung der bisherigen Koalition mit der CDU und setzte sich durch.

Am 12. Mai 2021 wurde Winfried Kretschmann mit 95 Stimmen erneut zum Ministerpräsidenten gewählt. Er erhielt fünf Stimmen weniger, als die Regierungskoalition über Sitze verfügt.

Ministerpräsident Kretschmann tritt bei der Landtagswahl 2026 nicht erneut an.[8]

Bisher im Landtag vertretene Parteien

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Fraktion/Landesverband Kurzbe-
zeichnung
Sitze (154)
Wahl
2021
Stand
25.2.2025
Bündnis 90/Die Grünen Grüne 58 57
Christlich-Demokratische Union Deutschlands CDU 42 43
Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD 19 19
Freie Demokratische Partei FDP/DVP 18 18
Alternative für Deutschland AfD 17 17

Spitzenkandidaten

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Im Mai 2025 wählte der Landesparteitag der Grünen Cem Özdemir zum Spitzenkandidaten.[9] Ebenfalls im Mai 2025 wurden Manuel Hagel (CDU) und Andreas Stoch (SPD) von ihren Parteien zu Spitzenkandidaten gewählt.[10][11] Hans-Ulrich Rülke wurde im Juli 2025 erneut zum Spitzenkandidaten der FDP gewählt.[12] Landeschef Markus Frohnmaier (AfD) führt seine Partei als Spitzenkandidat in den Wahlkampf, kandidiert aber nicht für den Landtag; auf Platz eins der Landesliste steht Emil Sänze.[13][14]

Infratest-dimap-Umfrage vom 16. Oktober 2025
im Vergleich zur Landtagswahl 2021
 %
30
20
10
0
29
21
20
10
7
5
3
5
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2021
(auf halbe Prozent gerundet)
 %p
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
−10
−12
−14
+5
+11,5
−12,5
−1
+3,5
−5,5
+3
−3,5
Institut Datum Grüne CDU SPD FDP AfD Linke FW BSW Sonst.
Infratest dimap[15] 16.10.2025 20 % 29 % 10 % 5 % 21 % 7 % 3 % 5 %
INSA[15] 16.10.2025 17 % 31 % 11 % 7 % 20 % 7 % 3 % 4 %
Infratest dimap[15] 15.05.2025 20 % 31 % 10 % 5 % 19 % 7 % 4 % 4 %
INSA[15] 09.05.2025 17 % 31 % 12 % 6 % 19 % 8 % 4 % 3 %
Bundestagswahl 23.02.2025 13,6 % 31,6 % 14,2 % 5,6 % 19,8 % 6,8 % 1,4 % 4,1 % 2,9 %
INSA[15] 15.02.2025 20 % 31 % 13 % 5 % 18 % 4 % 5 % 4 %
Infratest dimap[15] 12.12.2024 22 % 33 % 13 % 4 % 15 % 4 % 9 %
INSA[15] 07.12.2024 20 % 34 % 11 % 6 % 17 % 3 % 6 % 3 %
Infratest dimap[15] 10.10.2024 18 % 34 % 13 % 5 % 16 % 5 % 9 %
Oktober 2021 – August 2024
Institut Datum Grüne CDU SPD FDP AfD Linke FW BSW Sonst.
INSA[15] 15.08.2024 19 % 31 % 11 % 7 % 16 % 3 % 8 % 5 %
INSA[15] 13.06.2024 19 % 30 % 12 % 7 % 15 % 3 % 7 % 7 %
Europawahl 09.06.2024 13,8 % 32,0 % 11,6 % 6,8 % 14,7 % 1,9 % 3,8 % 4,5 % 10,9 %
Infratest dimap[15] 16.05.2024 22 % 32 % 11 % 7 % 14 % 3 % 4 % 7 %
INSA[15] 21.03.2024 23 % 30 % 11 % 7 % 16 % 3 % 7 % 3 %
Infratest dimap[15] 18.01.2024 22 % 32 % 9 % 7 % 18 % 3 % 9 %
Infratest dimap[15] 27.09.2023 22 % 29 % 12 % 8 % 20 % 9 %
Infratest dimap[15] 20.07.2023 24 % 26 % 13 % 7 % 19 % 11 %
INSA[15] 03.04.2023 28 % 27 % 13 % 9 % 12 % 3 % 8 %
Infratest dimap[15] 23.03.2023 26 % 27 % 15 % 10 % 12 % 10 %
INSA[15] 02.11.2022 26 % 28 % 13 % 10 % 13 % 3 % 7 %
Infratest dimap[15] 27.10.2022 27 % 26 % 15 % 9 % 13 % 3 % 7 %
INSA[15] 13.07.2022 29 % 26 % 14 % 11 % 10 % 3 % 7 %
Infratest dimap[15] 21.04.2022 28 % 26 % 15 % 11 % 9 % 3 % 8 %
INSA[15] 06.04.2022 25 % 23 % 19 % 11 % 10 % 3 % 9 %
Infratest dimap[15] 10.03.2022 27 % 24 % 18 % 13 % 9 % 3 % 6 %
Infratest dimap[15] 20.01.2022 26 % 23 % 16 % 12 % 11 % 4 % 8 %
Infratest dimap[15] 14.10.2021 27 % 17 % 20 % 15 % 9 % 3 % 9 %
INSA[15] 12.10.2021 24 % 20 % 21 % 16 % 9 % 3 % 7 %
Bundestagswahl 26.09.2021 17,2 % 24,8 % 21,6 % 15,3 % 9,6 % 3,3 % 1,7 % 6,5 %
Landtagswahl 2021 14.03.2021 32,6 % 24,1 % 11,0 % 10,5 % 9,7 % 3,6 % 3,0 % 5,5 %
Verlauf der Umfragewerte seit der Wahl 2021

Direktwahl Ministerpräsident

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Institut Datum Cem Özdemir (Grüne) Manuel Hagel (CDU) Markus Frohnmaier (AfD) keiner der Abgefragten
Infratest dimap[16] 16.10.2025 41 % 17 % 8 % 34 %
Infratest dimap[17] 15.05.2025 39 % 18 % 7 % 36 %

Einzelnachweise

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  1. Landtagswahl voraussichtlich am 8. März 2026. In: Land Baden-Württemberg. 18. März 2025, abgerufen am 27. März 2025.
  2. Landtag von Baden-Württemberg: Landtagswahl 2021
  3. Termin steht fest: BW-Landtagswahl am 8. März 2026. In: swr.de. 8. April 2025, abgerufen am 26. September 2025.
  4. Gesetz zur Änderung der Verfassung des Landes Baden-Württemberg und des Gesetzes über die Landtagswahlen vom 26. April 2022 (GBl. S. 237) (PDF; 202 kB)
  5. § 1 Landtagswahlgesetz
  6. Landtagswahl 2026 findet am 8. März statt. 8. April 2025, abgerufen am 4. August 2025.
  7. §$ 24 und 30 Landtagswahlgesetz
  8. https://www.landtag-bw.de/de/aktuelles/dpa-nachrichten/kretschmann-zu-abtreten-habe-darueber-nachgedacht--408260
  9. Christine Keck: Özdemir setzt auf ein grünes Wunder. In: Der Spiegel. 24. Mai 2025, abgerufen am 24. Mai 2025.
  10. Landesparteitag: Hagel wird CDU-Spitzenkandidat für Landtagswahl in Baden-Württemberg. In: zeit.de. 17. Mai 2025, abgerufen am 18. Mai 2025.
  11. Einstimmig nominiert: Landtagswahl in BW 2026: Stoch soll Spitzenkandidat der SPD werden. In: swr.de. 16. Mai 2025, abgerufen am 18. Mai 2025.
  12. SWR: BW-Landtagswahl 2026: FDP nominiert Rülke als Spitzenkandidaten - SWR Aktuell. In: swr.de. 5. Juli 2025, abgerufen am 14. August 2025.
  13. Baden-Württemberg: AfD BW wählt Frohnmaier zum Ministerpräsidenten-Kandidaten. In: tagesschau.de. 31. Mai 2025, abgerufen am 1. Juni 2025.
  14. Markus Frohnmaier ist Spitzenkandidat der AfD für 2026 – Emil Sänze führt die Landesliste an. In: stimme.de. 1. Juni 2025, abgerufen am 1. Juni 2025.
  15. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z Umfragen zur Landtagswahl in Baden-Württemberg, auf wahlrecht.de
  16. S. W. R. Aktuell: Führende CDU verliert bei Menschen in BW an Zustimmung, AfD erstmals vor Grünen. 16. Oktober 2025, abgerufen am 16. Oktober 2025.
  17. Landtagswahl: Mehrheit will nach Kretschmann-Ära eine CDU-geführte Regierung - AfD und Linke legen massiv zu. In: swr.de. Abgerufen am 15. Mai 2025.