Wilhelm von Bode

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Arnold Wilhelm Bode

Wilhelm von Bode (* 10. Dezember 1845 in Calvörde; † 1. März 1929 in Berlin), gebürtig Arnold Wilhelm Bode, geadelt 1914, war ein bedeutender deutscher Kunsthistoriker und Museumsfachmann und gilt als der Mitbegründer des modernen Museumswesens. Er gründete 1904 das Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bodemuseum) auf der Museumsinsel in Berlin, war dort Generaldirektor der staatlichen Kunstsammlungen und schuf grundlegende Arbeiten zur Geschichte der deutschen, niederländischen und italienischen Malerei und Plastik. Aufgrund seines entscheidenden Einflusses auf die Entwicklung der Berliner Kunstsammlungen wurde er auch „Museums-Condottiere“ und „Bismarck der Berliner Museen“ genannt.

Leben

Max Liebermann: Bildnis Dr. Wilhelm Bode, 1904

Wilhelm von Bode besuchte in Braunschweig das Gymnasium und studierte von 1863 bis 1867 in Göttingen und Berlin Jura. In Göttingen schloss er sich dem Corps Brunsviga Göttingen an; schon während seines Jurastudiums zeigte sich sein Interesse für die Kunstgeschichte. Während seiner Referendarszeit in Braunschweig ordnete er die herzoglichen Kunstsammlungen zum Teil systematisch. In dieser Zeit begannen auch die Reisen zu holländischen und belgischen Museen und Privatsammlungen, aber auch nach Italien. Nach seiner (nicht abgeschlossenen) Auditor-(Assessor)-Zeit studierte er noch Kunstgeschichte und Archäologie in Berlin und Wien. Als Auditor war er nur beurlaubt und blieb bis zu seinem Tode offiziell „herzoglicher Auditor im Beurlaubtenstand“. In Leipzig promovierte er im Jahre 1870.

Im Jahre 1872 trat er in den königlichen Museen zu Berlin seine Stellung als Assistent in der Skulpturenabteilung an, deren Direktor er 1883 wurde. Seit 1890 leitete er auch die Gemäldegalerie. Generaldirektor der Berliner Museen wurde er 1905. Seine kunsthistorische Kompetenz und seine ausgezeichneten Beziehungen zu Künstlern und Sammlern sowie zur Kaiserfamilie ermöglichten ihm gleich zu Beginn seiner Tätigkeit spektakuläre Ankäufe – trotz der zunächst bescheidenen Mittel. Oberster Chef der Museumsinsel war der Kronprinz Friedrich.

Zu Beginn seiner Amtszeit konnte Berlin als neue Hauptstadt im Bereich der Kunst nicht mit München oder Dresden, geschweige denn mit Paris und dem Louvre konkurrieren. Anfangs motiviert durch chronischen preußischen Geldmangel für Kunst knüpfte Bode zeitlebens ein internationales Netzwerke von Sammlern, Stiftern und Mäzenen. Angefangen mit etwa 50 Berliner Privatsammlern wie James Simon, Adolf Thiem, Louis Ravené (spitz porträtiert durch Fontane in dem Roman L'Adultera), Oscar Hainauer, Oscar Huldschinsky, Eduard Simon, Eugen Gutmann, Paul Davidsohn, Karl von der Heydt, Jacques Mühsam, Markus Kappel, Leopold Koppel, Eduard Arnhold, Carl von Hollitscher suchte Bode immer mehr Sammler, die nach dem Motto seines Schülers Max J. Friedländer lebten: „Der Kunstbesitz ist so ziemlich die einzig anständige und vom guten Geschmack erlaubte Art, Reichtum zu präsentieren.“ Beispielhaft ist sein Verhältnis zu James Simon, dem für Bode vermutlich wichtigsten Privatsammler, mit dem er auch in der Deutschen Orient-Gesellschaft (DOG) zusammenarbeitete. Mit Einverständnis Simons beriet ihn Bode beim Aufbau seiner Sammlung so, dass die Kunstwerke bei einer späteren Schenkung die Bestände der staatlichen Museen sinnvoll ergänzen konnten.

1883 präsentierte Bode in der Akademie der Künste fünfzig Berliner Sammler mit dreihundert Kunstwerken aus deren Besitz. Er hatte den Katalog geschrieben. Durch die Aktivitäten Bodes verdichtete sich das Berliner Kulturklima, der Antiquitätenhandel erblühte. Es erschienen neue Feuilletons durch neugegründete Kunstredaktionen, deren bekannteste Vertreter Julius Meier-Graefe, Fritz Stahl, Adolf Behne, Karl Scheffler, Max Osborn, Adolph Donath und nicht zuletzt Ludwig Pietsch waren. Berliner Großzeitungsverleger wie Rudolf Mosse fingen an, Kunst zu sammeln.

Bode verstand sich gut mit Kaiser Wilhelm II. und konnte so viele Intrigen gegen sich abwehren. Durch geschickte Kaffe-Kranz-Diplomatie, bei der Bode Kaffevisiten des Kaisers zur Aufmunterung zu Mäzenatentum benutzte, erlangte Bode viele Beitritte zu seinem „Verein der Freunde des Kaiser-Friedrich-Museums“. Analog zu dem geflügelten Wort „Wer beim Papst frühstückt, muß mit seinem Leben abgerechnet haben“ variierten die Berliner: „Wer mit S.M (seiner Majestät) Kaffee trinkt, muß mit seinen Bildern abgerechnet haben.“ Der „Kaiser-Friedrich-Verein“ wurde Vorbild vieler ähnlicher Organisationen anderer Museen. So gelang ihm der Aufbau einer Skulpturensammlung der italienischen Frührenaissance von europäischem Rang sowie die Erweiterung der Gemäldegalerie um ihre wichtigsten Stücke altdeutscher und holländischer Meister, darunter Werke von Rembrandt, Rubens und Dürer.

Bodemuseum an der Monbijou-Brücke an der nordwestlichen Spitze der Museumsinsel, wo links Spree und rechts Kupfergraben zusammenfließen

Von Bode war am Aufbau beziehungsweise der Erweiterung zahlreicher anderer Abteilungen beteiligt, so dem Kupferstichkabinett und der Münzsammlung, der islamischen und der ostasiatischen Abteilung, der archäologischen und der ägyptischen Sammlungen. Er beriet auch Privatsammler und Regionalmuseen bei Ankäufen und veranlasste den Neubau des Pergamonmuseums und des Dahlemer Museums. Für das 1904 eingeweihte Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bodemuseum) entwickelte er das schulemachende Konzept, jeden Raum mit Kunstwerken und Gegenständen einer Epoche auszustatten.

Seine zum Teil vielbändigen Werke zur niederländischen Malerei und zur italienischen Plastik wurden lange Zeit als Standardwerke seines Faches angesehen. Sein kunsthistorisches Urteil zählte in der Fachwelt, so war er u.a. einer der Gutachter beim Dresdner Holbeinstreit. Durch seine Tätigkeit wurden die Berliner Museen den bedeutendsten Museen Europas gleichgestellt.

Werke

  • Vorderasiatische Knüpfteppiche aus älterer Zeit. Leipzig [o.J.]
  • Geschichte der deutschen Plastik, 1887
  • Rembrandt, 8 Bände, mit C. Hofstede de Groot, 1897 - 1905
  • Kunst und Kunstgewerbe am Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, 1901.
  • Florentiner Bildhauer der Renaissance, 1902, 4. Auflage 1921
  • Der deutsche Verein für Kunstwissenschaft. Berlin 1907, in: Internat. Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik. 1. Sp.1069-1074
  • Kunstmuseen, ihre Ziele und Grenzen. Berlin 1907, in: Internat. Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik. 1.Sp.15-22
  • Die Provinzialmuseen und ihre Aufgaben. Berlin 1907, in: Internat. Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik. 1. Sp.437-444
  • Rembrandt und seine Zeitgenossen: Charakterbilder der grossen Meister der holländischen und vlämischen Malerschule im siebzehnten Jahrhundert., 2., verm. Aufl. Leipzig 1907
  • Der Generaldirektor der Berliner und der Münchener Kunstsammlungen., Berlin 1908, in: Internat. Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik. 2. Sp.1073-1082
  • Die Werke der Familie della Robbia. Hrsg. von Wilhelm von Bode. Berlin 1914.
  • Die deutsche Kunstwissenschaft und der Krieg. Leipzig [u.a.] 1915, in: Internat. Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik. 9., Sp.97-102
  • Die Meister der holländischen und vlämischen Malerschulen, 1917, 9. Auflage 1958
  • Sandro Botticelli, 1921
  • Die italienischen Bronzestatuetten der Renaissance. Kleine, neu bearb. Ausg. Berlin 1922.
  • Die italienische Plastik. 6.Aufl. Berlin [u.a.] 1922.
  • Mein Leben, 2 Bände, 1930

Literatur

Grab auf dem Luisenfriedhof II, Berlin-Charlottenburg, Königin-Elisabeth-Straße 46-50
  • Beth, Ignaz: Verzeichnis der Schriften von Wilhelm v. Bode. Berlin [u.a.] 1915. XII,
  • Goldschmidt, Adolf: Zum 70.Geburtstag von W. von Bode. Berlin 1916
  • Hauptwerke aus den Staatlichen Museen Berlin. Wilhelm von Bode zu Ehren hrsg. von d. Abteilungsleitern. Berlin 1926.
  • Schottmüller, Frida: Wilhelm von Bode [Nachruf]. Berlin 1929, in: Forschungen und Fortschritte. 5(1929)10.
  • Fechter, Paul: Wilhelm von Bode. Gütersloh 1949, in: Fechter: An der Wende der Zeit. S.451-456
  • Justi, Ludwig: Arnold Wilhelm von Bode. Berlin 1955, in: Neue Deutsche Biographie. 2. S.347-348
  • Wilhelm von Bode als Zeitgenosse der Kunst: zum 150.Geburtstag. Nationalgalerie Staatliche Museen zu Berlin, Ausstellung vom 9. Dezember bis 25. Februar 1996. Berlin 1995.
  • Künzel, Friedrich: Verzeichnis des schriftlichen Nachlasses von Wilhelm von Bode. Friedrich Künzel unter Mitarb. von Barbara Götze. Berlin 1995.
  • Ohlsen, Manfred: Wilhelm von Bode: zwischen Kaisermacht und Kunsttempel. Biographie., Berlin 1995.
  • Otto, Sigrid: Bildjäger und Menschenfänger : Wilhelm von Bode (1845-1929). Berlin 1995, in: Berlinische Monatsschrift. 4(1995)

Weblinks

Commons: Wilhelm von Bode – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien