Fischbach-Göslikon

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Fischbach-Göslikon
Wappen von Fischbach-Göslikon
Wappen von Fischbach-Göslikon
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Bremgartenw
BFS-Nr.: 4067i1f3f4
Postleitzahl: 5525
Koordinaten: 665582 / 247183Koordinaten: 47° 22′ 20″ N, 8° 18′ 25″ O; CH1903: 665582 / 247183
Höhe: 380 m ü. M.
Fläche: 3,07 km²
Einwohner: 1714 (31. Dezember 2022)[1]
Einwohnerdichte: 558 Einw. pro km²
Website: www.fischbach-goeslikon.ch
Karte
Karte von Fischbach-Göslikon
Karte von Fischbach-Göslikon
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Fischbach-Göslikon (schweizerdeutsch: ˈfɪʃ.bɑχ-ˈɡøːs.lɪ.kχə, auch Figö genannt)[2][3] ist eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau. Sie gehört zum Bezirk Bremgarten und liegt im Reusstal.

Geographie

Die Gemeinde besteht aus den zwei Ortsteilen Fischbach (im Nordwesten) und Göslikon (im Südosten), die in den letzten Jahrzehnten zusammengewachsen sind. Diese liegen am flachen östlichen Abhang des Wagenrains, rund einen halben Kilometer vom westlichen Ufer der Reuss entfernt. Ein hufeisenförmiger Altwasserlauf reicht fast bis nach Fischbach. Im Süden hat die Gemeinde einen Anteil am Bremgarterwald, einem der grössten zusammenhängenden Waldgebiete im Aargauer Mittelland. Dort befindet sich das Fischbacher Mösli, ein 280 Meter langer und bis zu 100 Meter breiter Weiher, der von einem Schilfgürtel umgeben ist.

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 307 Hektaren, davon sind 60 Hektaren bewaldet und 52 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 445 Metern im Gebiet Obermatten, die tiefste Stelle liegt auf 354 Metern an der Reuss.

Nachbargemeinden sind Künten im Norden, Eggenwil im Osten, Bremgarten im Südosten, Wohlen im Südwesten und Niederwil im Westen.

Geschichte

Zwei Gräber mit Beigaben weisen darauf hin, dass die Gegend bereits während der Hallstattzeit besiedelt war. Aus der Römerzeit stammen die Überreste eines Gebäudes. Die erste urkundliche Erwähnung von Visbach (vom althochdeutschen Fiscbah abgeleitet) erfolgte im Jahr 1048 im Rahmen der Einweihung der Kirche.[2] Diese gelangte 1159 in den Besitz des Klosters Muri und 1360 an das Agnesspital in Baden. Der Ortsname Cohelinchon erschien erstmals 1159, er stammt vom althochdeutschen Gozilinghofun und bedeutet «bei den Höfen der Sippe des Gozilo».[3]

Weitere Grundbesitzer im Mittelalter waren die Klöster Gnadenthal und Hermetschwil. Die hohe und die niedere Gerichtsbarkeit lagen in den Händen der Habsburger. 1415 eroberten die Eidgenossen; Fischbach und Göslikon lagen nun im Amt Hermetschwil (auch Krummamt genannt) in den Freien Ämtern, einer gemeinen Herrschaft. Im Jahr 1529 traten die Einwohner beider Dörfer zur Reformation über, mussten aber nach dem Zweiten Kappelerkrieg von 1531 zum alten Glauben zurückkehren.

Am 26. Mai 1712 fand südlich von Fischbach im Rahmen des Zweiten Villmergerkriegs die Staudenschlacht statt. Berner Truppen, die sich auf dem Weg von Mellingen nach Bremgarten befanden, gerieten in einen Hinterhalt der Innerschweizer, konnten den Angriff allerdings zurückschlagen. Bei dem zweistündigen Gefecht kamen 87 Berner und mehr als 400 Innerschweizer Soldaten (mehrheitlich Luzerner) ums Leben.[4] Am 24. Juli 1712 kam es bei Villmergen schliesslich zur Entscheidungsschlacht, bei der die katholischen Orte eine verheerende Niederlage erlitten.

Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Beide Dörfer wurden vereinigt und bildeten zusammen eine Gemeinde im kurzlebigen Kanton Baden, seit 1803 gehört die Gemeinde zum Kanton Aargau. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wanderte fast ein Drittel der Bevölkerung wegen zunehmender Armut aus, meist in die grossen Schweizer Städte, aber auch nach Nordamerika. Danach stagnierte die Bevölkerung bis etwa 1960. Seither hat sich die Bevölkerungszahl aufgrund einer regen Bautätigkeit mehr als verdreifacht.

Sehenswürdigkeiten

Kirche Göslikon

Prägend für den Ortsteil Göslikon ist der denkmalgeschützte Kirchenbezirk mit der katholischen Pfarrkirche, der Rochuskapelle, dem Pfarrhaus und dem Friedhof. Die Stadt Baden, seit dem Übergang der Kollatur an das dortige Spital im Jahr 1360 der zuständige Bauherr, beschloss 1669 einen frühbarocken Neubau, der 1676 vollendet werden konnte. 1757/60 wurde das Innere vollständig im Rokoko-Stil neu gestaltet. Die Rochuskapelle stammt aus dem Jahr 1709, das Pfarrhaus aus dem späten 16. Jahrhundert. Im Ortsteil Fischbach ist insbesondere das Bauernhaus «Zum Rittersaal» von Bedeutung; ein gedrungener Fachwerkbau aus der Zeit um 1800 mit stark vorkragendem Satteldach.[5]

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Rot gekrümmter weisser Fisch.» 1915 hatte der Historiker Walther Merz ein Wappen vorgeschlagen, das in Rot einen Schrägfluss und zwei Fische zeigte. Der Vorschlag fand jedoch keinen Anklang. Anlässlich einer Fahnenweihe präsentierte der örtliche Turnverein das heutige Motiv, welches der Gemeinderat sogleich übernahm und für offiziell erklärte.[6]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[7]

Jahr 1798 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 341 569 392 381 389 399 511 633 963 1254

Am 31. Dezember 2008 lebten 1389 Menschen in Fischbach-Göslikon, der Ausländeranteil betrug 7,7 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 56,5 % römisch-katholisch, 28,1 % reformiert und 1,9 % muslimisch; 1,0 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 96,4 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 1,0 % Französisch.[8]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Bremgarten zuständig. Fischbach-Göslikon gehört zum Friedensrichterkreis Niederwil.

Wirtschaft

In Fischbach-Göslikon gibt es gemäss Betriebszählung 2005 rund 350 Arbeitsplätze, davon 11 % in der Landwirtschaft, 58 % in der Industrie und 31 % im Dienstleistungssektor.[9] Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in Wohlen, Bremgarten oder in der Agglomeration Zürich.

Verkehr

Durch die Gemeinde führt die Hauptstrasse zwischen Brugg und Bremgarten. Fischbach-Göslikon ist durch eine Postautolinie mit den Bahnhöfen von Bremgarten und Baden verbunden, wo Anschlüsse an die Bremgarten-Dietikon-Bahn bzw. die SBB bestehen.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und eine Primarschule. Die Realschule und die Sekundarschule können im benachbarten Niederwil absolviert werden, die Bezirksschule in Bremgarten. Standort der nächstgelegenen Kantonsschule (Gymnasium) ist Wohlen.

Commons: Fischbach-Göslikon – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  2. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 152–153.
  3. a b Beat Zehnder, Gemeindenamen des Kantons Aargau, S. 178–179
  4. Die Staudenschlacht vom 26. Mai 1712
  5. Peter Felder: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band IV: Bezirk Bremgarten. Birkhäuser Verlag, Basel 1967, ISBN 3-906131-07-6, S. 195–209.
  6. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 155.
  7. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Bremgarten, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  8. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  9. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau