Wertach (Fluss)
Wertach | ||
Die Wertach in Augsburg (hier mit höherer Wasserführung nach Regenfällen bzw. bei Schneeschmelze) | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 126 | |
Lage | Bayern
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Flusssystem | Donau | |
Abfluss über | Lech → Donau → Schwarzes Meer | |
Ursprung | der Wertach selbst: Zusammenfluss von Kaltenbrunnenbach und Eggbach zwischen Ober- und Unterjoch 47° 31′ 43″ N, 10° 25′ 19″ O des Kaltenbrunnenbachs: in den Allgäuer Alpen etwa 2,2 km südöstlich über Bad Hindelang-Oberjoch 47° 30′ 12″ N, 10° 25′ 44″ O | |
Quellhöhe | ca. 1073 m ü. NN[1] Zsfls. Kaltenbrunnenbach/Eggbach | |
Mündung | Nahe der Augsburger Wolfzahnau in den LechKoordinaten: 48° 24′ 16″ N, 10° 53′ 18″ O 48° 24′ 16″ N, 10° 53′ 18″ O | |
Mündungshöhe | 461 m ü. NN | |
Höhenunterschied | ca. 612 m | |
Sohlgefälle | ca. 4,5 ‰ | |
Länge | ca. 137,2 km[2] ab Zsfls. Kaltenbrunnenbach/Eggbach | |
Einzugsgebiet | 1.441,24 km²[3] | |
Abfluss am Pegel Türkheim[4] AEo: 671 km² Lage: 45,4 km oberhalb der Mündung |
NNQ (18.11.1962) MNQ 1963–2006 MQ 1963–2006 Mq 1963–2006 MHQ 1963–2006 HHQ (23.05.1999) |
2,5 m³/s 4,06 m³/s 16,9 m³/s 25,2 l/(s km²) 177 m³/s 390 m³/s |
Abfluss am Pegel Augsburg Oberhausen[5] AEo: 1.256,9 km² Lage: 3,04 km oberhalb der Mündung |
MNQ 1990–2009 MQ 1990–2009 Mq 1990–2009 MHQ 1990–2009 HHQ (1999) |
6 m³/s 20 m³/s 15,9 l/(s km²) 185 m³/s 430 m³/s |
Linke Nebenflüsse | Starzlach, Waldbach, Kirnach | |
Rechte Nebenflüsse | Lobach, Geltnach, Gennach, Singold | |
Großstädte | Augsburg | |
Mittelstädte | Kaufbeuren | |
Kleinstädte | Marktoberdorf, Schwabmünchen, Bobingen | |
Verlauf der Wertach |
Die Wertach ist ein mitsamt ihrem längsten Quellbach 141 km langer linker Zufluss des Lechs im Regierungsbezirk Schwaben in Bayern. Die zwei Gebirgsbäche, aus denen die Wertach zusammenfließt, vereinen sich auf 1078 m ü. NHN, die Wertach mündet auf 461 m ü. NHN in Augsburg im Lech. Sie entwässert ein Einzugsgebiet von 1440 km².
Etymologie
[edit | edit source]Gemäß Wolf-Armin von Reitzenstein trug der Fluss im 6. Jahrhundert zunächst den Namen „Virdo“. Der Mönch Paulus Diaconus verwendet diesen Namen im 8. Jahrhundert ebenfalls. Später wird der Namen „Wertahe“ im Besitzrechtsverzeichnis des Hochstiftes Augsburg erwähnt. Ebenso wird auch das lateinische Vindex niedergeschrieben (Monumenta Germaniae Historica). Der heutige Flussname tritt erstmals in Urkunden zu Beginn des 14. Jahrhunderts auf.[6]
Die Namensherkunft ist nicht eindeutig geklärt. Es wird angenommen, dass das indogermanische Wort u̯er „Wasser“ bzw. das darauf basierende Adjektiv u̯îridos „schnell, kräftig vorwärtsstrebend“ die Grundlage für die Namensbildung ist. Später wurde dann das althochdeutsche Grundwort aha „Fluss“ angefügt.[6]
Ehemalige Wasserarme der Wertach wurden früher „Rössen“ genannt. „Au“ (auch „Flussaue“) bezeichnet eine vom wechselnden Hoch- und Niedrigwasser geprägte Niederung entlang eines Baches oder Flusses. Daraus entstand der Flurname „Rosenau“ in Augsburg, namensgebend für das Rosenaustadion und das Rosenauviertel.
Allegorische Darstellungen
[edit | edit source]Die Wertach wird als Stilfigur sowohl als weibliche als auch als männliche Flussgottheit dargestellt. Auf Augsburger Münzen, Medaillen, Kupferstichen, Gemälden etc. bis 1720 meist männlich, danach meist weiblich. Beispielsweise männlich als Brunnenfigur beim Augustusbrunnen oder dem Gemälde Johannes Rottenhammers „Augusta und die vier Flüsse“ im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses, weiblich auf dem Fresko „Allegorie der Wertach“ von Johann Georg Bergmüller bei seiner 1752 geschaffenen Bemalung des Prunkaufgangs in der Fürstbischöflichen Residenz in Augsburg.
Geografie
[edit | edit source]Nach der Iller ist die Wertach der größte in den Allgäuer Alpen entspringende Fluss. Von dort aus fließt sie nach Norden in Richtung Augsburg, wo sie in den Lech mündet. Mit jeweils knapp 50 Kilometern sind ihre beiden längsten Nebenflüsse die Gennach und die Singold.
Verlauf
[edit | edit source]Die Wertach entsteht im südöstlichen Oberallgäu nahe der Grenze zu Österreich durch den Zusammenfluss des Kaltenbrunnenbach und des Eggbach auf halber Strecke zwischen Oberjoch und Unterjoch. Beide Dörfer gehören zum Gemeindegebiet von Bad Hindelang. Hinter Unterjoch bildet der Fluss auf einem kurzen Abschnitt die Grenze zur österreichischen Gemeinde Jungholz. Die frühere Ausprägung als typischer Gebirgs- und Voralpenfluss mit breitem, sich ständig verlagerndem Flussbett, ausgedehnten Schotterbänken ist nur noch im Oberlauf anzutreffen, nahe der Marktgemeinde Wertach wird der Fluss bereits zum ersten Mal vom Damm des Grüntensees aufgestaut.
Auf ihrem weiteren Weg durchfließt sie über Oy-Mittelberg und Nesselwang einen landschaftlich recht ursprünglichen Teil des Wertachtals, doch ab Marktoberdorf ist es mit der „Wildflussromantik“ vorbei, da der Fluss hier und auf seinem weiteren Lauf bereits am Ende des 19. Jahrhunderts begradigt wurde.
Von Biessenhofen über Kaufbeuren, Rieden (bei Kaufbeuren), Bad Wörishofen und Türkheim durchfließt die Wertach den Bachtelsee, Bärensee, Schlingener See, Frankenhofner See, Bingstetter See sowie Irsingener See.[7] Auf den letzten Kilometern zum Lech hin passiert die Wertach Ettringen, wo ihr Wasser schon früh für die Papierfabrik Lang Papier genutzt wurde, Großaitingen, Bobingen und schließlich einen weiteren Stausee südlich des Augsburger Stadtteils Inningen. Im nördlichen Stadtgebiet Augsburgs mündet sie in den Lech, der sich dann nach weiteren 39 Kilometern östlich von Donauwörth mit der Donau vereinigt.
Bei Türkheim liegt die von den Geologen so genannte Wertachgabel. Hier geht der flache Talboden nach Westen hin ohne Höhenunterschied in den weiten Talboden der links benachbarten und kleineren Flossach über. Nach der letzten Eiszeit floss die Wertach hier zeitweise ganz oder teilweise durch die Täler von Flossach und dann Mindel zur Donau hin ab.[8] Dies belegen etwa Sedimente im Mindeltal, deren Ursprungsgestein im Einzugsgebiet der Wertach, aber nicht der Mindel vorkommen.
Zuflüsse
[edit | edit source]Zu den größten am Alpenrand entspringenden Nebenflüssen, welche in die Wertach einmünden, zählen die Starzlach und der Waldbach. Durch die Zuflüsse von Lobach, Kirnach und Geltnach verdoppelt sich das bisherige Einzugsgebiet. Im unteren Alpenvorland fließt die Gennach als längster Nebenfluss in die Wertach. Als letzten Zufluss nimmt sie in Göggingen über den aus- und dann wieder rückgeleiteten Fabrikkanal die Singold auf.
Linke Zuflüsse | Rechte Zuflüsse |
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Geschichte in der Römerzeit
[edit | edit source]Im unwegsamen Voralpengebiet diente der Fluss als wichtige Verkehrsverbindung zwischen Augusta Vindelicorum (dem heutigen Augsburg), der damaligen Hauptstadt der römischen Provinz Raetia, und der bedeutenden Stadt Cambodunum, dem heutigen Kempten. Parallel zur Wertach, auf der Hochterrasse zum Lech hin, verlief die Allgäustraße. Augsburg wurde am Nordende der Lechfeld-Hochterrasse errichtet, wo es nach Westen, Norden und Osten hin von den beiden Flüssen geschützt wurde und durch diese natürlichen Wasserbarrieren gut zu verteidigen war.
Eingriffe bei Augsburg
[edit | edit source]Zum Hochwasserschutz des stark überschwemmungsgefährdeten Gebietes westlich von Augsburg – der Wertachsteg zwischen Pfersee und Augsburg wurde fast regelmäßig durch Hochwasser zerstört – wurden im Jahr 1856 Dämme angelegt, die eine nachhaltige Verbesserung brachten. 1884 legte man zur Versorgung einer Fabrik in Göggingen einen großen rechtsseitigen Kanal der Wertach an, den Fabrikkanal. Durch diesen sowie durch dessen 1920 fertiggestellte Verlängerung, den Wertachkanal, wurde die Wassermenge der Wertach in diesem Abschnitt deutlich reduziert und ihr Pegel abgesenkt. Dies, sowie die fortschreitende Vertiefung des Flusses, kam dem Hochwasserschutz von Augsburg-Pfersee zugute. Trotzdem gab es auch danach wieder Überflutungen in den Jahren 1932, 1965, 1999 und 2005.[9]
Renaturierung
[edit | edit source]Durch die Begradigung und Kanalisierung des ehemaligen Wildflusses mit ausgedehnten Kiesbänken und Auwäldern wurde die Hochwassergefahr insgesamt aber nicht gebannt, sondern vergrößert.
Während des letzten großen Hochwassers an Pfingsten 1999 führte die Wertach am Pegel Augsburg-Oberhausen 423 m³/s und verursachte in den Augsburger Stadtteilen Göggingen und Pfersee Schäden im dreistelligen Millionen-DM-Bereich. Ohne tiefgreifende Änderungen wären ähnliche Ereignisse immer wieder zu erwarten, weshalb der Freistaat Bayern und die Stadt Augsburg mit dem Projekt Wertach vital (seit 1997) den Fluss wieder in ein naturnahes Gleichgewicht bringen wollen. Um zu vermeiden, dass er sich immer mehr in den Untergrund eintieft, werden die Ufer aufgeweitet und die Flusssohle durch Steinrampen befestigt. Aufgeschüttete Kiesinseln und große Felsbrocken vermindern die Fließgeschwindigkeit. Für die Aufweitung des Flussbettes wurden 25 Hektar Auwald abgeholzt, die an anderen Stellen ersetzt wurden. Seit Oktober 2000 ist der Abschnitt zwischen dem Stausee und der Gögginger Brücke weitgehend renaturiert worden.
Literatur
[edit | edit source]- Peter Nowotny: An den Ufern der Wertach. Immenstadt 2001, ISBN 3-920269-16-0.
Siehe auch
[edit | edit source]Weblinks
[edit | edit source]- Pegel der Wertach an der Mündung in Augsburg während der letzten 14 Tage
- Renaturierungsprojekt ( vom 29. September 2007 im Internet Archive)
- Projekt Wertach vital ( vom 10. Dezember 2011 im Internet Archive)
- Die Wertach im Augsburg-Wiki
Einzelnachweise
[edit | edit source]- ↑ a b BayernAtlas der Bayerischen Staatsregierung (Hinweise)
- ↑ Gesamtlänge abzüglich der abgemessenen Länge des Kaltenbrunnenbachs von etwa 3,8 km auf: BayernAtlas der Bayerischen Staatsregierung (Hinweise).
- ↑ a b Verzeichnis der Bach- und Flussgebiete in Bayern – Flussgebiet Lech, Seite 44 des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Stand 2016 (PDF; 1,8 MB)
- ↑ Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Donaugebiet 2006 Bayerisches Landesamt für Umwelt, S. 134, abgerufen am 4. Oktober 2017, Auf: bestellen.bayern.de (PDF, deutsch, 24,2 MB).
- ↑ Wertach vital – ein innovatives Konzept zur Fluss-Sanierung Wasserwirtschaftsamt Donauwörth, 2009 (pdf; 7,0 MB)
- ↑ a b Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon schwäbischer Ortsnamen. C. H. Beck, 2013, ISBN 978-3-406-65208-0, Seite 416–417.
- ↑ Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern: Digitale Topographische Karte 1:200 000, [1], abgerufen am 29. Juli 2012
- ↑ Zenetti, P. 1904: Der geologische Aufbau des bayerischen Nord-Schwabens u. der angrenzenden Gebiete. Verlag von Theodor Lampert, Augsburg, 143 S. (S. 126)
- ↑ Bürgeraktion Pfersee, Stadtteilrundgang ( vom 13. April 2014 im Internet Archive)