Wingershausen

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Wingershausen
Stadt Schotten
Koordinaten: 50° 28′ N, 9° 8′ OKoordinaten: 50° 28′ 3″ N, 9° 7′ 53″ O
Höhe: 279 m ü. NHN
Fläche: 4,28 km²[1]
Einwohner: 379 (31. Dez. 2018)[2]
Bevölkerungsdichte: 89 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 63679
Vorwahl: 06044
Blick auf Wingershausen aus Richtung Auerberg
Blick auf Wingershausen aus Richtung Auerberg

Wingershausen ist ein Ortsteil der Stadt Schotten im mittelhessischen Vogelsbergkreis.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Westhang des Vogelsberges gelegen fließt der Eichelbach durch das Dorf. Die Landesstraße 3348 endet innerhalb des Ortes und mündet hier auf die L 3183.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Evangelische Kirche

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Wingershausen erfolgte im Jahr 1016 unter dem Namen Winigereshusen im Codex Eberhardi anlässlich einer Kirchengründung.[3]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Wingershausen:

„Wingertshausen (L. Bez. Schotten) evangel. Pfarrdorf; liegt im Vogelsberg, 1 St. von Schotten, hat 55 Häuser und 259 Einwohner, die alle evangelisch sind. – Die Kirche, welche eine der ältesten in der Gegend ist, gehörte zum Kloster Blankenau. Bei der Einweihung der Kirche zu Breungeshain, 1067, wird in Verbindung mit Crainfeld, ein Wingereshuoson genannt, welches wahrscheinlich das jetzige ist, das später unter dem Namen Wengirshusen vorkommt. Im 14. Jahrhundert waren die Kapellen von Eschenrod, Kaulstoß und Eichelsachsen von dieser Kirche abhängig.“[4]

Der einst selbstständige Ort wurde 1852 in den neu gegründeten Landkreis Schotten aufgenommen und nach dessen Auflösung im Jahr 1938 in den Landkreis Büdingen eingegliedert. Die evangelische Kirche wurde 1902–1904 erweitert. Die Planung wurde durch den Architekten Ludwig Hofmann aus Herborn ausgeführt.

Gebietsreform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der Gebietsreform in Hessen verlor die Gemeinde Wingershausen zum 31. Dezember 1971 ihre Selbstständigkeit und wurde ein Stadtteil von Schotten.[5]

Territorialgeschichte und Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Wingershausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6][7]

Gerichte seit 1803[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Wingershausen das Amt Lißberg zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit der Gründung des Großherzogtum Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Wingershausen fiel in den Gerichtsbezirk des „Landgerichts Schotten“.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Schotten“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[17]

Mit Wirkung zum 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Schotten und Wingershausen kam zum Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Nidda.[18] Zum 1. Januar 2012 wurde auch das Amtsgericht Nidda gemäß Beschluss des hessischen Landtags aufgelöst[19] und Wingershausen dem Amtsgericht Büdingen zugeteilt. Die übergeordneten Instanzen sind jetzt das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1791: 238 Einwohner[11]
• 1800: 238 Einwohner[20]
• 1806: 265 Einwohner, 51 Häuser[13]
• 1829: 259 Einwohner, 51 Häuser[4]
• 1867: 265 Einwohner, 51 bewohnte Gebäude[21]
• 1875: 247 Einwohner, 47 bewohnte Gebäude[22]
Wingershausen: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2018
Jahr  Einwohner
1791
  
238
1800
  
238
1806
  
265
1829
  
259
1834
  
282
1840
  
297
1846
  
301
1852
  
298
1858
  
293
1864
  
278
1871
  
241
1875
  
247
1885
  
250
1895
  
243
1905
  
262
1910
  
271
1925
  
270
1939
  
265
1946
  
396
1950
  
334
1956
  
273
1961
  
276
1967
  
286
1970
  
313
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2004
  
415
2010
  
390
2011
  
387
2015
  
380
2018
  
379
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; 1791:[11]; Einwohnerzahlen nach 2000:[23][2]; Zensus 2011[24]

Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1829: 259 evangelische (= 100 %) Einwohner[4]
• 1961: 270 evangelische (= 97,83 %), 4 katholische (= 1,45 %) Einwohner[1]

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die unter Denkmalschutz stehenden Kulturdenkmäler des Ortes siehe die Liste der Kulturdenkmäler in Wingershausen.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2006 wählten zum Ortsbeirat bei 57,4 % Wahlbeteiligung 74,8 % der Wähler die SPD-Kandidaten und 25,2 % die Freien Wähler. Kandidaten anderer Parteien traten nicht an.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Wingershausen, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Zahlen - Daten - Fakten der Stadt Schotten (Memento des Originals vom 6. Mai 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schotten.de, abgerufen im April 2020.
  3. Heinrich Meyer zu Ermgassen: Der Codex Eberhardi des Klosters Fulda. Bd. I, S. 323
  4. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 327 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 352.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Martin Röhling: Niddaer Geschichtsblätter. Heft 9. Die Geschichte der Grafen von Nidda und der Grafen von Ziegenhain. Hrsg.: Niddaer Heimatmuseum e. V. Im Selbstverlag, 2005, ISBN 3-9803915-9-0, S. 75, 115.
  9. Die Zugehörigkeit des Amtes Nidda anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567-1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604-1638. und Hessen-Darmstadt 1567-1866.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 13 ff., § 26 Punkt d) IX. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. a b c Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 203 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  12. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 272 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  14. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 420 (online bei Google Books).
  15. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 262 ff. (online bei Google Books).
  16. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF]).
  17. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  18. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 f) und Artikel 2, Abs. 4 e) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  19. Gesetz zur Änderung gerichtsorganisatorischer Regelungen (Artikel 1.1, $3 c)) vom 16. September 2011. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2011 Nr. 17, S. 409 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 574 kB]). Bezieht sich auf das Gesetz über den Sitz und den Bezirk der Gerichte der ordentlichen Gerichtsbarkeit und der Staatsanwaltschaften (Gerichtlichesorganisationsgesetz) (GVBl. I S. 98) vom 1. Februar 2005. In: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2005 Nr. 5, S. 98 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 235 kB]).
  20. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 222 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  21. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 122 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  22. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 12. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 19 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  23. Zahlen - Daten - Fakten - Wissenswertes. In: Webauftritt. Stadt Schotten, archiviert vom Original am 3. April 2016; abgerufen im April 2016.
  24. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wingershausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien