„Menso Folkerts“ – Versionsunterschied

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'''Menso Folkerts''' (* [[22. Juni]] [[1943]] in [[Eschwege]]) ist ein deutscher Wissenschafts- und Mathematikhistoriker.
'''Menso Folkerts''' (* [[22. Juni]] [[1943]] in [[Eschwege]]) ist ein deutscher Wissenschafts- und Mathematikhistoriker.
== Biografie ==
Menso Folkerts studierte von 1962 bis 1967 klassische Philologie und Mathematik an der [[Universität Göttingen]], wo er 1967 promoviert wurde (''„[[Boethius]]“ Geometrie II, ein mathematisches Lehrbuch des Mittelalters'', Franz Steiner, Wiesbaden 1970). 1968 legte er das Staatsexamen in Göttingen ab und wurde dann 1969 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Geschichte der exakten Wissenschaften und Technik an der [[TU Berlin]], wo er sich 1973 habilitierte. Ab 1976 war er Professor an der [[Carl von Ossietzky Universität Oldenburg]] und ab 1980 Professor für Geschichte der Naturwissenschaften an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München]]. 2008 ging er in den Ruhestand.


== Leben ==
Folkerts beschäftigte sich u.&nbsp;a. mit lateinischen Euklidausgaben des Mittelalters, frühen mittelalterlichen Mathematik-Aufgabensammlungen, mittelalterlichen Texten, die das Rechnen im indisch-arabischen Dezimalsystem aufgriffen, und mit [[Regiomontanus]]. Zudem zählt er, beginnend mit dem 1994 erschienenen Band, zu den Herausgebern der [[Nicolaus Copernicus Gesamtausgabe]].<ref>[https://www.degruyter.com/view/serial/234992 Informationen über das Projekt] bei de Gruyter, abgerufen am 1. Juli 2018. (Der ebenfalls aufgezählte [[Heribert M. Nobis]] ist allerdings verstorben.)</ref>


[[Datei:Fabricius-Denkmal_msu_2018-4872.jpg|mini|Fabricius-Denkmal vor der [[Warnfried-Kirche (Osteel)]]]]
Im Rahmen seiner Gauß-Forschungen entwickelte Folkerts eine Briefdatenbank, die alle Briefe von und an Gauß enthält. Auf der Grundlage dieser Datenbank wird seit 2016 im Auftrag der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen die [[Gauß-Briefdatenbank]] aufgebaut, die online zur Verfügung steht. Er gab die Schriften von [[Kurt Vogel (Mathematikhistoriker)|Kurt Vogel]] heraus und die Gedichte von [[Fooke Hoissen Müller]].
Während des [[II. Weltkrieg]]s in [[Hessen]] geboren, verbrachte Folkerts seine Jugend im [[Ostfriesland|ostfriesischen]] [[Osteel]], wo 1611 [[David Fabricius|David]] und [[Johann Fabricius (Astronom)|Johann Fabricius]] die [[Sonnenflecken]] entdeckt hatten (→&nbsp;[[#Schaffen]]).
Von 1962 bis 1967 studierte er [[Klassische Philologie]], [[Mathematik]] und [[Historische Hilfswissenschaften]] an der [[Universität Göttingen]]. Bei [[Jürgen Mau]] lernte er griechische mathematische Texte kennen, und bei [[Hans Goetting]] erwarb er [[Paläographie|paläographische]] Kenntnisse.
Folkerts’ Dissertation war eine kritische Edition einer im 11.&nbsp;Jahrhundert zusammengestellten und [[Boethius]] zugeschriebenen [[Geometrie]] („Geometrie II“ zur Unterscheidung von einem ähnlichen Text<!--<ref>{{Google Buch |BuchID=QSY5AAAAIAAJ |Hervorhebung="Unter dem Namen des Boethius" "Geometrie I" Versionen |Linktext=Snippetansicht }}</ref>--> aus dem 8.&nbsp;Jahrhundert), die Übersetzungen von Teilen der [[Elemente (Euklid)|Elemente Euklids]] enthält. Gutachter waren [[Karl Deichgräber]], [[Will Richter]] und Goetting. Ein Nebengutachten lieferte [[Helmuth Gericke]], der an der [[Universität München]] den Lehrstuhl für [[Geschichte der Naturwissenschaften]] innehatte.
[[Joseph Ehrenfried Hofmann]] gab die Arbeit in der Reihe ''Boethius. Texte und Abhandlungen der exakten Wissenschaften'' (die Folkerts später [[#Herausgeber|übernahm]]) heraus<!--und lud Folkerts ein, darüber auf der Tagung „Problemgeschichte der Mathematik“ am [[Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach|Mathematischen Forschungsinstitut Oberwolfach]] vorzutragen (Folkerts nahm später weiter, auch leitend, teil)-->.
<!--Der Promotion 1967 folgte 1968 das [[Staatsexamen]] für das [[Lehramt]] an höheren Schulen.


Dort erwarb er 1967 den Dr. phil. mit einer Dissertation über einen mathematischen Text aus dem 11. Jahrhundert (''„Boethius“ Geometrie II, ein mathematisches Lehrbuch des Mittelalters'', Franz Steiner, Wiesbaden 1970 [12]). TODO bibl. Angaben irgendwo-->
== Auszeichnungen, Mitgliedschaften in Akademien, besondere Funktionen ==<!--vgl. [[Eberhard Knobloch]]-->
In Göttingen legte er 1968 das [[Staatsexamen]] für das [[Lehramt]] an höheren Schulen ab.
Seit 1981 war Menso Folkerts korrespondierendes Mitglied der „[[Académie internationale d’histoire des sciences]]“, seit 1986 ist er effektives Mitglied. Von 1982 bis 1985 war er stellvertretender Vorsitzender und von 1985 bis 1988 Vorsitzender der [[Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik|Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik]]. Von 1985 bis 2010 war er Kuratoriumsmitglied im [[Deutsches Museum|Deutschen Museum]]. Seit 1989 ist er Mitglied der [[Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina|Leopoldina]].<ref>{{Leopoldina|427|Kommentar=mit Bild|Datum=6. Juli 2016}}</ref> Seit 1998 ist er korrespondierendes Mitglied der [[Sächsische Akademie der Wissenschaften|Sächsischen Akademie der Wissenschaften]] (wo er von 1997 bis 2016 Vorsitzender der Kommission für Wissenschaftsgeschichte war), seit 1999 ordentliches Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]], deren Kommission für Wissenschaftsgeschichte er seit 2008 vorsteht und deren Kepler-Kommission er seit 2008 angehört<!--Noch-Existenz unklar-->. Er ist seit 2011 korrespondierendes Mitglied der [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen]]. 2013 erhielt er den [[Kenneth-O.-May-Preis]].

Von 1969 bis 1976 war Folkerts Wissenschaftlicher Assistent bzw. Assistenzprofessor am neu gegründeten und mit [[Christoph J. Scriba]] besetzten Lehrstuhl für Geschichte der exakten Wissenschaften und der Technik an der [[TU Berlin]], wo er sich 1973/74 [[Habilitation|habilitierte]]. Von 1976 bis 1980 war er [[C3-Professor]] für Mathematik mit dem Schwerpunkt Berufspraxis und Geschichte der Mathematik an der [[Universität Oldenburg]]. Von 1980 bis zum Eintritt in den Ruhestand (2008) war er [[C4-Professor]] für Geschichte der Naturwissenschaften an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München]] und Leiter des gleichnamigen Instituts.

== Schaffen ==

[[Datei:RomanAbacusRecon.jpg|mini|links|Rekonstruktion eines römischen Abakus’ – einem solchen ähnelte Gerberts Rechenbrett<!-- entfernt-->.]]
Folkerts’ wissenschaftliche Arbeiten umspannen die [[Geschichte der Mathematik]] von der [[Antike]] bis in die [[Neuzeit]].

Den Schwerpunkt seiner Forschungen bilden die mathematischen Wissenschaften im [[Mittelalter]] und in der [[frühe Neuzeit|frühen Neuzeit]]. Zu den [[latein]]ischen Texten, von denen er [[kritische Edition]]en vorlegte, gehören
eine [[Rechenaufgabe|Aufgabensammlung]] aus der Zeit [[Karl der Große|Karls des Großen]],
eine verbreitete Bearbeitung von [[Euklid]]s [[Elemente]]n aus dem 12.&nbsp;Jahrhundert,
die [[Arithmetik]] von al-Ḫwārizmī ([[al-Chwarizmi]]) über das Rechnen mit den indisch-arabischen Ziffern ([[Arabische Zahlschrift]]) und
die mathematischen Schriften des [[Nikolaus von Kues]].

Folkerts arbeitete auch über [[Gerbert von Aurillac]]s Rechenbrett – einer Abwandlung des römischen [[Rechnen auf Linien|Abakus]], bei dem auf den Steinen [[arabische Zahlschrift|indisch-arabische]] Ziffern stehen, und über die [[Rithmomachie]]. Weitere Veröffentlichungen beschäftigen sich mit Johannes [[Regiomontanus]] und mit der Entwicklung der [[Algebra]] im 15. und 16. Jahrhundert. Folkerts hat ein bis dahin unbekanntes Verfahren von [[Jost Bürgi]] entdeckt, um allein durch Verdoppeln und [[Addition|Addieren]] [[Sinus]]werte zu berechnen. Außerdem hat er sich mit den Texten aus dem 15. bis 17. Jahrhundert über die [[Volumen]]<nowiki />bestimmung von Fässern beschäftigt ([[Visierkunst]]). Folkerts hat Leben und Werk der Astronomen [[David Fabricius|David]] und [[Johann Fabricius (Astronom)|Johann Fabricius]] untersucht.<!--TODO Redundanz mit oben-->

[[Datei:Carl Friedrich Gauss.jpg|mini|Carl Friedrich Gauß]]
Weitere Arbeiten befassen sich mit [[Carl Friedrich Gauß]] und seinem wissenschaftlichen Umfeld. Folkerts hat die Aktivitäten von Gauß als [[Professor]] an der Göttinger Universität, auch seine Haltung zu den [[Göttinger Sieben]], auf Grund detaillerter [[Quelle (Geschichtswissenschaft)|Quelle]]nstudien dargestellt. Auf seinen Forschungen beruht das Gauß-Portal der [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen]], das alle bekannten Briefe von und an Gauß verzeichnet ([[Gauß-Briefdatenbank]]). Folkerts hat den einzigen vollständigen [[Bibliothekskatalog|Katalog]] von Gauß’ Bibliothek in [[Natchitoches (Louisiana)|Natchitoches]] (Louisiana, USA) wiederentdeckt.
Andere Arbeiten von Folkerts beschäftigen sich mit Mathematikern im Umfeld von Gauß, die aus Folkerts’ ostfriesischer Heimat<!--außer Jever/Tiarks--> stammen: [[Enne Heeren Dirksen]], [[Fooke Hoissen Müller]], [[Jabbo Oltmanns]]<!--kein Student-->, [[Johann Ludwig Tiarks]].

Auch zur [[Heinrich Heine|Heinrich-Heine]]-Forschung trug Folkerts bei. Er fand heraus, dass Heines letzte, von diesem „Mouche“ genannte Freundin [[Elise Krinitz]] keineswegs, wie bis dahin angenommen, aus herrschaftlichen Verhältnissen stammte, sondern als [[Adoptivkind]] in Fooke Hoissen Müllers weiterer Verwandtschaft aufwuchs.


== Veröffentlichungen (Auswahl) ==
== Veröffentlichungen (Auswahl) ==

*[[Boethius]] Geometrie II : ein mathematisches Lehrbuch des Mittelalters, Wiesbaden: Steiner 1970
=== Autor ===
*mit [[Bartel Leendert van der Waerden]]: History of Mathematics. Counting, Numerals and Calculation. 3: Written Numbers, Milton Keynes: The Open University Press, 1976.

*Die älteste mathematische Aufgabensammlung in lateinischer Sprache: Die [[Alkuin]] zugeschriebenen : Propositiones ad Acuendos Iuvenes, Österr. Akad. Wiss., Math.-Phys. Klasse, 116/6, 1978
'''Kritische Editionen'''
*Herausgeber: Mathemata : Festschrift für [[Helmuth Gericke]], Stuttgart: Steiner 1985
* ''„[[Boethius]]“ Geometrie II, ein mathematisches Lehrbuch des Mittelalters'' (=&nbsp;''Boethius.'' Band 9). Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1970, {{OCLC|169428}}.
*mit [[Hubert L. L. Busard]]: [[Robert von Chester|Robert of Chester]]'s (?) redaction of Euclid's Elements, the so-called Adelard II version, 2 Bände, Birkhäuser 1992
* {{Literatur|Titel=Die älteste mathematische Aufgabensammlung in lateinischer Sprache: Die [[Alkuin]] zugeschriebenen [[Propositiones ad acuendos iuvenes]]. Überlieferung, Inhalt, Kritische Edition<!--|ISSN=0379-0207-->|Reihe=Denkschriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse|<!--vgl. [[Österreichische Akademie der Wissenschaften-->BandReihe=116. Band|NummerReihe=6. Abhandlung|Ort=Wien|Datum=1878|DOI=10.1007/978-3-662-26367-9|Verlag=Böhlau Verlag<!--In Kommission bei Springer, + eBook TODO-->|ISBN=978-3-662-24254-4|Seiten=13–180}}
*Herausgeber und Übersetzer (mit Paul Kunitzsch): Die älteste lateinische Schrift über das indische Rechnen nach [[al-Chwarizmi|al-Ḫwārizmī]], Abh. Bayr. Akad. Wiss., Phil.-Hist. Klasse, 131, 1997
* {{Literatur|Autor=(mit [[Hubert L. L. Busard]])|Titel=[[Robert von Chester|Robert of Chester]]'s (?) Redaction of [[Elemente (Euklid)|Euclid's Elements]], the so-called Adelard II Version|Reihe=Science Networks<!--.--> – Historical Studies|BandReihe=Bände 8 und 9|Verlag=Birkhäuser Verlag|Ort=Basel/Berlin/Boston|Jahr=1992|ISBN=9780817627270}}
*mit [[Eberhard Knobloch]], [[Karin Reich]]: Maß, Zahl und Gewicht : Mathematik als Schlüssel zu Weltverständnis und Weltbeherrschung; Ausstellung im Zeughaus vom 15. Juli bis 24. September 1989, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, VCH 1989
* {{Literatur|Titel=Die älteste lateinische Schrift über das indische Rechnen nach [[Al-Chwarizmi|al-Hwārizmī]]. Edition, Übersetzung und Kommentar.|Reihe=<!--!?-->Bayerische Akademie der Wissenschaften<!--TODO =Verlag?-->, Philosophisch-historische Klasse. Abhandlungen. Neue Folge|NummerReihe=Heft 113|Ort=München|Datum=1997|ISBN=3-7696-0108-4}}
*Herausgeber: Mathematikgeschichte ohne Grenzen : die Korrespondenz zwischen [[Kurt Vogel (Mathematikhistoriker)|K. Vogel]] und [[Adolf Pawlowitsch Juschkewitsch|A. P. Juschkewitsch]], Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, München 1997
* {{Literatur|Titel=[[Nikolaus von Kues|Nicolai de Cusa]] Scripta Mathematica|TitelErg=Edidit Menso Folkerts|Reihe=Nicolai de Cusa Opera omnia|BandReihe=Volumen XX|Ort=Hamburg|Datum=2010|Verlag=Felix Meiner Verlag|ISBN=9783787317370}}
*Mathematische Probleme im Mittelalter : der lateinische und arabische Sprachbereich, Wolfenbüttler Mittelalter-Studien, Wiesbaden: Harrassowitz 1996

*Herausgeber mit [[David E. Rowe]], [[Christoph Scriba]], Sergei S. Demidov: Amphora : Festschrift für [[Hans Wußing|Hans Wussing]] zu seinem 65. Geburtstag Festschrift for Hans Wussing on the Occasion of his 65th Birthday, Birkhäuser 1992
'''Aufsätze zum Mittelalter und zur Frühen Neuzeit'''
*Herausgeber: Florilegium astronomicum : Festschrift für [[Felix Schmeidler]], Algorismus 37, München: Institut für Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaften, 2001
* {{Literatur|Titel=Frühe Darstellungen des Gerbertschen Abakus|Hrsg=Raffaella Franci, Paolo Pagli, Laura Toti Rigatelli|Sammelwerk=Itinera mathematica. Studi in onore di Gino Arrighi per il suo 90° compleanno|Verlag=Centro studi sulla matematica medioevale, <!--Univerisità di Siena--> [[Universität Siena]]|Ort=Siena|Datum=1996|OCLC=1109259302|Seiten=23–43}}
*Carl Friedrich Gauß' Aktivitäten an der Universität Göttingen, Nachr. Akad. Wiss. Göttingen, Math-Phys. Klasse, 2002
* {{Literatur|Titel=“Rithmomachia”, a Mathematical Game from the Middle Ages|Sammelwerk=Essays on Early Medieval Mathematics. The Latin Tradition.|Reihe=Variorum Collected Studies|BandReihe=751|Verlag=[[Ashgate Publishing]]|Ort=[[Aldershot]]|Datum=2003|ISBN=9780860788959|Kapitel=Nr.&nbsp;XI<!--z. T. Nachdrucke, deshalb Seitenzahlen unbrauchbar-->|Sprache=en}}
* als Hrsg. mit [[Stefan Kirschner]] und [[Andreas Kühne]]: ''Pratum floridum.'' Festschrift [[Brigitte Hoppe]]. Augsburg 2002 (= ''[Münchner Universitätsschriften:] Algorismus. Studien zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften.'' Band 38).
* {{Literatur|Titel=Die mathematischen Studien Regiomontans in seiner Wiener Zeit.|Hrsg=[[Günther Hamann]]|Sammelwerk=Regiomontanus-Studien|Reihe=<!--TODO + ...Kommission... – 3 Hefte/Bände-->Sitzungsberichte – [[Österreichische Akademie der Wissenschaften]], Philosophisch-historische Klasse|BandReihe=364|Verlag=<!--TODO vgl. oben „Böhlau“-->Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften|Ort=Wien|Datum=1980|ISBN=978-3-7001-0339-4|Seiten=175-209}}
*Essays on early medieval mathematics : the Latin tradition, Aldershot: Ashgate 2003
* ''Die Mathematik im sächsisch-thüringischen Raum im 15. und 16. Jahrhundert.'' In: [[Rainer Gebhardt]] (Hrsg.): ''Kaufmanns-Rechenbücher und mathematische Schriften der frühen Neuzeit.<!-- Beiträge des wissenschaftlichen Kolloquiums vom 15.4.–17.4.2011 in der Berg- und Adam-Ries-Stadt Annaberg-Buchholz-->'' (=&nbsp;''Schriften des Adam-Ries-Bundes e.V.'' Band 22). [[Adam-Ries-Bund]], Annaberg-Buchholz 2011, ISBN 978-3-930430-94-9, S.&nbsp;1–22.
*mit [[Olaf Neumann (Mathematiker)|Olaf Neumann]]: Der Briefwechsel zwischen [[Ernst Eduard Kummer|Kummer]] und [[Karl Gustav Reuschle|Reuschle]]. Ein Beitrag zur Geschichte der algebraischen Zahlentheorie, Algorismus Heft 50, Augsburg: Dr. Erwin Rauner Verlag 2006.
* ''Jost Bürgis „Kunstweg“ zur Berechnung der Sinuswerte.'' In: [[Gudrun Wolfschmidt]]: ''Festschrift – Proceedings of the Scriba Memorial Meeting – History of Mathematics.<!--Wissenschaftliches Kolloquium und Tagung der Fachgruppen Geschichte der Mathematik in der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) und der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik (GDM)-->'' (=&nbsp;''Nuncius Hamburgensis<!-- – Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften.-->'' Band 36). tredition, Hamburg 2017, ISBN 978-3-7345-5289-2, S.&nbsp;195–213.
*The Development of Mathematics in Medieval Europe. The Arabs, Euclid, Regiomontanus, Aldershot: Ashgate 2006<ref>Neubearbeitung von Folkerts, Euclid in Medieval Europe. Winnipeg 1989.</ref>
* ''Die Faßmessung (Visierkunst) im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit.'' In: Rainer Gebhardt (Hrsg.): ''Visier- und Rechenbücher der frühen Neuzeit.<!-- Beiträge des wissenschaftlichen Kolloquiums vom 18.4.–20.4.2008 in der Berg- und Adam-Ries-Stadt Annaberg-Buchholz-->'' (=&nbsp;''Schriften des Adam-Ries-Bundes e.V.'' Band 19). Adam-Ries-Bund, Annaberg-Buchholz 2008, ISBN 978-3-930430-78-9, S.&nbsp;1–36.
*mit [[Rainer Gebhardt]]: Annaberger Rechenmeister-Kolloquien 1992 – 2008. Übersicht und Gesamtverzeichnis zu Rechenmeistern, Cossisten und Verfassern von Rechenbüchern der frühen Neuzeit, Schriften des Adam-Ries Bundes 21, Annaberg-Buchholz 2009.
* ''Der Astronom David Fabricius (1564–1617): Leben und Wirken.'' In: ''[[Berichte zur Wissenschaftsgeschichte]].'' Band 23.<!-- Wiley-VCH Verlag,--> Weinheim 2003, S.&nbsp;127–142, {{DOI|10.1002/bewi.20000230205}}. <!--{{Google Buch|BuchID=klp4DwAAQBAJ|Seite=466|Hervorhebung=f"david fabricius"}}-->
*Herausgeber: [[Nikolaus von Kues|Nicolai de Cusa]] Scripta Mathematica. Opera Omnia, Band 20, Felix Meiner 2010

*mit Hans Wußing: EAGLE-GUIDE. Von Pythagoras bis Ptolemaios. Mathematik in der Antike, Leipzig: Edition am Gutenbergplatz 2012.
'''Gauß und sein Umfeld'''
*mit Dieter Launert und [[Andreas Thom (Mathematiker)|Andreas Thom]]: Jost Bürgi’s method for calculating sines. Historia Mathematica 43, 2016, S. 133–147.
* {{Literatur|Titel=Carl Friedrich Gauß’ Aktivitäten an der Universität Göttingen|Sammelwerk=Nachrichten der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, II. Mathematisch-Physikalische Klasse|Band=<!--TODO!?-->Jahrgang 2002|Datum=2002|Ort=Göttingen|Verlag=Vandenhoeck & Ruprecht|<!--ZDB=505055-8-->ISSN=0065-5295|Nummer=2|Seiten=25–131}} <!--(vgl. {{Google Buch|BuchID=7Dhc0BRkCb8C|Seite=325|Hervorhebung=Folkerts}})-->
* ''Neues zur Handbibliothek von C. F. Gauß.'' In: ''Mitteilungen<!-- der Gauß-Gesellschaft Göttingen-->.'' Nr.&nbsp;44. [[Gauß-Gesellschaft]] e.&nbsp;V., Göttingen 2007, {{ISSN|0435-1452}}, S.&nbsp;43–57.
* ''Der Mathematiker E. H. Dirksen und C. F. Gauß.'' In: ''Mitteilungen<!-- der Gauß-Gesellschaft Göttingen-->.'' Nr.&nbsp;20/21. Gauß-Gesellschaft e.&nbsp;V., Göttingen 1983/84, {{ISSN|0435-1452}}, S.&nbsp;66–76.
* ''Jabbo Oltmanns (1783–1833), ein fast vergessener angewandter Mathematiker.'' In: [[Emder Jahrbuch für historische Landeskunde Ostfrieslands|''Jahrbuch der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden.'']] Band 67. Verlag [[Ostfriesische Landschaft]], Aurich<!--http://www.urbis-libnet.org/vufind/Record/Istituto%20Storico%20Austriaco.IAR326682--> 1987, S.&nbsp;72-180.
* {{Literatur|Titel=„Ein freundschaftliches Verhältniß“: J. L. Tiarks und C. F. Gauß.|Hrsg=[[Hanno Beck]], [[Reinhard Siegmund-Schultze]], [[Christian Suckow]], Menso Folkerts|Sammelwerk=Natur, Mathematik und Geschichte. Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung und zur Mathematikhistoriographie.|Reihe=Acta historica [[Leopoldina]]|Nummer=27)|Verlag=[[Johann Ambrosius Barth Verlag|Barth]]|Ort=Leipzig|Datum=1997|ISSN=0001-5857|Seiten=159-174}} <!--http://avh.bbaw.de/biblio/title.php?id=104849-->

[[Datei:Lefler Heine and Krinitz.jpg|mini|Heine und „Mouche“]]
'''Weitere Arbeiten'''
* (mit Eberhard Knobloch und Karin Reich): ''Maß, Zahl und Gewicht. Mathematik als Schlüssel zu Weltverständnis und Weltbeherrschung.'' 2. überarbeitete und ergänzte Auflage. Harrasowitz Verlag (in Kommission), Wiesbaden 2001, ISBN 978-3-447-04472-1.
* ''Fooke Hoissen Müller. Sämtliche Gedichte.'' Kritisch herausgegeben und eingeleitet von Menso Folkerts. Verlag [[Ostfriesische Landschaft]], Aurich 1998. ISBN 3-932206-12-6 (mit ausführlicher Biographie).
* {{Literatur|Titel=Wer war Heinrich Heines »Mouche«? Dichtung und Wahrheit|Hrsg=[[Joseph Anton Kruse]]|Sammelwerk=Heine-Jahrbuch<!--TODO oder Folgende Titelbestandteile-->|Datum=1999|Band=38. Jahrgang|Verlag=[[J.B. Metzler]]|ISBN=9783476037886|Seiten=132–151|Online={{Google Buch|BuchID=i6C8DQAAQBAJ|Seite=133}}}}

=== Herausgeber ===
Von Folkerts herausgegebene Reihen sind:
* ''Boethius. Texte und Abhandlungen zur Geschichte der exakten Wissenschaften.'' Franz Steiner Verlag, Stuttgart, Band 12 (1985) bis Band 69 (2018); 58 Bände.
* ''Algorismus. Studien zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften.'' Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, München,<!--wann Wechsel?--> bzw. Dr. Erwin Rauner Verlag, Augsburg, ab Band 1 (1988); bisher 85 Bände.<!--TODO ISSN ...-->
Seit 1994 ist Folkerts Mitherausgeber der 2019 abgeschlossenen [[Nicolaus Copernicus Gesamtausgabe]].

Folkerts ist bzw. war Mitherausgeber zahlreicher Fachzeitschriften und Reihen, darunter ''[[Arabic Sciences and Philosophy]]'', ''[[Archive for History of Exact Sciences]]'', ''[[Historia Mathematica]]'', ''[[Science Networks]]''<ref>[https://www.springer.com/series/4883 Zeitschrift beim Springer-Verlag.]</ref> und ''[[Sudhoffs Archiv]]''.

Unter anderen gab Folkerts folgende Einzelpublikationen heraus:
* [[Kurt Vogel]]: ''Kleinere Schriften zur Geschichte der Mathematik.'' Franz Steiner, Stuttgart 1988.
* ''Mathematische Probleme im Mittelalter. Der lateinische und arabische Sprachbereich.'' Harrasowitz, Wiesbaden 1996.
* (mit [[Yvonne Dold-Samplonius]], [[Joseph W. Dauben]], [[Benno van Dalen]]:) ''From China to Paris: 2000 Years Transmission of Mathematical Ideas.'' Franz Steiner, Stuttgart 2002.
* (mit [[Andreas Kühne]]:) ''Astronomy as a Model for the Sciences in Early Modern Times.'' Dr. Erwin Rauner Verlag, Augsburg 2006.
Außerdem war er Herausgeber oder Mitherausgeber von [[Festschrift]]en für [[Helmuth Gericke]] (1985), [[Hans Wußing]] (1992), [[Hubert L. L. Busard]] (1993), [[Christoph J. Scriba]] (1996), [[Kurt-R. Biermann]] (1997), [[Paul Kunitzsch]] (2000), [[Felix Schmeidler]] (2001), [[Brigitte Hoppe]] (2002) und [[Ivo Schneider (Historiker)|Ivo Schneider]] (2004).
== Mitgliedschaften in Wissenschaftsakademien, Auszeichnungen ==
* Seit 1981 [[korrespondierendes Mitglied|korrespondierendes]] (''membre correspondant''), seit 1986 effektives Mitglied (''membre effectif'') der [[Académie Internationale d’Histoire des Sciences]]<ref>{{Internetquelle|url=http://www.aihs-iahs.org/en/membres?field_country_value_many_to_one%5B%5D=DE|titel=Membres correspondants et membres effectifs|hrsg=Académie Internationale d'Histoire des Sciences&nbsp;/ International Academy of the History of Science|sprache=fr|abruf=2019-12-10}}</ref>
* seit 1989 Mitglied der [[Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina|Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina]]<ref>{{Leopoldina|427|Kommentar=mit Bild|Datum=10. Dezember 2019}}</ref><!--TODO Senator 1998–2006, unten?-->
* seit 1998 korrespondierendes<!--s. Artikel [[Sächs...]] Einleitung--> Mitglied der [[Sächsische Akademie der Wissenschaften|Sächsischen Akademie der Wissenschaften]]<ref>Mitgliedseintrag<!--vgl. Vorlage:Leopoldina--> {{Internetquelle|url=https://www.saw-leipzig.de/de/mitglieder/folkertsm|titel=Menso Folkerts, Prof. Dr. phil. habil.|hrsg=Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig|abruf=2019-12-10}}</ref> <!--TODO Vorsitzender ... 2007-2015f. unten-->
* seit 1999 [[Bayerische Akademie der Wissenschaften#Gelehrtengemeinschaft|ordentliches]] Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]]<ref>{{Internetquelle|url=https://www.badw.de/gelehrtengemeinschaft/mitglieder.html?tx_badwdb_badwperson%5Bper_id%5D=869&tx_badwdb_badwperson%5BpartialType%5D=BADWPersonDetailsPartial&tx_badwdb_badwperson%5BmemberType%5D=&tx_badwdb_badwperson%5Baction%5D=show&tx_badwdb_badwperson%5Bcontroller%5D=BADWPerson|titel=Mitglieder. Prof. Dr. Menso Folkerts|hrsg=Bayerische Akademie der Wissenschaften|abruf=2019-12-10}}</ref><!--TODO Komissionen ... unten-->
* seit 2011 [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen#Mitglieder|korrespondierendes]] Mitglied der [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen]]<ref>Mitgliedseintrag {{Internetquelle|url=https://www.adw-goe.de/mitglieder/personendetails/person/menso-folkerts/|titel=Prof. Dr. Menso Folkerts|hrsg=Akademie der Wissenschaften zu Göttingen|abruf=2019-12-10}}</ref>
* [[Kenneth-O.-May-Preis]] 2013<ref name="imu-may">{{Internetquelle|url=https://www.mathunion.org/ichm/prizes/kenneth-o-may/awarding-kenneth-o-may-prize-ivor-grattan-guinness-and-rhada-charan-0|titel=Awarding of the May Prizes for 2013|autor=[[Craig Fraser]]|hrsg=[[Internationale Mathematische Union]]|sprache=en|abruf=2019-12-10}}</ref>
* seit 2018 [[Ehrenmitglied]] des [[Adam-Ries-Bund|Adam-Ries-Bundes]] e.V.<!--Beleg fehlt auf http://www.adam-ries-bund.de/-->

== Mitarbeit in Organisationen und Gremien == <!--TODO höher?-->
* Mitglied des Deutschen Nationalkomitees<ref>{{Internetquelle|url=https://www.historicum.net/technikgeschichte/fachcommunity/iuhpstdhst-nationalkomitee/|titel=Deutsches Nationalkomitee|werk=[[historicum.net]]|abruf=2019-12-12}}</ref> in der [[Internationale Vereinigung für Wissenschaftsgeschichte und -theorie|''International Union of History and Philosophy of Science'']] (Division of History of Science) 1977-1993 sowie 1997-2010
* Fachgutachter für Geschichte der Naturwissenschaften bei der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutschen Forschungsgemeinschaft]] 1980-1988
* Stellvertretender Vorsitzender bzw. Vorsitzender der [[Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik|Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik]] 1982–1988<ref name="imu-may" />
* Mitglied des [[Kuratorium]]s des [[Deutsches Museum|Deutschen Museums]]<ref name="imu-may" /> 1985–2010
*Vorstandsmitglied<!--TODO Beleg bei IMU?--> der ''[[International Commission on the History of Mathematics]]'' (ICHM, in der [[Internationale Mathematische Union|''International Mathematical Union'']])<ref>{{Internetquelle
|titel=International Commission on the History of Mathematics (ICHM)
|url=https://www.mathunion.org/activities/international-commission-history-mathematics-ichm
|hrsg=Internationale Mathematische Union |zugriff=2019-12-12 }}</ref><ref name="imu-may" /> 1990–2010
* Vorsitzender der [[<!--TODO bringt‘s das?-->Kommission]] für Wissenschaftsgeschichte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften 1997–2016
* Obmann und Mitglied des [[Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina#Organisation|Senats]] der Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina 1998–2006
* Bayerische Akademie der Wissenschaften: Mitglied der Kepler-Kommission 2006–2016, Vorsitzender der Kommission für Wissenschaftsgeschichte 2008-2016, Vorsitzender des Projektbeirats „Wissenschaftsgeschichte“ seit 2016


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 8. Januar 2020, 20:04 Uhr

Menso Folkerts (* 22. Juni 1943 in Eschwege) ist ein deutscher Wissenschafts- und Mathematikhistoriker.

Leben

Fabricius-Denkmal vor der Warnfried-Kirche (Osteel)

Während des II. Weltkriegs in Hessen geboren, verbrachte Folkerts seine Jugend im ostfriesischen Osteel, wo 1611 David und Johann Fabricius die Sonnenflecken entdeckt hatten (→ #Schaffen). Von 1962 bis 1967 studierte er Klassische Philologie, Mathematik und Historische Hilfswissenschaften an der Universität Göttingen. Bei Jürgen Mau lernte er griechische mathematische Texte kennen, und bei Hans Goetting erwarb er paläographische Kenntnisse. Folkerts’ Dissertation war eine kritische Edition einer im 11. Jahrhundert zusammengestellten und Boethius zugeschriebenen Geometrie („Geometrie II“ zur Unterscheidung von einem ähnlichen Text aus dem 8. Jahrhundert), die Übersetzungen von Teilen der Elemente Euklids enthält. Gutachter waren Karl Deichgräber, Will Richter und Goetting. Ein Nebengutachten lieferte Helmuth Gericke, der an der Universität München den Lehrstuhl für Geschichte der Naturwissenschaften innehatte. Joseph Ehrenfried Hofmann gab die Arbeit in der Reihe Boethius. Texte und Abhandlungen der exakten Wissenschaften (die Folkerts später übernahm) heraus. In Göttingen legte er 1968 das Staatsexamen für das Lehramt an höheren Schulen ab.

Von 1969 bis 1976 war Folkerts Wissenschaftlicher Assistent bzw. Assistenzprofessor am neu gegründeten und mit Christoph J. Scriba besetzten Lehrstuhl für Geschichte der exakten Wissenschaften und der Technik an der TU Berlin, wo er sich 1973/74 habilitierte. Von 1976 bis 1980 war er C3-Professor für Mathematik mit dem Schwerpunkt Berufspraxis und Geschichte der Mathematik an der Universität Oldenburg. Von 1980 bis zum Eintritt in den Ruhestand (2008) war er C4-Professor für Geschichte der Naturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Leiter des gleichnamigen Instituts.

Schaffen

Rekonstruktion eines römischen Abakus’ – einem solchen ähnelte Gerberts Rechenbrett.

Folkerts’ wissenschaftliche Arbeiten umspannen die Geschichte der Mathematik von der Antike bis in die Neuzeit.

Den Schwerpunkt seiner Forschungen bilden die mathematischen Wissenschaften im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Zu den lateinischen Texten, von denen er kritische Editionen vorlegte, gehören eine Aufgabensammlung aus der Zeit Karls des Großen, eine verbreitete Bearbeitung von Euklids Elementen aus dem 12. Jahrhundert, die Arithmetik von al-Ḫwārizmī (al-Chwarizmi) über das Rechnen mit den indisch-arabischen Ziffern (Arabische Zahlschrift) und die mathematischen Schriften des Nikolaus von Kues.

Folkerts arbeitete auch über Gerbert von Aurillacs Rechenbrett – einer Abwandlung des römischen Abakus, bei dem auf den Steinen indisch-arabische Ziffern stehen, und über die Rithmomachie. Weitere Veröffentlichungen beschäftigen sich mit Johannes Regiomontanus und mit der Entwicklung der Algebra im 15. und 16. Jahrhundert. Folkerts hat ein bis dahin unbekanntes Verfahren von Jost Bürgi entdeckt, um allein durch Verdoppeln und Addieren Sinuswerte zu berechnen. Außerdem hat er sich mit den Texten aus dem 15. bis 17. Jahrhundert über die Volumenbestimmung von Fässern beschäftigt (Visierkunst). Folkerts hat Leben und Werk der Astronomen David und Johann Fabricius untersucht.

Carl Friedrich Gauß

Weitere Arbeiten befassen sich mit Carl Friedrich Gauß und seinem wissenschaftlichen Umfeld. Folkerts hat die Aktivitäten von Gauß als Professor an der Göttinger Universität, auch seine Haltung zu den Göttinger Sieben, auf Grund detaillerter Quellenstudien dargestellt. Auf seinen Forschungen beruht das Gauß-Portal der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, das alle bekannten Briefe von und an Gauß verzeichnet (Gauß-Briefdatenbank). Folkerts hat den einzigen vollständigen Katalog von Gauß’ Bibliothek in Natchitoches (Louisiana, USA) wiederentdeckt. Andere Arbeiten von Folkerts beschäftigen sich mit Mathematikern im Umfeld von Gauß, die aus Folkerts’ ostfriesischer Heimat stammen: Enne Heeren Dirksen, Fooke Hoissen Müller, Jabbo Oltmanns, Johann Ludwig Tiarks.

Auch zur Heinrich-Heine-Forschung trug Folkerts bei. Er fand heraus, dass Heines letzte, von diesem „Mouche“ genannte Freundin Elise Krinitz keineswegs, wie bis dahin angenommen, aus herrschaftlichen Verhältnissen stammte, sondern als Adoptivkind in Fooke Hoissen Müllers weiterer Verwandtschaft aufwuchs.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Autor

Kritische Editionen

Aufsätze zum Mittelalter und zur Frühen Neuzeit

  • Frühe Darstellungen des Gerbertschen Abakus. In: Raffaella Franci, Paolo Pagli, Laura Toti Rigatelli (Hrsg.): Itinera mathematica. Studi in onore di Gino Arrighi per il suo 90° compleanno. Centro studi sulla matematica medioevale, Universität Siena, Siena 1996, OCLC 1109259302, S. 23–43.
  • “Rithmomachia”, a Mathematical Game from the Middle Ages. In: Essays on Early Medieval Mathematics. The Latin Tradition. (= Variorum Collected Studies. Band 751). Ashgate Publishing, Aldershot 2003, ISBN 978-0-86078-895-9, Nr. XI (englisch).
  • Die mathematischen Studien Regiomontans in seiner Wiener Zeit. In: Günther Hamann (Hrsg.): Regiomontanus-Studien (= Sitzungsberichte – Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse. Band 364). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1980, ISBN 978-3-7001-0339-4, S. 175–209.
  • Die Mathematik im sächsisch-thüringischen Raum im 15. und 16. Jahrhundert. In: Rainer Gebhardt (Hrsg.): Kaufmanns-Rechenbücher und mathematische Schriften der frühen Neuzeit. (= Schriften des Adam-Ries-Bundes e.V. Band 22). Adam-Ries-Bund, Annaberg-Buchholz 2011, ISBN 978-3-930430-94-9, S. 1–22.
  • Jost Bürgis „Kunstweg“ zur Berechnung der Sinuswerte. In: Gudrun Wolfschmidt: Festschrift – Proceedings of the Scriba Memorial Meeting – History of Mathematics. (= Nuncius Hamburgensis Band 36). tredition, Hamburg 2017, ISBN 978-3-7345-5289-2, S. 195–213.
  • Die Faßmessung (Visierkunst) im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. In: Rainer Gebhardt (Hrsg.): Visier- und Rechenbücher der frühen Neuzeit. (= Schriften des Adam-Ries-Bundes e.V. Band 19). Adam-Ries-Bund, Annaberg-Buchholz 2008, ISBN 978-3-930430-78-9, S. 1–36.
  • Der Astronom David Fabricius (1564–1617): Leben und Wirken. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte. Band 23. Weinheim 2003, S. 127–142, doi:10.1002/bewi.20000230205.

Gauß und sein Umfeld

Heine und „Mouche“

Weitere Arbeiten

Herausgeber

Von Folkerts herausgegebene Reihen sind:

  • Boethius. Texte und Abhandlungen zur Geschichte der exakten Wissenschaften. Franz Steiner Verlag, Stuttgart, Band 12 (1985) bis Band 69 (2018); 58 Bände.
  • Algorismus. Studien zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften. Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, München, bzw. Dr. Erwin Rauner Verlag, Augsburg, ab Band 1 (1988); bisher 85 Bände.

Seit 1994 ist Folkerts Mitherausgeber der 2019 abgeschlossenen Nicolaus Copernicus Gesamtausgabe.

Folkerts ist bzw. war Mitherausgeber zahlreicher Fachzeitschriften und Reihen, darunter Arabic Sciences and Philosophy, Archive for History of Exact Sciences, Historia Mathematica, Science Networks[1] und Sudhoffs Archiv.

Unter anderen gab Folkerts folgende Einzelpublikationen heraus:

  • Kurt Vogel: Kleinere Schriften zur Geschichte der Mathematik. Franz Steiner, Stuttgart 1988.
  • Mathematische Probleme im Mittelalter. Der lateinische und arabische Sprachbereich. Harrasowitz, Wiesbaden 1996.
  • (mit Yvonne Dold-Samplonius, Joseph W. Dauben, Benno van Dalen:) From China to Paris: 2000 Years Transmission of Mathematical Ideas. Franz Steiner, Stuttgart 2002.
  • (mit Andreas Kühne:) Astronomy as a Model for the Sciences in Early Modern Times. Dr. Erwin Rauner Verlag, Augsburg 2006.

Außerdem war er Herausgeber oder Mitherausgeber von Festschriften für Helmuth Gericke (1985), Hans Wußing (1992), Hubert L. L. Busard (1993), Christoph J. Scriba (1996), Kurt-R. Biermann (1997), Paul Kunitzsch (2000), Felix Schmeidler (2001), Brigitte Hoppe (2002) und Ivo Schneider (2004).

Mitgliedschaften in Wissenschaftsakademien, Auszeichnungen

Mitarbeit in Organisationen und Gremien

Literatur

Einzelnachweise

  1. Zeitschrift beim Springer-Verlag.
  2. Membres correspondants et membres effectifs. Académie Internationale d'Histoire des Sciences / International Academy of the History of Science, abgerufen am 10. Dezember 2019 (französisch).
  3. Mitgliedseintrag von Menso Folkerts (mit Bild) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 10. Dezember 2019.
  4. Mitgliedseintrag Menso Folkerts, Prof. Dr. phil. habil. Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, abgerufen am 10. Dezember 2019.
  5. Mitglieder. Prof. Dr. Menso Folkerts. Bayerische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 10. Dezember 2019.
  6. Mitgliedseintrag Prof. Dr. Menso Folkerts. Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, abgerufen am 10. Dezember 2019.
  7. a b c d Craig Fraser: Awarding of the May Prizes for 2013. Internationale Mathematische Union, abgerufen am 10. Dezember 2019 (englisch).
  8. Deutsches Nationalkomitee. In: historicum.net. Abgerufen am 12. Dezember 2019.
  9. International Commission on the History of Mathematics (ICHM). Internationale Mathematische Union, abgerufen am 12. Dezember 2019.