„Osteopathie (Alternativmedizin)“ – Versionsunterschied

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Die Begriffe '''Osteopathie''' (von [[Altgriechische Sprache|altgr.]] {{lang|el|ὀστέον}}, ''ostéon'', „Knochen“ und {{lang|el|πάθος}}, ''páthos'', „Leiden“), '''osteopathische Medizin''' und '''osteopathische Behandlung''' beschreiben im Bereich der [[Alternativmedizin]] verschiedene Krankheits- und Behandlungskonzepte.
Die Begriffe '''Osteopathie''' (von [[Altgriechische Sprache|altgr.]] {{lang|el|ὀστέον}}, ''ostéon'', „Knochen“ und {{lang|el|πάθος}}, ''páthos'', „Leiden“), '''osteopathische Medizin''' und '''osteopathische Behandlung''' beschreiben im Bereich der [[Alternativmedizin]] verschiedene Krankheits- und Behandlungskonzepte.
In Europa werden darunter unterschiedliche befunderhebende und therapeutische Verfahren verstanden, die manuell, also mit den bloßen Händen des Behandlers ausgeführt werden. Die Bezeichnungen „[[Manuelle Medizin]]“, „Manualtherapie“, „Chirotherapie“ und „[[Chiropraktik]]“ werden teils synonym gebraucht. Wirkungsnachweise gibt es nur für wenige der [[Indikation]]en, die der Osteopathie zugeschrieben werden.<ref name="baek1"/><ref>[http://www.saez.ch/docs/saez/archiv/de/2007/2007-17/2007-17-039.PDF Max Geiser in: Schweizerische Ärztezeitung 2007, Seite 758] (PDF; 190&nbsp;kB), aufgerufen am 21.&nbsp;August 2007</ref>
In Europa werden darunter unterschiedliche befunderhebende und therapeutische Verfahren verstanden, die manuell, also mit den bloßen Händen des Behandlers ausgeführt werden. Die Bezeichnungen „[[Manuelle Medizin]]“, „Manualtherapie“, „Chirotherapie“ und „[[Chiropraktik]]“ werden teils synonym gebraucht. Wirkungsnachweise gibt es nur für wenige der [[Indikation]]en, die der Osteopathie zugeschrieben werden.<ref name="baek1"/><ref>Max Geiser: [http://www.saez.ch/docs/saez/archiv/de/2007/2007-17/2007-17-039.PDF ''Die Rückkehr zur Vernunft im Gesundheitswesen des 21. Jahrhunderts''] In: ''Schweizerische Ärztezeitung.'' Band 88, Nummer 17, 2007, S.&nbsp;758-760 (PDF; 190&nbsp;kB)</ref>


Im angloamerikanischen Sprachraum, speziell in den [[Vereinigte Staaten|USA]], steht der Begriff ''osteopathy'' für ein Diagnose- und Therapiekonzept, das auf den US-Amerikaner [[Andrew Taylor Still]] zurückgeht. Still prägte 1885 auch den Begriff ''osteopathy''.<ref>Bundesärztekammer: Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren, Dtsch Arztebl 2009; 106(46): A-2325[http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=66809]</ref> Stills Konzept beruht zumindest teilweise auf Annahmen, die im Widerspruch zu modernen [[Naturwissenschaft|naturwissenschaftlichen]] Erkenntnissen stehen. Die in den USA existierende Ausbildung zum ''„Osteopathischen Arzt“ (D.&nbsp;O., Doctor of Osteopathic Medicine)''<ref>{{webarchiv| url = http://www.dgom.info/osteopath_medizin.html| wayback= 20101017125848| text = Entstehung der Osteopathie}} Deutsche Gesellschaft für Osteopathische Medizin.</ref> orientiert sich allerdings an der wissenschaftlichen Medizin.
Im angloamerikanischen Sprachraum, speziell in den [[Vereinigte Staaten|USA]], steht der Begriff ''osteopathy'' für ein Diagnose- und Therapiekonzept, das auf den US-Amerikaner [[Andrew Taylor Still]] zurückgeht. Still prägte 1885 auch den Begriff ''osteopathy''.<ref name="aerzteblatt-66809">{{Literatur | Autor= | Titel=[http://www.aerzteblatt.de/archiv/66809/Wissenschaftliche-Bewertung-osteopathischer-Verfahren Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren ] |Sammelwerk=[[Deutsches Ärzteblatt]] | Verlag= [[Deutscher Ärzte-Verlag]] | Band=106 |Nummer=46 | Jahr=2009 | Monat=11 | Tag=13 | Seiten=A-2325 / B-1997 / C-1941 | Zugriff=2015-02-09}}</ref> Stills Konzept beruht zumindest teilweise auf Annahmen, die im Widerspruch zu modernen [[Naturwissenschaft|naturwissenschaftlichen]] Erkenntnissen stehen. Die in den USA existierende Ausbildung zum ''„Osteopathischen Arzt“ (D.&nbsp;O., Doctor of Osteopathic Medicine)''<ref>{{webarchiv| url=http://www.dgom.info/osteopath_medizin.html| wayback= 20101017125848| text=Entstehung der Osteopathie}} Deutsche Gesellschaft für Osteopathische Medizin.</ref> orientiert sich allerdings an der wissenschaftlichen Medizin.


Seit dem 1. Januar 2012 übernimmt in Deutschland die Mehrheit der [[Gesetzliche Krankenversicherung|gesetzlichen Krankenkassen]] für Pflichtversicherte in gewissen Teilen die Behandlung.<ref>[http://www.test.de/Gesetzliche-Krankenversicherung-Jetzt-zahlt-die-Kasse-mehr-4465036-0/ Stiftung Warentest: Jetzt zahlt die Kasse mehr], in: Finanztest, Heft 12/2012</ref> Voraussetzung hierfür ist sowohl eine formlose ärztliche Bescheinigung als auch eine anerkannte berufliche Qualifikation des Behandelnden. Die meisten [[private Krankenversicherung|privaten Krankenversicherungen]] übernehmen schon seit längerem die Kosten osteopathischer Leistungen.
Seit dem 1. Januar 2012 übernimmt in Deutschland die Mehrheit der [[Gesetzliche Krankenversicherung|gesetzlichen Krankenkassen]] für Pflichtversicherte in gewissen Teilen die Behandlung.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.test.de/Gesetzliche-Krankenversicherung-Jetzt-zahlt-die-Kasse-mehr-4465036-0/ |titel=Gesetzliche Krankenversicherung - Jetzt zahlt die Kasse mehr |autor=Stiftung Warentest |werk=test.de |datum=2012-11-13 |zugriff=2015-02-09}}</ref> Voraussetzung hierfür ist sowohl eine formlose ärztliche Bescheinigung als auch eine anerkannte berufliche Qualifikation des Behandelnden. Die meisten [[private Krankenversicherung|privaten Krankenversicherungen]] übernehmen schon seit längerem die Kosten osteopathischer Leistungen.


== Grundlagen nach Andrew Taylor Still und Theorie ==
== Grundlagen nach Andrew Taylor Still und Theorie ==
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Nach Still hängen alle Körperfunktionen von der Ver- und Entsorgung durch das Gefäß- und [[Nervensystem]] ab. [[Arteriosklerose|Arterienverkalkung]], blockierte Gelenke oder [[Verspannung|verspannte]] [[Muskulatur|Muskeln]] können die Versorgung des Körpers durch den [[Blutkreislauf]] und das [[Lymphatisches System|Lymphsystem]] behindern und führen zu Symptomen. Bei Störungen der Versorgung wird der Körper laut Still versuchen, dies zu kompensieren. Der Osteopath kann nach seiner Theorie mit den Händen die Grundspannung von Muskeln, Knochen und Gelenken feststellen und so gestörte Funktionen erkennen. Nach Auffassung Stills heilt sich der Körper bei Störungen grundsätzlich selbst, und es ist nicht möglich, ihn von außen zu heilen. Die Osteopathie soll die Selbstheilungskräfte aktivieren und fördern.<ref>{{Internetquelle | url = http://www.paracelsus.de/heilv/natur_46.html | autor = K. W. Seifert | titel = Die Osteopathie | format = HTML | zugriff = 2013-08-17}}</ref>
Nach Still hängen alle Körperfunktionen von der Ver- und Entsorgung durch das Gefäß- und [[Nervensystem]] ab. [[Arteriosklerose|Arterienverkalkung]], blockierte Gelenke oder [[Verspannung|verspannte]] [[Muskulatur|Muskeln]] können die Versorgung des Körpers durch den [[Blutkreislauf]] und das [[Lymphatisches System|Lymphsystem]] behindern und führen zu Symptomen. Bei Störungen der Versorgung wird der Körper laut Still versuchen, dies zu kompensieren. Der Osteopath kann nach seiner Theorie mit den Händen die Grundspannung von Muskeln, Knochen und Gelenken feststellen und so gestörte Funktionen erkennen. Nach Auffassung Stills heilt sich der Körper bei Störungen grundsätzlich selbst, und es ist nicht möglich, ihn von außen zu heilen. Die Osteopathie soll die Selbstheilungskräfte aktivieren und fördern.<ref>{{Internetquelle | url = http://www.paracelsus.de/heilv/natur_46.html | autor = K. W. Seifert | titel = Die Osteopathie | format = HTML | zugriff = 2013-08-17}}</ref>


Allgemein gehen Osteopathen grundlegend davon aus, dass eine perfekte Ausrichtung des muskuloskelettalen Systems Hindernisse in Blut- und Lymphgefäßen eliminiert und so zu einem optimalen Gesundheitszustand führt. Zur Erreichung der idealen Ausrichtung wurde eine Reihe manipulativer Techniken entwickelt:<ref>Edzard Ernst, D. Eisenberg: ''Praxis Naturheilverfahren: Evidenzbasierte Komplementärmedizin'', S. 84[http://books.google.de/books?id=sqsNNg5d0q0C&pg=PA84]</ref><ref>Emil P. Lesho: ''[http://www.osteopathicresearch.com/paper_pdf/Lesho1999-Anoverviewofosteopathicmedicine.pdf An Overview of Osteopathic Medicine]'', Arch Fam Med. 1999;8:477-484 PMID 10575385 </ref>
Allgemein gehen Osteopathen grundlegend davon aus, dass eine perfekte Ausrichtung des muskuloskelettalen Systems Hindernisse in Blut- und Lymphgefäßen eliminiert und so zu einem optimalen Gesundheitszustand führt. Zur Erreichung der idealen Ausrichtung wurde eine Reihe manipulativer Techniken entwickelt:<ref name="books-sqsNNg5d0q0C-84">Edzard Ernst, D. Eisenberg: ''Praxis Naturheilverfahren: Evidenzbasierte Komplementärmedizin'', S.&nbsp;84 ({{Google Buch|BuchID=sqsNNg5d0q0C|Seite=84}})</ref><ref>Emil P. Lesho: ''[http://www.osteopathicresearch.com/paper_pdf/Lesho1999-Anoverviewofosteopathicmedicine.pdf An Overview of Osteopathic Medicine]'' In: ''Arch Fam Med.'' Band 8, 1999, S.&nbsp;477-484 PMID 10575385 </ref>


Abhängig von den betrachteten anatomischen Strukturen und den postulierten Funktionsmechanismen kann die Osteopathie in drei Bereiche eingeteilt werden:
Abhängig von den betrachteten anatomischen Strukturen und den postulierten Funktionsmechanismen kann die Osteopathie in drei Bereiche eingeteilt werden:
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== Begriffsabgrenzung / Definition ==
== Begriffsabgrenzung / Definition ==


Die Osteopathie im deutschsprachigen Raum orientiert sich bezüglich des Einsatzes entsprechender Verfahren an den Ergebnissen der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung in den Bereichen [[Anatomie]] und [[Neurophysiologie]], die Osteopathie im US-amerikanischen Sinne am ''„… besonderen Menschenbild der „Osteopathie“ US-amerikanischer Prägung …“ (Zitat von<ref name="baek1"/>)''. Die [[Deutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin]] (DGMM) unterscheidet in ihrem Positionspapier ebenfalls zwischen wirksamen osteopathischen Techniken, deren Grundlage neurophysiologisch nachvollziehbare Denkmodelle sind (z.&nbsp;B. Manuelle Medizin), und solchen, deren Erklärungsansätze im Widerspruch zur modernen naturwissenschaftlichen Forschung stehen.<ref name="q1">Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM) zur Osteopathie, 2006, [http://www.dgmm.de/manu.htm hier online]</ref>
Die Osteopathie im deutschsprachigen Raum orientiert sich bezüglich des Einsatzes entsprechender Verfahren an den Ergebnissen der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung in den Bereichen [[Anatomie]] und [[Neurophysiologie]], die Osteopathie im US-amerikanischen Sinne am ''„… besonderen Menschenbild der „Osteopathie“ US-amerikanischer Prägung …“ (Zitat von<ref name="baek1"/>)''. Die [[Deutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin]] (DGMM) unterscheidet in ihrem Positionspapier ebenfalls zwischen wirksamen osteopathischen Techniken, deren Grundlage neurophysiologisch nachvollziehbare Denkmodelle sind (z.&nbsp;B. Manuelle Medizin), und solchen, deren Erklärungsansätze im Widerspruch zur modernen naturwissenschaftlichen Forschung stehen.<ref name="q1">[http://www.dgmm.de/manu.htm Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM) zur Osteopathie.] 2006.</ref>


Im deutschsprachigen Raum werden heutzutage unter dem Begriff ''Osteopathie'' verschiedene Formen von Diagnose und Therapie [[Restitutio ad integrum|reversibler]] Funktionsstörungen des aktiven und passiven [[Stütz- und Bewegungsapparat|Bewegungsapparates]] verwendet. Dazu gehören [[Manuelle Medizin]], Chirotherapie, [[Chiropraktik]], Manualtherapie, osteopathische Medizin und Manipulationstherapie. Außerhalb der [[Vereinigte Staaten|USA]] stellt die Osteopathie keine eigenständige Behandlungsmethode dar. Als Verfahren beziehungsweise Methode ist sie jedoch in zahlreichen Ländern ohne das historische Konzept verbreitet.<ref name="Springer_Lexikon_Medizin">Reuter r.: ''Springer Lexikon Medizin'', Springer, 2004, S.1596, ISBN 3-540-20412-1, [http://books.google.de/books?id=9CDvIQShjMYC&pg=PA1596&dq=Osteopathie+lexikon&as_brr=3#v=onepage&q=&f=false hier online]</ref><ref name="baek1">Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren. In: Dtsch Arztebl 2009; 106(46): A-2325, (BEKANNTGABEN DER HERAUSGEBER: Bundesärztekammer), [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=suche&p=osteopathie&id=66809 hier online]</ref>
Im deutschsprachigen Raum werden heutzutage unter dem Begriff ''Osteopathie'' verschiedene Formen von Diagnose und Therapie [[Restitutio ad integrum|reversibler]] Funktionsstörungen des aktiven und passiven [[Stütz- und Bewegungsapparat|Bewegungsapparates]] verwendet. Dazu gehören [[Manuelle Medizin]], Chirotherapie, [[Chiropraktik]], Manualtherapie, osteopathische Medizin und Manipulationstherapie. Außerhalb der [[Vereinigte Staaten|USA]] stellt die Osteopathie keine eigenständige Behandlungsmethode dar. Als Verfahren beziehungsweise Methode ist sie jedoch in zahlreichen Ländern ohne das historische Konzept verbreitet.<ref name="Springer_Lexikon_Medizin">Peter Reuter: ''Springer Lexikon Medizin'', Springer, 2004, S.&nbsp;1596, ISBN 3-540-20412-1 ({{Google Buch|BuchID=9CDvIQShjMYC|Seite=1596}})</ref><ref name="baek1">{{Literatur | Autor= | Titel=[http://www.aerzteblatt.de/archiv/66809/Wissenschaftliche-Bewertung-osteopathischer-Verfahren Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren ] |Sammelwerk=[[Deutsches Ärzteblatt]] | Verlag= [[Deutscher Ärzte-Verlag]] | Band=106 |Nummer=46 | Jahr=2009 | Monat=11 | Tag=13 | Seiten=A-2325 / B-1997 / C-1941 | Zugriff=2015-02-09}}</ref>


Im angloamerikanischen Sprachraum finden sich die Begriffe ''osteopathic medicine''<ref>Roche Lexikon Medizin, Urban&FischerVerlag, 2003, S.1382, ISBN 3-437-15150-9, [http://books.google.de/books?id=sWL76bap44cC&pg=PA313&dq=Osteopathie+lexikon&as_brr=3#v=onepage&q=Osteopathie&f=false hier online]</ref>, ''chiropractic''<ref name="Roche_Lexikon_Medizin"/> und ''osteopathy''<ref name="Springer_Lexikon_Medizin"/> als mögliche Übersetzungen.
Im angloamerikanischen Sprachraum finden sich die Begriffe ''osteopathic medicine''<ref name="books-sWL76bap44cC-313">Roche Lexikon Medizin, Urban&Fischer Verlag, 2003, S.&nbsp;1382, ISBN 3-437-15150-9 ({{Google Buch|BuchID=sWL76bap44cC|Seite=313}})</ref>, ''chiropractic''<ref name="Roche_Lexikon_Medizin"/> und ''osteopathy''<ref name="Springer_Lexikon_Medizin"/> als mögliche Übersetzungen.


Häufig werden in der Literatur auch weitere Begriffe unter dem [[Hyperonym]] „Osteopathie“ subsumiert. Dazu gehört beispielsweise die in den 1930er Jahren entstandene Cranio-Sacral-Therapie, deren Grundlagen im Gegensatz zu den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft stehen<ref>Oepen I.: ''Lexikon der Parawissenschaften: Astrologie, Esoterik, Okkultismus, Paramedizin, Parapsychologie kritisch betrachtet''. Band 3 von Schriftenreihe der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster, 1999, S.64, ISBN 3-8258-4277-0, [http://books.google.de/books?id=HiDohruHJwUC&pg=PA214&dq=Osteopathie+lexikon&as_brr=3#v=onepage&q=Chiropraktik&f=false hier online]</ref><ref>Hartman S. E., e.a.: ''Craniosacral Therapy Is Not Medicine''. In: PHYS THER Vol. 82, No. 11, November 2002, S. 1146–1147, [http://www.ptjournal.org/cgi/content/full/82/11/1146 hier online]</ref>, und deren Einsatz als „besondere Art der Körpermassage“ bei spezifischen [[Pädiatrie|pädiatrischen]] Krankheitsbildern wie „Lern- und Entwicklungsstörungen“ von der Gesellschaft für Neuropädiatrie abgelehnt wird.<ref>Karch D., e.a.: ''Kraniosakraltherapie'', Stellungnahme der Gesellschaft für Neuropädiatrie, [http://www.neuropaediatrie.com/uploads/media/Kranio_lang.pdf pdf] </ref>
Häufig werden in der Literatur auch weitere Begriffe unter dem [[Hyperonym]] „Osteopathie“ subsumiert. Dazu gehört beispielsweise die in den 1930er Jahren entstandene Cranio-Sacral-Therapie, deren Grundlagen im Gegensatz zu den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft stehen<ref name="books-HiDohruHJwUC-214">Oepen I.: ''Lexikon der Parawissenschaften: Astrologie, Esoterik, Okkultismus, Paramedizin, Parapsychologie kritisch betrachtet''. Band 3 von Schriftenreihe der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster, 1999, S.&nbsp;64, ISBN 3-8258-4277-0 ({{Google Buch|BuchID=HiDohruHJwUC|Seite=214}})</ref><ref>S. E. Hartman u. a.: ''Craniosacral Therapy Is Not Medicine''. In: ''PHYS THER'' Band 82, Nummer 11, 2002, S.&nbsp;1146–1147, [http://www.ptjournal.org/cgi/content/full/82/11/1146 hier online]</ref>, und deren Einsatz als „besondere Art der Körpermassage“ bei spezifischen [[Pädiatrie|pädiatrischen]] Krankheitsbildern wie „Lern- und Entwicklungsstörungen“ von der Gesellschaft für Neuropädiatrie abgelehnt wird.<ref>D. Karch u. a.: ''Kraniosakraltherapie'', Stellungnahme der Gesellschaft für Neuropädiatrie, ([http://www.neuropaediatrie.com/uploads/media/Kranio_lang.pdf PDF-Datei])</ref>
International ist die Begriffsabgrenzung schwierig, da in verschiedenen Ländern unterschiedliche Berufsgruppen unterschiedliche Behandlungsformen als Osteopathie bezeichnen und darüber hinaus auch die Lehre uneinheitlich ist; es werden verschiedenste Zertifikate und Diplome in diesem Bereich verliehen. Weltweit betrachtet wenden (Fach-)[[Arzt|Ärzte]] (im europäischen Sinne), Doctors of Osteopathy (D. O., USA), nichtärztliche Osteopathen (vergleichbar mit dem deutschen Heilpraktiker – z.&nbsp;B. England), [[Heilpraktiker]], [[Physiotherapeut]]en, [[Masseur und medizinischer Bademeister|Masseure]], Diplomsportlehrer und andere nichtmedizinische Berufsgruppen Osteopathie an.
International ist die Begriffsabgrenzung schwierig, da in verschiedenen Ländern unterschiedliche Berufsgruppen unterschiedliche Behandlungsformen als Osteopathie bezeichnen und darüber hinaus auch die Lehre uneinheitlich ist; es werden verschiedenste Zertifikate und Diplome in diesem Bereich verliehen. Weltweit betrachtet wenden (Fach-)[[Arzt|Ärzte]] (im europäischen Sinne), Doctors of Osteopathy (D. O., USA), nichtärztliche Osteopathen (vergleichbar mit dem deutschen Heilpraktiker – z.&nbsp;B. England), [[Heilpraktiker]], [[Physiotherapeut]]en, [[Masseur und medizinischer Bademeister|Masseure]], Diplomsportlehrer und andere nichtmedizinische Berufsgruppen Osteopathie an.


Zwischen Europa und Nordamerika werden unterschiedliche Definitionen von Osteopathie verwendet. Dort wird die Osteopathie als eigenständiges Behandlungskonzept gesehen, welches auch auf eigenständigen, im Widerspruch zu modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stehenden Theorien basiert. Trotz dieser Unterschiede sind die wichtigsten manuellen Techniken identisch, werden jedoch nach unterschiedlichen [[Prämisse]]n angewendet.
Zwischen Europa und Nordamerika werden unterschiedliche Definitionen von Osteopathie verwendet. Dort wird die Osteopathie als eigenständiges Behandlungskonzept gesehen, welches auch auf eigenständigen, im Widerspruch zu modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stehenden Theorien basiert. Trotz dieser Unterschiede sind die wichtigsten manuellen Techniken identisch, werden jedoch nach unterschiedlichen [[Prämisse]]n angewendet.


Die Darstellung in deutschsprachigen Standardwerken ist nicht ganz einheitlich. So beschreibt ein Lexikon (Springer Lexikon Medizin), dass bei der Osteopathie [[Subluxation]]en, die Einklemmung von Wurzelfasern bewirken sollen, Gegenstand der Behandlung seien. Diese Subluxationen würden dabei in der Osteopathie ihrerseits für „fassbare [[Symptom]]e“ wie Schmerz und Fehlhaltung, aber auch für andere Erscheinungen wie [[Menstruation]]<nowiki>sstörungen</nowiki> oder Magen-Darm-Erkrankungen verantwortlich gemacht. Insbesondere letzteres würde in der Fachliteratur vielfach kritisiert, zumal bei einer [[Deblockieren|Manipulationsbehandlung der Wirbelsäule]] erhebliche unerwünschte Auswirkungen (z.&nbsp;B. Querschnittslähmung) nicht definitiv ausgeschlossen werden könnten.<ref name="Springer_Lexikon_Medizin"/> Ein anderes (Roche Lexikon Medizin) beschreibt darüber hinaus, dass Diagnostik und Therapie der funktionellen Bewegungsstörungen („Schlüsselbegriff Blockierung“) zum Zwecke der Linderung von Schmerzen, Mobilisierung und Entspannung der Muskulatur durch Handgrifftechniken erfolge. Zudem unterscheidet es zwischen „Weichteiltechniken“, sogenannten „osteopathischen Techniken“, aktiven und passiven Mobilisationstechniken (Mobilisationstherapie), sowie Manipulationstechniken (chirotherapeutische Technik). Auch konkrete Kontraindikationen wie destruktive Krankheitsprozesse werden dort genannt.<ref name="Roche_Lexikon_Medizin">Roche Lexikon Medizin, Urban&FischerVerlag, 2003, S.313, ISBN 3-437-15150-9, [http://books.google.de/books?id=sWL76bap44cC&pg=PA313&dq=Osteopathie+lexikon&as_brr=3#v=onepage&q=Osteopathie&f=false hier online]</ref> Daneben werden im „Lexikon der Parawissenschaften“ Osteopathie und Chiropraktik als nicht-ärztliche Form der Behandlung dargestellt, die zur ärztlichen Behandlungsmethode Chirotherapie ''(Syn. [[Manuelle Medizin]])'' weiterentwickelt worden sei.<ref>Oepen I.: ''Lexikon der Parawissenschaften: Astrologie, Esoterik, Okkultismus, Paramedizin, Parapsychologie kritisch betrachtet''. Band 3 von Schriftenreihe der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster, 1999, S.60, ISBN 3-8258-4277-0, [http://books.google.de/books?id=HiDohruHJwUC&pg=PA214&dq=Osteopathie+lexikon&as_brr=3#v=onepage&q=Chiropraktik&f=false hier online]</ref>
Die Darstellung in deutschsprachigen Standardwerken ist nicht ganz einheitlich. So beschreibt ein Lexikon (Springer Lexikon Medizin), dass bei der Osteopathie [[Subluxation]]en, die Einklemmung von Wurzelfasern bewirken sollen, Gegenstand der Behandlung seien. Diese Subluxationen würden dabei in der Osteopathie ihrerseits für „fassbare [[Symptom]]e“ wie Schmerz und Fehlhaltung, aber auch für andere Erscheinungen wie [[Menstruation]]<nowiki>sstörungen</nowiki> oder Magen-Darm-Erkrankungen verantwortlich gemacht. Insbesondere letzteres würde in der Fachliteratur vielfach kritisiert, zumal bei einer [[Deblockieren|Manipulationsbehandlung der Wirbelsäule]] erhebliche unerwünschte Auswirkungen (z.&nbsp;B. Querschnittslähmung) nicht definitiv ausgeschlossen werden könnten.<ref name="Springer_Lexikon_Medizin"/> Ein anderes (Roche Lexikon Medizin) beschreibt darüber hinaus, dass Diagnostik und Therapie der funktionellen Bewegungsstörungen („Schlüsselbegriff Blockierung“) zum Zwecke der Linderung von Schmerzen, Mobilisierung und Entspannung der Muskulatur durch Handgrifftechniken erfolge. Zudem unterscheidet es zwischen „Weichteiltechniken“, sogenannten „osteopathischen Techniken“, aktiven und passiven Mobilisationstechniken (Mobilisationstherapie), sowie Manipulationstechniken (chirotherapeutische Technik). Auch konkrete Kontraindikationen wie destruktive Krankheitsprozesse werden dort genannt.<ref name="Roche_Lexikon_Medizin">Roche Lexikon Medizin, Urban&Fischer Verlag, 2003, S.&nbsp;313, ISBN 3-437-15150-9 ({{Google Buch|BuchID=sWL76bap44cC|Seite=313}})</ref> Daneben werden im „Lexikon der Parawissenschaften“ Osteopathie und Chiropraktik als nicht-ärztliche Form der Behandlung dargestellt, die zur ärztlichen Behandlungsmethode Chirotherapie ''(Syn. [[Manuelle Medizin]])'' weiterentwickelt worden sei.<ref name="books-HiDohruHJwUC-214">I. Oepen: ''Lexikon der Parawissenschaften: Astrologie, Esoterik, Okkultismus, Paramedizin, Parapsychologie kritisch betrachtet''. Band 3 von Schriftenreihe der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster, 1999, S.&nbsp;60, ISBN 3-8258-4277-0 ({{Google Buch|BuchID=HiDohruHJwUC|Seite=214}})</ref>


== Studienlage und Kritik ==
== Studienlage und Kritik ==
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Der Nachweis der Effektivität der Behandlung in den einzelnen Teilbereichen ist sehr unterschiedlich. Aussagekräftige Studien (auf konkrete [[Indikation]]en bezogen und mit hohem [[Evidenzbasierte Medizin|Evidenz]]grad) existieren für die parietale Osteopathie (das Bewegungssystem betreffend) in ausreichender Zahl, sind für die viszerale (das Eingeweide betreffende) Osteopathie spärlich und im Teilbereich der kraniosakralen (schädel-kreuzbeinbetreffenden) Osteopathie nicht bekannt.
Der Nachweis der Effektivität der Behandlung in den einzelnen Teilbereichen ist sehr unterschiedlich. Aussagekräftige Studien (auf konkrete [[Indikation]]en bezogen und mit hohem [[Evidenzbasierte Medizin|Evidenz]]grad) existieren für die parietale Osteopathie (das Bewegungssystem betreffend) in ausreichender Zahl, sind für die viszerale (das Eingeweide betreffende) Osteopathie spärlich und im Teilbereich der kraniosakralen (schädel-kreuzbeinbetreffenden) Osteopathie nicht bekannt.


Dafür dass Osteopathie bei Rückenschmerzen hilfreich ist, gibt es einige Evidenz, besonders in akuten und subakuten Stadien. Eine neuere große randomisierte kontrollierte klinische Studie verglich die Osteopathie der US-amerikanischen Schule mit Standardbehandlungen bei Patienten mit Rückenschmerzen. Sie kam zu dem Schluss, dass das klinische Ergebnis für beide Gruppen ähnlich ist. Im September 2014 bestätigte eine Studie, dass osteopathische Behandlungen nicht nur den Schmerz effektiv verringern, sondern auch die Fähigkeiten des Ausübens täglicher Arbeit verbessern. Dies konnte auch bei Rückenschmerzen schwangerer Frauen und bei Frauen nach der Entbindung nachgewiesen werden. In keiner der Studien wurde über Nebenwirkungen der osteopathischen Behandlung berichtet.<ref>Franke H, Franke JD, Fryer G: ''Osteopathic manipulative treatment for nonspecific low back pain: a systematic review and meta-analysis''. In: ''BMC Musculoskeletal Disorders'' 2014, 15: 286. http://www.biomedcentral.com/1471-2474/15/286 [http://www.osteopathie.de/up/datei/5436.pdf pdf] </ref> <ref> Pressemitteilung Verband der Osteopathen Deutschland: Osteopathische Behandlung hilft bei unspezifischen Rückenschmerzen. Ergebnisse einer großen Übersichtsstudie. http://www.osteopathie.de/up/datei/5436.pdf </ref>
Dafür dass Osteopathie bei Rückenschmerzen hilfreich ist, gibt es einige Evidenz, besonders in akuten und subakuten Stadien. Eine neuere große randomisierte kontrollierte klinische Studie verglich die Osteopathie der US-amerikanischen Schule mit Standardbehandlungen bei Patienten mit Rückenschmerzen. Sie kam zu dem Schluss, dass das klinische Ergebnis für beide Gruppen ähnlich ist. Im September 2014 bestätigte eine Studie, dass osteopathische Behandlungen nicht nur den Schmerz effektiv verringern, sondern auch die Fähigkeiten des Ausübens täglicher Arbeit verbessern. Dies konnte auch bei Rückenschmerzen schwangerer Frauen und bei Frauen nach der Entbindung nachgewiesen werden. In keiner der Studien wurde über Nebenwirkungen der osteopathischen Behandlung berichtet.<ref name="PMID25175885">H. Franke, J. D. Franke, G. Fryer: ''Osteopathic manipulative treatment for nonspecific low back pain: a systematic review and meta-analysis.'' In: ''BMC musculoskeletal disorders.'' Band 15, 2014, {{ISSN|1471-2474}}, S.&nbsp;286, {{DOI|10.1186/1471-2474-15-286}}, PMID 25175885, {{PMC|4159549}} .</ref><ref>[http://www.osteopathie.de/up/datei/5436.pdf ''Osteopathische Behandlung hilft bei unspezifischen Rückenschmerzen. Ergebnisse einer großen Übersichtsstudie.'' Pressemitteilung Verband der Osteopathen Deutschland</ref>


Die Evidenz aus klinischen Studien für andere Indikationen ist nur spärlich vorhanden und nicht zwingend.<ref name="q1003-4">Edzard Ernst, D. Eisenberg: ''Praxis Naturheilverfahren: Evidenzbasierte Komplementärmedizin'', S. 84 f. [http://books.google.de/books?id=sqsNNg5d0q0C&pg=PA84]</ref>
Die Evidenz aus klinischen Studien für andere Indikationen ist nur spärlich vorhanden und nicht zwingend.<ref name="q1003-4">E. Edzard, D. Eisenberg: ''Praxis Naturheilverfahren: Evidenzbasierte Komplementärmedizin'', S.&nbsp;84 f. ({{Google Buch|BuchID=sqsNNg5d0q0C|Seite=84}})</ref>


Review-Artikeln zufolge ergaben sich nur wenige Evidenzen auf den Nutzen osteopathischer Therapieformen sowohl bei Kopf- und Rückenschmerz<ref name="q1003-2">Brønfort G, e.a.:'' Non-invasive physical treatments for chronic/recurrent headache.'' In: Cochrane Database of Systematic Reviews 2004, Issue 3. Art. No.: CD001878. {{DOI|10.1002/14651858.CD001878.pub2}}.</ref><ref name="q2">Assendelft WJJ, e.a.: ''Spinal manipulative therapy for low-back pain.'' In: Cochrane Database of Systematic Reviews 2004, Issue 1. Art. No.: CD000447. {{DOI|10.1002/14651858.CD000447.pub2}}.</ref> als auch bei [[Asthma bronchiale|Asthma]].<ref name="q1003-3">Hondras MA, e.a.: ''Manual therapy for asthma.'' In: Cochrane Database of Systematic Reviews 2005, Issue 2. Art. No.: CD001002. {{DOI|10.1002/14651858.CD001002.pub2}}.</ref>
Review-Artikeln zufolge ergaben sich nur wenige Evidenzen auf den Nutzen osteopathischer Therapieformen sowohl bei Kopf- und Rückenschmerz<ref name="q1003-2">G. Bronfort, N. Nilsson u.&nbsp;a.: ''Non-invasive physical treatments for chronic/recurrent headache.'' In: ''The Cochrane database of systematic reviews.'' Nummer 3, 2004, {{ISSN|1469-493X}}, S.&nbsp;CD001878, {{DOI|10.1002/14651858.CD001878.pub2}}, PMID 15266458 (Review).</ref><ref name="q2">W. J. Assendelft, S. C. Morton u.&nbsp;a.: ''Spinal manipulative therapy for low back pain.'' In: ''The Cochrane database of systematic reviews.'' Nummer 1, 2004, {{ISSN|1469-493X}}, S.&nbsp;CD000447, {{DOI|10.1002/14651858.CD000447.pub2}}, PMID 14973958 (Review).</ref> als auch bei [[Asthma bronchiale|Asthma]].<ref name="q1003-3">M. A. Hondras, K. Linde, A. P. Jones: ''Manual therapy for asthma.'' In: ''The Cochrane database of systematic reviews.'' Nummer 2, 2005, {{ISSN|1469-493X}}, S.&nbsp;CD001002, {{DOI|10.1002/14651858.CD001002.pub2}}, PMID 15846609 (Review)..</ref>
</ref>


Es bestehen Anhaltspunkte, dass auch bei Erkrankungen infolge ''nicht primär irreversibler Strukturveränderungen'' wie beispielsweise [[Dreimonatskolik]]en und rezidivierender [[Otitis media]] mittels viszeraler Osteopathie Behandlungserfolge erzielt werden können.<ref name="baek1"/>
Es bestehen Anhaltspunkte, dass auch bei Erkrankungen infolge ''nicht primär irreversibler Strukturveränderungen'' wie beispielsweise [[Dreimonatskolik]]en und rezidivierender [[Otitis media]] mittels viszeraler Osteopathie Behandlungserfolge erzielt werden können.<ref name="baek1"/>


Osteopathische Behandlungsmethoden sind nicht risikofrei. Insbesondere vorgeschädigte Körperstrukturen können dabei weiter geschädigt werden. Zur möglichst vollständigen Vermeidung von Komplikationen sind daher eine vorausgehende und umfassende ärztliche Untersuchung und Differenzialdiagnose notwendig.<ref name="q1003-5"> [http://www.jaoa.org/cgi/content/full/107/12/527 Kate R. Meltzer; Paul R. Standley: Modeled Repetitive Motion Strain and Indirect Osteopathic Manipulative Techniques in Regulation of Human Fibroblast Proliferation and Interleukin Secretion] </ref><ref name="baek1"/>
Osteopathische Behandlungsmethoden sind nicht risikofrei. Insbesondere vorgeschädigte Körperstrukturen können dabei weiter geschädigt werden. Zur möglichst vollständigen Vermeidung von Komplikationen sind daher eine vorausgehende und umfassende ärztliche Untersuchung und Differenzialdiagnose notwendig.<ref name="q1003-5">K. R. Meltzer, P. R. Standley: ''Modeled repetitive motion strain and indirect osteopathic manipulative techniques in regulation of human fibroblast proliferation and interleukin secretion.'' In: ''The Journal of the American Osteopathic Association.'' Band 107, Nummer 12, Dezember 2007, {{ISSN|1945-1997}}, S.&nbsp;527–536, PMID 18178762.</ref><ref name="baek1"/>


Die Osteopathie wird insbesondere auch aufgrund des in den USA verbreiteten historischen Konzeptes von medizinischer und wissenschaftlicher Seite kritisiert.<ref>[http://www.nzz.ch/2006/06/25/ws/articleE8L0K.html Heike Jänz in NZZ 25. Juni 2006] aufgerufen am 26. August 2007</ref> Beispielsweise gibt es für die angenommene Anregung der Selbstheilungskräfte durch eine Stimulation des Bindegewebes bislang keinen wissenschaftlichen Nachweis<ref name="Die Andere Medizin">[[Stiftung Warentest]]: ''Die Andere Medizin. „Alternative“ Heilmethoden für Sie bewertet'', S. 211ff. Berlin 2005. ISBN 3-937880-08-9.</ref>; allerdings ist das Bindegewebe zur Zeit Gegenstand mehrerer Forschungsgruppen.
Die Osteopathie wird insbesondere auch aufgrund des in den USA verbreiteten historischen Konzeptes von medizinischer und wissenschaftlicher Seite kritisiert.<ref name="nzz-">{{Internetquelle | url=http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/articlee8l0k-1.42230 | titel=Heilen mit den Händen | autor= | werk=nzz.ch | datum=25.&nbsp;Juni 2006 |zugriff=9.&nbsp;Februar 2015}}</ref> Beispielsweise gibt es für die angenommene Anregung der Selbstheilungskräfte durch eine Stimulation des Bindegewebes bislang keinen wissenschaftlichen Nachweis<ref name="Die Andere Medizin">[[Stiftung Warentest]]: ''Die Andere Medizin. „Alternative“ Heilmethoden für Sie bewertet'', S.&nbsp;211ff. Berlin 2005. ISBN 3-937880-08-9.</ref>; allerdings ist das Bindegewebe zur Zeit Gegenstand mehrerer Forschungsgruppen.


== Geschichte und Entwicklung ==
== Geschichte und Entwicklung ==
=== Vorläufer ===
=== Vorläufer ===
Seit Anfang des 17. Jahrhunderts entwickelte sich in Europa die Kunst des ''Bone-Setting'' (Einrichten von Knochen und Gelenken). Seit dieser Zeit war sie Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und wurde meist als Bestandteil der Chirurgie betrachtet.<ref>E. Moxon: ''Dictionary of dates, and universal reference, relating to all ages and nations:'', Edward Moxon & Co, London, 1851, S. 84, [http://books.google.de/books?id=erkOAAAAYAAJ&pg=PA84&dq=%22Bone+setting%22&lr=&as_drrb_is=q&as_minm_is=0&as_miny_is=&as_maxm_is=0&as_maxy_is=&num=100&as_brr=3&cd=29#v=onepage&q=%22Bone%20setting%22&f=false hier online]</ref> Zum damaligen Zeitpunkt waren die heutzutage üblichen bildgebenden Verfahren noch nicht entwickelt, sodass sich die Ärzte allein auf die klinischen Befunde verlassen mussten. Dabei entwickelten sich die klinischen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden und das Wissen über die funktionelle Anatomie insbesondere in Bezug auf Knochen, Bänder und Muskulatur. Ein zentrales Thema der „Bone-Setter“ waren tastbare Gelenkfehlstellungen, die sie ursächlich als muskulär ausgelöst betrachteten und auch entsprechend behandelten.<ref>W. Hooker: ''Physician and patient; or, A practical view of the mutual duties, relations and interests of the medical profession and the community'', Baker and Scribner, New York, 1849, S.146ff. [http://books.google.de/books?id=qtYXTjpvUCQC&pg=PA160&dq=%22Bone+setting%22&lr=&as_drrb_is=q&as_minm_is=0&as_miny_is=&as_maxm_is=0&as_maxy_is=&num=100&as_brr=3&cd=23#v=onepage&q=%22Bone%20setting%22&f=false hier online]</ref> „Bone-Setter“ behandelten nicht nur tatsächliche [[Luxation]]en oder [[Knochenbruch|Knochenbrüche]]<ref name="q1003-1">Hood. W. P.: ''On Bone-Setting (so called), and its Relation to the Treatment of Joints Crippled by Injury, Rheumatism, Inflammation, Etc'', Macmillan & Co, London/New York, 1871, S. 1ff., [http://books.google.de/books?id=0K_Plp9r584C&pg=PR1&dq=%22Bone+setting%22+Hook&lr=&as_drrb_is=q&as_minm_is=0&as_miny_is=&as_maxm_is=0&as_maxy_is=&num=100&as_brr=3&source=gbs_selected_pages&cad=3#v=onepage&q=&f=false Reprint des Verlages READ BOOKS, 2008, ISBN 1-4086-9836-6, auf google-books hier online]</ref>, sondern verstanden sich historisch betrachtet auch als bessere Alternative zur zeitgenössischen Schulmedizin: ''„The simple and efficient means of setting bones, by relaxing muscles, according to the reformed practise, forms a striking contrast to the barbarous tortures of the regular faculty, with all their horrid implements – saws, pulleys, ropes, &c., &c.“ (Zitat von<ref>Hollins J.: ''The reformed botanic practice, and the nature and cause of disease clearly explained, and expressly arranged for the use of all classes'', T. Simmons, Birmingham, 1852, S. 152ff., [http://books.google.de/books?id=XJpaWiiBGRYC&pg=PA152&dq=%22Bone+setting%22&lr=&as_drrb_is=q&as_minm_is=0&as_miny_is=&as_maxm_is=0&as_maxy_is=&num=100&as_brr=3&cd=9#v=onepage&q=%22Bone%20setting%22&f=false hier online]</ref> – 1852)''. [[Wharton Hood|Wharton P. Hood]] beschrieb 1871 typische Handgrifftechniken bei Schmerzen der Wirbelsäule oder von Gelenken, sowie deren Indikationen, Kontraindikationen und Risiken, die zum Teil noch in der heutigen Osteopathie Gültigkeit haben.<ref name="q1003-1"/>
Seit Anfang des 17. Jahrhunderts entwickelte sich in Europa die Kunst des ''Bone-Setting'' (Einrichten von Knochen und Gelenken). Seit dieser Zeit war sie Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und wurde meist als Bestandteil der Chirurgie betrachtet.<ref name="books-erkOAAAAYAAJ-84">E. Moxon: ''Dictionary of dates, and universal reference, relating to all ages and nations:'', Edward Moxon & Co, London, 1851, S.&nbsp;84 ({{Google Buch|BuchID=erkOAAAAYAAJ|Seite=84}})</ref> Zum damaligen Zeitpunkt waren die heutzutage üblichen bildgebenden Verfahren noch nicht entwickelt, sodass sich die Ärzte allein auf die klinischen Befunde verlassen mussten. Dabei entwickelten sich die klinischen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden und das Wissen über die funktionelle Anatomie insbesondere in Bezug auf Knochen, Bänder und Muskulatur. Ein zentrales Thema der „Bone-Setter“ waren tastbare Gelenkfehlstellungen, die sie ursächlich als muskulär ausgelöst betrachteten und auch entsprechend behandelten.<ref name="books-qtYXTjpvUCQC-160">W. Hooker: ''Physician and patient; or, A practical view of the mutual duties, relations and interests of the medical profession and the community'', Baker and Scribner, New York, 1849, S.&nbsp;146ff ({{Google Buch|BuchID=qtYXTjpvUCQC|Seite=160}})</ref> „Bone-Setter“ behandelten nicht nur tatsächliche [[Luxation]]en oder [[Knochenbruch|Knochenbrüche]]<ref name="q1003-1">W. P. Hood: ''On Bone-Setting (so called), and its Relation to the Treatment of Joints Crippled by Injury, Rheumatism, Inflammation, Etc'', Macmillan & Co, London/New York, 1871, S.&nbsp;1ff., Nachdruck des Verlages READ BOOKS, 2008, ISBN 1-4086-9836-6 ({{Google Buch|BuchID=0K_Plp9r584C}})</ref>, sondern verstanden sich historisch betrachtet auch als bessere Alternative zur zeitgenössischen Schulmedizin: ''„The simple and efficient means of setting bones, by relaxing muscles, according to the reformed practise, forms a striking contrast to the barbarous tortures of the regular faculty, with all their horrid implements – saws, pulleys, ropes, &c., &c.“ (Zitat von<ref name="books-XJpaWiiBGRYC-152">J. Hollins: ''The reformed botanic practice, and the nature and cause of disease clearly explained, and expressly arranged for the use of all classes'', T. Simmons, Birmingham, 1852, S.&nbsp;152ff. ({{Google Buch|BuchID=XJpaWiiBGRYC|Seite=152}})</ref> – 1852)''. [[Wharton Hood|Wharton P. Hood]] beschrieb 1871 typische Handgrifftechniken bei Schmerzen der Wirbelsäule oder von Gelenken, sowie deren Indikationen, Kontraindikationen und Risiken, die zum Teil noch in der heutigen Osteopathie Gültigkeit haben.<ref name="q1003-1"/>


=== Osteopathie ===
=== Osteopathie ===
Der US-Amerikaner [[Andrew Taylor Still]] (1828–1917) begründete vor 140 Jahren die Osteopathie. Es wird davon ausgegangen, dass er zu diesem Zeitpunkt die Methode des Bone-settings kannte und möglicherweise auch beherrschte.<ref name="q0903-1">LiemT., e.a.: ''Leitfaden Osteopathie: parietale Techniken'', Urban&FischerVerlag, 2005, S.15, ISBN 3-437-55781-5, [http://books.google.de/books?id=u0cFQuEtrekC&pg=PA15&dq=%22Bone+setting%22+Osteopathy&lr=&num=100&as_brr=3&cd=1#v=onepage&q=&f=false hier online]</ref> Gleichzeitig gilt er auch als interessiert an anderen wissenschaftlichen Strömungen seiner Zeit, wie der [[Charles Darwin|Darwinschen]] [[Evolutionstheorie]] und der Theorie von John M. Neil über die Selbstheilungskräfte des Körpers. Still präsentierte am 22. Juni 1874 die Osteopathie als „neue Wissenschaft“ der Allgemeinheit. Einen Bezug auf bereits bestehendes Wissen vermied er bewusst, als Referenz bezog er sich auf Gott und seine eigene Erfahrung.<ref>Still A. T.: ''Philosophy of Osteopathy'', BiblioBazaar, LLC, 2009, S. 12, ISBN 1-103-35112-5, [http://books.google.de/books?id=VGwyl4Xrt0IC&printsec=frontcover&dq=Osteopathie+inauthor:Still&lr=&as_drrb_is=q&as_minm_is=1&as_miny_is=1873&as_maxm_is=12&as_maxy_is=1880&num=100&as_brr=0&source=gbs_book_other_versions#v=onepage&q=&f=false hier online]</ref> Man geht davon aus, dass er es vermied, europäische Quellen zu benennen, um die „intellektuelle Unabhängigkeit“ der Vereinigten Staaten (vom damals noch [[Aristokratie|aristokratisch]] dominierten Europa) zu betonen.<ref name="q0903-1"/>
Der US-Amerikaner [[Andrew Taylor Still]] (1828–1917) begründete vor 140 Jahren die Osteopathie. Es wird davon ausgegangen, dass er zu diesem Zeitpunkt die Methode des Bone-settings kannte und möglicherweise auch beherrschte.<ref name="q0903-1">Torsten Liem, Tobias K. Dobler: ''Leitfaden Osteopathie: parietale Techniken'', Urban&Fischer Verlag, 2005, S.&nbsp;15, ISBN 3-437-55781-5 ({{Google Buch|BuchID=u0cFQuEtrekC|Seite=15}})</ref> Gleichzeitig gilt er auch als interessiert an anderen wissenschaftlichen Strömungen seiner Zeit, wie der [[Charles Darwin|Darwinschen]] [[Evolutionstheorie]] und der Theorie von John M. Neil über die Selbstheilungskräfte des Körpers. Still präsentierte am 22. Juni 1874 die Osteopathie als „neue Wissenschaft“ der Allgemeinheit. Einen Bezug auf bereits bestehendes Wissen vermied er bewusst, als Referenz bezog er sich auf Gott und seine eigene Erfahrung.<ref name="books-VGwyl4Xrt0IC-">A. T. Still: ''Philosophy of Osteopathy'', BiblioBazaar, LLC, 2009, S.&nbsp;12, ISBN 1-103-35112-5 ({{Google Buch|BuchID=VGwyl4Xrt0IC|Seite=12}})</ref> Man geht davon aus, dass er es vermied, europäische Quellen zu benennen, um die „intellektuelle Unabhängigkeit“ der Vereinigten Staaten (vom damals noch [[Aristokratie|aristokratisch]] dominierten Europa) zu betonen.<ref name="q0903-1"/>


Der aus Schottland stammende Mediziner [[John Martin Littlejohn]] (1867–1947) übertrug Andrew Taylor Stills vorwiegend anatomisch begründetes Konzept auf die [[Physiologie]] und förderte die wissenschaftliche Anerkennung der Osteopathie. Nach seiner Rückkehr nach Europa gründete er 1917 die „British School of Osteopathy“ (BSO) in London.<ref> http://jolandos.com/de/geschichte/littlejohn.htm </ref>
Der aus Schottland stammende Mediziner [[John Martin Littlejohn]] (1867–1947) übertrug Andrew Taylor Stills vorwiegend anatomisch begründetes Konzept auf die [[Physiologie]] und förderte die wissenschaftliche Anerkennung der Osteopathie. Nach seiner Rückkehr nach Europa gründete er 1917 die „British School of Osteopathy“ (BSO) in London.<ref>{{Toter Link|url=http://jolandos.com/de/geschichte/littlejohn.htm|zugriff=2015-02-09}} In: ''jolandos.com''</ref>


William Garner Sutherland (1873–1954), ein Student Stills, erweiterte das osteopathische Konzept auch auf den Bereich des Schädels und begründete damit die craniale bzw. [[Craniosacrale Therapie|craniosacrale Osteopathie]], die später vor allem von dem amerikanischen Osteopathen John Upledger aus der Osteopathie ausgekoppelt und als eigenständige Cranio-Sacral-Therapie weiterentwickelt wurde.
William Garner Sutherland (1873–1954), ein Student Stills, erweiterte das osteopathische Konzept auch auf den Bereich des Schädels und begründete damit die craniale bzw. [[Craniosacrale Therapie|craniosacrale Osteopathie]], die später vor allem von dem amerikanischen Osteopathen John Upledger aus der Osteopathie ausgekoppelt und als eigenständige Cranio-Sacral-Therapie weiterentwickelt wurde.
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==== Europa ====
==== Europa ====
Osteopathie verbreitete sich nach den USA zunächst in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]]. Die Osteopathie in England wurde nach Littlejohn durch den Arzt und Osteopathen Alan Stoddard geprägt, der das anspruchsvolle und aufgrund der ganzheitlichen Aspekte schwer zu integrierende System ähnlich wie Palmer modifizierte. Nach diesem Schritt erhöhte sich die Verbreitung der Osteopathie in England erheblich.<ref> Thomas KJ, Carr J, Westlake L, Williams BT: Use of non-orthodox and conventional health care in Great Britain. BMJ. 1991; 302(6770): 207–10, {{PMC|1669035}}</ref> Die US-amerikanische Bezeichnung D.O. gab es zunächst auch dort; heute werden nur noch [[Bachelor]] (B.&nbsp;Sc.)-Zertifikate verliehen.
Osteopathie verbreitete sich nach den USA zunächst in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]]. Die Osteopathie in England wurde nach Littlejohn durch den Arzt und Osteopathen Alan Stoddard geprägt, der das anspruchsvolle und aufgrund der ganzheitlichen Aspekte schwer zu integrierende System ähnlich wie Palmer modifizierte. Nach diesem Schritt erhöhte sich die Verbreitung der Osteopathie in England erheblich.<ref name="PMID1998760">K. J. Thomas, J. Carr u.&nbsp;a.: ''Use of non-orthodox and conventional health care in Great Britain.'' In: ''BMJ (Clinical research ed.).'' Band 302, Nummer 6770, Januar 1991, {{ISSN|0959-8138}}, S.&nbsp;207–210, PMID 1998760, {{PMC|1669035}}.</ref> Die US-amerikanische Bezeichnung D.O. gab es zunächst auch dort; heute werden nur noch [[Bachelor]] (B.&nbsp;Sc.)-Zertifikate verliehen.


Nach Deutschland gelangte der Begriff Osteopathie möglicherweise durch den am 22. Dezember 1869 in Krachen/[[Schlesien]] geborenen, vorübergehend in den USA lebenden Pastor Gustav A. Zimmer, der nach Rückkehr im Jahre 1927 in Dresden eine Ausbildungsstätte für Chiropraktik („chiropractic college“) betrieb, die vor allem von Heilpraktikern besucht wurde<ref>Eine ausführliche Familienbiographie Zimmers (mit zahlreichen historischen Abbildungen) findet sich unter http://www.struckmeyer-family.com/histories/gustav_zimmer.htm. Zimmer veröffentlichte in Deutschland auch einige Bücher im Selbstverlag und edierte die Schrift ''Das ist Chiropraktik!'' von Dr. med. J. S. Riley mit folgender Empfehlung unter Angabe seiner Dresdner Adresse: "Gesunden, Kranken und Nervenleidenden – Mit einem freundlichen 'Grüß Gott!' – Überreicht von Gustav A. Zimmer – US-amerikanischer Chiropraktiker und Osteopath – In Dresden=A.24, Nürnberger Straße 40. Diese Broschüre erschien später im "Hedwig Zimmer's Buchverlag für Chiropraktik und medizinlose Heilweisen", Dresden, und wurde u.&nbsp;A. mit dem Aufdruck "Überreicht von Alfred Singler (Heilpraktiker, Chiropraktiker und Osteopath)" verbreitet.</ref> Zimmer beendete seine berufliche Tätigkeit im Jahre 1938 und starb am 17. Dezember 1939. Drei der von Zimmer veröffentlichten Bücher standen auf der [[Liste verbotener Autoren während der Zeit des Nationalsozialismus|„Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“]] und wurden von den [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] verboten.<ref>http://www.berlin.de/rubrik/hauptstadt/verbannte_buecher/suche.php?orderby=autor_nachname&order=desc&s_ort=Dresden. Die Titel der Bücher waren: ''Der kürzeste Weg zur Gesundheit'' (1933), ''Chiropraktik oder Das menschliche Rückgrat als Träger und Ursache von Gesundheit und Krankheit'' (1934) und ''Chiropraktik'' (1935)</ref> Im Jahre 1927 erschien als Band 2 der ''Bibliothek der neuen Heilmethoden''<ref>Herausgeber Dr. med. Karl Erhard Weiss und Dr. med. Walther Kröner</ref> das Buch ''Osteopathische Massage – Leichtfassliche und praktische Anleitung für jedermann, nebst Anleitung zur diätetischen und milden Wasserbehandlung. Nach Dr. Charles E. Murray's 4. amerik. Ausgabe frei bearbeitet von Dr. Medicus''<ref>Pyramidenverlag Dr. Schwarz & Co. Berlin 1927</ref><ref>Die osteopathischen Techniken sind in einer Serie von 27 Bildern illustriert. Dazu heißt es: "Entsprechend den hier vorgetragenen grundsätzlichen Ausführungen wollen wir nun darangehen, in ganz einfacher allgemein verständlicher Weise die Technik der osteopathischen Massage darzulegen, und wir bedienen uns hierzu einer Anzahl gezeichneter Bilder, die nach Aufnahmen nach der Natur gezeichnet sind, und die es zusammen mit der beigegebenen Beschreibung ermöglichen, dass jeder Mensch von normalem Verstand und genügender Aufmerksamkeit die osteopathische Massage nach diesen Bildern vollständig erlernen kann."</ref><ref>Das vorliegende Exemplar des Buchs von Dr. Medicus ist dem Buch ''Chiropraktik oder Das menschliche Rückgrat als Träger und Ursache von Gesundheit und Krankheit'' von Gustav Adolf Zimmer (Im Selbstverlag des Verfassers) beigebunden. Ursprünglich dürfte es als eigenständige Schrift erschienen sein.</ref> Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Legalisierung einer bereinigten Fassung des Heilpraktikergesetzes vom 17. Februar 1939 nahm der Nürnberger Heilpraktiker Willi Schmidt seine im Jahre 1938 begonnene kollegiale Fachfortbildung wieder auf, darunter von 1951 an auch in Chiropraktik. Im Jahre 1959 übernahm Schmidt die Leitung der ''Arbeitsgemeinschaft für Chiropraktik und Osteopathie in der DH'' mit Arbeitskreisen in allen Landesverbänden, einem jährlichen zentralen Fachfortbildungskongress in Bad Homburg und der Herausgabe von insgesamt 92 Ausgaben der ''Fortbildungsblätter der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chiropraktoren und Osteopathen in der DH'', die von 1959 bis 1971 erschienen.<ref>Alle in diesen ''Fortbildungsblättern'' erschienen Fachbeitrage sind veröffentlicht in dem Buch von Willi Schmitdt: ''Die Kunst der Chiropraktik und Osteopathie – Aufsätze und Vorträge zu Theorie und Erfahrung einer manuellen Ganzheitstherapie'', Marczell-Verlag München 1984, ISBN 3-88015-093-1, das der Berufsverband ''Deutsche Heilpraktiker Landesverband Bayern e. V.'' (heute ''Heilpraktikerverband Bayern e. V.'') zum zehnten Todestag von Willi Schmidt herausgab. Darin enthalten ist ein biographischer Aufsatz des Heilpraktikers Norbert Seidl (eines Schülers von Willi Schmidt) unter dem Titel ''Der Heilpraktiker Willi Schmidt zum 10. Todestag''.</ref> Auf dem Heilpraktiker-Kongress am 21./22. September 1957 in Bad Kissingen hielt Schmidt ein Referat mit dem Titel ''Osteopathie in ganzheitlicher Schau'', das auch im Druck erschienen ist.<ref>''Kongress-Schrift Heilpraktiker-Kongress 1957 Bad Kissingen'', Herausgeber: Deutsche Heilpraktikerschaft e. V. München 1957 (Redaktion Albert Baginsky)</ref>
Nach Deutschland gelangte der Begriff Osteopathie möglicherweise durch den am 22. Dezember 1869 in Krachen/[[Schlesien]] geborenen, vorübergehend in den USA lebenden Pastor Gustav A. Zimmer, der nach Rückkehr im Jahre 1927 in Dresden eine Ausbildungsstätte für Chiropraktik („chiropractic college“) betrieb, die vor allem von Heilpraktikern besucht wurde<ref>Eine ausführliche Familienbiographie Zimmers (mit zahlreichen historischen Abbildungen) findet sich unter [http://www.struckmeyer-family.com/histories/gustav_zimmer.htm]. Zimmer veröffentlichte in Deutschland auch einige Bücher im Selbstverlag und edierte die Schrift ''Das ist Chiropraktik!'' von J. S. Riley mit folgender Empfehlung unter Angabe seiner Dresdner Adresse: "Gesunden, Kranken und Nervenleidenden – Mit einem freundlichen 'Grüß Gott!' – Überreicht von Gustav A. Zimmer – US-amerikanischer Chiropraktiker und Osteopath – In Dresden=A.24, Nürnberger Straße 40. Diese Broschüre erschien später im "Hedwig Zimmer's Buchverlag für Chiropraktik und medizinlose Heilweisen", Dresden, und wurde u.&nbsp;A. mit dem Aufdruck "Überreicht von Alfred Singler (Heilpraktiker, Chiropraktiker und Osteopath)" verbreitet.</ref> Zimmer beendete seine berufliche Tätigkeit im Jahre 1938 und starb am 17. Dezember 1939. Drei der von Zimmer veröffentlichten Bücher standen auf der [[Liste verbotener Autoren während der Zeit des Nationalsozialismus|„Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“]] und wurden von den [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] verboten.<ref name="berlin-Berlin.d">Die Titel der Bücher waren: ''Der kürzeste Weg zur Gesundheit'' (1933), ''Chiropraktik oder Das menschliche Rückgrat als Träger und Ursache von Gesundheit und Krankheit'' (1934) und ''Chiropraktik'' (1935) {{Internetquelle|url=http://www.berlin.de/rubrik/hauptstadt/verbannte_buecher/suche.php?orderby=autor_nachname&order=desc&s_ort=Dresden. |titel=Berlin.de - Liste der von den Nationalsozialisten verbotenen Literatur |autor= |werk=berlin.de |datum=2010-45-12 |zugriff=2015-02-09}}</ref> Im Jahre 1927 erschien als Band 2 der ''Bibliothek der neuen Heilmethoden''<ref>Herausgeber: Karl Erhard Weiss und Walther Kröner</ref> das Buch ''Osteopathische Massage – Leichtfassliche und praktische Anleitung für jedermann, nebst Anleitung zur diätetischen und milden Wasserbehandlung. Nach Dr. Charles E. Murray's 4. amerik. Ausgabe frei bearbeitet von Dr. Medicus''<ref>Pyramidenverlag Dr. Schwarz & Co. Berlin 1927.</ref><ref>Die osteopathischen Techniken sind in einer Serie von 27 Bildern illustriert. Dazu heißt es: "Entsprechend den hier vorgetragenen grundsätzlichen Ausführungen wollen wir nun darangehen, in ganz einfacher allgemein verständlicher Weise die Technik der osteopathischen Massage darzulegen, und wir bedienen uns hierzu einer Anzahl gezeichneter Bilder, die nach Aufnahmen nach der Natur gezeichnet sind, und die es zusammen mit der beigegebenen Beschreibung ermöglichen, dass jeder Mensch von normalem Verstand und genügender Aufmerksamkeit die osteopathische Massage nach diesen Bildern vollständig erlernen kann."</ref><ref>Das vorliegende Exemplar des Buchs von Dr. Medicus ist dem Buch ''Chiropraktik oder Das menschliche Rückgrat als Träger und Ursache von Gesundheit und Krankheit'' von Gustav Adolf Zimmer (Im Selbstverlag des Verfassers) beigebunden. Ursprünglich dürfte es als eigenständige Schrift erschienen sein.</ref> Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Legalisierung einer bereinigten Fassung des Heilpraktikergesetzes vom 17. Februar 1939 nahm der Nürnberger Heilpraktiker Willi Schmidt seine im Jahre 1938 begonnene kollegiale Fachfortbildung wieder auf, darunter von 1951 an auch in Chiropraktik. Im Jahre 1959 übernahm Schmidt die Leitung der ''Arbeitsgemeinschaft für Chiropraktik und Osteopathie in der DH'' mit Arbeitskreisen in allen Landesverbänden, einem jährlichen zentralen Fachfortbildungskongress in Bad Homburg und der Herausgabe von insgesamt 92 Ausgaben der ''Fortbildungsblätter der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chiropraktoren und Osteopathen in der DH'', die von 1959 bis 1971 erschienen.<ref>Alle in diesen ''Fortbildungsblättern'' erschienen Fachbeitrage sind veröffentlicht in dem Buch von Willi Schmitdt: ''Die Kunst der Chiropraktik und Osteopathie – Aufsätze und Vorträge zu Theorie und Erfahrung einer manuellen Ganzheitstherapie'', Marczell-Verlag München 1984, ISBN 3-88015-093-1, das der Berufsverband ''Deutsche Heilpraktiker Landesverband Bayern e. V.'' (heute ''Heilpraktikerverband Bayern e. V.'') zum zehnten Todestag von Willi Schmidt herausgab. Darin enthalten ist ein biographischer Aufsatz des Heilpraktikers Norbert Seidl (eines Schülers von Willi Schmidt) unter dem Titel ''Der Heilpraktiker Willi Schmidt zum 10. Todestag''.</ref> Auf dem Heilpraktiker-Kongress am 21./22. September 1957 in Bad Kissingen hielt Schmidt ein Referat mit dem Titel ''Osteopathie in ganzheitlicher Schau'', das auch im Druck erschienen ist.<ref>''Kongress-Schrift Heilpraktiker-Kongress 1957 Bad Kissingen'', Herausgeber: Deutsche Heilpraktikerschaft e. V. München 1957 (Redaktion Albert Baginsky)</ref>


In Deutschland begannen Ärzte in den 1950er Jahren, stark geprägt durch den Austausch mit US-amerikanischen Chirotherapeuten, die „manuelle Medizin/Therapie“ zu nutzen. In Deutschland kann man Osteopathie derzeit nur an privaten Ausbildungsinstituten erlernen. Einzelne Privatuniversitäten bieten Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor (B.sc.) und Master (M.sc.) an. 1994 wurde der erste Berufsverband der Osteopathen in Deutschland gegründet, der [[ Verband der Osteopathen Deutschland ]](VOD) e.V. Um einen einheitlichen Ausbildungsstandard bemühen sich nach eigenen Angaben verschiedene osteopathische Berufsverbände in der sogenannten Konsensgruppe Osteopathie.
In Deutschland begannen Ärzte in den 1950er Jahren, stark geprägt durch den Austausch mit US-amerikanischen Chirotherapeuten, die „manuelle Medizin/Therapie“ zu nutzen. In Deutschland kann man Osteopathie derzeit nur an privaten Ausbildungsinstituten erlernen. Einzelne Privatuniversitäten bieten Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor (B.sc.) und Master (M.sc.) an. 1994 wurde der erste Berufsverband der Osteopathen in Deutschland gegründet, der [[ Verband der Osteopathen Deutschland ]](VOD) e.&nbsp;V. Um einen einheitlichen Ausbildungsstandard bemühen sich nach eigenen Angaben verschiedene osteopathische Berufsverbände in der sogenannten Konsensgruppe Osteopathie.


==== Vereinigte Staaten ====
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Die berufs- oder gewerbsmäßige Heilkunde ist nur [[Approbation (Heilberufe)|approbierten]] Ärzten erlaubt, in Deutschland nach {{§|1|heilprg|juris}} [[Heilpraktikergesetz]] auch [[Heilpraktiker|Heilpraktikern]]. Das gilt auch für alternative Heilmethoden wie die Osteopathie. Die Anwendung delegierbarer manual-therapeutischer Leistungen ist in Deutschland im [[Sozialgesetzbuch (Deutschland)|Sozialgesetzbuch]] und in der Schweiz im [[Heilmittelgesetz]] festgelegt.<ref name="q1"/>
Die berufs- oder gewerbsmäßige Heilkunde ist nur [[Approbation (Heilberufe)|approbierten]] Ärzten erlaubt, in Deutschland nach {{§|1|heilprg|juris}} [[Heilpraktikergesetz]] auch [[Heilpraktiker|Heilpraktikern]]. Das gilt auch für alternative Heilmethoden wie die Osteopathie. Die Anwendung delegierbarer manual-therapeutischer Leistungen ist in Deutschland im [[Sozialgesetzbuch (Deutschland)|Sozialgesetzbuch]] und in der Schweiz im [[Heilmittelgesetz]] festgelegt.<ref name="q1"/>


Da „Osteopathie“ in Deutschland kein Begriff der Umgangssprache ist, muss die Bedeutung bei seiner Verwendung in der Werbung im Gesundheitswesen erklärt werden. In Hessen gibt es befristet eine Weiterbildungs- und Prüfungsordnung im Bereich der Osteopathie (WPO-Osteo).<ref>Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen – 14. August 2013, S. 526.</ref> Ansonsten ist die Berufsbezeichnung „Osteopath“ im deutschen Gesundheitswesen rechtlich nicht zulässig; die Verwendung als Berufsbezeichnung wird in der Regel abgemahnt. Auch weitere Zusatzbezeichnungen mit Buchstabenkombinationen wie D.&nbsp;C., C.&nbsp;O., D.&nbsp;O. sind nicht zulässig, sofern es sich nicht um erworbene und eingetragene Titel von Hochschulen handelt. Ein Urteil des [[Landgericht Düsseldorf|Landgerichtes Düsseldorf]] vom 24. Juli 2006 liegt vor.<ref>[http://www.justiz.nrw.de/nrwe/lgs/duesseldorf/lg_duesseldorf/j2006/12_O_66_05urteil20060724.html LG Düsseldorf Urteil vom 24. Juli 2006], Az.&nbsp;12&nbsp;O&nbsp;66/05, Volltext.</ref>
Da „Osteopathie“ in Deutschland kein Begriff der Umgangssprache ist, muss die Bedeutung bei seiner Verwendung in der Werbung im Gesundheitswesen erklärt werden. In Hessen gibt es befristet eine Weiterbildungs- und Prüfungsordnung im Bereich der Osteopathie (WPO-Osteo).<ref>Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen – 14. August 2013, S.&nbsp;526.</ref> Ansonsten ist die Berufsbezeichnung „Osteopath“ im deutschen Gesundheitswesen rechtlich nicht zulässig; die Verwendung als Berufsbezeichnung wird in der Regel abgemahnt. Auch weitere Zusatzbezeichnungen mit Buchstabenkombinationen wie D.&nbsp;C., C.&nbsp;O., D.&nbsp;O. sind nicht zulässig, sofern es sich nicht um erworbene und eingetragene Titel von Hochschulen handelt. Ein Urteil des [[Landgericht Düsseldorf|Landgerichtes Düsseldorf]] vom 24. Juli 2006 liegt vor.<ref>[http://www.justiz.nrw.de/nrwe/lgs/duesseldorf/lg_duesseldorf/j2006/12_O_66_05urteil20060724.html LG Düsseldorf Urteil vom 24. Juli 2006], Az.&nbsp;12&nbsp;O&nbsp;66/05, Volltext.</ref>


Da es außer in Hessen keine staatliche Regelung der Ausbildung und Berufsbezeichnung gibt, hat ein in Deutschland erworbener/vergebener Titel D.&nbsp;O. keine rechtliche Bedeutung. Allerdings ist „D.&nbsp;O.“ eine geschützte [[Marke (Recht)|Wortmarke]] des [[Verband der Osteopathen Deutschland]] (VOD) e.V., der dadurch die Vergabe des Titels kontrollieren kann. In einem Urteil vom 18. Juni 2009 hat der [[Hessischer Verwaltungsgerichtshof|Hessische Verwaltungsgerichtshof]]<ref>[http://www.lareda.hessenrecht.hessen.de/jportal/portal/t/s15/page/bslaredaprod.psml?&doc.id=MWRE090002727%3Ajuris-r01&showdoccase=1&doc.part=L VGH Hessen, Urteil vom 18. Juni 2009], Az.&nbsp;3&nbsp;C&nbsp;2604/08.N, Volltext.</ref> die Rechtmäßigkeit der hessischen Weiterbildungs- und Prüfungsordnung im Bereich der Osteopathie bestätigt und dabei u.&nbsp;A. ausgeführt: "Durch die WPO-Osteo wird ... kein eigenständiger Beruf des 'Osteopathen' geschaffen. Mit dem Erlass der WPO-Osteo hat der Verordnungsgeber dieses Ziel schon nicht verfolgt. Die Regelungen der WPO-Osteo bewirken auch nicht, dass ein eigenständiger Beruf 'Osteopath' entsteht. Die WPO-Osteo ist eine Verordnung der Landesministerin, die die Weiterbildung in der Osteopathie, die durch eine Prüfung abgeschlossen wird, regelt. Nach Bestehen der Prüfung erhält der Prüfling die staatliche Erlaubnis zur Führung der Weiterbildungsbezeichnung 'Osteopath' (§&nbsp;17 Abs.&nbsp;1 WPO-Osteo). Die damalige hessische Sozialministerin wollte somit keinen neuen eigenständigen Gesundheitsberuf des 'Osteopathen' schaffen, sondern lediglich die Weiterbildung in der Osteopathie regeln. Eine Weiterbildungsbezeichnung kann auch mit einer Berufsbezeichnung nicht gleichgesetzt werden. Der Antragsteller legt auch nicht näher dar, warum Physiotherapeuten, Masseure und medizinische Bademeister oder Heilpraktiker, die die Weiterbildung in der Osteopathie erfolgreich abgeschlossen haben, durch die Führung der Weiterbildungserlaubnis 'Osteopath' einen eigenständigen Beruf ausüben sollen. Ihr Beruf bleibt der eines Physiotherapeuten, eines Masseurs und medizinischen Bademeisters oder eines Heilpraktikers, auch wenn sie sich zusätzlich als 'Osteopath' bezeichnen." Eine Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision gegen dieses Urteil hat das [[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|Bundesverwaltungsgericht]] mit Beschluss vom 20. November 2009<ref>[http://www.bverwg.de/enid/9d.html?search_displayContainer=12677 BVerwG, Beschluss vom 20. November 2009], Az.&nbsp;3&nbsp;BN&nbsp;1.09, Volltext.</ref> zurückgewiesen und das Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs u.&nbsp;a. wie folgt interpretiert: „Der Verwaltungsgerichtshof hat gerade nicht angenommen, dass Physiotherapeuten durch eine Weiterbildung zum Osteopathen zu einer eigenverantwortlichen Ausübung der Heilkunde ermächtigt werden. Vielmehr hat er die Weiterbildungsordnung, namentlich die Regelung in §&nbsp;1 Abs.&nbsp;2 WPO-Osteo, dahin ausgelegt, dass dadurch die bundesrechtlich vorgegebene Aufgabenteilung zwischen den Heilberufen einerseits und den Heilhilfsberufen andererseits nicht verändert werden solle und ein Physiotherapeut ungeachtet einer ihm erteilten Erlaubnis zur Führung der Weiterbildungsbezeichnung Osteopath Heilbehandlungen nur aufgrund ärztlicher Verordnung durchführen dürfe.“
Da es außer in Hessen keine staatliche Regelung der Ausbildung und Berufsbezeichnung gibt, hat ein in Deutschland erworbener/vergebener Titel D.&nbsp;O. keine rechtliche Bedeutung. Allerdings ist „D.&nbsp;O.“ eine geschützte [[Marke (Recht)|Wortmarke]] des [[Verband der Osteopathen Deutschland]] (VOD) e.&nbsp;V., der dadurch die Vergabe des Titels kontrollieren kann. In einem Urteil vom 18. Juni 2009 hat der [[Hessischer Verwaltungsgerichtshof|Hessische Verwaltungsgerichtshof]]<ref>[http://www.lareda.hessenrecht.hessen.de/jportal/portal/t/s15/page/bslaredaprod.psml?&doc.id=MWRE090002727%3Ajuris-r01&showdoccase=1&doc.part=L VGH Hessen, Urteil vom 18. Juni 2009], Az.&nbsp;3&nbsp;C&nbsp;2604/08.N, Volltext.</ref> die Rechtmäßigkeit der hessischen Weiterbildungs- und Prüfungsordnung im Bereich der Osteopathie bestätigt und dabei u.&nbsp;A. ausgeführt: "Durch die WPO-Osteo wird ... kein eigenständiger Beruf des 'Osteopathen' geschaffen. Mit dem Erlass der WPO-Osteo hat der Verordnungsgeber dieses Ziel schon nicht verfolgt. Die Regelungen der WPO-Osteo bewirken auch nicht, dass ein eigenständiger Beruf 'Osteopath' entsteht. Die WPO-Osteo ist eine Verordnung der Landesministerin, die die Weiterbildung in der Osteopathie, die durch eine Prüfung abgeschlossen wird, regelt. Nach Bestehen der Prüfung erhält der Prüfling die staatliche Erlaubnis zur Führung der Weiterbildungsbezeichnung 'Osteopath' (§&nbsp;17 Abs.&nbsp;1 WPO-Osteo). Die damalige hessische Sozialministerin wollte somit keinen neuen eigenständigen Gesundheitsberuf des 'Osteopathen' schaffen, sondern lediglich die Weiterbildung in der Osteopathie regeln. Eine Weiterbildungsbezeichnung kann auch mit einer Berufsbezeichnung nicht gleichgesetzt werden. Der Antragsteller legt auch nicht näher dar, warum Physiotherapeuten, Masseure und medizinische Bademeister oder Heilpraktiker, die die Weiterbildung in der Osteopathie erfolgreich abgeschlossen haben, durch die Führung der Weiterbildungserlaubnis 'Osteopath' einen eigenständigen Beruf ausüben sollen. Ihr Beruf bleibt der eines Physiotherapeuten, eines Masseurs und medizinischen Bademeisters oder eines Heilpraktikers, auch wenn sie sich zusätzlich als 'Osteopath' bezeichnen." Eine Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision gegen dieses Urteil hat das [[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|Bundesverwaltungsgericht]] mit Beschluss vom 20. November 2009<ref>[http://www.bverwg.de/enid/9d.html?search_displayContainer=12677 BVerwG, Beschluss vom 20. November 2009], Az.&nbsp;3&nbsp;BN&nbsp;1.09, Volltext.</ref> zurückgewiesen und das Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs u.&nbsp;a. wie folgt interpretiert: „Der Verwaltungsgerichtshof hat gerade nicht angenommen, dass Physiotherapeuten durch eine Weiterbildung zum Osteopathen zu einer eigenverantwortlichen Ausübung der Heilkunde ermächtigt werden. Vielmehr hat er die Weiterbildungsordnung, namentlich die Regelung in §&nbsp;1 Abs.&nbsp;2 WPO-Osteo, dahin ausgelegt, dass dadurch die bundesrechtlich vorgegebene Aufgabenteilung zwischen den Heilberufen einerseits und den Heilhilfsberufen andererseits nicht verändert werden solle und ein Physiotherapeut ungeachtet einer ihm erteilten Erlaubnis zur Führung der Weiterbildungsbezeichnung Osteopath Heilbehandlungen nur aufgrund ärztlicher Verordnung durchführen dürfe.“


Außerhalb Deutschlands gibt es Universitäten, an denen man einen ''Master of Science'' oder einen Doktorgrad in Osteopathie erwerben kann. Aufgrund des [[Bologna-Abkommen]]s und zwischenstaatlicher Abkommen dürfen diese Bezeichnungen auch in Deutschland geführt werden. Eine Berufszulassung als Osteopath ist im deutschen Gesundheitswesen damit jedoch nicht verbunden. Die Verwendung von Abschlusstiteln der deutschen und ausländischen Colleges, Fachhochschulen, Universitäten und Hochschulen unterliegt dem [[Hochschulrahmengesetz]] (HRG) bzw. den Hochschulgesetzen der Bundesländer. Die Verwendung des Begriffs „Diplom“ ist in Deutschland nur für die Abschlüsse an Fachhochschulen und Universitäten erlaubt. Ausländische Titel müssen von den Regierungspräsidien anerkannt werden. Dies gilt auch für den ''professional degree'' (Fachabschluss-Titel) des amerikanischen D.&nbsp;O.
Außerhalb Deutschlands gibt es Universitäten, an denen man einen ''Master of Science'' oder einen Doktorgrad in Osteopathie erwerben kann. Aufgrund des [[Bologna-Abkommen]]s und zwischenstaatlicher Abkommen dürfen diese Bezeichnungen auch in Deutschland geführt werden. Eine Berufszulassung als Osteopath ist im deutschen Gesundheitswesen damit jedoch nicht verbunden. Die Verwendung von Abschlusstiteln der deutschen und ausländischen Colleges, Fachhochschulen, Universitäten und Hochschulen unterliegt dem [[Hochschulrahmengesetz]] (HRG) bzw. den Hochschulgesetzen der Bundesländer. Die Verwendung des Begriffs „Diplom“ ist in Deutschland nur für die Abschlüsse an Fachhochschulen und Universitäten erlaubt. Ausländische Titel müssen von den Regierungspräsidien anerkannt werden. Dies gilt auch für den ''professional degree'' (Fachabschluss-Titel) des amerikanischen D.&nbsp;O.
Einige Osteopathie-Schulen bieten, zum Teil in Zusammenarbeit mit Universitäten, einen Abschluss als [[Bachelor of Science]] an.<ref>[http://www.elsevier-data.de/journals/portal/ostmed/Umfrage_online_A3.pdf Studienmöglichkeiten]</ref> Auch einige private Universitäten wie die [[Dresden International University]] bieten Studiengänge in Osteopathie mit Abschluss als [[Master of Science]] an.
Einige Osteopathie-Schulen bieten, zum Teil in Zusammenarbeit mit Universitäten, einen Abschluss als [[Bachelor of Science]] an.<ref>[http://www.elsevier-data.de/journals/portal/ostmed/Umfrage_online_A3.pdf Osteopathie-Schulen in Deutschland] Stand: April 2011 (PDF-Datei)</ref> Auch einige private Universitäten wie die [[Dresden International University]] bieten Studiengänge in Osteopathie mit Abschluss als [[Master of Science]] an.


== Weiterführende Literatur ==
== Weiterführende Literatur ==

Version vom 9. Februar 2015, 14:31 Uhr

Die Begriffe Osteopathie (von altgr. ὀστέον, ostéon, „Knochen“ und πάθος, páthos, „Leiden“), osteopathische Medizin und osteopathische Behandlung beschreiben im Bereich der Alternativmedizin verschiedene Krankheits- und Behandlungskonzepte.

In Europa werden darunter unterschiedliche befunderhebende und therapeutische Verfahren verstanden, die manuell, also mit den bloßen Händen des Behandlers ausgeführt werden. Die Bezeichnungen „Manuelle Medizin“, „Manualtherapie“, „Chirotherapie“ und „Chiropraktik“ werden teils synonym gebraucht. Wirkungsnachweise gibt es nur für wenige der Indikationen, die der Osteopathie zugeschrieben werden.[1][2]

Im angloamerikanischen Sprachraum, speziell in den USA, steht der Begriff osteopathy für ein Diagnose- und Therapiekonzept, das auf den US-Amerikaner Andrew Taylor Still zurückgeht. Still prägte 1885 auch den Begriff osteopathy.[3] Stills Konzept beruht zumindest teilweise auf Annahmen, die im Widerspruch zu modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stehen. Die in den USA existierende Ausbildung zum „Osteopathischen Arzt“ (D. O., Doctor of Osteopathic Medicine)[4] orientiert sich allerdings an der wissenschaftlichen Medizin.

Seit dem 1. Januar 2012 übernimmt in Deutschland die Mehrheit der gesetzlichen Krankenkassen für Pflichtversicherte in gewissen Teilen die Behandlung.[5] Voraussetzung hierfür ist sowohl eine formlose ärztliche Bescheinigung als auch eine anerkannte berufliche Qualifikation des Behandelnden. Die meisten privaten Krankenversicherungen übernehmen schon seit längerem die Kosten osteopathischer Leistungen.

Grundlagen nach Andrew Taylor Still und Theorie

Die auf Andrew Taylor Still zurückgehenden, grundlegenden konzeptionellen Annahmen in der Osteopathie entsprechen einem historisch begründeten, philosophischen Gedankengebäude und sind nicht naturwissenschaftlich ausgerichtet; sie können jedoch durch ärztliches und naturwissenschaftliches Denken beurteilt werden. Zu diesen grundlegenden Annahmen gehören, dass der Körper als Funktionseinheit betrachtet wird und grundsätzlich zur Selbstregulierung fähig ist, dass sämtliche Körperfunktionen von der Ent- und Versorgung durch das Nerven- und Gefäßsystem abhängen und dass eine Heilung nur durch die Förderung der Selbstheilungskräfte des Körpers möglich ist. Auf abstrakter Ebene sind manche seiner Postulate jedoch kompatibel mit heutigem naturwissenschaftlichem Denken. Letztlich ist es auch durchaus legitim, Stills ursprüngliche Annahmen im Sinne allgemeiner Grundprinzipien und nicht als eigenständiges Gedankengebäude (wie beispielsweise die anthroposophische oder die traditionelle Chinesische Medizin) zu interpretieren.[1]

Still hat in seinen Publikationen die Grundlagen der „osteopathischen Theorie“, von ihm auch als Philosophie bezeichnet, formuliert. Er geht davon aus, dass der Körper eine Funktionseinheit bildet. Störungen in einem Bereich wirken sich auch auf andere Bereiche aus; durch die Behandlung des Knochengerüstes und des Bewegungsapparates sollen sich daher Störungen des Organismus beheben lassen. Stills vier wesentliche Grundannahmen sind:

  • Die Rolle der Arterie ist essentiell.
  • Der Körper ist eine Funktionseinheit.
  • Die Funktion bestimmt die Körperstruktur und umgekehrt.
  • Der Körper besitzt die Fähigkeit zur Selbstregulation.

Nach Still hängen alle Körperfunktionen von der Ver- und Entsorgung durch das Gefäß- und Nervensystem ab. Arterienverkalkung, blockierte Gelenke oder verspannte Muskeln können die Versorgung des Körpers durch den Blutkreislauf und das Lymphsystem behindern und führen zu Symptomen. Bei Störungen der Versorgung wird der Körper laut Still versuchen, dies zu kompensieren. Der Osteopath kann nach seiner Theorie mit den Händen die Grundspannung von Muskeln, Knochen und Gelenken feststellen und so gestörte Funktionen erkennen. Nach Auffassung Stills heilt sich der Körper bei Störungen grundsätzlich selbst, und es ist nicht möglich, ihn von außen zu heilen. Die Osteopathie soll die Selbstheilungskräfte aktivieren und fördern.[6]

Allgemein gehen Osteopathen grundlegend davon aus, dass eine perfekte Ausrichtung des muskuloskelettalen Systems Hindernisse in Blut- und Lymphgefäßen eliminiert und so zu einem optimalen Gesundheitszustand führt. Zur Erreichung der idealen Ausrichtung wurde eine Reihe manipulativer Techniken entwickelt:[7][8]

Abhängig von den betrachteten anatomischen Strukturen und den postulierten Funktionsmechanismen kann die Osteopathie in drei Bereiche eingeteilt werden:

Struktur Bereich
Bindegewebe, Muskulatur und Gelenke Parietale Osteopathie
Innere Organe und deren bindegewebige Aufhängung Viszerale Osteopathie
Inhärente „Rhythmen“ des Organismus Craniosakrale Osteopathie (auch innerhalb der Osteopathie stark umstritten)

Befunderhebung und Therapie erfolgen in der Regel palpatorisch und orientieren sich ebenfalls an den anatomisch existenten oder von der Osteopathie postulierten Körperfunktionen und -strukturen. Die osteopathische Befunderhebung ist nicht gleichzusetzen mit einer (ärztlichen) Differenzialdiagnose. „Entscheidende Voraussetzung, um insbesondere Komplikationen durch befunderhebende und therapeutische Maßnahmen einer vorgeschädigten Struktur zu vermeiden, ist eine umfassende ärztliche Untersuchung und Differenzialdiagnose. Im Rahmen einer solchen Untersuchung gilt es insbesondere, krankheitsbedingte Strukturschädigungen auszuschließen, welche im Rahmen der in der „Osteopathie“ üblichen befunderhebenden und therapeutischen Maßnahmen Komplikationen verursachen können. Deshalb ist es wiederum anzustreben, dass Ärzte, die osteopathische Behandlungen verordnen, Grundkenntnisse des struktur- und funktionsorientierten Vorgehens der „Osteopathie“ haben und bei der Verordnung von ausgewählten osteopathischen befunderhebenden und therapeutischen Leistungen nicht nur Krankheitsdiagnosen, sondern insbesondere auch relevante Informationen zu geschädigten Strukturen kommunizieren.“ (Zitat von[1])

Die parietale Osteopathie geht in ihren Grundzügen auf Andrew Taylor Still (1828–1917), die viszerale auf H. V. Hoover oder M. D. Young in den 1940er-Jahren, die Cranio-Sacral-Therapie auf William Garner Sutherland (1873–1954, Schüler von Andrew Taylor Still) und John E. Upledger zurück.[1]

Bei der Cranio-Sakral-Therapie, die sich ihrerseits in mehrere Richtungen unterteilt, finden Handgrifftechniken (meist an Schädel und Kreuzbein) Verwendung, mit deren Hilfe eigenständige inhärente Rhythmen des menschlichen Organismus (primärer respiratorischer Mechanismus – PRM) harmonisiert werden sollen. In den 1970er-Jahren wurde das ursprüngliche Konzept von Upledger um die Theorie der sogenannten „Energie-Zysten“ erweitert und mit einer alternativen Psychotherapie kombiniert.[1]

Behandlung

Der Osteopath verwendet dann unter Berücksichtigung der osteopathischen Prinzipien u. a. folgende Techniken:

Begriffsabgrenzung / Definition

Die Osteopathie im deutschsprachigen Raum orientiert sich bezüglich des Einsatzes entsprechender Verfahren an den Ergebnissen der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung in den Bereichen Anatomie und Neurophysiologie, die Osteopathie im US-amerikanischen Sinne am „… besonderen Menschenbild der „Osteopathie“ US-amerikanischer Prägung …“ (Zitat von[1]). Die Deutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM) unterscheidet in ihrem Positionspapier ebenfalls zwischen wirksamen osteopathischen Techniken, deren Grundlage neurophysiologisch nachvollziehbare Denkmodelle sind (z. B. Manuelle Medizin), und solchen, deren Erklärungsansätze im Widerspruch zur modernen naturwissenschaftlichen Forschung stehen.[9]

Im deutschsprachigen Raum werden heutzutage unter dem Begriff Osteopathie verschiedene Formen von Diagnose und Therapie reversibler Funktionsstörungen des aktiven und passiven Bewegungsapparates verwendet. Dazu gehören Manuelle Medizin, Chirotherapie, Chiropraktik, Manualtherapie, osteopathische Medizin und Manipulationstherapie. Außerhalb der USA stellt die Osteopathie keine eigenständige Behandlungsmethode dar. Als Verfahren beziehungsweise Methode ist sie jedoch in zahlreichen Ländern ohne das historische Konzept verbreitet.[10][1]

Im angloamerikanischen Sprachraum finden sich die Begriffe osteopathic medicine[11], chiropractic[12] und osteopathy[10] als mögliche Übersetzungen.

Häufig werden in der Literatur auch weitere Begriffe unter dem Hyperonym „Osteopathie“ subsumiert. Dazu gehört beispielsweise die in den 1930er Jahren entstandene Cranio-Sacral-Therapie, deren Grundlagen im Gegensatz zu den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft stehen[13][14], und deren Einsatz als „besondere Art der Körpermassage“ bei spezifischen pädiatrischen Krankheitsbildern wie „Lern- und Entwicklungsstörungen“ von der Gesellschaft für Neuropädiatrie abgelehnt wird.[15] International ist die Begriffsabgrenzung schwierig, da in verschiedenen Ländern unterschiedliche Berufsgruppen unterschiedliche Behandlungsformen als Osteopathie bezeichnen und darüber hinaus auch die Lehre uneinheitlich ist; es werden verschiedenste Zertifikate und Diplome in diesem Bereich verliehen. Weltweit betrachtet wenden (Fach-)Ärzte (im europäischen Sinne), Doctors of Osteopathy (D. O., USA), nichtärztliche Osteopathen (vergleichbar mit dem deutschen Heilpraktiker – z. B. England), Heilpraktiker, Physiotherapeuten, Masseure, Diplomsportlehrer und andere nichtmedizinische Berufsgruppen Osteopathie an.

Zwischen Europa und Nordamerika werden unterschiedliche Definitionen von Osteopathie verwendet. Dort wird die Osteopathie als eigenständiges Behandlungskonzept gesehen, welches auch auf eigenständigen, im Widerspruch zu modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stehenden Theorien basiert. Trotz dieser Unterschiede sind die wichtigsten manuellen Techniken identisch, werden jedoch nach unterschiedlichen Prämissen angewendet.

Die Darstellung in deutschsprachigen Standardwerken ist nicht ganz einheitlich. So beschreibt ein Lexikon (Springer Lexikon Medizin), dass bei der Osteopathie Subluxationen, die Einklemmung von Wurzelfasern bewirken sollen, Gegenstand der Behandlung seien. Diese Subluxationen würden dabei in der Osteopathie ihrerseits für „fassbare Symptome“ wie Schmerz und Fehlhaltung, aber auch für andere Erscheinungen wie Menstruationsstörungen oder Magen-Darm-Erkrankungen verantwortlich gemacht. Insbesondere letzteres würde in der Fachliteratur vielfach kritisiert, zumal bei einer Manipulationsbehandlung der Wirbelsäule erhebliche unerwünschte Auswirkungen (z. B. Querschnittslähmung) nicht definitiv ausgeschlossen werden könnten.[10] Ein anderes (Roche Lexikon Medizin) beschreibt darüber hinaus, dass Diagnostik und Therapie der funktionellen Bewegungsstörungen („Schlüsselbegriff Blockierung“) zum Zwecke der Linderung von Schmerzen, Mobilisierung und Entspannung der Muskulatur durch Handgrifftechniken erfolge. Zudem unterscheidet es zwischen „Weichteiltechniken“, sogenannten „osteopathischen Techniken“, aktiven und passiven Mobilisationstechniken (Mobilisationstherapie), sowie Manipulationstechniken (chirotherapeutische Technik). Auch konkrete Kontraindikationen wie destruktive Krankheitsprozesse werden dort genannt.[12] Daneben werden im „Lexikon der Parawissenschaften“ Osteopathie und Chiropraktik als nicht-ärztliche Form der Behandlung dargestellt, die zur ärztlichen Behandlungsmethode Chirotherapie (Syn. Manuelle Medizin) weiterentwickelt worden sei.[13]

Studienlage und Kritik

Der Nachweis der Effektivität der Behandlung in den einzelnen Teilbereichen ist sehr unterschiedlich. Aussagekräftige Studien (auf konkrete Indikationen bezogen und mit hohem Evidenzgrad) existieren für die parietale Osteopathie (das Bewegungssystem betreffend) in ausreichender Zahl, sind für die viszerale (das Eingeweide betreffende) Osteopathie spärlich und im Teilbereich der kraniosakralen (schädel-kreuzbeinbetreffenden) Osteopathie nicht bekannt.

Dafür dass Osteopathie bei Rückenschmerzen hilfreich ist, gibt es einige Evidenz, besonders in akuten und subakuten Stadien. Eine neuere große randomisierte kontrollierte klinische Studie verglich die Osteopathie der US-amerikanischen Schule mit Standardbehandlungen bei Patienten mit Rückenschmerzen. Sie kam zu dem Schluss, dass das klinische Ergebnis für beide Gruppen ähnlich ist. Im September 2014 bestätigte eine Studie, dass osteopathische Behandlungen nicht nur den Schmerz effektiv verringern, sondern auch die Fähigkeiten des Ausübens täglicher Arbeit verbessern. Dies konnte auch bei Rückenschmerzen schwangerer Frauen und bei Frauen nach der Entbindung nachgewiesen werden. In keiner der Studien wurde über Nebenwirkungen der osteopathischen Behandlung berichtet.[16][17]

Die Evidenz aus klinischen Studien für andere Indikationen ist nur spärlich vorhanden und nicht zwingend.[18]

Review-Artikeln zufolge ergaben sich nur wenige Evidenzen auf den Nutzen osteopathischer Therapieformen sowohl bei Kopf- und Rückenschmerz[19][20] als auch bei Asthma.[21] </ref>

Es bestehen Anhaltspunkte, dass auch bei Erkrankungen infolge nicht primär irreversibler Strukturveränderungen wie beispielsweise Dreimonatskoliken und rezidivierender Otitis media mittels viszeraler Osteopathie Behandlungserfolge erzielt werden können.[1]

Osteopathische Behandlungsmethoden sind nicht risikofrei. Insbesondere vorgeschädigte Körperstrukturen können dabei weiter geschädigt werden. Zur möglichst vollständigen Vermeidung von Komplikationen sind daher eine vorausgehende und umfassende ärztliche Untersuchung und Differenzialdiagnose notwendig.[22][1]

Die Osteopathie wird insbesondere auch aufgrund des in den USA verbreiteten historischen Konzeptes von medizinischer und wissenschaftlicher Seite kritisiert.[23] Beispielsweise gibt es für die angenommene Anregung der Selbstheilungskräfte durch eine Stimulation des Bindegewebes bislang keinen wissenschaftlichen Nachweis[24]; allerdings ist das Bindegewebe zur Zeit Gegenstand mehrerer Forschungsgruppen.

Geschichte und Entwicklung

Vorläufer

Seit Anfang des 17. Jahrhunderts entwickelte sich in Europa die Kunst des Bone-Setting (Einrichten von Knochen und Gelenken). Seit dieser Zeit war sie Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und wurde meist als Bestandteil der Chirurgie betrachtet.[25] Zum damaligen Zeitpunkt waren die heutzutage üblichen bildgebenden Verfahren noch nicht entwickelt, sodass sich die Ärzte allein auf die klinischen Befunde verlassen mussten. Dabei entwickelten sich die klinischen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden und das Wissen über die funktionelle Anatomie insbesondere in Bezug auf Knochen, Bänder und Muskulatur. Ein zentrales Thema der „Bone-Setter“ waren tastbare Gelenkfehlstellungen, die sie ursächlich als muskulär ausgelöst betrachteten und auch entsprechend behandelten.[26] „Bone-Setter“ behandelten nicht nur tatsächliche Luxationen oder Knochenbrüche[27], sondern verstanden sich historisch betrachtet auch als bessere Alternative zur zeitgenössischen Schulmedizin: „The simple and efficient means of setting bones, by relaxing muscles, according to the reformed practise, forms a striking contrast to the barbarous tortures of the regular faculty, with all their horrid implements – saws, pulleys, ropes, &c., &c.“ (Zitat von[28] – 1852). Wharton P. Hood beschrieb 1871 typische Handgrifftechniken bei Schmerzen der Wirbelsäule oder von Gelenken, sowie deren Indikationen, Kontraindikationen und Risiken, die zum Teil noch in der heutigen Osteopathie Gültigkeit haben.[27]

Osteopathie

Der US-Amerikaner Andrew Taylor Still (1828–1917) begründete vor 140 Jahren die Osteopathie. Es wird davon ausgegangen, dass er zu diesem Zeitpunkt die Methode des Bone-settings kannte und möglicherweise auch beherrschte.[29] Gleichzeitig gilt er auch als interessiert an anderen wissenschaftlichen Strömungen seiner Zeit, wie der Darwinschen Evolutionstheorie und der Theorie von John M. Neil über die Selbstheilungskräfte des Körpers. Still präsentierte am 22. Juni 1874 die Osteopathie als „neue Wissenschaft“ der Allgemeinheit. Einen Bezug auf bereits bestehendes Wissen vermied er bewusst, als Referenz bezog er sich auf Gott und seine eigene Erfahrung.[30] Man geht davon aus, dass er es vermied, europäische Quellen zu benennen, um die „intellektuelle Unabhängigkeit“ der Vereinigten Staaten (vom damals noch aristokratisch dominierten Europa) zu betonen.[29]

Der aus Schottland stammende Mediziner John Martin Littlejohn (1867–1947) übertrug Andrew Taylor Stills vorwiegend anatomisch begründetes Konzept auf die Physiologie und förderte die wissenschaftliche Anerkennung der Osteopathie. Nach seiner Rückkehr nach Europa gründete er 1917 die „British School of Osteopathy“ (BSO) in London.[31]

William Garner Sutherland (1873–1954), ein Student Stills, erweiterte das osteopathische Konzept auch auf den Bereich des Schädels und begründete damit die craniale bzw. craniosacrale Osteopathie, die später vor allem von dem amerikanischen Osteopathen John Upledger aus der Osteopathie ausgekoppelt und als eigenständige Cranio-Sacral-Therapie weiterentwickelt wurde.

D. D. Palmer (1845–1913) kam auf Empfehlung eines Studenten der ASO 1893 zu Besuch nach Kirksville, war zwei Wochen lang Gast in Stills Haus und machte sich mit den neuartigen manuellen Techniken der Osteopathie vertraut. Ein befreundeter Arzt, der ebenfalls an der ASO studiert hatte, vertiefte Palmers manuelles Repertoire. 1898 benannte er seine 1887 gegründete Ausbildungsstätte „Palmer Cure & Infirmary“ in „Palmer School and Infirmary of Chiropractic“ um. Dort lehrte er die osteopathischen Griffe z. T. in modifizierter Form, allerdings ohne Vermittlung des ganzheitlichen Konzepts. Er reduzierte die Osteopathie demnach in seiner sogenannten Chiropraktik auf ein rein symptomorientiertes Behandlungssystem.

Heute ist Osteopathie in den USA eine Arztausbildung an Colleges mit dem Abschluss D.O. (Doctor of Osteopathic Medicine). Amerikanische Absolventen der Osteopathic Medicine haben alle Rechte eines ordentlichen Arztes. Aufgrund geschichtlicher Entwicklungen arbeiten aber nur noch etwa 3 bis 5 % überwiegend mit manuellen Techniken am Patienten, und der ganzheitliche Ansatz ist in der Ausbildung nur noch in Ansätzen zu erkennen.

Entwicklung der Osteopathie

Europa

Osteopathie verbreitete sich nach den USA zunächst in Großbritannien. Die Osteopathie in England wurde nach Littlejohn durch den Arzt und Osteopathen Alan Stoddard geprägt, der das anspruchsvolle und aufgrund der ganzheitlichen Aspekte schwer zu integrierende System ähnlich wie Palmer modifizierte. Nach diesem Schritt erhöhte sich die Verbreitung der Osteopathie in England erheblich.[32] Die US-amerikanische Bezeichnung D.O. gab es zunächst auch dort; heute werden nur noch Bachelor (B. Sc.)-Zertifikate verliehen.

Nach Deutschland gelangte der Begriff Osteopathie möglicherweise durch den am 22. Dezember 1869 in Krachen/Schlesien geborenen, vorübergehend in den USA lebenden Pastor Gustav A. Zimmer, der nach Rückkehr im Jahre 1927 in Dresden eine Ausbildungsstätte für Chiropraktik („chiropractic college“) betrieb, die vor allem von Heilpraktikern besucht wurde[33] Zimmer beendete seine berufliche Tätigkeit im Jahre 1938 und starb am 17. Dezember 1939. Drei der von Zimmer veröffentlichten Bücher standen auf der „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ und wurden von den Nationalsozialisten verboten.[34] Im Jahre 1927 erschien als Band 2 der Bibliothek der neuen Heilmethoden[35] das Buch Osteopathische Massage – Leichtfassliche und praktische Anleitung für jedermann, nebst Anleitung zur diätetischen und milden Wasserbehandlung. Nach Dr. Charles E. Murray's 4. amerik. Ausgabe frei bearbeitet von Dr. Medicus[36][37][38] Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Legalisierung einer bereinigten Fassung des Heilpraktikergesetzes vom 17. Februar 1939 nahm der Nürnberger Heilpraktiker Willi Schmidt seine im Jahre 1938 begonnene kollegiale Fachfortbildung wieder auf, darunter von 1951 an auch in Chiropraktik. Im Jahre 1959 übernahm Schmidt die Leitung der Arbeitsgemeinschaft für Chiropraktik und Osteopathie in der DH mit Arbeitskreisen in allen Landesverbänden, einem jährlichen zentralen Fachfortbildungskongress in Bad Homburg und der Herausgabe von insgesamt 92 Ausgaben der Fortbildungsblätter der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chiropraktoren und Osteopathen in der DH, die von 1959 bis 1971 erschienen.[39] Auf dem Heilpraktiker-Kongress am 21./22. September 1957 in Bad Kissingen hielt Schmidt ein Referat mit dem Titel Osteopathie in ganzheitlicher Schau, das auch im Druck erschienen ist.[40]

In Deutschland begannen Ärzte in den 1950er Jahren, stark geprägt durch den Austausch mit US-amerikanischen Chirotherapeuten, die „manuelle Medizin/Therapie“ zu nutzen. In Deutschland kann man Osteopathie derzeit nur an privaten Ausbildungsinstituten erlernen. Einzelne Privatuniversitäten bieten Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor (B.sc.) und Master (M.sc.) an. 1994 wurde der erste Berufsverband der Osteopathen in Deutschland gegründet, der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) e. V. Um einen einheitlichen Ausbildungsstandard bemühen sich nach eigenen Angaben verschiedene osteopathische Berufsverbände in der sogenannten Konsensgruppe Osteopathie.

Vereinigte Staaten

Osteopathie (englisch osteopathic medicine) bezeichnet in den USA eine Form der Arztausbildung an Colleges mit dem Abschluss Doctor of Osteopathic Medicine (D. O.). Diese Colleges sind teilweise an Universitäten angeschlossen. Diese Ausbildung orientiert sich an der naturwissenschaftlichen Medizin und beinhaltet beispielsweise Kurse über Pharmazie und Chirurgie. Während des Studiums ist das unter diesem Namen auch in Europa bekanntgewordene manuelle alternativmedizinische Diagnose- und Behandlungskonzept nur einer der vielen Fachbereiche während der primär medizinischen Ausbildung. Die Bezeichnung dieses Fachbereichs lautet dort Osteopathic Manipulative Treatment for Physicians (OMT).

Im Alltag der klinischen Praxis in den USA sind Ärzte mit dem Titel D. O. gleichgestellt mit den Kollegen, die den Titel M. D. (lat. Medicinae Doctor, Lehrer der Medizin) erworben haben.

Die Ausbildung kann bei entsprechenden Ausbildungsnachweisen durch Regierungspräsidien in Deutschland als Arztausbildung anerkannt werden. Dabei handelt es sich um eine Ermessensentscheidung, die insbesondere davon abhängt, ob die Dauer der Ausbildung und die wesentlichen Ausbildungsinhalte dem deutschen Medizinstudium entsprechen. Der D. O. kann bei einer positiven Entscheidung eine Berufserlaubnis als Arzt nach § 10 der Bundesärzteordnung erhalten. Alternativ dazu kann er als Heilpraktiker arbeiten. Historisch ist interessant, dass viele US-Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg wegen Überfüllung der Universitäten keinen Studienplatz in Medizin bekamen und deshalb auf die Facharztstudiengänge der Osteopathy Colleges auswichen.

Nichtärztliche Osteopathen werden in den USA als non-physician osteopaths bezeichnet. Vertreter der europäischen, alternativmedizinischen Osteopathen bezeichnet man in den USA auch als European osteopathic manipulators.

Rechtslage

Die berufs- oder gewerbsmäßige Heilkunde ist nur approbierten Ärzten erlaubt, in Deutschland nach § 1 Heilpraktikergesetz auch Heilpraktikern. Das gilt auch für alternative Heilmethoden wie die Osteopathie. Die Anwendung delegierbarer manual-therapeutischer Leistungen ist in Deutschland im Sozialgesetzbuch und in der Schweiz im Heilmittelgesetz festgelegt.[9]

Da „Osteopathie“ in Deutschland kein Begriff der Umgangssprache ist, muss die Bedeutung bei seiner Verwendung in der Werbung im Gesundheitswesen erklärt werden. In Hessen gibt es befristet eine Weiterbildungs- und Prüfungsordnung im Bereich der Osteopathie (WPO-Osteo).[41] Ansonsten ist die Berufsbezeichnung „Osteopath“ im deutschen Gesundheitswesen rechtlich nicht zulässig; die Verwendung als Berufsbezeichnung wird in der Regel abgemahnt. Auch weitere Zusatzbezeichnungen mit Buchstabenkombinationen wie D. C., C. O., D. O. sind nicht zulässig, sofern es sich nicht um erworbene und eingetragene Titel von Hochschulen handelt. Ein Urteil des Landgerichtes Düsseldorf vom 24. Juli 2006 liegt vor.[42]

Da es außer in Hessen keine staatliche Regelung der Ausbildung und Berufsbezeichnung gibt, hat ein in Deutschland erworbener/vergebener Titel D. O. keine rechtliche Bedeutung. Allerdings ist „D. O.“ eine geschützte Wortmarke des Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) e. V., der dadurch die Vergabe des Titels kontrollieren kann. In einem Urteil vom 18. Juni 2009 hat der Hessische Verwaltungsgerichtshof[43] die Rechtmäßigkeit der hessischen Weiterbildungs- und Prüfungsordnung im Bereich der Osteopathie bestätigt und dabei u. A. ausgeführt: "Durch die WPO-Osteo wird ... kein eigenständiger Beruf des 'Osteopathen' geschaffen. Mit dem Erlass der WPO-Osteo hat der Verordnungsgeber dieses Ziel schon nicht verfolgt. Die Regelungen der WPO-Osteo bewirken auch nicht, dass ein eigenständiger Beruf 'Osteopath' entsteht. Die WPO-Osteo ist eine Verordnung der Landesministerin, die die Weiterbildung in der Osteopathie, die durch eine Prüfung abgeschlossen wird, regelt. Nach Bestehen der Prüfung erhält der Prüfling die staatliche Erlaubnis zur Führung der Weiterbildungsbezeichnung 'Osteopath' (§ 17 Abs. 1 WPO-Osteo). Die damalige hessische Sozialministerin wollte somit keinen neuen eigenständigen Gesundheitsberuf des 'Osteopathen' schaffen, sondern lediglich die Weiterbildung in der Osteopathie regeln. Eine Weiterbildungsbezeichnung kann auch mit einer Berufsbezeichnung nicht gleichgesetzt werden. Der Antragsteller legt auch nicht näher dar, warum Physiotherapeuten, Masseure und medizinische Bademeister oder Heilpraktiker, die die Weiterbildung in der Osteopathie erfolgreich abgeschlossen haben, durch die Führung der Weiterbildungserlaubnis 'Osteopath' einen eigenständigen Beruf ausüben sollen. Ihr Beruf bleibt der eines Physiotherapeuten, eines Masseurs und medizinischen Bademeisters oder eines Heilpraktikers, auch wenn sie sich zusätzlich als 'Osteopath' bezeichnen." Eine Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision gegen dieses Urteil hat das Bundesverwaltungsgericht mit Beschluss vom 20. November 2009[44] zurückgewiesen und das Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs u. a. wie folgt interpretiert: „Der Verwaltungsgerichtshof hat gerade nicht angenommen, dass Physiotherapeuten durch eine Weiterbildung zum Osteopathen zu einer eigenverantwortlichen Ausübung der Heilkunde ermächtigt werden. Vielmehr hat er die Weiterbildungsordnung, namentlich die Regelung in § 1 Abs. 2 WPO-Osteo, dahin ausgelegt, dass dadurch die bundesrechtlich vorgegebene Aufgabenteilung zwischen den Heilberufen einerseits und den Heilhilfsberufen andererseits nicht verändert werden solle und ein Physiotherapeut ungeachtet einer ihm erteilten Erlaubnis zur Führung der Weiterbildungsbezeichnung Osteopath Heilbehandlungen nur aufgrund ärztlicher Verordnung durchführen dürfe.“

Außerhalb Deutschlands gibt es Universitäten, an denen man einen Master of Science oder einen Doktorgrad in Osteopathie erwerben kann. Aufgrund des Bologna-Abkommens und zwischenstaatlicher Abkommen dürfen diese Bezeichnungen auch in Deutschland geführt werden. Eine Berufszulassung als Osteopath ist im deutschen Gesundheitswesen damit jedoch nicht verbunden. Die Verwendung von Abschlusstiteln der deutschen und ausländischen Colleges, Fachhochschulen, Universitäten und Hochschulen unterliegt dem Hochschulrahmengesetz (HRG) bzw. den Hochschulgesetzen der Bundesländer. Die Verwendung des Begriffs „Diplom“ ist in Deutschland nur für die Abschlüsse an Fachhochschulen und Universitäten erlaubt. Ausländische Titel müssen von den Regierungspräsidien anerkannt werden. Dies gilt auch für den professional degree (Fachabschluss-Titel) des amerikanischen D. O. Einige Osteopathie-Schulen bieten, zum Teil in Zusammenarbeit mit Universitäten, einen Abschluss als Bachelor of Science an.[45] Auch einige private Universitäten wie die Dresden International University bieten Studiengänge in Osteopathie mit Abschluss als Master of Science an.

Weiterführende Literatur

Deutsch

  • Bundesärztekammer – Bekanntmachungen: Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren, Deutsches Ärzteblatt, 106/Heft 46, 13. November 2009 auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Zusammenfassung und Link zum Volltext
  • Forum zum Artikel: "Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren", in: Osteopathische Medizin Heft 1/2010
  • Prof. Dr. Karl-Ludwig Resch, Gutachten zur Fragestellung "Osteopathie und Evidenz", http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/StellOVLiteraturgutachtenResch.pdf
  • Andrew Taylor Still: Das große Still-Kompendium., Pähl, 2005
  • William Garner Sutherland: Das große Sutherland-Kompendium., Pähl, 2004
  • C. Trowbridge: Andrew Taylor Still 1828-1917', Pähl, 2005
  • N. Handoll: Die Anatomie der Potency', Pähl, 2004
  • J. Stark: Stills Faszienkonzepte', Pähl, 2007

Englisch

  • JM. Hoag, WV. Cole, SG. Bradford (editors): Osteopathic Medicine. McGraw-Hill Book Company, New York 1969; Library of Congress 68-20990
  • DK. Clawson (editor): Osteopathic Medicine: Past, Present, and Future. Conference proceedings, Josiah Macy, Jr. Foundation, New York 1996
  • Andrew Taylor Still: The Philosophy and Mechanical Principles of Osteopathy. Kansas City 1902 epubli 2010 auf books.google
  • Andrew Taylor Still: Osteopathy, Research and Practice. Kirksville 1910
  • William Garner Sutherland: The Cranial Bowl. 1939
  • William Garner Sutherland: Contributions of Thought. The collected Writings of William Garner Sutherland. 1971
  • William Garner Sutherland, Editor: Ann Wales: Teachings in the Science of Osteopathy. 1990
  • Rebecca Lippincott Conrow, Howard A. Lippincott: A Manual of Cranial Technique. 1943
  • John Wernham: The Fundamentals of Osteopathic Technique. Maidstone (Kompilation aus Unterrichtsskripten von J.M.Littlejohn)
  • John Wernham: The Pathology of the Osteopathic Lesion. Maidstone (Kompilation aus Unterrichtsskripten von J.M.Littlejohn)
  • John Wernham: Principles. Maidstone (Kompilation aus Unterrichtsskripten von J.M.Littlejohn)
  • John Wernham: Lesionology. Maidstone (Kompilation aus Unterrichtsskripten von J.M.Littlejohn)
  • Harold Ives Magoun: Osteopathy in the Cranial Field. Denver 1951
  • Charles Owens: An Endocrine Interpretation of Chapman Reflexes. Newark, Ohio 1963
  • Irvin M. Korr: The Neurobiologic Mechanisms in Manipulative Therapy. Michigan State University, 1977
  • Irvin M. Korr, Editor: Barbara Peterson: The Collected Papers of Irvin M Korr. Indianapolis 1979

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren . In: Deutsches Ärzteblatt. Band 106, Nr. 46. Deutscher Ärzte-Verlag, 13. November 2009, S. A-2325 / B-1997 / C-1941.
  2. Max Geiser: Die Rückkehr zur Vernunft im Gesundheitswesen des 21. Jahrhunderts In: Schweizerische Ärztezeitung. Band 88, Nummer 17, 2007, S. 758-760 (PDF; 190 kB)
  3. Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren . In: Deutsches Ärzteblatt. Band 106, Nr. 46. Deutscher Ärzte-Verlag, 13. November 2009, S. A-2325 / B-1997 / C-1941.
  4. Entstehung der Osteopathie (Memento vom 17. Oktober 2010 im Internet Archive) Deutsche Gesellschaft für Osteopathische Medizin.
  5. Stiftung Warentest: Gesetzliche Krankenversicherung - Jetzt zahlt die Kasse mehr. In: test.de. 13. November 2012, abgerufen am 9. Februar 2015.
  6. K. W. Seifert: Die Osteopathie. (HTML) Abgerufen am 17. August 2013.
  7. Edzard Ernst, D. Eisenberg: Praxis Naturheilverfahren: Evidenzbasierte Komplementärmedizin, S. 84 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  8. Emil P. Lesho: An Overview of Osteopathic Medicine In: Arch Fam Med. Band 8, 1999, S. 477-484 PMID 10575385
  9. a b Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM) zur Osteopathie. 2006.
  10. a b c Peter Reuter: Springer Lexikon Medizin, Springer, 2004, S. 1596, ISBN 3-540-20412-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  11. Roche Lexikon Medizin, Urban&Fischer Verlag, 2003, S. 1382, ISBN 3-437-15150-9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  12. a b Roche Lexikon Medizin, Urban&Fischer Verlag, 2003, S. 313, ISBN 3-437-15150-9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  13. a b Oepen I.: Lexikon der Parawissenschaften: Astrologie, Esoterik, Okkultismus, Paramedizin, Parapsychologie kritisch betrachtet. Band 3 von Schriftenreihe der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster, 1999, S. 64, ISBN 3-8258-4277-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche) Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „books-HiDohruHJwUC-214“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  14. S. E. Hartman u. a.: Craniosacral Therapy Is Not Medicine. In: PHYS THER Band 82, Nummer 11, 2002, S. 1146–1147, hier online
  15. D. Karch u. a.: Kraniosakraltherapie, Stellungnahme der Gesellschaft für Neuropädiatrie, (PDF-Datei)
  16. H. Franke, J. D. Franke, G. Fryer: Osteopathic manipulative treatment for nonspecific low back pain: a systematic review and meta-analysis. In: BMC musculoskeletal disorders. Band 15, 2014, ISSN 1471-2474, S. 286, doi:10.1186/1471-2474-15-286, PMID 25175885, PMC 4159549 (freier Volltext) .
  17. [http://www.osteopathie.de/up/datei/5436.pdf Osteopathische Behandlung hilft bei unspezifischen Rückenschmerzen. Ergebnisse einer großen Übersichtsstudie. Pressemitteilung Verband der Osteopathen Deutschland
  18. E. Edzard, D. Eisenberg: Praxis Naturheilverfahren: Evidenzbasierte Komplementärmedizin, S. 84 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  19. G. Bronfort, N. Nilsson u. a.: Non-invasive physical treatments for chronic/recurrent headache. In: The Cochrane database of systematic reviews. Nummer 3, 2004, ISSN 1469-493X, S. CD001878, doi:10.1002/14651858.CD001878.pub2, PMID 15266458 (Review).
  20. W. J. Assendelft, S. C. Morton u. a.: Spinal manipulative therapy for low back pain. In: The Cochrane database of systematic reviews. Nummer 1, 2004, ISSN 1469-493X, S. CD000447, doi:10.1002/14651858.CD000447.pub2, PMID 14973958 (Review).
  21. M. A. Hondras, K. Linde, A. P. Jones: Manual therapy for asthma. In: The Cochrane database of systematic reviews. Nummer 2, 2005, ISSN 1469-493X, S. CD001002, doi:10.1002/14651858.CD001002.pub2, PMID 15846609 (Review)..
  22. K. R. Meltzer, P. R. Standley: Modeled repetitive motion strain and indirect osteopathic manipulative techniques in regulation of human fibroblast proliferation and interleukin secretion. In: The Journal of the American Osteopathic Association. Band 107, Nummer 12, Dezember 2007, ISSN 1945-1997, S. 527–536, PMID 18178762.
  23. Heilen mit den Händen. In: nzz.ch. 25. Juni 2006, abgerufen am 9. Februar 2015.
  24. Stiftung Warentest: Die Andere Medizin. „Alternative“ Heilmethoden für Sie bewertet, S. 211ff. Berlin 2005. ISBN 3-937880-08-9.
  25. E. Moxon: Dictionary of dates, and universal reference, relating to all ages and nations:, Edward Moxon & Co, London, 1851, S. 84 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  26. W. Hooker: Physician and patient; or, A practical view of the mutual duties, relations and interests of the medical profession and the community, Baker and Scribner, New York, 1849, S. 146ff (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  27. a b W. P. Hood: On Bone-Setting (so called), and its Relation to the Treatment of Joints Crippled by Injury, Rheumatism, Inflammation, Etc, Macmillan & Co, London/New York, 1871, S. 1ff., Nachdruck des Verlages READ BOOKS, 2008, ISBN 1-4086-9836-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  28. J. Hollins: The reformed botanic practice, and the nature and cause of disease clearly explained, and expressly arranged for the use of all classes, T. Simmons, Birmingham, 1852, S. 152ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  29. a b Torsten Liem, Tobias K. Dobler: Leitfaden Osteopathie: parietale Techniken, Urban&Fischer Verlag, 2005, S. 15, ISBN 3-437-55781-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  30. A. T. Still: Philosophy of Osteopathy, BiblioBazaar, LLC, 2009, S. 12, ISBN 1-103-35112-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  31. @1@2Vorlage:Toter Link/jolandos.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) In: jolandos.com
  32. K. J. Thomas, J. Carr u. a.: Use of non-orthodox and conventional health care in Great Britain. In: BMJ (Clinical research ed.). Band 302, Nummer 6770, Januar 1991, ISSN 0959-8138, S. 207–210, PMID 1998760, PMC 1669035 (freier Volltext).
  33. Eine ausführliche Familienbiographie Zimmers (mit zahlreichen historischen Abbildungen) findet sich unter [1]. Zimmer veröffentlichte in Deutschland auch einige Bücher im Selbstverlag und edierte die Schrift Das ist Chiropraktik! von J. S. Riley mit folgender Empfehlung unter Angabe seiner Dresdner Adresse: "Gesunden, Kranken und Nervenleidenden – Mit einem freundlichen 'Grüß Gott!' – Überreicht von Gustav A. Zimmer – US-amerikanischer Chiropraktiker und Osteopath – In Dresden=A.24, Nürnberger Straße 40. Diese Broschüre erschien später im "Hedwig Zimmer's Buchverlag für Chiropraktik und medizinlose Heilweisen", Dresden, und wurde u. A. mit dem Aufdruck "Überreicht von Alfred Singler (Heilpraktiker, Chiropraktiker und Osteopath)" verbreitet.
  34. Die Titel der Bücher waren: Der kürzeste Weg zur Gesundheit (1933), Chiropraktik oder Das menschliche Rückgrat als Träger und Ursache von Gesundheit und Krankheit (1934) und Chiropraktik (1935) Berlin.de - Liste der von den Nationalsozialisten verbotenen Literatur. In: berlin.de. , abgerufen am 9. Februar 2015.
  35. Herausgeber: Karl Erhard Weiss und Walther Kröner
  36. Pyramidenverlag Dr. Schwarz & Co. Berlin 1927.
  37. Die osteopathischen Techniken sind in einer Serie von 27 Bildern illustriert. Dazu heißt es: "Entsprechend den hier vorgetragenen grundsätzlichen Ausführungen wollen wir nun darangehen, in ganz einfacher allgemein verständlicher Weise die Technik der osteopathischen Massage darzulegen, und wir bedienen uns hierzu einer Anzahl gezeichneter Bilder, die nach Aufnahmen nach der Natur gezeichnet sind, und die es zusammen mit der beigegebenen Beschreibung ermöglichen, dass jeder Mensch von normalem Verstand und genügender Aufmerksamkeit die osteopathische Massage nach diesen Bildern vollständig erlernen kann."
  38. Das vorliegende Exemplar des Buchs von Dr. Medicus ist dem Buch Chiropraktik oder Das menschliche Rückgrat als Träger und Ursache von Gesundheit und Krankheit von Gustav Adolf Zimmer (Im Selbstverlag des Verfassers) beigebunden. Ursprünglich dürfte es als eigenständige Schrift erschienen sein.
  39. Alle in diesen Fortbildungsblättern erschienen Fachbeitrage sind veröffentlicht in dem Buch von Willi Schmitdt: Die Kunst der Chiropraktik und Osteopathie – Aufsätze und Vorträge zu Theorie und Erfahrung einer manuellen Ganzheitstherapie, Marczell-Verlag München 1984, ISBN 3-88015-093-1, das der Berufsverband Deutsche Heilpraktiker Landesverband Bayern e. V. (heute Heilpraktikerverband Bayern e. V.) zum zehnten Todestag von Willi Schmidt herausgab. Darin enthalten ist ein biographischer Aufsatz des Heilpraktikers Norbert Seidl (eines Schülers von Willi Schmidt) unter dem Titel Der Heilpraktiker Willi Schmidt zum 10. Todestag.
  40. Kongress-Schrift Heilpraktiker-Kongress 1957 Bad Kissingen, Herausgeber: Deutsche Heilpraktikerschaft e. V. München 1957 (Redaktion Albert Baginsky)
  41. Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen – 14. August 2013, S. 526.
  42. LG Düsseldorf Urteil vom 24. Juli 2006, Az. 12 O 66/05, Volltext.
  43. VGH Hessen, Urteil vom 18. Juni 2009, Az. 3 C 2604/08.N, Volltext.
  44. BVerwG, Beschluss vom 20. November 2009, Az. 3 BN 1.09, Volltext.
  45. Osteopathie-Schulen in Deutschland Stand: April 2011 (PDF-Datei)